[BSS] Baltisaksa sõnastik

Deutscheesti keel

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Päring: osas

Leitud 43 artiklit

Arro der
{estn. aru od. aro 'fruchtbares trocken gelegenes Land, trockene Wiese'}
'hochgelegene, trockene, auch mit Gesträuch bewachsene Stelle' de Wiese, Anger; et aru
von dem grossen Wegen, der durch die Arro gehet
vgl Arve

QUELLEN

Possart 1846, 181
Arro (esthn.) nennt man eine etwas hoch liegende trockene, auch mit Gesträuch bewachsene Stelle, daher redet man von Arroland, welches zum Acker tauglich ist.

Gutzeit 1859, 51
Arro Von Hup. [Id. 9f. ungefähr wörtlich] angef.: eine etwas hochgelegene, trockne, auch mit Gesträuch bewachsene Gegend. Daher rede man von Arroland, das zum Acker taugt; von Arroheuschlägen ['die ein kurzes nahrhaftes Gras oder auch Klee liefern'] u.s.w. Estnisch

Gutzeit 1886, 58
Arro vielleicht entsprechend dem deutschen Anger

Ojansuu 1906, 93
Arro, der, heisst eine etwas hoch liegende trockene auch mit Gesträuch bewachsene Stelle: daher redet man von Arroland, welches zum Acker taugt, und von Arroheuschlägen die ein kurzes nahrhaftes Gras oder auch Klee liefern = estn. aru od. aro (finn. aro) 'fruchtbares, trocken gelegenes Land, trockene Wiese1.

Suolahti 1910, 102
Arro, der (Ehstn.) heisst eine etwas hoch liegende trockene auch mit Gesträuch bewachsene Stelle: daher redet man von Arroland, welches zum Acker taugt, und von Arroheuschlägen die ein kurzes nahrhaftes Gras oder auch Klee liefern (HUPEL). Aus estn. aru, aro (finn. aro) 'fruchtbares, trocken gelegenes Land, trockene Wiese'

Kiparsky 1936, 31
Arro 'hochgelegene, trockene, auch mit Gesträuch bewachsene Stelle' ‹ estn. aro 'trocken gelegenes Land'. HUPEL 9, GUTZEIT I, 51; N.86 58, OJANSUU 93, SUOLAHTI 102. Belegt für Reval, 1605: ... von dem grossen Wegen, der durch die Arro gehet (Brieflade II, 229)

Arve die
{estn. arv = aro}
‣ Belege: Wenden
de Viehweide; et karjamaa
up enem holtwege ... [durch] en arve
vgl Arro

QUELLEN

Kiparsky 1936, 31
Arve f. = Arro, auch 'Viehweide' (BOSSE Livl. Bauer 343f.) ‹ estn. arv = aro (WIEDEMANN s.v.). WESTRÉN-DOLL SbbGEG. 1924, S. 13. Belegt für Wenden, 1531: ... up enem holtwege ... [durch] en arve ... (GU. II, 315).

Asonik der
{estn. asunik 'Neusiedler'}
scherzh. 'die kleinste Schnapsflasche' et asunik
vgl Rigiwanem

QUELLEN

Stegmann von Pritzwald 1952, 417
Asonik riigivanem (estn.) „Staatsältester“ war scherzhaft die Bezeichnung für die größte Schnapsflasche und asonik (estn.) „Neusiedler“ bezeichnete das kleinste Format dieses beliebten Gegenstandes.

Asunik
{estn. Asunik 'Ansiedler'}
‣ Belege: Estland
de Kleinbauer; Neubauer; et asunik

QUELLEN


Asunik 'Siedlerstelle' 1) Dorpat, Krüdnesshof; 2. Dorpat, Estland 'Kleinbauer'; 3. Estland 'Neubauer'


asunikud 'Ansiedler' Fellin, Reval

Bailo
{estn. pai 'lieb'}
Kindersp. de Liebchen, Kleines, mein Kind; et kullake, paike(ne), lapsuke

QUELLEN

Petri 1802, 82
Bailo oder Pailo (aus dem Ehstnischen ein Kinderschmeichelwort, etwa Liebchen, Kleines, mein Kind.

Hakjalg
{estn. hakk-jalg}
‣ Belege: Estland
'kleiner Haufen von Roggengarben auf dem Felde' et hakk-jalg, hakk
siehe auch Heuhaufen

QUELLEN

Hupel 1795a, 88
Hakjalg (Ehstn.) d.i. ein kleiner Haufen von Roggengarben auf dem Felde.

Ojansuu 1906, 96
Hakjalg ein kleiner Haufen von Roggengarben auf dem Felde = estn. hakkjalg, hakijalg (hakk + jalg = finn. jalka) kleiner Schober von fünf Garben.

Suolahti 1910, 103
Hakjalg (Ehstn.) d.i. ein kleiner Haufen von Roggengarben auf dem Felde (Hupel). Aus estn. hakk-jalg 'kleiner Schober von fünf Garben'.

Kiparsky 1936, 33
Hakjalg [hákjalk]? 'kleiner Haufen von Roggengarben auf dem Felde' ‹ estn. hakk-jalg 'kleiner Getreidehaufen'. Hupel 88, Ojansuu 96, Suolahti 103, Mark SbbGEG. 1931, S. 321. - E. EL.
S. 27: im lett. Gebiet: Gubbe.

Halge die
‣ Varianten: Halgen, Halje, Haljen
{estn. halg}
et halg
‣ Synonyme: Holzhalje

QUELLEN

Sallmann 1880, 19
Halge, f. Holzscheit (halg).

Gutzeit 1889b, 479
Halge, auch Halje, die, gespr. Hall—je, 1) Brandscheit, ofenrecht gespaltenes Holzstück, Hupel. Ein Wort, das vorzugsweise im estn. Livland gebräuchlich ist, aber auch in Lettland und Riga zuweilen vorkommt. Daher führt auch Bergmann (210) es an: Halje, und daher auch in 172. 1801. 47: die Halge eine Arschin lang. — 2) in einer weiteren Bedeutung. Eichene Halgen zu einem sechsrudrigen Bote, 318.
Aus Estland wird das Wort in der ersten Bedeutung schon früh bezeugt. Do nam he ein Hellige Holtes und Schlach ihm und(er) de gefroren vöte, darnach, mit der Halligen Holtes up den Kopff, d. h. da nahm er eine Halge Holz und schlug ihm unter (an?) die gefrorenen Füße, darnach mit der Halge Holz auf den Kopf. Aus d. J. 1535 aus Reval. In 379. I. 79, mit der Bemerkung: das Wort Halje oder Halge, noch jetzt bei den Deutschen hierzulande üblich, ist das estnische halg, Scheit. — Dass Halge dem estnischen alg oder halg entlehnt sein könnte, erhält Wahrscheinlichkeit dadurch, dass Halge in der Bed. von Brandscheit vorzugsweise in Estland und estnisch Livland vorkommt. Indessen bezeugt der erste Beleg des Wortes aus dem J. 1535 eine doppelte Form: Helge und Halge. Die erste stimmt buchstäblich überein mit dem nd. Helge; wenn dieses auch nach dem brem. Wtb. nicht gerade Holzscheit, sondern Holzbahn bezeichnet, so ist eine Verwandtschaft d. estn. u. nd. Wortes wol denkbar, um so eher, da Halge in der zweiten Bed. nicht aus dem Estnischen herkommt, sondern ein Wort des norddeutschen Schiffsbaues ist. Die Abstammung von Halge, Brandscheit, aus dem Estnischen ist zum Wenigsten zweifelhaft, vgl. Helge.

Suolahti 1910, 103
Halje, die (aus dem Ehstn.), d.i. Scheit, Brandscheit, ein ofengerecht gespaltenes oder gehauenes Holzstück“ (HUPEL). Nach GUTZEIT ist Halge vorzugsweise im estn. Livland gebräuchlich, kommt aber in Lettland und Riga zuweilen vor; er belegt das Wort aus Reval schon aus dem Jahre 1535. Aus estn. halg 'Holzscheit'.

Kiparsky 1936, 27
Halge lett. Gebiet entspricht „Paggel“.

Kiparsky 1936, 34
Halge, Halje [haljə] f., Halgen [haljən] m. 'Holzscheit' ‹ estn. halg 'Holzscheit'. Dazu: adj. hallig [háliχ] und Holzhalge 'Holzscheit'. HUPEL, HOHEISEL 27, SALLMANN V. 11; N. 19; SUOLAHTI 103.
Nach Gutzeit I, 479 sei „die Abstammung aus dem Estnischen zum wenigsten zweifelhaft“. Er stellt das Wort mit ndd. Helge 'Holzbahn' zusammen und beruft sich dabei vor allem auf einen Beleg aus d.. J. 1535 (Reval): ... ein Hellige Holtes ... Die Schreibung mit e dürfte aber hier fehlerhaft sein, da in demselben Satze dann ... mit der Halligen Holtes ... vorkommt (vgl. Gutzeit 1.c.) und wir in einem noch älteren Belege (Falkenau, 1515; GU. II, 112) auch die Form halligenn holt haben. - Ndd. Helgen pl. geht dagegen auf mndd. hellinge, heldinge zurück (vgl. Kluge Seemannssprache 364) und hat nur die ganz ausgeprägte Bed. 'schräge Holzbahn', die die Zusammenstellung mit bd. Halge verbietet. Im Sach- und Wortregister zu GU. II wird dieses letztere also mit Unrecht als „ndd.“ bezeichnet.
Bd. Halge ist in älterer Zeit nur für E. und EL. belegt, kommt aber bereits um 1800 zuweilen auch in Riga und LL. vor. Heute bedeutet es in Riga auch 'Klumpen, grosses Stück'. Vgl. Gutzeit I. c. und z.B. Grosberg RR. 1933, Nr. 238.

Nottbeck 1987, 36
Haljen (est.) - Holzscheit / E.L.R.
Diese Haljen sind für den Kamin bestimmt.

Taube 1944, 164
die Halge = Holzscheit
„Skandinavismen wie 'die Halje' für 'das Holzscheit' ... mußten (bei uns) vermieden werden.“

Kobolt 1990, 122
Halge f, Halje f, Halgen m, Haljen m Holzscheit, ofengerecht gespalten.
estn. halg Scheit.


QUELLEN (Informanten)
Schönfeldt, Alfred, Sen.: Riga, Petersburg, Estland
NB! Wir sagten in meiner Jugend der Holzhalgen“

Hirsnik
‣ Varianten: Hirschnik
{estn. hirsnik 'Bauerrichter, Anführer beim Fischen.'}
'Aufseher bei Fronarbeiter'

QUELLEN

Hupel 1774-1782, 58
Hirsnik, Külla-Kubjas. Schilter, Schiltreuter (ehst. Kilter, lett. Schkilteres) sind theils Dorf-Aeltesten, theils Unteraufseher über die Hofsarbeiter; doch sind die Benennungen nicht in allen Gegenden üblich und gleich.

Hupel 1795a, 95
Hirsnik, der (Ehstn.) ist ein Unteraufseher vom Bauerstande bey Frohnarbeiten, der auch zugleich die Stelle eines Dorfsältesten vertritt. Einige nennen ihn unrichtig. Hirschnik.

Ojansuu 1906, 96
Hirsnik, der, ist ein Unteraufseher vom Bauerstande bey Frohnarbeiten, der auch zugleich die Stelle eines Dorfsältesten vertritt. = estn. hirsnik G. hirsniku Bauerrichter, Anführer beim Fischen (der die Stange, hirs, regiert).

Suolahti 1910, 103
Hirsnik, der, (Ehstn.) ist ein Unteraufseher vom Bauerstande bey Frohnarbeiten, der auch zugleich die Stelle eines Dorfsältesten vertritt. Einige nennen ihn unrichtig. Hirschnik. (Hupel)
Aus estn. hirsnik 'Bauerrichter, Anführer beim Fischen (der die Stange, hirs, regiert)'.

Kiparsky 1936, 35
Hirsnik [hirsnik], Hirschnik [hiršnik] m. 'Unteraufseher vom Bauerstande bey Frohnarbeiten, der auch zugleich die Stelle eines Dorfsältesten vertritt' ‹ estn. hirsnik 'Bauerrichter, Anführer beim Fischen (der die Stange, [hirs] regiert)'. Hupel 95, Ojansuu 96, Suolahti 103. Heute ausser Gebrauch.

Kanakorv
‣ Varianten: Kanakorw
{estn. kanakorv 'Hühnerkorb'}
‣ Belege: Estland, Livland
'offener breiter Schlitten mit Holzgittern als Rücken- und Seitenlehne'
‣ Synonyme: Kressla

QUELLEN

Baranow 1941, 89
„Im Winter fuhr man im „Kanakorw“ (Hühnerkorb), einem offenen breiten Schlitten mit Holzgittern als Rücken- und Seitenlehne, ........"

Nottbeck 1987, 40
Kanakorv (est.) - Aufsatz für flachen Schlitten / E. mit Rücken- und Seitenlehne (wörtl. Hühnerkorb).


QUELLEN (Informanten)

Kanakorv (Hühner Korb) 'Arbeitsschlitten mit Rückenlehne, mit Strohsäcken ausgelegt als Sitzen, zur Personenbeförderung'
Narwa, Fellin, Dorpat, Reval, Stadt Walk, Soosaar (Fellin), Ligat, Waldeck (Kr. Wreck), Hallist (Kr. Pernau), Gut Richholz (Kr. Wiek), Karlsberg (Kr. Pernau), Pernau, Saara (Kr. Pernau), Sagnitz (Kr. Walk)

katki Adv
{russ. Sallmann 1880, 11; estn. katki 'entzwei' Kiparsky 1936, 42}

QUELLEN

Sallmann 1880, 11
katki entzwei; auch ins Estnische übergegangen (aus d. Russ.)

Kiparsky 1936, 42
katki [kátki] adv. 'entzwei' ‹ estn. katki id. Suolahti 107. E. EL. - Nach Masing WbA. soll in K. [!] katzki [kátski] 'etwas Verlorenes, Verschwundenes, Vernichtetes' vorkommen, das lautlich dem estn. katski 'entzwei' entsprechen würde, man kann sich aber schwerlich die Verbreitung eines estnischen Wortes, das keine Entsprechung im Liv. oder Lett. hat, nach K. vorstellen.

Kubjas
{estn. kubjas 'Fronvogt'}
'Aufseher bei Fronarbeiten'
vgl Hirsnik

QUELLEN

Hoheisel 1860, 28
Kubjas (estnisch), in Kurl. Wagger (lettisch): Aufseher über die Arbeiten der Bauern.

Lindner 1762, 229
Kubiaß Aufseher über die Arbeiter. Kirchen Kubiaß, Bauern Kubiaß

Hupel 1774-1782, 61
Kubjas, ein Bauer der über seine Brüder die Ehsten bey der Hofsarbeit die Aufsicht führt, und dafür von allem Gehorch und Abgaben Frey ist. Er steht so wie andern unter seines Herrn Ruthen.

Bergmann 1785, 41
Kubjas, ein Baueraufseher

Hupel 1795a, 130
Kubjas, der (Ehstn.) ist der Aufseher bey Frohnarbeiten in ehstnischen Distrikten. Oft nennt man jeden Beobachter oder Antreiber eben so, z.B. ich habe keinen Kubjas nöthig.

Petri 1802, 80
mein Kubjas ist gestorben, d.i. der Aufseher bei den Frohnarbeiten der Bauern, etwa der Frohnvogt.

Bunge 1851, ??
1662 ein Cubiaß

Gutzeit 1874, 109
Kubjas, der, bei Gadebusch Kubbjas, bei Älteren Cubias und Cubiaß, gespr. Kúbb-jass, Baueraufseher nach Bergmann, der Aufseher bei Fronarbeiten in estnischen Bezirken, nach Hupel. Der Kubias oder Starost, 329. 87; ein Cubiaß, im Privileg. Fellius v. 1662 in 192. 1; ein Cubias, 185. 29; Kubiassen, 329. 82, als Vz.
Die balt. Monatsschrift (396. I. 3. 281) sagt: Wagger nennt man in Kurland die die Gutswirtschaft gemäß den Anordnungen des Gutsverwalters und mittelbar leitenden Aufseher. Sie sind durchgängig den Eingeborenen angehörig. Im lett. Theile Livlands gebraucht man dafür die Bezeichnung: Strosche (unzweifelhaft das slav. Storosch, Wächter). Starost (slav. Ältester), und Schilter; im estnischen Theile Livlands, auf Ösel und in Estland: „Kubjas“ — Nach Gadebusch: ein estnisches in Livland sehr gebräuchliches Wort, Bauernaufseher, hauptsächlich bei ihrer Feldarbeit. Jedoch wird es auch in den Städten gebraucht, wo man Raths-Kubbjas, Brandkubbjas u. s. w. hat. — Nach Hupel nennt man oft (im estnischen Gebiete) jeden Beobachter oder Antreiber einen Kubjas, z. B. ich habe keinen Kubjas nöthig.

Sallmann 1880, 18
Kubjas Aufseher bei der ländlichen Arbeit, früher Frohnvogt.

Transehe-Roseneck 1890, 25
Kubjas Großknecht, im estn. Teil Livlands.

Ojansuu 1906, 97
Kubjas, der, 'Aufseher bei der ländlichen Arbeit, früher Frohnvogt. Es wird auch in den Städten gebraucht, wo man Raths-Kubjas, Brandkubjas u.s.w. hat' = estn. kubjas G. kubjase, kubja Frohnvogt, Aufseher der Arbeiter, küla-kubjas, waku-k. Dorfältester, suigu-k., tuku-k. Beaufsichtigter der Gemeinde in der Kirche, tē-k. Aufseher beim Wegbau, turu-k. Marktvogt, wangi-kubjas Gefängnisaufseher.

Suolahti 1910, 102
Brücken-Kubjas, der, ist derjenige Bauer welcher bey der Strassen- und Wege-Ausbesserung eines Landguts in Ehstnischen Distrikten die Aufsicht führt“ -- (HUPEL). vgl. Kubjas.

Bosse 1933, VII, VIII
Kubjas (estn.) - vgl. Zehntner.
Zehntner, Kubjas (nd. tegeder) - gutsherrlicher Beamter bäuerlichen Standes, dem vor allem die Betreibung der Abgaben (das Zehntner) obliegt.

Kiparsky 1936, 46
Kubjas [kúbjas] m. 'Aufseher, bes. bei Frohnarbeiten' ‹ estn. kubjas 'Frohnvogt, Aufseher der Arbeiter' (⁓ finn. kupias id.) HUPEL 130, HOHEISEL 28. GUTZEIT II, 109, SALLMANN V. 11; N. 18; OJANSUU 97, SUOLAHTI 110-111. E. und EL. - Der älteste Beleg vom J. 1497 im UB. II, 1, 405, Anm. a) aus Parmer (wohl = Parmel in Wierland), dann für Reval J. 1498 (Das älteste Wackenbuch des Revaler St. Johannis-Siechenhauses S. 46).
Zusammensetzungen: Ratskubjas, Brandkubjas, Brückenkubjas. Vgl. GUTZEIT I, 155 und II, 109.
S. 13: von Balten als Fremdwort durchaus empfunden.
S. 27: dem estn. Kubjas entspricht lett. Wagger.

HWbGA 1936, 202
Kubjas (estn./liv.) 'bäuerlicher Wirtschaftsbeamter, Aufseher'

Taube 1944, 95
Mein Vater war sein eigener Buchführer und Inspektor; gleich unter ihm standen die Aufseher der Felder und Feldarbeiten, die man mit dem estnischen Namen 'Kubjas' nannte. Sie waren Vertrauensleute .. Es gab einen Kubjas in ..., einen in ..m einen in ... den beiden letzten unterstand auch die Viehwirtschaft in ihrem Bereiche.

Wistinghausen 1954, 10
Kubjas 'Aufseher'

Habicht 1956, 300
der Kubjas

Nottbeck 1987, 50
Kubjas (est.) - Hofvogt / E.
Der Kubjas war absolut zuverlässig.

Kobolt 1990, 165
Kubjas (mit kurzer, betonter Anfangssilbe) m Aufpasser, Antreiber, Fronvogt, z.B.: Ich brauche keinen Kubjas hinter meinem Rücken!
estn. kubjas Aufseher, Vogt.


QUELLEN (Informanten)
Busch, Marie von: Reval
der Kubjas (estn.) 'Aufseher über die Knechte'

Hoffmann, Gjert: Reval
Kubjas Feldaufseher

Schiefner, Frieda: Reval
Kubjas, der 'Gutsaufseher'


der Kubjas 1. Gut Hachkowa, Kr. Werro; 2. Sagnitz 'Oberaufseher der Arbeiter, Vorarbeiter' (nur auf dem Gut); 3. Fellin 'Aufpasser'; 4. Reval (1918-39), vorher Südwierland (St. Simonis) 'Aufseher, Vorarbeiter'; 5. Reval u. Dorpat 'Arbeitsaufseher, Unterverwalter, urspr. Fronvogt'; 6. Dorpat u. Umgebung ÄAufseher'; 7. Dorpat, Krüdnershof 'Aufseher'; 8. der Kubias Alt-Wrangelshof by Dorpat; der Kubjas (estn.) 9. Gut Friedrichswalde, Kr. Wenden 'Vogt, lett. Wagger, auf Rittergütern'; der Kubias (estn.) 'Aufseher' 10. Kr. Pernau; 11. Dorpat 'Vorarbeiter'; 12. Kibbijarv / Kr. Dorpat 'Vogt'; 13. Nissi / Kr. Harjen 'im estnischen Teil, Aufseher'; 14. Reval 'Vogt, aber nur auf großen Bauernhöfen'; 15. Hallist, Kr. Pernau 'Aufseher; 16. Dorpat bzw. Wesenberg 'Vogt' (estn.); 17. Dorpat, Riga 'in Estland: Vorarbeiter'

kui Adj
{estn. kuiv 'trocken, dürr, mager'}

Was sehen Sie heute so hai und so kui aus, sitzen Sie in der Patsche?

QUELLEN

Gutzeit 1874, 113
kui. Was sehen Sie heute so hai und so kui aus, sitzen Sie in der Patsche? Bertram in 382. Kui wol das estn. kuiw, trocken, dürr, mager.

Kuje die
‣ Varianten: Koie, Kui, Kuie
{estn. kuhi; lett. kuja}
'großer kegelförmiger Haufen aus Korn, Stroh, Heu oder Holz'
siehe auch Heuhaufen, einfudrig

QUELLEN

Lindner 1762, 229
Kuje ist ein großes Maß aufgestapelt Heu, ein Schober, Stock, kleinere heissen in Preußen Kucksen, hier aber Gubben.

Bergmann 1785, 41
Kuie. Heuschober oder Wetterhaufen.

Hupel 1795a, 131
Kui oder Kuje, die (Ehstn.) ist ein großer kegelförmiger Haufen z.B. Stroh, Heu, Korn. Bergm. sagt Wetterhaufen.

Hupel 1774-1782, I 61
Kuje kommt von dem estn. Wort Kuhhi, und bedeutet einen unter freyen Himmel stehenden Körn-Heu-oder Stroh-Haufen.

Petri 1802, 2, 78, 80
Kuje ein großer kegelförmiger Heuhaufen
hohl Heu von der Kuije, d.i. von den hohen im Heuschlage liegenden Haufen.

Pantenius 1872, 331

Sallmann 1880, 20
Kuje, f. (meist zum Ueberwintern bestimmter)Haufen, Feime, Schober von Heu, Stroh, Getraide auf dem Felde (norddeutsch Hocke d. h. Haufe im Felde aufgestellter Garben, lit. kugis auf der Wiese stehender großer Heuhaufen, estn. kuhi, g. kuhja).

Gutzeit 1874, 70
Koie, die, st. Kuie

Gutzeit 1874, 113
[viele alte Belege]
Kuie, die, gespr. Kui-e, auch Kui-je, oft geschrieben Kuje, großer Schober, Feime, von Bg. Wetterhaufen erklärt. In Hupel Kui oder Kuje, bei Bg. (am Besten!) Kuie. Namentlich von Heu. Das gemähte Heu bringt man zuerst in Windhaufen (Gubben in Livland, Saden in Estland) zum Trocknen, und nachdem es vollkommen trocken geworden, macht man aus mehren Windhaufen eine Feime, einen großen Schober oder Kuje, 190. 88. — Lindner (320) sagt: eine Kuje ist ein Maaß aufgestapelt Heu; kleinere heißen in Preußen Kucksen, hier Gubben. Gadebusch (325) sagt: Kuje, welches Wort schon Lindner S. 229 in seinem Beitrage zu Schulhandlungen anführt, ist das estnische Wort Kuhhi, Haufen Heu, Stroh oder ungedroschenen Getreides. Eine Kuje ist ein ebensowenig bestimmendes Wort, als in deutscher Sprache das Wort Haufen. Dennoch pfleget man in Bestand nach Kujenstellen die Heuschläge oder Wiesen zu schätzen. — Das Wort kommt in Estland, Liv- und Kurland vor, und findet sich ebensowol bei den Esten als Letten, aber auch Littauern (Kugis). Die lett. Schreibung bei Stender und Ullmann ist Kuije: ein großer Korn- oder Heuhaufen.
Eine Koye Hoyes, 350. XV. J. 1553; Knie Heuw von 6, 8, 9. 12 Faden, den Faden um 4 Mk. gerechnet. 349. XXIII. 5. J. 1587; 3 Kuyen Hews, 349. XXII. 1; den Roggen in Kujen werfen, 328. 5. J. 1649; eine Kuye Heu, 329. 87. Heu in Schoppen oder Kuyen werfen, 329. 38 und 101; das Korn nicht in Kujen und Sturtten setzen, 330. 14. J. 1696; eine Kuye Heu, 352. XXIX. 1; Kujen, 193. II. 1265 J. 1688. vgl. Heukuie und Gubbe (kleiner Haufen Heu oder Getreide).
Kuien werfen oder aufsetzen, 210. Eine K. schlagen oder machen. Mit Einschluß des Einfahrens oder Kujenschlagens, 175. 1856. Hupel in 444 sagt: eine Kuie machen, liest, schlagen.
Man bestimmt die Größe der Kuien nach Faden. Daher: neunfadige Kujen Heus, 172. 1813. 5 und 16.
In neuerer Zeit dringt statt dieses Wortes bei den Landwirten Feime ein.

Westermann 1887, 388
Kuje Heuschober (Kurland) a.d.Lett.

Ojansuu 1906, 93
Kuje, die, (meist zum Überwintern bestimmter) Haufen, Feime, Schober von Heu, Stroh, Getreide auf dem Felde aufgestellter Garben = estn. kuhi G. kuhja Haufen, Feime, Schober, Heu, Stroh, Getreide (finn. kuhjo acervus foeni rotundus, Heuschober).

Suolahti 1910, 111
Kui oder Kuje, die, (Ehstn.) ist ein grosser kegelförmiger Haufen z.B. Stroh, Heu, Korn. Bergm. sagt Wetterhaufen (Hupel). Das Wort, welches in Estland, Livland und Kurland vorkommt, wird von Gutzeit aus mehreren alten Quellen belegt. Aus estn. kuhi, Gen. kuhja 'Haufen, Schober (Heu, Stroh, Getreide)'; das lett. ku'ija stammt aus der finnischen Sprache, s. Thomsen a.a.O. S. 262.

Seemann von Jesersky 1913, 141
Kuje, let. Kuja, großer Heu- oder Kornhaufen.

Masing 1926b, 12
Heu-, Garbenhaufen [weist irrtümlich auf das Ostpr. hin]

Bosse 1933, VII
Kuje, Stake - (Heu)Schober. Die Zahl der gewonnenen Kujen dient häufig zur Größenbezeichnung von Heuschlägen.

Kiparsky 1936, 46f.
[Belege seit 1422]
Kui [kui] Kuje [kujə], f, grosser kegelförmiger Haufen z.B. Stroh, Heu, auch Holz; Feime, Wetterhaufen. ‹ estn. kuhi (gen. kuhja) 'Haufen, Feime, Schober + lett. kuja 'grosser Heu- oder Kornhaufen; Feim'. - Sallmann N. 20, Ojansoo 93, Suolahti 111, Mark SbbGEG, 1931, S. 321 halten das bd. Wort für ein estn. Lw. Es erscheint aber fast zu gleicher Zeit in Wenden (7. VI. 1422; p. 462/6 Sammlung Bauer), in Pilten (25. I. 1424; Sammlung Bauer), in Reval (1450; UB. I, 11, 627), was doch eher auf eine gleichzeitige Aufnahme an verschiedenen Orten deutet. - Als zweite Quelle kommt aber liv. kūi 'Schober' wegen seines lautgesetzlichen langen ū (vgl. Thomsen Ber. 60f.) weniger in Betracht, als das aus dem Estn. bzw. Liv. stammende lett. kuja.
Nesselmann Apr. Monatsschr. VIII, 682 und nach ihm Frischbier I, 443 führen ein Kuj, Kuje f. 'grosser Heu- oder Garbenhaufen, der turmartig aufgebaut wird für den Winter' auf, das aber nach den Sammlungen des Preussischen Wörterbuches in der lebenden Sprache nicht vorkommt, und daher als unsicherer Beleg zu gelten hat. Vgl. S. 22.
[Mühlenbach Lett.-Dt. Wb. II 301: kuja... wohl aus liv. Kū'i 'Schober' (s.Thomsen Be...inger 262)]

HWbGA 1936, 202
Kuje 'Heu- bzw. Getreideschober' (estn./liv.)

Grosberg 1942, 91 [u.ö.]
die Kuje Schober
ziehen die Fuhren mit den Garben zur Dreschscheune, die bis zum Giebel vollgepfropft wird. Was dort nicht Platz findet, wird zu hehen Kujen aufgetürmt, die mit Landstroh abgedeckt werden, denn das Dreschen dauert bis tief in den November hinein.

Hueck-Dehio 1955, 279
um das morgens gemähte Heu, das noch in frischen Schwaden liegt, zusammenzuharken und in Kujen (Hocken) übereinanderzuschichten.

Kentmann 1978, 238
Kuje Heu trocknet zu Kujen geschichtet.

Nottbeck 1987, 50
Kuje (est.) - Heuhaufen / E.K.L.
Eine Kuje nach der anderen wurde aufgeladen.

Kobolt 1990, 166
Kuije, Kuie, Kuje f (Heu)haufen, Schober, Hocke, so schon 1472
estn. kuhi Haufen; pr. Kuj, Kuje großer Heu- oder Garbenhaufen.


QUELLEN (Informanten)

die Kuje der Heuhaufen (groß) (Heustapel); auch Kuije. WL 3,19. ‹estn. 'kuhi'. Mehrfach auch 'Heukuje' angegeben!. Im lett. Spr. ca 20x (bes. in Südlivl.) belegt, im estn. häufig. vgl. Sade = kl. Heuhaufen. (Das Heu ist um eine Pfahl gelegt.)

Vietinghoff-Scheel, Robert von: Groß-Jungfernhof Kreis Riga
die Kujen (Mehrzahl) - Heuhaufen


Kuije 'Heutute' 1. Penningby u. Reval
Kuje 2. Dorpat; Kuije 3. Fellin; Riga, Hagensberg
Kuie 'Heuhaufen' Werro, Reval

Kulla
{estn. kuld, G kulla 'Gold'}

vgl Kullachen

QUELLEN

Lindner 1762, 230f.
Kulla ist esthnisch, und bedeutet mein Lieber, ein Liebkosungswort. Es ist nicht nöthig, das Wort aus America herzuholen, wo es hieß, das der Engländer Freund Attakullakulla, oder der kleine Zimmermann, seine Dienste zum Frieden angeboten. Hamburg. Corresp. 1760 u.[?] 209.

Petri 1802, 84, 90
Culla oder Kulla, ein Schmeichelwort wie pai, aus dem Ehstnischen, etwa, mein Goldchen, Zuckerchen.
Kulla, Kullakenne, Kullachen, ein Schmeichelwort aus dem Ehstnischen, welches so viel als Goldchen, Liebchen, Theurer, heissen soll.

Ojansuu 1906, 88
Kulla. „Ein ehstnisches Schmäuchelwort, das aber bey den hiesigen Deutschen beynahe das Bürgerrecht erhalten ..." [zitiert Arvelius, Für Geist und Herz]

Kiparsky 1936, 47
Kulla ‹ estn. kuld (gen. kulla) 'Gold' wird in der Bed. 'mein Lieber' bereits im J. 1759 erwähnt (LINDNER S. 16, Fussnote) und hatte im J. 1787 „schon beynahe das Bürgerrecht bey den hiesigem [estländ.] Deutschen erhalten“ (ARVELIUS Für Geist und Herz III, 14; vgl. OJANSUU 88). Heute ist es kaum mehr gebräuchlich.

Külla Kubjas der
{estn.}
'Aufseher bei Fronarbeiten'

QUELLEN

Hupel 1774-1782, 58

Hupel 1795a, 131
Külla Kubjas, der (Ehstn.) ist ein Dorfs-Aufseher oder Aeltester in ehstnischen Distrikten.

Kulle2
{estn. kuulma, kuule! 'hören, hör!'}

DAZU:
vgl Kulline, siehe auch Anrede

QUELLEN

Gutzeit 1874, 114
Kulle, der, scherzweise Benennung eines Esten, welche Gelegenheit gibt, einem Ausländer vorzuspiegeln, dass, da jeder mit Kulle angerufene Este auf den Anruf hört, jeder Este den Taufnamen Kulle führt. Denselben Scherz hat man mit Letten sich, durch das Wort Klauß (hör!) erlaubt.

Boehm 1904, Sp. 100
Ebenso selten sind in der Studentensprache Ausdrücke estnischer Herkunft. Allgemein gebräuchlich und zweifellos vom Studenten geprägt ist der Gattungsname Kulle für einen estnischen Bauer, insbesondere den Rosselenker. Ursprünglich = hör! diente das Wort, um besagtem dienstbaren Geist zu beschwören, dann wurde es mißverständlich zum beugungsfähigen Hauptwort erhoben, z.B. wir hatten eine Prügelei mit den Kullen, ich mietete mir einen Kullen, diente wohl gar als Schimpfwort = Bauer.

Dorpater Studentendeutsch 1921, 194
Ebenso selten sind in der Studentensprache Ausdrücke estnischer Herkunft. Allgemein gebräuchlich und zweifellos vom Studenten geprägt ist der Gattungsname „Kulle“ für einen estnischen Bauer, insbesondere den Rosselenker. Ursprünglich = hör! diente das Wort zur Beschwörung des besagtem dienstbaren Geistes, dann wurde es mißverständlich zum beugungsfähigen Hauptwort erhoben und war wohl gar ein Schimpfwort (Bauer).

Masing 1924-1926, 404f.
4) Kulle (= 1), 2) [= Fuhrmann]). Studentisch. Vgl. I, 13). Auch in Zusammensetzungen: Ükskulle, Kakskulle = „Einspänner, Zweispänner“, estn. üks „eins“, kaks „zwei“, Nachtkulle „Droschkenkutscher letzter Güte“, Schinderkulle „Lastfuhrmann“. Die beiden letztgenannten Ausdrücke waren in den 90er Jahren in der „Fraternitas Rigensis“ üblich.)
13) Kulle (= Este, estnischer Bauer. Diese Bezeichnung stammt vermutlich aus der Studentensprache, und zwar scheinen des Estnischen unkundige dörptsche Studenten den estnischen Imperativ kule = „höre!“ als Gattungsnamen auf die Personen übertragen zu haben, denen die Anrede gilt bezw. von denen sie gebraucht wird - ähnlich wie die deutschen Soldaten während des Weltkrieges den nichtdeutschen Bauern mit der polnischen Anrede panie „Herr“ › Panje bezeichneten. - In der Sprache der dörptschen Studenten wird das Wort übrigens auch in engerem Sinn = „Fuhrmann“ gebraucht, s. o.)

Kiparsky 1936, 47f., 27
Kulle [kulə] m. 'scherzweise Benennung eines Esten' ‹ estn. kulle (2. Sg. Imperat. von kullema 'hören')
Diese Zusammenstellung, zu der sich semasiologische Parallelen in d. Panje- (im Weltkriege; ‹ poln. panie! 'Herr!') und vielleicht finn. hurri 'Schwede' (‹ schwed. hörra! ‹ hör, du!“; oder ‹ schwed. huru? 'wie?') finden, ist schon von Gutzeit II, 114, Suolahti 111, Masing Schelten 404 erkannt worden, doch ist man stets von estn. kuule (von kuulma) als Quelle ausgegangen. Lautlich passt besser das dörptestnische kulle (von kullema).
Sowohl das Simplex wie auch die Komposita Kullenvolk, Marktkulle, Nachtkulle 'Droschkenkutscher letzter Güte', Schinderkulle 'Lastfuhrmann' sind auf E. und EL., vor allem Dorpat, beschränkt, kommen aber im Munde ehemaliger Dorpater Studenten natürlich auch anderweitig vor, wie der von Gutzeit N89 52 zitierte Beleg aus dem „Petersburger Herold“ beweist.
[im lett. Gebiet entspricht diesem Wort „Kusche“]

Hueck-Dehio 1955, 87
"... während Baron Baer an einem Fenster stand und den Bahnsteig vergeblich nach einem diensteifrigen Kullen absuchte.“

Vegesack 1957, 13
der Kulle - lett. Bauer

Vegesack 1963, 64, 313
der Kulle - der Lette
der lettische Kulle

Nottbeck 1987, 51
Kulle (est.) - unmanierlicher Mensch / E.K.L.R.
Er ist zwar ein Kulle aber sonst ganz nett.

Kobolt 1990, 166
Kulle m abfällige Bezeichnung für einen ungebildeten Esten. Die Herkunft ist unklar.


QUELLEN (Informanten)
Hoffmann, Gjert: Reval
Kulle, der, = ungebildeter Este, estnischer Arbeiter. Estland.

Kerkovius, Martha: Riga
Kulle(n) verächtliche Bezeichnung f. Letten


'einspännige Droschke' Dorpat

Name Laaksberg der
{estn. lage 'flach'}
et Laksberg, Lasnamäe

QUELLEN

Sallmann 1880, 24
Der Laaksberg bei Reval wird, wenn nicht etwa ein Eigenname zu Grunde liegt, auf estn. lagge, finn. laaka flach — zurückzuführen sein.

Läcki-Läcki das
‣ Varianten: Läki-Läki
{estn. läkiläki 'Pelzmütze'}
'Pelzmütze mit Ohrklappen' et läkiläki
‣ Synonyme: Tuisomütze

QUELLEN (Informanten)

Lemm, Robert von: Reval, Dorpat
das Läcki-Läcki - Pelzmütze mit Ohrklappen.
Läki-läki (estn.) - Tuisomütze (?), Schirmmütze (?) WL 6,48.

Naber die
‣ Varianten: Nabber
{estn. nabr 'Getreidehaufen'}
‣ Belege: Estland
'Getreidehaufen auf dem Felde'
siehe auch Heuhaufen

QUELLEN

Hupel 1795a, 158
[Nabber]

Petri 1802, 2, 92

Sallmann 1880, 18
Nabber Garbenhaufe (auch lett.nabber, e. nabr; naba Stroh).

Gutzeit 1874, 267

Suolahti 1910, 116

Kiparsky 1936, 56

nina püsti
{estn. nina püsti 'Nase hoch'}
‣ Belege: Estland
de hochnäsig
nina püsti ging er an mir vorbei

QUELLEN

Nottbeck 1987, 61
Nina püsti (est.) Nase hoch, hochnäsig / E.
Nina püsti ging er an mir vorbei.

oma inimene
{estn. oma inimene 'einer von uns'}
‣ Belege: Estland
'ein unsriger'
er ist ganz oma inimene

QUELLEN

Nottbeck 1987, 62
oma inimene (est.) - einer von uns, ein unsriger / E.
Er ist ganz oma inimene.

Onupojapoliitika
{estn. onupojapoliitika}
'Nepotismus' de Vetternwirtschaft
seine Stelle hat er durch Onupojapoliitika bekommen

QUELLEN

Nottbeck 1987, 62
Onupojapoliitika (est.) - Nepotismus, Vetternwirtschaft / E.
Seine Stelle hat er durch Onupojapoliitika bekommen.

Pai-pai
{estn. pai ' (1) gut, lieb, artig; (2) das Streicheln'}
Kindersp. de liebkosen, streicheln; et paitama, pai tegema
vgl Paichen

QUELLEN (Informanten)

Lange, Harald: Riga, Südlivland
Er machte pai-pai ′liebkosen′ ′streicheln′

Parmis
‣ Varianten: Parmes, Pernes
{estn. parmas}
'Getreidehaufen'
siehe auch Heuhaufen

QUELLEN

Gutzeit 1874, 237
[Belege 1643-59]: ein Parmiß Heuw, etzliche Parmes Heuwe
Parmis. Ein Parmiß Heuw, 192. VII. livl. Landtagsverh. u. 1643/59; etzliche Parmes Heuwe, ebda. Ist d. estn. parmas kleiner Kornhaufen auf dem Felde.

Suolahti 1910, 118, 121f.
Parmis bei Gutzeit aus livl. Landtagsverh. v. J. 1643/59 belegt: „Ein Parmiß Heuw...; etzliche Parmes Heuwe“;
vgl. auch Nachtr. s.v. Pernes.
Der Ausdruck beruht, wie Gutzeit bemerkt, auf estn. parmas 'Schoos, Schoosvoll'

Kiparsky 1936, 58
Parmis, Parmes, Pernes n. 'ein Heumass = 4 Fuder oder 120 L℔' ‹ liv.? Nach GUTZEIT II, 327; 337 und SUOLAHTI 118 entlehnt aus estn. parmas 'Schoss, Schoossvoll'. - Da das bd. Wort nur für Riga und Livl. (zufrühst 1643) belegt ist, liegt es nahe, an Entlehnung aus einer liv. Quelle zu denken, und zwar aus einer Form, die dem erwähnten estn. Wort und dem finn. parmas 'mensura foeni' (vgl. THOMSEN Einfluss 161, SETÄLÄ FUF. XIII, 422) entspräche. Leider ist eine solche liv. Form nicht belegt, so dass die Zusammenstellung hypothetisch bleibt.

Passija die
‣ Varianten: Passia, Passja
{estn. passija}

QUELLEN

Nottbeck 1987, 65
Passija (est.) - Aufwartefrau / E.L.
Die Passija kam jeden Tag.

Kobolt 1990, 196
Passia f Aufwärterin, Putzfrau
estn. passija

peremees
{estn. peremees 'Wirt'}
‣ Belege: Dorpat, Reval, Pernau, Fellin, Talsen

QUELLEN (Informanten)


peremees (estn.) 'Wirt' 8. Kr. Talsen u. Dorpat; 9. Hallist, Kr. Pernau; 10. Fellin, Reval.

perenaine
‣ Varianten: perenaene
{estn. perenaine 'Wirtin'}
‣ Belege: Dorpat, Reval, Pernau, Fellin, Talsen

QUELLEN (Informanten)


perenaine 'Wirtin 9. Kr. Talsen u. Dorpat; perenaene 10. Hallist, Kr. Pernau; perenaine 11. Fellin, Reval.

Pruudipea
{estn. pruudipea 'Brautkopf'}
‣ Belege: Estland
'Vergesslichkeit'

QUELLEN

Nottbeck 1987, 72
Pruudipea (est.) - Vergeßlichkeit / E.
Pruudipea - Brautkopf. Ihm traut man nur Gedanken an den Auserwählten an.

Ra
{estn. raha 'Geld'}
‣ Belege: Reval (16. Jh.)
de Geld; et raha; lv nauda
karietze ra 'Hirtengeld'
mara 'Landgeld'
owe ra 'Hofgeld'

QUELLEN

Kiparsky 1936, 64
ra 'Geld' ‹ estn. raha id. Meist nur in Zusammensetzungen: karietze ra 'Hirtengeld' (estn. karjas 'Hirt'), mara 'Landgeld' (estn. maa 'Land'), owe ra 'Hofgeld' (estn. hoov 'Hof'). Belege für Reval aus den Jahren 1505-1507 bei JOHANSEN Das älteste Wackenbuch des Revaler St. Johannis-Siechenhauses S. 61, 62, 64.

Räbbal
{estn. räbal 'Lumpen, Plunder'}
'zerzauster Stofflumpen' de Stofflumpen, Fetzen, Lappen; et räbal, kalts, näru

QUELLEN (Informanten)

Lemm, Robert von: Reval, Dorpat
Räbbal zerzauster Stofflumpen, Plunder.

Rahvamees der
{estn. rahvamees}
'volksnaher Politiker'; 'geselliger Typ' de Volksfreund; et rahvamees
Eduard war ein Rahvamees

QUELLEN

Nottbeck 1987, 75
Rahvamees (est.) - kontaktfreudiger Mensch / E.

Rauke die
{estn. rouk, rauk}
‣ Belege: Estland
'langer Haufen von abgeerntetem Sommergetreide auf dem Felde; die zwischen Stäben zum Trocknen aufgeschichtete Feldfrucht' et rõuk
siehe auch Heuhaufen

QUELLEN

Hupel 1795a, 196

Sallmann 1880, 17
Rauke Kornhaufen, die zwischen Stäben zum Trocknen aufgeschichtete Feldfrucht, ist stammverwandt mit schw. råga, isl. hruga anhäufen, woher auch estn. rouk Haufen, Schober von Feldfrüchten.

Gutzeit 1887a, 5
eine Pflanze, bei Lange: Range, Flachs- oder Leindotter, Filzkraut. lett. iddri.

Gutzeit 1887a, 11
Rauke, die, langer Haufe von abgeärntetem Sommergetreide auf dem Felde. Wenn sie auf einem Lattengerüste dachförmig gemacht wird, damit der Wind dazwischen hindurch streiche, so heißt sie eine hohle Rauke; findet das nicht statt, so eine feste. Einige nennen auch das Balkengerüste, auf dem die Erbsen vor dem Ausdreschen in der Luft trocknen, eine Rauke, Hupel. Die gemähte Gerste wird in Estland gewöhnlich in sog. Nabern (einfudrige Kujen) gestellt, in Livland auf dachförmige, sog. Rauken gelegt, wo es (l. sie) dem Luftzuge ausgesetzt, sich gut erhält, 168. 70. Sallmann (390c. 17): Rauke, Kornhaufen, die zwischen Stäben zum Trocknen aufgeschichtete Kornfrucht, ist stammverwandt mit schwed. råga, isl. hruga, anhäufen, woher auch estn. rouk Haufen, Schober von Feldfrüchten. Derselbe in 390c. 512: auch die Inselschweden in Estland nennen die Garbenhaufen rauk, rouk, rak. — Das Wort haben wir indessen aus dem Estnischen.

Gutzeit 1887a, 64

Ojansuu 1906, 94
Rauke, die, „ist ein langer Haufe vom abgeärndteten Sommergetraide auf dem Felde ... Einige nennen auch das Balkengerüste auf welchem die Erbsen vor dem Ausdreschen in der Luft trocknen, eine Rauke“ = estn. rõuk G rõugu, rõuga, rõuge (rauk) 1) aufrecht stehender Stab, Pflock, rõugud (auf dem Felde) die Stäbe, zwischen welchen die Feldfrüchte zum Trocknen aufgeschichtet werden ... 2) Kornhaufen, die zwischen Stäben aufgeschichteten Feldfrüchte.

Suolahti 1910, 121f.
Rauke, die (Ehstn.) ist ein langer Haufe von abgeärndtetem Sommergetraide auf dem Felde. Wenn sie auf einem Lattengerüste dachförmig gemacht wird, damit der Wind dazwischen hindurch streiche, so heisst sie eine hohle Rauke. Einige nennen auch das Balkengerüste auf welchem die Erbsen vor dem Andreschen in der Luft trocknen, eine Rauke. (Hupel).
Aus estn. rõuk (rauk) 'aufrecht stehender Stab, Pflock (rõugud '(auf dem Felde) die Stäbe, zwischen welchen die Feldfrüchte zum Trocknen aufgeschichtet werden'); Kornhaufen, die zwischen Stäben aufgeschichteten Feldfrüchte.'

Kiparsky 1936, 65
Rauke [raukǝ] f. 'langer Haufen von abgeerntetem Sommergetreide auf dem Felde'; die zwischen Stäben zum Trocknen aufgeschichtete Feldfrucht' ‹ estn. rõuk, rauk' 1) ... 2) Kornhaufen, die zwischen Stäben aufgeschichteten Feldfrüchte' (über die Etymologie siehe THOMSEN Ber. 275). - HUPEL 187, GUTZEIT III, 1, OJANSUU 94, SUOLAHTI 121-122. - Falsch SALLMANN N. 17. - EL.

Goertz/Brosse 1973?, 127
Haferrauken
Rauke, dem Estn. entlehnt, bedeutet Getreidehaufen, die zum Trocknen auf dem Felde auf Lattengerüsten hergerichtet sind.
[M. Stillmark: Erinnerungen eines livl. Jägers, Dorpat 1896. Ein Kapitel in G/B]


QUELLEN
Lemm, Robert von: Reval, Dorpat
die Rauke (estn.) Getreidehaufen, zum Trocknen auf dem Felde auf Lattengerüsten hergerichtet.

Reggi der/die
‣ Varianten: Regi
{estn.}
‣ Belege: Estland, Livland
'einspänniger flacher Arbeitsschlitten'

QUELLEN


s. Regge

Hoheisel 1860, 30
Reggi ein kleines Schlittchen, auch eine bloße Schleife ohne Korb, zum Transportieren von Waaren (estn. regi und lett. ragge, daher in Kurland auch Ragge, nicht Reggi).

Ojansuu 1906, 94
Reggi, regge, die, „ist der Fuhr oder Holzschlitten (der Bauern gewöhnliches Winterfuhrwerk, welches einer Schleife gleicht) = estn. regi Bauerschlitten etc.

Masing 1933, 64
Reggi aus dem Estn. = Ragge

Nottbeck 1987, 75
Reggi (est.) - einspänniger flacher Arbeitsschlitten / E. Für jeden Transport und Schlittenpartien war der Reggi geeignet.

Kobolt 1990, 220
Regi Bauernschlitten estn. regi.


QUELLEN (Informanten)
Huuk, Meta: Dorpat, Simonis
Reggi Bauernschlitten

Schlüter, Renata: Dorpat
Reggi = der offene Bauernschlitten


Reggi 'Arbeitsschlitten mit Auslegern gegen Umkippen, korbartig geflochtene Seitenflügel'
Narwa, Fellin, Dorpat, Reval, Oesel, Stadt Walk, Soosaar (Fellin), Ligat. Waldeck (Kr. Wreck, Kerjell (Kr. Werro), Hallist (Kr. Pernau), Gut Richholz (Kr. Wiek), Karlsberg (Kr. Pernau), Kabillen (Kr. Talsen), Dagö, Härdel, Walk, Gut Kaschkowa (Kr. Werro), Pernau, Kattentack, Feldhof (b. Sassmacken), Werpel, Freiderichswalden (Kr. Wenden), Pernigel (Kr. Wolmar), Ubia (b. Wesenberg), Hapsal, Sagnitz (Kr. Walk), Nämküll (Kr. Jerven)

Rigiwanem
{estn. riigivanem 'Staatsältester'}
scherzh. 'die größte Schnapsflasche'
vgl Asonik

QUELLEN

Stegmann von Pritzwald 1952, 417
Rigiwanem - riigivanem (estn.) „Staatsältester“ war scherzhaft die Bezeichnung für die größte Schnapsflasche und asonik (estn.) „Neusiedler“ bezeichnete das kleinste Format dieses beliebten Gegenstandes.

Ripse die
{estn. ripse 'Wimper'}
de Augenwimper; et ripse

QUELLEN

Hupel 1795a, 193
Ripse oder Augen-Ripse, die, (sprich Rihpse, Ehstn.) hört man zuweilen st. Augenwirpen. pöb.

Kiparsky 1936, 67
Ripse [rīpsǝ] f. 'Augenwimper' ‹ estn. ripse 'Wimper'. - HUPEL 193, SUOLAHTI 123. - E. und EL. Selten.

Rucke die
{estn. rukk 'Heuschober'}
‣ Belege: Estland
'kleiner kegelförmiger Heuhaufen auf dem Felde'
siehe auch Heuhaufen

QUELLEN

Hupel 1795a, 196
Rucke, die, (aus dem Dörptisch-Ehstn.) ist ein kleiner kegelförmiger Heuhaufe auf der Wiese.

Gutzeit 1887a, 64
Ruck, Wetterhaufen, 210; Ernte 80 Ruck Heu, 176. 1835. 150. vgl. Rucke und Rücke.
Rucke und Rücke, die. Das Getreide in Rucken zusammenlegen, d. h. in lange, etwa 1½ Faden hohe oben dachförmig zulaufende Haufen, 176. 1831. 126; das Getreide in Rücken zusammenlegen, 176. 1837. 171; diese Rücken werden von N nach S gestreckt, ebda. — Rucke, Haufen Heu. Drei, vier Rucken auf ein Fuder, 176. 1834. 171; ein Stück Heuschlages von etwa 20 Rucken, 180. IV. 2. 475; das Heu sammeln wir erst in kleine runde Haufen, die Saden, auch Heurucken heißen, 182. II. Rucke, Sade, Hocke.
Diejenigen, welche Rücken schreiben, scheinen an deutsches Rücken zu denken. Ihre im Glossar. suio-goth. hat: roek cumulus, strues frumenti, continens 20 mergites. Antique rauk, isl. hraukr, engl, reek und rik, holl. rock cumulus finn. ruco Cognata sunt roge cumulus et ruka. — Nach dem brem. Wtb. heißen im Stadischen ruken die Haufen, worin das noch nicht ganz trockene Heu gegen Abend, oder wenn es regnen will, gebracht wird. — Im Lettischen nichts Ähnliches, vgl. Rauke.
[Belege seit Gadebusch, Livl- Jahrbücher], 1831-37. Ostseeprovinzenblatt.

Ojansuu 1906, 93
Rucke, die, (aus dem Dörptisch-Estn.) „ist ein kleiner kegelförmiger Heuhaufe auf der Wiese = estn. rukk G ruka Schober (vgl. finn. ruko meta foeni minor in pratis, kleiner Heuschober).

Suolahti 1910, 123
Rucke, die "(aus dem Dörptisch-Ehstn.) ist ein kegelförmiger Heuhaufe auf der Wiese“ (Hupel).
Nach einem Belege, den Gutzeit anführt, bezeichnet das Wort auch lange, etwa 1½ Faden hohe oben dachförmig zulaufende Getreidehaufen. Aus dörptisch-estn. rukk 'Schober'.

Kiparsky 1936, 67
‹ estn. dorp. rukk 'Schober'

Sade die
{estn. saad 'kleiner Heuschober'}
'kleiner Heuhaufen auf dem Felde'
vgl Gubbe, siehe auch Heuhaufen

QUELLEN

Hupel 1795a, 199
Sade, die, (Ehstn.) ist ein kleiner kegelförmiger Haufen, sonderlich von Heu auf der Wiese. (Im Brandenb. sagt man Hocke).

Petri 1802, 2, 96
Sade, die, oder der Saden, f Heuschober; Heuhaufe, auch bisweilen für Geschwader.

Sallmann 1880, 20, 53
S. 20: Sade, f, kleiner, etwa ein Fuder haltender Heuhaufe, der vorübergehend bis zur Einfahrt auf dem Felde errichtet ist, „Kuje“ (sad)."
S.53: Sade ... finn. sato, altschw. sata, nschw. sata, sate, altr. sata von der Wurzel sat in sitja, estn. sad g. sau, dial. sat g. sader, vgl. Thomsen.

Gutzeit 1887a, 80f.

Ojansuu 1906, 93
Sade, die, kleiner, etwa ein Fuder haltender, Heuhaufe, der vorübergehend bis zur Einfahrt auf dem Felde errichtet ist, „Kuje“ = estn. sāt (auch sāk), sāt G. sāu „Sade“, kleiner Heuschober (ein Fuder enthaltend), finn., vot. saatto (= sātto) acervus foeni in prato. Das früheste Original ist jedenfalls germanisch. Siehe näher Thomsen, Den gotiske sprogklasses indflydelse, S. 145.

Suolahti 1910, 124
Sade, die "(Ehstn) ist ein kleiner kegelförmiger Haufe, sonderlich von Heu auf der Wiese. Saden sollen nach Bergm. Anzeige, aufgerichtete Bäume seyn, auf welchen man die Erbsen in der Luft trocknen lässt als sie ausgedroschen werden.“ (Hupel). Nach Gutzeit gilt Sade in Estland; in Lettland dafür Gubbe. Sallmann weist in seinem Verzeichnis S. 20 auf das estn. Etymon hin: sād 'Sade, kleiner Heuschober (ein Fuder enthaltend)'.

Kiparsky 1936, 27, 68
S.27: im lett. Gebiet: Gubbe
S. 67: Sade [sādə] f. 'kleiner Heuhaufen auf dem Felde' ‹ estn. saad '„Sade“, kleiner Heuschober (ein Fuder enthaltend)' (~finn. saatto 'acervus foeni in prato'; vgl. FUF.XIII, 447). HUPEL 199, GUTZEIT III, 80-81, OJANSUU 93, SUOLAHTI 124. - In einer Dorpater Urk. vom J. 1545: szaten (GU. II, 741), was auf stimmloses anl. s deutet. - E. und EL.

Nottbeck 1987, 77
Sade (est.) - kleiner Heuhaufen /E. Die Saden wurden in die Feldscheune gefahren.

Kobolt 1990, 228
Sade f - kleiner Heuhaufen auf der Wiese. Estn. saad.


QUELLEN (Informanten)

die Sade - der kleine Heuhaufen. WL 3,19. ‹estn. 'saad', vgl. Kuje = der gr. Heuhaufen! Im lett. Spr. 2 x, im estn. ca 30 x belegt.


Saade 'Heutute' 1. Kerro Kr. Pernau, später Kr. Jerwen 2. Gut Rickholtz/Kr. Wiek

segamini
{estn. segamini 'durcheinander'}
‣ Belege: Estland
de durcheinander, verwirrt
nach seinem Sturz war ganz segamini

QUELLEN

Nottbeck 1987, 85
segamini (est.) - verwirrt, durcheinander / E.
Nach seinem Sturz war ganz segamini.

tüdinud Adj
{estn. tüdinud 'überdrüssig'}
de gelangweilt, überdrüssig
ich war von der Gesellschaft so tüdinud, daß ich ging

QUELLEN

Nottbeck 1987, 95
tüdinud (est.) - gelangweilt / E.
Ich war von der Gesellschaft so tüdinud, daß ich ging.

Tudruk die
{estn. tüdruk 'Magd'}
‣ Belege: Dorpat

QUELLEN


Tudruk (estn.) 'Mägde', Dorpat

Tute die
{estn. tuut}
‣ Belege: Estland
'Heuhaufen'
vgl Grieste, Heugrieste, Heutute, siehe auch Heuhaufen

QUELLEN

Bergmann 1785, 72
Tute hört man in ganz Niedersachsen, im Oberdeutschland Teute, in Leipzig Düte. Eine Zuckerdüte [unlesbar]

Hupel 1795a, 243
Tute, die, heißt 1) Dütte, Teute; 2) Heu.Grieste (nach dem Ehstn.)

Gutzeit 1889b, 523

Seemann von Jesersky 1913, 181
Tute o.w. Tüte, Düte.

Masing 1926b, 62
Tute (südbalt.) „Düte, Papierbeutel“ (mnd. tute „Horn; alles was hornförmig gestaltet ist“; Schumann. -S.17 Tüt; Frischbier II, S. 414/415).

Kiparsky 1936, 74, 27
Tute [tūtə] f. 'Heugrieste' ‹ estn. tuut 'Büschel, „Heugrieste“'. - GUTZEIT I, 523. - E. und EL.
im lett. Gebiet Grieste.

uich Interj
{estn. uih}
‣ Belege: Estland
'Ausruf des Schreckens oder Erstaunens' et uih!

DAZU:
siehe auch Interjektionen

QUELLEN

Inland 1836-1863, 6/1841, 719
Die Esthländische Interjektion (S. 373) heißt nicht „Puh“, sondern „Uich!“

Kiparsky 1936
uich! [uiχ] Ausruf des Schreckens oder Erstaunens ‹ estn. uih! (Schreck, Verwunderung). Nach MASING WbA. und SALLMANN V. 34 in E. und EL.

Nottbeck 1987, 96
Uich (est.) - Ausruf der Überraschung / E.
Uich! Das habe ich noch nie gehört.

wouta Interj
{estn. võtma 'nehmen'}

siehe auch Interjektionen

QUELLEN

Sallmann 1880, 19
wouta! Hetzruf für Hunde: Pack an! Nimm! (woutma nehmen).


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