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Leitud 11 artiklit

Ahling der
{mnd. halung, haling; lett. ãliņš, ãliņgiš 'Eis-, Netzwuhne'}
‣ Belege: Lettland
'offenes Loch im Eis' de Wuhne; et jääauk

QUELLEN

Bergmann 1785, 2
[ahling Wuhne im Eise]

Hupel 1795a, 5
Ahling (Lett.), Wuhne im Eise

Seemann von Jesersky 1913, 100
Ahling let. ahlingis, Wake. Loch im Eise zum Wasserschöpfen

Revaler Bote 1919-1930, 1928/157
[34.0097-12: Rosenberg in Revaler Bote 1928, Nr. 157]: notiert zu Grosberg,. Meschw., daß im Nordbaltikum Ausdrücke wie eine Zibbe Butter, Heu in Gubben, Paggel, Ahling fremd seien.

Sehwers 1936, 21
Alingis „Eiswuhne“ stammt aus nd. haling „Wuhne“. Frischbein in seinem Preuß. Wb. I, 296 und II, 472 führt die hd. Form Holung in der Bedeutung „große Wake im Eise, aus der das eingelassene Netz geholt, d.h. gezogen wird“ an. Bei den baltischen Deutschen scheint die nd. Form haling gegen Ausgang des 18. Jhs. nicht mehr im Gebrauch gewesen zu sein, da Gustav Bergmann 1785 in seiner „Sammlung livländischer Provinzialwörter“ S. 2. „ahling für Wuhne im Eise anführt. Das Fehlen des anlautenden h bezeugt, daß das Wort aus dem Lett. stammt, wo bei der Herübernahme des Wortes aus dem Nd. ins Lett. das anlautende h abgefallen ist. Auch Hupel 1795 in seinem Idiotikon... S. 5 bezeichnet das Wort als einen Lettizismus. „Ahling (Lett.), Wuhne im Eise“. Wie das oben gezeigt ist, so ist das urspr. ein nd. Wort, das ins Lett. entlehnt worden ist, worauf wieder eine Rückentlehnung aus dem Lett. in die baltisch-deutsche Umgangssprache stattgefunden hat. In der gegenwärtigen baltisch-dt. Umg. ist das Wort unbekannt.

Kiparsky 1936, 79
Ahling [āliŋ] m. 'Wuhne' ‹ lett. ãliņš, ãliņgiš 'Eis, Netzwuhne'. Schon bei BERGMANN 2; heute in K. und LL. (z.B. bei GROSBERG Meschwalden S. 235 und JESERSKY 100.

HWbGA 1936, 202
Ahling lett. alingis ‹ mnd. haling, ... Holung

Grosberg 1942, 303, 320
Loch im Eis: „im Ahling tunken“

Teuchert 1944 , 376
auf dem Fischlande, am Haff ind in der Dramburger Gegend begegnet Hälung, Häling als Bezeichnung des größeren Ausziehlochs.


QUELLEN (Informanten)

WL 3,4: offenes Loch im Eis. 1) Wuhne, die, Mundartlich auch in Nord- und Mitteldeutschland; 2) Wake, die: Niederdeutsch, J. Renners Livl. Historien: „Leth vele wake int is houwen.“; 3) Ahling, der. Nur in Lettland. ‹ lett. alingis. Schon bei Bergm. (1785); Seemann von Jesersky (S. 100) Grosberg Meschwalden 225.


WL 3,4: der u. das Ahling - gehauenes Loch im Eis. ‹ lett. 32x belegt.
Aale (?), vgl. Ahling Gehauenes Loch im Eis. WL 3,4. 1x belegt.


im lett. Sprachgebiet belegt.

alberieren V [h]
‣ Belege: Estland, Kurland, Livland
Vi 'Albernheiten treiben; albern sein' de albern; et veiderdama
selbst beim Essen alberierten die Kinder

QUELLEN

Gutzeit 1886, 26
alberiren, albern, Albernheiten treiben, 390c. 25 und 58.

Seemann von Jesersky 1913, 100
alberieren, sich albern betragen

Revaler Bote 1919-1930, 1928/157
[Rosenberg in RB]

Kentmann 1978, 238

Nottbeck 1987, 16
alberieren selbst beim Essen alberierten die Kinder E.K.L.

Kobolt 1990, 37
alberieren albern sein, albern. nhd. albern. Balt. Ableitung mit der beliebten Endung -ieren


QUELLEN (Informanten)
Koskull, Josi von: Tergeln bei Windau

eigen Adj

siehe auch Eigenname

QUELLEN

Bergmann 1785, 19
eigen seltsam, wunderbar. Eigenheit, Eigenwille, Eigenname ... [besonders verzettelt]
Eigenname, Eichername, Eckername, Ekelname oder Schimpfname [zum Stichwort „eigen“]

Gutzeit 1864, 224f.
eigen. Die Ra. „sein eigen sein“ kommt schon früh vor. Welcher Geselle denket allhier sein eigen zu werden, 241. — Man hört: mein, dein, sein eigen sein; wir sind unser eigen, ihr seid euer eigen, sie sind ihr eigen — weniger in dem Sinn von eigner Herr, als ein eignes Geschäft habend. — Wer einen freien Mann verkauft, und macht ihn eigen, d. h. zum Leibeignen. 337.10. vgl. Grimm 8.
Das Beiwort eigen ist oft schwer von d. Hauptw. Eigen zu unterscheiden, u. es mögten selbst die bei Grimm 93 u. 94.angef. Stellen aus Bürger: was zaget dein Sinn vor mir, die ick ewig dein eigen nur bin? und aus Schiller: wer mir den Becker kann wieder zeigen, er mag ihn halten, er ist sein eigen — ungezwungener zum Hauptw. gehören.
Bemerkenswert ist die Verb, mit erb. Man spricht u. schreibt sie wie Beiwörter (klein). Das Gut gehört ihm erb und eigen; er besitzt das Gut erb und eigen; die Bauern sind ihm erb und eigen; solche Sonderbarkeiten sind (in) dieser Familie erb u. eigen. Das erste Wort (erb), als ein Hauptwort, ist stets unveränderlich; das zweite beugt ab. Es sind seine erb u. eigenen Leute; zu erb u. eigenen Rechten verkaufen, s. erb u. eigen.
Zu den bei Grimm angef. Sprüchw. (7) geh. noch: eigner Schmerz schmerzt, fremder Schmerz schmerzt nicht; eigen Dreck stinkt nicht. — Zu Grimm 6 geh.: Zimmer mit eignem Eingang, besondrem.

Gutzeit 1864, 225
eigen in Verb, mit einem Mittelwort bed.: im eignen Hause, in d. eignen Wirtschaft, mit eignen Händen. Eigengepflanzte Bäume, die man selbst gepflanzt hat; eigengezogener Levkojensame, 172. 1813; eigengebackenes Brod; eigengewebter Rock, 172. 1798; eigengewirkter Rock, 172. 1802; eigengewirkte Strümpfe; eigengemachte Seife. — Gew. Grimm führt nur eigengemacht auf.

Gutzeit 1864, 225
eigen Mann, im rig. Stadtrechte I. 30: erbgchöriger Bauer, s. 347. I. 2. 142. vgl.die Stelle aus Schillers Tell bei Grimm 3.

Gutzeit 1886, 230f.
eigen, sonderbar, seltsam. Er ist ein eigner Mensch; er ist sehr eigen, voll Eigenheiten od. Seltsamkeiten, nicht, wie in Grimms Wtb. 11): empfindlich, kleinlich. Das für eigen vorkommende goth. svês, ahd. suâs ist lat. suus u. russ. свой, свойный

Revaler Bote 1919-1930, Nr. 157
[Rosenberg: Bedeutung anders]

DRWB II, 1327ff.
[noch nicht durchgesehen]

fingerieren

QUELLEN

Gutzeit 1864, 182
fingeriren, etwas, viel mit den Fingern anfassen, viel betasten, s. befingern.

Sallmann 1880, 25
fingerieren - mit den Fingern betasten

Gutzeit 1886, 270
fingeriren, schon mnd. fingerêren mit dem Finger bearbeiten, nach Schiller-Lübben.

Seemann von Jesersky 1913, 117
Fingeriren w. mit den Fingern behandeln, zunächst vorsichtig sein, überlegen.

Masing 1926b, 50
fingerieren 'eifrig und ungeschickt betasten' (mnd. vingerēren 'mit den Fingern hantieren'; Frischbier I, S. 189).

Revaler Bote 1919-1930
fingerieren [Rosenberg in Revaler Bote 1928, Nr. 157]

Kiparsky 1936, 20
fingerieren - betasten. Aus Ostpreußen ins Baltikum.

Nottbeck 1987, 30
fingerieren - anfassen, berühren / E.L.
Feinere Form von betatschen.

Kobolt 1990, 102
fingerieren schw. V. befingern, an etwas herumfingern.
mnd. vingerêren mit dem Finger bearbeiten; lbg. fingeriren unnütze Bewegungen mit den Fingern machen; pomm. fingeriren betasten; pr. fingerieren

Halgen der
‣ Varianten: Halge, Halje, Haljen

QUELLEN

Eckhardt 1896, 28
Halgen Holzscheit, a.d.Estn.

Revaler Bote 1919-1930, Nr. 157
Halgen. [Rosenberg empfiehlt, in Grosbergs Meschwalden balt. Ausdrücke zu verwenden]
Zerehnen statt Syringen; Knagge statt Kleiderrechen; Halgen statt Scheite; Sülz statt Gallert, Kümmelkuchel statt Kümmelkuchen

Heuschlag der
et heinamaa
siehe auch Arro, Bach, Busch, vgl Kleeschlag, siehe auch Land, Lucht, Luxt, Morast

QUELLEN

Lindner 1762, 228f.
Heuschlag, gebräuchlicher als Wiese, bedeutet eigentlich eine zum Heu nutzbare Wiese, das man, wie man hier spricht, schlägt, nicht mähet. Mähen ist auch an sich ein allgemeines Wort, mehr bey Gras zu (ge)brauchen.

Hupel 1795a, 94
Heuschlag, der, d.i. Wiese, auch überhaupt jeder grasigte Ort den man abmähen kann. (Acker wird oft Heuschlag).

Hoheisel 1860, 28
Heuschlag Koppel, Heuschlag = Wiese.

Rig. Almanach 1870, 62
weidendes Vieh auf den Heuschlägen ..

Sallmann 1880, 67
Heuschlag Mähgrasfläche. Man hört fast nie „Wiese“.

Gutzeit 1889b, 523
Heuschlag, der, Wiese, auch überhaupt jeder grasichte Ort, den man abmähen kann. Schon in einer livl. Urk. v. 4. Aprill 253: hoislach, lat. sectio fœni. In den Heuschlegen und Gemorte, 196. I. 471. J. 1558; ein Heuschlag, 328. 13; die nassen Heuschläge nach Johann anschlagen, 328. 26. J. 1649; die Wiese oder Heuschlag, 353. 71; Heuschlag, Wiese, 164; Heuschlag, st. Wiese, 209; in einem klaren Heuschlage, 333. 71; Heuschläge reinigen, 330. 4; ein schöner Heuschlag, schöne Wiese; Heuschläge reinigen, 182. II, den darauf wachsenden Strauch abhauen. — Heuschlag, sagt Lindner (320) ist hier gebräuchlicher als Wiese, und bedeutet eine zum Heu

Transehe-Roseneck 1890, 63
Heuschlag natürliche Wiese, Bodenkategorie des Hofenlandes

Revaler Bote 1919-1930
Heuschlag [Rosenberg in Revaler Bote 1928, Nr. 157]

Bosse 1933, VII
Heuschlag - Naturwiese.

Vegesack 1935, 45
der Heuschlag - die Wiese

Grosberg 1942, 142
daß der Fluß viele Werste weit durch Äcker und Heuschläge fließt.

Taube 1944, 54
Jenseits des Parkes erstreckte sich ein umfangreicher 'Heuschlag'. So hieß bei uns im Gegensatze zur baumlosen Wiese Grasland, darauf in lockeren Abständen Birken wuchsen, deren leichtes Laub schon an sich der Pflanzenwelt am Boden genügend Licht läßt zu reichem Gedeihen. Es gibt für mich kaum eine wonnigere Umgebung als unsere Heuschläge, namentlich an hellen Sommertagen, wo die weißen Stämme leuchten, das Grün der Zweige und des weichen Wiesenbodens flimmert und glänzt; leicht, licht, festlich wird einem dort.

Hueck-Dehio 1955, 279
... trotz der glühenden Hitze läuft alles .. in die Heuschläge hinaus, um das morgens gemähte Gras .. zusammenzuharken und in Kujen (Hocken) übereinanderzuschichten.

Vegesack 1963, 34
der Heuschlag - die Wiese

Kentmann 1978, 81
Heuschlag die birkenbestandenen Heuschläge

Lindenberg 1986, 74
Man ging hinter den Hu...en durch die „Heuschläge“. So nante man jene meilenweiten Wiesen, die locker mit Birken und Wacholderbüschen bestanden an bayerische Almen erinnern.

Nottbeck 1987, 37
Heuschlag - Wiese /E.K.L.R.
Nicht weit vom Heuschlag lag die Feldscheune.

Kobolt 1990, 128
Heuschlag m Wiese; schon 1253
mnd. hoislach Wiese, aber fast nur aus baltischen Quellen, einmal lediglich aus dem Branderburgischen; schl. Grasslaan Mähen.


QUELLEN (Informanten)
Hoffmann, Gjert: Reval
Heuschlag, der - Wiese. Estland.

Höfchen das

QUELLEN

Bergmann 1785, 31
Höfchen, landhaus

Hupel 1795a, 95
Höfchen, das, bezeichnet bald ein Landhaus mit kleinen Ländereien aber ohne Bauern, wenigstens ohne Haakenanschlag; bald ein kleines Landgütchen mit Bauern; bald eine Hoflage.

Hoheisel 1860, 27
Höfchen = Landhaus, wofür auch schon häufig das russische „Datsche“ gehört wird.

Sallmann 1880, 32, 67
Höfchen vorstädtischer Garten mit Landhaus, nd. hof Garten.
Höfchen Landhaus mit Garten in der Nähe der Stadt.

Gutzeit 1889b, 533
Höfchen, das. Nach Hupel bezeichnet es bald ein Landhaus mit kleinen Ländereien aber ohne Bauern, wenigstens ohne Hakenanschlag, bald ein kleines Landgütchen mit Bauern, bald eine Hoflage. — Bergmann erklärt Landhaus.
1) kleines Landgut, kleiner Landbesitz bei den Städten. Bekannte Höfchen in früherer Zeit waren bei Riga: das des Burgemeister Dunte (Duntenhof), erwänt 1657 in 223; das des Herrn Hagen (Hagenshof), das des Wolffenschildt (bei Kengeragge), Ulenbrock's u. a. Bekannt sind noch Ebelshof, Deptinshof, Thüringshof (Thierinkshof) u. v. a. — Die Heuschläge und Höschen auf der Spilwe, 349. II. J. 1630; die Höfchen um die Stadt, 349. IX. 1; auf seinem Höffchen, 350. XXVIIl. J. 1674; auf mein Höftchen nicht weit von Riga kommen, 352. XXX. 3; zwei Höfchen mit allem Zubehör, Vieh und Fahrnisse verkaufen, 172. 1779. 141; die kleinen, besonders in der Nähe der Städte, auf dem Grunde von Landgütern belegenen sog. Höfchen, 154. I. 177; die Bürgergüter bei Riga, die jetzt, wie die neuen Gartenhäuser, Höfchen genannt werden, 174. 1819. 120; ein mit dem Höfchen Glude'schen (nach jetziger und richtigerer Sprechweise: mit dem Höfchen Glude'schen) Bauern K. abgeschlossener Kaufcontract, livl. Gouv. Ztg. 1857. 69, d. h. ein zu dem Höfchen G. verzeichneter Bauer. — In älteren Zeiten gew. dafür Hof, z. B. bei Ulenbrocks Hof; in plattd. Zeit dafür hofken, so in 350. XXIV. 2. J. 1550. — Jetzt dafür Gut od. Gütchen.—Zuweilen auch von größeren Gütern. Das Höfchen Honigshausen (Wangasch) von 100 Bauergesinden. 196. XII. 337.
2) in engerer Beziehung die früher sog. (Gartenhäuser od.) Gelegenheiten, nämlich „Landhaus mit Hof und Garten,“ nach Bergmanns Erklärung. Im Stadtbezirke Rigas verschwindet diese Bedeutung mehr u. mehr u. jedenfalls sofort, wenn Hof, Garten und sonstiges Land durch Häuser verdrängt werden. Den Besitzern von Höschen oder sog. Gelegenheiten, 174. 1825. 307. — Man spricht: auf einem Höfchen leben, auf dem H. sein, aufs H. gehen, fahren, ziehen, vom H. kommen. — Der Ausdruck gilt jetzt vorzugsweise für die ländlichen Besitzlichkeiten über der Düna auf Hagenshof, Sassenhof u. s. w. Daher lies't man (1876): im Douglas'schen Höfchen ist eine Wohnung zu vermieten; ein hübsches Höfchen auf Hagenshof ist für den Preis von 5000 Rb. zu verkaufen. — Derbei Petersburger Deutschen allein übliche russ. Ausdruck Datsche, welcher auch in Reval (vgl. 322. 27) gebräuchlich, begegnet in Riga niemals.
3) in der Bed. von Hof oder Garten, wie in Grimms Wb. 1). Führten ihn außm Hause vorn in das Kraut Höffchen, 349. XI. 1. Andere Handschriften geben: „in den Krautgarten“.
4) nach Hupel zuweilen für Hoflage.

Eckardt 1904, 50
Im Grünen - auf dem Höfchen - über Düna
Diese Bezeichnungen gehören genau genommen zusammen. - „Ins Grüne“ - „aufs Höfchen“ zieht der rechte Rigenser nur, wenn er dabei „über Düna“ im Sinn hat. Jeder sonstige Sommeraufenthalt wird eigens beim Namen genannt. „Über Düna“ kommt aber als Sommerfrische kaum mehr in Betracht. Je mehr sich die Vororte Hagensberg, Sassenhof, Altona zu regelrechten Vorstadtteilen mausern je energischer in letzter Zeit gar die elektrische Straßenbahn vordringt, um so mehr schrumpfen die „Höfchen“ zusammen und wandeln sich in Quartiere für Winter und Sommer. Man „zieht“ zwar nach wie vor - „Wann ziehst du?“ „Bist du schon gezogen?“ hört man zu Beginn der schönen Jahreszeit oft ohne nähere Bestimmung, aber es geht nicht mehr „ins Grüne“ - „über Düna“, sondern an den Stintsee, nach Oger, nach Segewold und Cremon, in der großen Mehrzahl endlich an die Strandorte, hier wohnt man „an der Aa“, „am Walde“, „an der See“ auf einer „Villa“, aber nicht mehr im „Grünen“, nicht mehr auf seinem „Höfchen“.

Seemann von Jesersky 1913, 127
Höfchen, kleiner Landbesitz der Städter für den Sommer.

Worms 1923, 82
Fuhr er (aus Riga) über die Düna zu Großvater Block, der dort im Fichtenwalde sein "Höfchen" hatte, so trat er andächtig in's schattige Gartenhäuschen mit den weißen Säulen ein ...

Pirang 1923-1924, 645, 647f., 648
Höfchen sind außerhalb der Stadt gelegene Grundstücke im Privatbesitz wohlhabender Bürger mit freistehenden geräumigen Einzelhäusern in gartenreicher Umgebung. Überall in balt. Landen ist dieses Höfchen anzutreffen.
Das Landstück hatte gewöhnlich eine Ausdehnung in einem Hektar, so daß darauf bequem ein geräumiges Haus mit Nebengebäuden für Bedienung, Wächter, Gärtner, Stallungen und sonstige wirtschaftliche
Zwecke Platz finden konnte. Ein Teil des freien Geländes diente als Wirtschaftshof, ein anderer als Park oder Biergarten, und ein dritter als Gemüse- und Obstgarten.

Vegesack 1935, 308
das Höfchen (Riga)

Hueck-Dehio 1954, 64
Die Alleen des Parks von Katharinental (bei Reval) lagen menschenleer unter dem Schatten ihrer Bäume. Die Bewohner der Höfchen und Sommerhäuser saßen um diese Stunde alle um den Mittagstisch.

Maltz 1955, 7
Höfchen (in Überdüna) Kleine Gütchen meist in der Mitauer Vorstadt Rigas gelegen.

???, 1956/7,
Höfchen BH 3, 1956/7, Heft 4, S. 212-220.
Waltraut Rosenberg: die alt-rigaschen Höfchen.

Maltz 1957, 8
das Höfchen (in Riga) kleine Gütchen rigaschen Kaufleuten gehörig in der Mitauschen Vorstadt gelegen.

Pantenius 1959, 11
das Höfchen (in Riga)

Bidder 1959, 28, 238
[Bidder besucht die Schule in Riga. Ein Onkel nimmt sich seiner freundlich an.] „Bald war es ein Buch, bald eine Landkarte, die er mir brachte, bald die Aufforderung, ihn bei einer Excursion auf ein „Höfchen“ zu einer befreundeten Familie ... zu begleiten.“
[Anm. dazu]: Höfchen = Landhäuser in der Nähe Rigas.


QUELLEN (Informanten)

Höfchen - Sommerhaus, WL 6,36.

Jungschen

QUELLEN

Revaler Bote 1919-1930
[Rosenberg in RB 1928, Nr. 157]

Knagge
‣ Varianten: Knaggen, Kragge
et nagi
siehe auch abknaggen, anknaggen

QUELLEN

Hoheisel 1860, 27
Knagge (lettisch): ein Zapfen in der Wand, ein Holzpflock zum Anhängen von KLeidern, Hüten ec.

Gutzeit 1874, 58
Knagge, die, 1) wie in Norddeutschland, Pflock, Gegenstände daran zu hängen, Zarge, franz. patère, Hut- oder Kleiderknagge. Auch in Estland nach 390a. 16: Kleiderhalter. —
2) gabel- od. klobenähnlich geschnittenes, zweischenklichtes Stück Holz, um etwas fest zu klammern, namentlich Wäsche, Wäschknagge, Wasch klammer. Hiervon: an-, auf-, ab-, losknaggen. —
3) In einer Beschreibung des bolderaaschen Patentslips heißt es: auf diesen Unterzügen sind große keilförmige Knaggen angebracht; durch diese Knaggen wird die Feststellung der Schiffe auf dem Wagen ermöglicht, rig. Ztg. 1865. 12. Dezbr.
Das Wort ist ein niederdeutsches, und nur vielleicht in der ersten Bedeutung mit dem lett. knaggis stimmend. Die Aussprache lässt theils zwei harte, theils zwei weiche g (wie im Lettischen) hören. Einige sprechen Knacke, wie auch in Deutschland vorl., noch andere: Kragge.
Nie männlich! Die in Kurland allgemein bekannte Bed. von Handgriff an der Sense (auch lettisch knaggis) ist in Livland unbekannt.

Gutzeit 1874, 83
Kragge, die, st. Knagge, Kleider- oder Huthaken, u. Wäschklammer. Im Munde Vieler. In Grimms Wtb. Krack, der. In diesem Wort, wie in dem folgenden, und in Knagge ist gg allein gebräuchlich.Das nd. kennt in diesen Wörtern nur kk.

Westermann 1887, 388
Knagge 'Pflock' (a.d. Lett.) (Kurland)

Sallmann 1880, 34, 44
34: Knagge Kleiderhalter, nd. knagge Holzwirbel [?]

Gutzeit 1892b, 28
Knagge, der. Erkannt, daß C. B. mit seiner Grentze weiter nicht als der in der Mauer gelegte hölzerne Knagge als ein altes Merkmahl stehet, 365. 1674. 11. Septbr.; weiln aber das gewesene Waschhauß in der jetzigen Breite des über den untersten Knaggen gelegten alten Balckens albereits vorhin gestanden, also soll —, ebda. In der Bedeutung von Pflock? oder Norcke?

Seemann von Jesersky 1913, 136
Knagge, let. knaggis, Kleiderhaken. Wäscheknagge: gabeliges Holz zum Einkneifen.

Masing 1926b, 60
Knagge 'Kleiderpflock' (mnd. knagge 'knorren'; Schumann, S. 33 Knaggen 'dreieckige Holzstücke oben auf den Bänken der Boote zu deren Befestigung', Dollknaggen 'Hölzer, worin die Dollen sitzen'; Frischbier I, S. 386 Knagge 'Pflock, etwas daran aufzuhängen, Kleiderriegel'.
S. 27: (Doppelmedia)
S. 11 opr. + bd.

Revaler Bote 1919-1930, Nr. 157
[Rosenberg] empfiehlt, in Grosbergs Meschwalden balt. Ausdrücke zu verwenden: Zerehnen statt Syringen, Knagge statt Kleiderrechen, Halgen statt Scheite, Sülz statt Gallert, Kümmelkuchel statt Kümmelkuchen.

HWbGA 1936, 202
Knagge 'Kleiderpflock' nd. Rest.

Sehwers 1936, 53
Knagge: I Knagis: Knagge, woran man Kleider aufhängt; der Handgriff an der Sense ‹ nd. knagge.
II knagis: ein krumm gewachsener Knieholz, durch welches die Planken des Bootes an Vorder- und Hinterstoven an der Innenseite miteinander verbunden und gestärket werden. (Bielenstein, Holzbauten 611) ‹ knagge 'da Knieholz an Flußfahrzeugen.

Grosberg 1942, 57, 231, 317
Knagge, Kleiderknagge 'Kleiderrechen': 57: Das Vorhaus, in dem nicht nur die Kleiderknaggen stehen, sondern auch einige mächtige Schränke.
231: Jakob hat den Frack an die Knagge gehängt.

Taube 1944, 65
..., wo wir gerade im Vorzimmer unsere Mäntel an die 'Knagge' - so heißen bei uns die Kleiderhaken - gehängt haben.

Flügge-Kroenberg 1971, 30
Knaggen - kleiner Holzklotz, vor allem für Kleiderbügel.

Nottbeck 1987, 44
Knagge (let.) - Garderobe, Kleiderhaken / E.K.L.R.
Häng deinen Mantel an die Knagge.

Kobolt 1990, 151
Knagge f Kleiderriegel, Leiste mit Kleiderhaken, Garderobenleiste; Wäscheklammer
plattd. Knagge(n), Knacken Holzpflock in der Wand, Kleiderhaken; schwed. knag Haken, Pflock; dän. Knage Haken; Elb. Knagge Holznagel zum Aufhängen von Kleidern; pr. Knagge Pflock, Kleiderriegel; nhd. Knagge Leiste.


QUELLEN (Informanten)
Glasenapp, Anna von: Antzen bei Werro, Wenden
Knagge Kleiderhaken

Schmidt-Kowarzyk, Käthe: Riga
Knagge für Spilke od. Klammer. WL 5,16.


Knagge vgl. Wäscheknappe

komisch Adj
‣ Varianten: comisch

QUELLEN

Bergmann 1785, 15
comische Prise, ein kurzweiliger Mensch

Hupel 1795a, 44
comisch wird oft st. sonderbar, auffallend u.d.g. gesagt. - Er ist eine komische Prise, Sprüchw. kann kurzweilig, aber auch albern ausdrücken.

Gutzeit 1864, 170
comisch wird, wie schon Hup. bemerkt, oft st. sonderbar, auffallend gebraucht. Eine komische Prise, nach Hup. ein kurzweiliger od. auch alberner Mensch; jetzt meist: sonderbarer Kauz.

Revaler Bote 1919-1930, 1928/157
Rosenberg: [Bedeutung anders]

Zibbe

QUELLEN

Revaler Bote 1919-1930, 157
[Rosenberg notiert zu Grosberg, Meschwalden, daß] im Nordbaltikum Ausdrücke wie eine Zibbe Butter, Heu in Gubben, Paggel, Ahling fremd erscheinen.

Kiparsky 1936, 119
Zibbe [tsibǝ] f., Zibbchen [tsipχen] n. 'ein Holzgefäß' ‹ lett. Ciba 'rundes, hölzernes Gefäss, in das Butter, dicke Milch, auch Fleisch getan wird'. K. und LL. - HUPEL 270, LAPSA 74, ROSENBERG Revaler Bote 1928, Nr. 157.

Grosberg 1942, 40, 259, 316
"... sie haben .. einen Klumpen Butter in der Zibbe“
„Kartoffeln, die mit Butter, Dickmilch und Hnfbutter aus der Zibbe vortrefflich schmecken.
Schachtel aus dünnen Bretterchen und Wurzelgeflecht.


QUELLEN (Informanten)

die Zibbe auch: Zibe, 'Butterfaß, Dose' WL 3,13.
‹ lett. vgl. Zibchen. Ca 20x im lett. Spr. belegt.


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