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Auß

QUELLEN

Gutzeit 1886, 93
Auß Das Wort Auß bedeutet in d. lettischen Sprache ein Ohr; dass aber durch dasselbe, sagt Brotze in 166a. IX/X. 574 eine Münze sey angezeigt worden, davon findet sich heut zu Tage keine Spur: indessen stehet zu vermuthen, daß zu Neustädt's Zeiten diese Bedeutung gewöhnlich gewesen sey, weil er als von einer bekannten Sache davon redet. Neustädt hält dafür, daß von dem Gebrauch der Grauwerksohren die Dreyschillings- u. Zweyschillingsstücke im Lettischen die Namen Auß und Nagat bekommen haben, und daß eben daher die Dreyschillingsstücke im Deutschen Oere genannt worden. - Das ist ein Irrtum. Vgl. Ör.

Baß
‣ Varianten: Bast1

QUELLEN

Gutzeit 1886, 107
Baß st. Bast. Ludden u. Baß reißen, 192. II. 8. 197.

bloß Adj
‣ Varianten: blos

QUELLEN

Gutzeit 1859, 137
bloß Wie nun die Kaufleute sind kahl und blos gemacht, 194. in Nyenstädt 32.
Häufig beiwörtlich benutzt in dem Sinne des Nebenworts bloß = nur. Zünftige Bürger und bloße Bürger, d.h. die bloß Bürger sind, nicht zünftige, einfache, 176. 1838. 17.

Gutzeit 1886, 155
bloß Grimms Wtb. schweigt über d. slaw. Verwandtschaft. Altslawisch u. russ. босый ist bloß (von den Füßen), barfuß. Мы босы и наги heißt es in Nestor beim J. 945, in der Ubersetzung: wir sind barfuß und nackt. Wie erinnert aber diese Stelle an das nd.: he is nakket un bloot, er ist nackt und bloß d.h. ein armer Teufel, 479! Dasselbe woltten wol Igors Krieger ihrem Großfürsten zu verstehen geben.

Breß die
‣ Varianten: Brez

QUELLEN

Gutzeit 1886, 176f.
Breß (-), die, 1) Schnalle, vorzugsweise wol Brustschnalle. Begegnet zuerst in dem Schragen der russischen Kremer Gordelt und Breeßmaker v. 1512 zu Riga. Die Schreibung daselbst ist: Breeß u. Brees, in der Vielzal Breeße, u. daher Breeß- Breeße- und Breesmaker; das Geschlecht stets weiblich. Später wiederholt sich dieselbe Schreibung oder verändert sich; selbst das Beschlecht. Ein silbernen Breß kostet 20 Mk., 349. XXIII. 5. J. 1587. In der Bo. des rig. Raths von 1659 in Anlass der Streitigkeiten zwischen den deutschen u. undeutschen Krämern gebraucht das amtliche Schriftstück (im Schragenbuche) Bretzen: Wie es denn auch mit den bretzen u. Bendekens gehalten werden soll - nämlich es sollte den reußischen Krämern gestattet sein, diese Gegenstände für die Undeutschen zu verfertigen u. zu verkaufen. Den rig. Goldschmideschragen ist das Wort Breß fremd; doch werden, auffallend genug, die Breße der Breßmacher in der erwänten Bo. v. 1659 Bretzen genannt u. geschrieben, letztere dagegen in anderen späteren Schriftstücken umgekehrt Breß u. Bresen. Die Breßen der Breßmacher scheinen aber keineswegs dasselbe gewesen zu sein, was die Brazen od. Bretzen der alten Goldschmide waren; Brazen, Bretzen u. Breße überdies nicht gleichbedeutend mit den heutigen Nesteltrichtern (sölg) der Estinnen. Denn einerseits lassen diese wie die Breße nichts entdecken, was auf eine Bezeichnung Hand in Hand oder etwas die Handtreue Versinnbildlichendes deuten könnte; anderseits wären sie nicht ein Meisterstück d. rigischen Goldschmide gewesen; eine solche Anname fiele vor der Thatsache, dass auch die Lübecker und Wismarer Zunftrollen von Bratzen, Bretzen und Breßen als Meisterstücken der Goldschmide sprechen, auch die estnischen Brezen, die Nesteltrichter, in Riga unbekannt od. ungebräuchlich waren und sind. - Wenngleich indessen die Bratzen od. Bretzen der Goldschmide etwas Anderes waren als die Breße der Breßmacher, so verdunkelte doch die ungenaue Schreibweise der alten Zeiten diese Unterschiede und man nannte, oder schrieb wenigstens, veranlasst durch die sehr ähnliche Lautlichkeit beider Begriffsausdrücke, den einen Ausdruck wie den anderen, so dass es hier und da Schwierigkeiten macht, zu entscheiden, ob Bretze der Goldschmide oder Breß der Breßmacher gemeint ist.
Die Vermischung der beiden Ausdrücke unter einander und mit den Brezen oder Bresen der Estinnen hat dazu gelangen lassen, nicht blos die Gegenstände dieses Namens zu vereinerleien, sondern auch die Überzeugung hervorgerufen, das Wort Breze, Brese, Breß u.s.w. sei aus dem Estnischen herzuleiten. Dies sprach bereits Hupel in seinem Idiotikon mit vollster Zuversichtlichkeit aus in dem Artikel: das Bres, Spange, kleine Brustschnalle. Einige sagen, bemerkt er, die Breze oder das Bröschen; eigentlich sollte es nach dem Estnischen, woher es kommt, Prees heißen. Auch d. Petersburger Akademiker A.J.Sjögren folgte dieser Ansicht, ging jedoch einen Schritt weiter; denn er stellte noch die Behauptung auf, das estnische Prees sei aus dem russ. пряжка Schnalle entstanden. Dieser Überzeugung hat neuerlicht auch Prof. Leo Meyer gehuldigt. In 408. 1870. S. 44 sagt er: das estnische prees (bei Wiedemann prez, werro-estnisch prets) Spange, Schnalle, das in der Form Brees, Breese od. Breeze auch in das baltische Deutsch sich Eingang zu verschaffen wußte, erweis't sich, da echt estnische Wörter nur mit einfachen Consonanten anlauten, durch sein anlautendes pr deutlich als entlehntes Wort. Die Quelle aber, aus der es eindrang, bietet sich in nächster Nähe. Im Russischen heißt die Schnalle пряжка, das, da das russische я in der Regel auf altslawisches A, en,zurückweis't, altslawisch würde prenschka gelautet haben. - Bei dieser Erläuterung ist erstlich nicht gedacht der niederdeutschen Gestaltungen von Breze, Bratze, Brese, Bres u.s.w., welche doch unmöglich dem Estnischen entsprungen sein können, ebensowenig wie das englische brace; zweitens, dass wenn ein russisches Wort das estnische Prees oder das deutsche hierortige Bres, Brese u.s.w. zur Entwickelung gebracht hätte, dies Wort nicht пряжка, sondern das altrussische пряжа gewesen wäre. Denn пряжка hätte kein deutsches Bres, Brese, Breze hervorgebracht, sondern ein Wort Breeßke oder Breseke, wie wir das in den Ausdrücken Lasteken und Wymeleken für ластка u. выметки sehen. Der Ursprung des estnischen prees oder prez muss daher gesucht werden entweder im deutschen Bres u. Brez oder im altrussischen пряжа. Die lautliche Übereinstimmung mit ersterem ist vollkommen, selbst bis auf das End-s oder End-z, mit dem zweiten nur annähernd und in sofern, dass das estnische Wort wie das russische ein p als Anlaut zeigt. Da indessen die estnische Sprache den ankautenden Buchstaben b nicht kennt, so versteht sich die Verwandelung des deutschen b in estnisches p von selbst. Man könnte vielleicht unser Bres, Brese u. Breß als aus пряжа entstanden ansehen, da es, wie es scheint, erst im J. 1512 auftaucht. Das russ. я und ж, welche deutschem Munde und deutschem Schreiben unmöglich sind, könnten, jenes mit ee, dieses mit s oder ß wiedergegeben u. ersetzt, das russ. P endlich in deutscheres B verwandelt sein. Alle diese Möglichkeiten scheinen indessen darin Widerlegung zu finden, dass dieselben Gestaltungen von Breze, welche bei uns seit 1512 hervortreten, auch aus Deutschland bezeugt sind. Es lag somit keine Notwendigkeit vor, ein den Niederdeutschen Rigas aus Deutschland her bekanntes Wort am hiesigen Orte aus пряжа neu zu bilden.
Die Ansicht, dass Breze, Bres u.s.w. dem Estnischen entstamme, ist auch von Sallmann vertreten worden. Er sagt (390c. 52), Breze ist ein Wort, das aus dem Estnischen (Prez) ins Deutsche zurückgewandert ist; das gemeine estnische Synonym ist sölg; ebda S. 143: Breze ist eine Neubildung, indem beim Übergang ins weibliche Geschlecht (aus männl. estn. Prez) ein e angehängt worden. - Sallmann verweist auf schwed. brêska, franz. broche, hd. breis, altn. brîs, mnd. brace, brece, bretze = nodus, compages, auf das Zw. brîsen, noch jetzt schweiz. brisen, schnüren, nesteln; finnisch priski, schwed. brisk. Das finn. priski u. schwed. brisk verraten sich als entlehnte Wörter; Sjögren hält letzteres dem Finnischen, priski aber dem russ. пряжка entstammend. Priski u. brisk stimmen zu russ. пряжка, Prees aber zu Breß od. пряжа.

Buße

QUELLEN

Gutzeit 1886, 200
Buße bei den Hutmachern, die Filzmasse, die beim Formen der gefachten Masse abgeht, 395. VII. 277. Bußstücke, ebda 278. s. aufschließen.

duß Adj

QUELLEN

Gutzeit 1864, 214
duß (-), still, sanftmütig. Ein dußet od. duser Mensch; er ist duß geworden, still, zahm. Gewönlich mit ß gesprochen, und daher auf franz. doux weisend. vgl. dagegen Grimm unter dus.

Eiß der
‣ Varianten: Eiße

QUELLEN

Gutzeit 1886, 242
[Eiß oder Eiße, der, zuweilen das, Geschwür. Die Auseinandersetzungen über die Entstehung dieses jetzt erloschenen Wortes in Grimms Wtb. hätten sich anders gestaltet, wenn nicht übersehen wäre russ. язва (Jásva) Geschwür, Eiterbeule, slaw. язь Wunde, Verletzung, u. schwed. eisse, Blutfinne.]

Eiße
‣ Varianten: Eiß

Faß das
‣ Varianten: Fass

QUELLEN

Hupel 1795a, 60
Faß, das, hört man bey flüßigen Dingen oft st. Tonne, z.B. ein Faß Bier, ein Bier- od. Branteweinfaß: letzteres muß 120 rigische oder gegen 130 revalsche Stöfe halten.

DRWB III, 427
Faß I wie nhd.: 1485 Reval StR II 17: „bey fäszern oder stöffen“ ... II als Maßbezeichnung: 1485 Reval StR II 18.

fäßt

QUELLEN

Seemann von Jesersky 1913, 116
fäßt - faßt. Was fäßt du mir an!

Fuß
‣ Varianten: Fuss

QUELLEN

Pantenius 1872, 60
Fuss - altes Längenmaass
wo der Schnee Fuss hoch auf den Feldern lag.

Gutzeit 1892b, 20f.
Fuß, als Längemaß. Grimms Wtb. meint, dass die Bestimmungen 2, 5, 10 Fuß in diesem Worte eine alte Vielzal erkennen lassen. Das scheint doch fraglich und eher dürfte anzunemen sein, dass eine felende Abendung stattfindetlwie in Lof, Fass, Pfund, Maß, Buch. Roggenlast, Last.
Die umlautlose Vielzal Fuße bei Maßbestimmungen wird von Grimms Wtb. sparsam belegt und nur aus Bodmer. Sie ist bei uns ganz gewönlich. Einige Fuße weiter standen N. und Z. ganz wie: einige Fuß weiter. Gegenwärtig kommt dafür Füße nicht vor. Doch findet es sich wiederholt in früheren Verordnungen über den Holzhandel. Nicht die überschießende Virtel, Halbe und Dreyvirtel Füße, sondern die gantze und volle Füße rechnen, 99; die Länge der Höltzer nach Füßen messen, ebda; nach der befundenen Zahl der Palmen und Füße, die Holtz-Waaren einbrennen und zwar die Palmen mit Voransetzung des Buchstaben P. 12 Fuß am Stamm-Ende, die Zahl der Füße hingegen am Topp-Ende mit Voransetzung des Buchstaben F. aufbrennen, ebda.

DRWB III, 1107ff.
Fuß Maßbezeichnung, viele Belege.

Maltz 1957, 17
Fuss - altes Längenmass

Geiß

QUELLEN

Gutzeit 1889b, 328
Geiß Zige. Zu den Verwandtschaften gehören russ.

graß Adj

QUELLEN

Ewers 1831, 186
graß - starr, abstechend, abscheulich

groß Adj

großer Wagen
das große Zimmer

DAZU:
ein großes Tier (id)

QUELLEN


großer Wagen s. Wagen (Hupel Id. 257)

Guß
‣ Varianten: Guss
Butterguss

heiß

QUELLEN

Bergmann 1785, 30
ich bin heiß, mir ist heiß.

Hupel 1795a, 92
heiß bin ich, kann man zwar sagen; doch spricht man richtiger mir ist heiß. Oft hört man: ich habe heiß. Bergm. tadelt das erstere.

Gutzeit 1889b, 508
heiß. Man spricht gewönlich: ich habe heiß st. mir ist heiß. Schon Hupel. Bergmann hat auch: ich bin heiß, in derselben Bedeutung.

Jörß

QUELLEN

Gutzeit 1889b, 565
Jörß. In 329. (J. 1662) befindet sich ein Recept zur Essigbereituug: lege auch ein Theil als ein paar Jörß Hopfen darein, s. Brotze in 174. 1813. 229. — Wenn nicht Jörß falsch f. Jöpß steht, so stimmt es mit russ. горсть, Handvoll.

Kauß
‣ Varianten: Kaus

Keßi

QUELLEN

Bergmann 1785, 35
Keßi, Eingeweide vom Lachs.

Hupel 1795a, 108
Keßi s. Kissin

Gutzeit 1874, 28
Keßi, Eingeweide vom Lachs, s. Kißi.

Kiße die
‣ Varianten: Kies, Kise, Kisse

QUELLEN

Hupel 1795a, 113
Kise, die (Estn. und Lett.) st. Kaulbars.

Gutzeit 1874, 30
Kies oder Kieschen, Kaulbars, s. Kise.

Gutzeit 1874, 40
Kise, richtiger: Kiße (-), die. Kiesen, nennt man nach Gadebusch (225) in Livland die Kaulbarsche. Er verweist auf Kiez, ein wendisches Wort, welches fischen bedeutet, nach Nikolai Beschreibung der Städte Berlin und Potsdam, S. 825. — Auch in 353. 39 [Vocabularis ... Riga 1724] steht: Der Kaulbars oder die Kiesse. Hupel hat: Kise, die, st. Kaulbars; nach ihm estn. und lettisch, wo kihse Kaulbars, aber auch (nach Ulm.) Stint bedeutet. Das lett. Wort findet sich auch wieder in der russ. Benennung des Stintsees bei Riga: Kiss-Osero. In 444 hat Hupel: Kiis oder Kiisk, Kaulbars, liefl. Kies oder Kieschen. — Das Wort Kiesen f. Kaulbarsen scheint, wenn es noch gebräuchlich, auf Estlivland sich zu beschränken; in Riga u. Lettland ist es unbekannt. vgl. Kiz.

Sallmann 1880, 19
Kise, f. Kaulbarsch (kisk, g. kiza).

Kiparsky 1936, 44
Kisse, Kiesse [kīsə] f. 'Kaulbarsch' ‹ estn. kiisk (gen. kiisa) 'Kaulbars, Stint' + lett. ķīsis 'Kaulbars (acerina cernua)'. Sallmann N. 19 und Suolahti 108 halten es für ein estn. Lw., weil es nach Gutzeit II, 40 „wenn noch gebräuchlich, sich auf Estlivland zu beschränken scheint“ und „in Riga u. Lettland unbekannt“ sei. Da aber gerade der von Gutzeit 1.c. angeführte älteste Beleg (J. 1724) aus dem Vocabulatium ... scholae rigensis ad ... idiotismum loci adornatum ..., also aus Riga, stammt. und das bd. Wort in Übereinstimmung mit dem lett. und im Gegensatz zu dem estn. ein stimmloses s aufweist, müsste man Entlehnung aus dem Lett. annehmen, wenn nicht die heutige Verbreitung des bd. Wortes dem entschieden wiederspräche. Am meisten Wahrscheinlichkeit dürfte also die Annahme Hupels haben, der mit einer doppelten Entlehnung operiert.

Kißi das
‣ Varianten: Keßi, Kissi

QUELLEN

Gutzeit 1874, 41f.
Kißi oder (seltner) Keßi, das. Bergmann schreibt Keßi und erklärt: Eingeweide von Lachs; Hupel schreibt Kissin und bemerkt: soll der Name des Hechtmagens sein; er führt auch Kersi oder Kersin oder Kessin auf. Lange hat Küzzing. Dem von Hupel angef. Kessin nähert sich estn. Kessi, abgeworfene Haut (der Schlangen) und Bulster, Hülse.
Dem Langeschen Küzzing entsprechend führt Grimms Wtb. an: Kitzing und Ketzin, und leitet zurück auf nd. Küt oder Küte, Eingeweide von kleinen Thieren, Fischen, und ostfries. und niederrhein. Küt, Rogen, und tüten, ausweiden, den Rogen ausnehmen. Dazu vielleicht das auch aufgef. Cusie, oder gar Cusin, welches, wie Hupel meint, albern klingt. Hupel meint, dass, um nicht lächerlich zu werden, der wol am klügsten thut, der ohne Künstelei nur Hechtsmagen oder Hechtsdarm spricht, dessen Gestalt ohnehin einige lächerliche Sagen veranlasst habe.
Die lett. Wörterbücher kennen nicht Kißi; sie kennen in demselben Sinn nur Kiddas od. (in 411) Kidas. Stender erklärt Kiddas mit Fischküzing oder Eingeweide;Ulmann (411) Kidas mit Fischeingeweide, auch Gänsegekröse (aus dem Kowno'schen!). Kidding wird aber auch von den lettischen Marktweibern Rigas der sog. Gänseabfall genannt. Anzuführen ist das russ. kischki, Eingeweide, Gedärm, und das lett. kiddaht, iskiddaht, Fische ausweiden, welches ganz dem Deutschen küten entspricht.
Die Bedeutung des Wortes in Riga ist jetzt ausschließlich und ausnahmslos: Kopf, Schwanz u. Eingeweide vom Lachs.
Auf dem rig. Markt kommen Kisst's nicht zu Verkauf. Der Lachs wird entweder ganz, unzerschnitten verkauft, oder zerschnitten in Brat- und Kochstücke, in welchem Fall Kopf, Schwanz und Eingeweide zu Hause entfernt sind und von den Verkäufern selbst verspeist werden. Kauft man einen ganzen Lachs, so wird nicht selten, in ärmern Wirtschaften, Kopf, Schwanz, Leber, Rogen und sonstiges Eingeweide und Bauchfett zu einem länger oder kürzer gestowten Gericht verwandt, welches ebenfalls den Namen Kissi führt. — Hechtmagen und Eingeweide kommen in Riga nicht auf den Tisch; die Leber allein wird bei gestoftem Hecht mitgekocht, als eine Delikatesse.

Seemann von Jesersky 1913, 134
Kissi, Kopf, Flossen und Schwanz des Lachses (Suppe).

Kloß der

QUELLEN

Gutzeit 1874, 55
Die Kocken oder Klösse am Boot, Stender I.326. ein in Livland vielleicht unbekannter Ausdruck, über den Grimms Wtb. Kloß, Sp. 1247.8. c u. d nachgesehn werden kann.

Gutzeit 1898, 18
Kloß, Klot, Klotz, vgl. russ. клотъ u. колода. vgl. Schlosse.

Kreß der
‣ Varianten: Kresse
de Kresse; et kress

QUELLEN

Kobolt 1990, 161
Kreß m, Kresse f
nhd. Kresse Name verschiedener Salat- und Gemüsepflanzen.

Loß die
‣ Varianten: Loss
de Ladung; et last
sollte es sich begeben, daß der Schiffer (bei einer Stundung) seine Loß bricht und selbe Wahren (am Strandungsort) loße oder veräußere
wenn der Schiffer von seinen Wahren viel oder wenig ausloßet,und damit seine Loß bricht

QUELLEN

Gutzeit 1882, 189
Loss, die. Ladung. Sollte es sich begeben, daß der Schiffer (bei einer Stundung) seine Loß bricht und selbe Wahren (am Strandungsort) loße oder veräußere, 350. IVII. 2. I . 1693; so derselbe seine Loß nicht bricht, ebda; wenn der Schiffervon seinen Wahren viel oder wenig ausloßet,und damit seine Loß bricht, ebda.

Maß das

QUELLEN

Gutzeit 1887b, 219f.
Maß, das, 1) als Längenmaß ein Stab, Band, Faden u. dgl. Geradehalter für Damen und Kinder fertigt nach Maß auf Bestellung an A. J., rig. Ztg. 1883. Gew. — 2) als Holmaß bei uns nie von Flüssigkeiten gebraucht, sondern nur von Schüttwaren, als Hafer, Gerste u. dgl. In neurer Zeit ist Maß Benennung für Los geworden, welches zwanzig Garnitz enthalt, also genau ⅓ Tschetwert ist. Auch Neumaß. — Wir sprechen: 3 Maß Kartoffeln oder Hafer, nicht Maße; ebenso 4 Lof Sat, ein solcher Sack enthält 3 Lof Mehl; 5 Stof Brantwein. Einige unsrer Schriftsteller haben geglaubt, richtiger zu schreiben: 3 Löfe Sat, 4 Stöfe Brantwein. Die Regel im Deutschen aber ist, dass männliche Hauptwörter, welche eine Zal, Maß- oder Gewichtsbestimmung enthalten, nach Zalwörtern stets in der Einzal stehen: zwölf Mann, zehn Buch Papier u. dgl.; weibliche dagegen auf ein der Vielzal: zehn Ellen Zeug, zwei Meilen, drei Tonnen. Was Jahr und Monat und Uhr betrifft, so spricht man: 20 Jahr alt, drei Monat und Monate, zwei Uhr; und endlich: zehn Werst von hier, einige Werst weiter. Grimms Wtb. will (vgl. Fuß) in 10 Fuß, 10 Fuder u. s. w. eine alte gekürzte Vielzalsgestalt erkennen. Das steht aber im Widerspruch mit andern Umständen. So besitzen wir von Lof schon in den ältesten Zeugnissen 10 Lof als Einzal und ebenso Külmet, Stof u. s. w. Bei Feuerschäden in Riga, wo eine gewisse Zal von Glockenschlägen (1—5) die Gegend der Feuersbrunst anzeigt, hört man oft: drei Schlag, vier, ein, zwei, fünf Schlag! wenn man einem Fragenden Auskunft geben will. Anders sprechen: ein Schlag, drei, zwei, vier, fünf Schläge.

Gutzeit 1887b, 219
Maß, die. Mit allerdings Schuld u. anderen Beschwerden wird es seine Mache auch wohl finden, T. Frölich in 349. IV. 3. Zu Grimms Wtb. Sv. 1734. 4. Hier wol selten vorgekommen!

Gutzeit 1887b, 219
Maß, die, Messung. Es soll bei der Maaße, Wracke und Waage der fremde Mann nicht beschweret werden, 7; alle Unordnungen bei der Waage, Maaß und Wraake, 149. 39; alle zur rigischen Maaße, Waage und Wraake verordnete Bediente, ebda; auf publiquer Waage, Maaß u. Wraake empfangen, ebda 57; die Unkosten bei der Maaße, ebda.

Moß

QUELLEN

Wehren 1812, 5, 8, 17, 19, 20, 25, 26, 32
Mooß Johans Birren Mooß, Strickbirn Mooß, Johansbirn Mooß
Stachel-Birn Mooß
Brummekbirn Mooß
Wein Mooß
Cardemon Mooß
Reiß Mooß
Zithron Mooß
Schmand ? Mooß

Quaß der
‣ Varianten: Quas

QUELLEN

Gutzeit 1890, 416
Quaß (-), der, mnd. quâs, nd. quas, hd. Quas, Quaß u. Ouaas, Schwelgerei, Böllerei; Gasterei. Das Wort scheint bei uns im 16. Jahrh. aufzukommen u. erhält sofort bei allen unsern Schriftstellern eine Verbreitung, dass man glauben könnte, einer hätte dem anderen nachgeschrieben; auch stets nur in Verbindung mit Fraß. Ein Volk, das in Fraß und Quaß gelebet, 195. Einhorn 732; Fastnachtszeit, in welcher mehrauf Üppigkeit, Quas und Fraß als auf gute Ordnung gesehen wird, 349. IV. 11; ein solch Fraß und Quaaß, 215. 204; Volk, das in Fraß und Quaß gelebet, 192. III. 52 u. 53; außer diesem war noch auf allen Höfen in Livland ein solch Fraß und Quaaß, daß man — 195. Russow. — E. Pabst erklärt unrichtig: „im Saufen u. Fressen. Quas ist in Russland ein gewöhnliches Getränk: hier sprüchwörtlich angewandt.“ (192. III 52 u. 53.)
Dieselbe Verbindung von Quaß mit Fraß auch in deutschländischen Schriften. Frischbier in 476 sagt: „Quas, der und Quäserei, die, auch Questerei und Quôs, der, Schwelgerei, Schlemmerei, Böllerei; Festlichkeit, Schmaus, Gastmahl. Sie leben beständig in Quas und Fraß, Brief des Mönchs Heinrich Borringer an den Hochmeister u. 1428.
Grimms Wtb. sieht das Wort für ein slawisches an; es sei schon früh ins nd. und md. eingedrungen. Diese Anname ist zu bezweifeln. Denn slawisch kvas findet sich in d. Bed. von Schmaus nur im Czechischen, wo auch kvašan conviva, und kvasiti epulari vorkommt, und im Obersorbischen, wo es Hochzeit bedeutet, in derselben Weise wie sich im deutschen Wort Koste die Bedeutungen Schmaus u. Hochzeit vereinigen. Da dasselbe Wort im Russischen, im Polnischen und in anderen slaw. Sprachzweigen eine ähnliche Bedeutung nicht hat, das polnische kvas sogar neben Säure, saurem Getränk auch Feindschaft bedeutet, so ist nicht zu bezweifeln, dass das czechische u. obersorbische kvas, um so mehr, da es in slawischen mit Deutsch durchsetzten Grenzgebieten vorkommt, dem weitverbreiteten deutschen Quaß entlehnt ist, welches überdies in vielfachen Ableitungen begegnet, die dem Czechischen u. Obersorbischen ganz und gar fremd sind. Es ist daher auch sehr fraglich, ob das slaw. kvas in d. Bed. von Schmaus mit dem slaw. kvas Gärmittel und russ. квасъ säuerliches Getränk in Verbindung zu bringen ist. Übersehen ist in Grimms Wtb. das Zusammenfallen von Quaß, welches auch in den Gestaltungen Quast, Quest, Quoß u. Quost vorkommt, mit Kost und Koste (Speise, Aufwand, Schmaus). Ein Wechsel von K und Qu (Kw) könnte hier ebenso gut angenommen werden, wie er in dem gleichlautenden Kost u. Koste für Quast u. Quaste (Besen) begegnet, nicht blos im Deutschen, sondern auch im Dänischen, Schwedischen, Norwegischen nachzuweisen ist: dän. kost, norweg. kvast und kvost, nordschlesw. kost und kwost, altschwed, kaast u. quaesti, schwed. qvast und kost. Qu und K wechseln ja auch in anderen Wörtern: Qual, mhd. kâle, kâl, kôle, kôl; Qualster — Kalster, Kolster, Quandel u. Quändel — Kandel und Kändel, queck — keck, Quappe — Koppe, quackeln u. quakeln (schwatzen) — kackeln u. kakeln u. s. w. Da für Qu auch G auftritt, so kann bei den Gestaltungen Quast u. Quost für Quaß auch an Gast u. slaw. gost gedacht werden. Wenn auch Gast, wie lat. hostis und gr. ξενός, in ursprünglicher Bedeutung einen Fremden bezeichnen sollte, so wird es dennoch statthaft sein, als Wurzel von Gast und gost skr. ghas essen aufzustellen, wie es Bopp getan; Gast wäre ein Fremder, welcher Bewirtung —Speise u. Trank — erhält, ein Beköstigter, wie bopp meinte; nicht aber ein Fremder, welcher als Feind den Göttern geopfert und von den Opfern den als frommes Mahl verzehrt wird, was Hildebrand in Grimms Wtb. IV. 1. 1454 für allein möglich erachtet. Besteht aber die Sanskrit-Wurzel ghas im Sinne von Essen, oder nach Böhtlingk— Roth von Verzehren, Verschlingen, Fressen, so liegt auch nahe, dieselbe Wurzel oder dasselbe Wort ghas in Quas und selbst in Kost (Speise) wiederzufinden und an slaw. kvas nicht weiter zu denken. — Mit Quaß, Quoß, Quost hängt wol auch — aus der niederdeutschen Zeit Livlands — das wenig gebräuchliche u. wenig verbreitete lett. goste oder gohste Schmaus zusammen, nicht aber mit slaw. gost (Gast), was Miklosich annimmt.
Noch heute ist die Verbindung Quaß u. Fraß im Munde einiger alter Leute; doch sehr selten.

räß

QUELLEN

Gutzeit 1887a, 7
beißend, stechend, scharf

Reuß der
‣ Varianten: Reusse, Reuße

QUELLEN

Gutzeit 1887a, 35
Reuß, der, Russe, Reuße. Elert Kruse, Vogt des Stifts Dorpt, hat den Reußen geschworen u. das Kreuz darauf geküsset, 345. 8; von den Reußen keine Waaren allhier auflegen, 349. IV. 12; ein Reuß B., daß er —, 349. XXI. 1. J. 1633/34; die Fuhrwerterei der Reußen, 349. II. J. 1738. — Bei uns kommt das Wort Reuß erst in d. Mitte des 16. Jahrh. auf.

Rieß das
‣ Varianten: Riess

QUELLEN

Pantenius 1881, 173
Riess ein altes Papiermass

Gutzeit 1887a, 38
Rieß, das. Papier in Rießen. 172. 1796. 13. Auch jetzt in d. Vz. stets Rieße, niemals Riese, was Grimms Wtb. als Vz. auffürt.
Die Herleitung aus dem Romanischen hat doch ihre Bedenken. Ähnlichkeit im Gelaut hat nur das ital. risma, aber nicht das franz. rame, welches wol kaum aus arab. oder ital. risma, sich herausgebildet hat. Mit franz. rame fällt offenbar zusammen engl. ream u. nd. Riemen. Letzteres könnte mit gleichem Recht oder Unrecht mit risma zusammengebracht werden; worüber aber Grimms Wtb. schweigt. Mit Bezugname auf franz. rame, welches Ries(Papier) u. Stecken, Stange — deutsch Reis, Zweig — bebeutet, könnte Ries als gleiches Wort mit Reis angesehen werden, welch' letzteres im altern Deutsch auch ris lautete.

Ruß der
‣ Varianten: Russ, Rust

siehe auch Russe

QUELLEN

Gutzeit 1887a, 72, 74
Russ, der, Ofenruss. Gewönlich ist u geschärft.
Rust, der, zuweilen st. Ruß, Ofenruß.

Kobolt 1990, 226
Ruß, mit kurzem Vokal in allen Fällen, m Ruß.
lbg. Ruß, mit kurzem Vokal (ein dem Hochdeutschen entlehntes Wort); nhd. Ruß, mit langem Vokal.

Soße die

QUELLEN

Petri 1802, 98
Soße Souse auch Saus und Saust für Brühe, Sauce.

Kobolt 1990, 253
Soße f Tunke
schl. Saust Sauce.

Ssuß
‣ Varianten: Suss

QUELLEN

Seemann von Jesersky 1913, 174
Ssuß, ebr. sus. Roß


QUELLEN (Informanten)

Suss Pferdebezeichnung: Arbeitspferd
Gulben, Riga, Bauske, Goldingen

Stoß der

QUELLEN (Informanten)


'Streifen' z.B. Stoffstreifen
Wierland um 1930
Fennern

Puhze, Magdalene: Libau
Saum vom Rock oder Kleid

Kerkovius, Martha: Riga
der Stoß für Tschub, ein Stoß Briefe.

Stuß
‣ Varianten: Stuss

QUELLEN

Seemann von Jesersky 1913, 177
Stuß jud. Unsinn.

Nottbeck 1987, 89
Stuß - Unsinn / E.K.L.R.
Was er redete war purer Stuß.


QUELLEN (Informanten)
Lange, Harald: Riga, Südlivland
Stuß Unsinn; ungereimtes Zeugs
Red' nicht so'n Stuß!

Hoffmann, Gjert: Reval
Stuss, der Quatsch, Unsinn; schwed. stuss - Arsch. „Red' kein Stuss“ = 'Schwatz' kein' Unsinn'

Truß der
‣ Varianten: Truss

QUELLEN

Seemann von Jesersky 1913, 180
Truß Feigling


QUELLEN (Informanten)
Vierhuff, Erdmann: Riga
Truss so sagte man von einem Furchtsamen, WL 4,40.

weiß Adj

QUELLEN

Hupel 1795a, 261
weiß sagt man oft st. rein oder gewaschen, z.B. ein weißes Theetuch.

Pantenius 1881, 11
mit dem weißen Stabe durch das Land ziehen - betteln gehen


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