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Erbhold

QUELLEN

Gutzeit 1886, 248
[Erbhold. Primus Truber nennt sich in seiner Übers. d. Neuen Test., Tübingen 1577: ein Kind und Erbhold Krams. A. Ssokolow (Primus Truber, Kijew 1878, S. 11) erklärt: Unterthan. In Grimms Wtb. felend. Hold ist das in Grimms Wtb. anngefürte Holde, d. h. der zu einem Herrn im Untertanenverhältnisse stehende, Diener, Dienstmann, Hintersasse. Das deutsche Holde ist im russ., aber nicht altslaw. голдь Vasallenschaft wiederzu erkennen; der Vasall heißt aber голдóвникъ; poln. holduie huldigen.

fein

QUELLEN

Hupel 1795a, 61
fein heißt oft so viel als 1) dicht z.B. ein feiner Kamm, 2) gebeutelt z.B. feines Brod, 3) dünne z.B. fein gesponnenes Garn, 4) zart z.B. feine Wolle.
Spottweise bedeutet es schlecht z.B. das ist wie ein feiner Herr. Fischer braucht es auch st. groß und einträglich, wenn er von einem feinen Landgut redet.

Gutzeit 1864, 274f.
fein. 1) dicht. Feiner Kamm, schon Bg. u. Hup. 2) feines Brot. feinere Gattungen Brot, wie Zwieback, Thee- und Kaffeebrot. Bei Hup. gebeuteltes u. dem groben entgegengesetzt. s. Feinbrot. 3) Feine Grütze, fein geschrotene. 4) Feiner Zucker, durchgesiebter Havannazucker od. gestoßener Hutzucker.

Gutzeit 1886, 263
Silber wird auf dem Test feingebrannt, d.h. durch Schmelzen noch mehr vom Blei gereinigt, 395. X. 371; das Feinbrennen oder Feintreiben des Silbers, ebda 370.

Kapelle
Grüne Kapelle

DAZU:
Grüne Kapelle (id)

QUELLEN

Hupel 1774-1782, I/60
Kapelle, d.i. Filialkirche. Einige begreifen unter dem Namen auch die Kalmute, oder solche Stellen, wo unsere Bauern ihre Leichen heimlich begraben, oder solche, die sie abergläubisch vererben, und wo sie opfern.

Bergmann 1785, 34
Kapelle, Erbbegräbnis

Hupel 1795a, 106
1) Filialkirche, 2) Erbbegräbniß, 3) ein verbotener Begräbnißplatz, 4) der Test des Scheidekünstlers, 5) der Hintertheil des Geflügels, auch scherzweise 6) das Gesäß oder der hintere des Menschen.

Hupel 1795b, 228f.
Kapelle, die, ist nach ihren Bedeutungen schon im Idiotikon vorgekommen. Hier füge man noch hinzu, daß dadurch auch 1) das Gebäude in einem Kirchhofe oder Gottesacker, wo man eine Leiche niedersetzen oder eine Beerdigung verrichten kann, 2) ein abgesonderter Raum in oder neben der Kirche, verstanden wird.

Gutzeit 1874, 15
Kapelle. 1) Kirchhof. Die Bauern sollen nicht mehr in den Buschkapellen, sondern auf dem Kirchhof begraben werden, 350. XXII. 1694. Daher Petrikapelle, der Petrikirchhof bei Riga; die große Kapelle in Riga, Petri- u. Domkirchhof. Die Person ist zu erfragen auf der großen Capelle beim Kulengraber, rig. Ztg. 1659. 62. Auf der Kapelle, auf dem Kirchhof. Vom Landungsplatz der Dampfschiffe wird der (Leichen)-Zug bis zur Jakubi-Kapelle fortgesetzt, rig. Ztg. 1859. 168. Ebenso in Kurland. Christian Winter wurde auf Antons Kapelle bei Talsen begraben. Nach d. Talsen'schen Kirchenbuch vom J. 1823. —
2) Gebäude auf einem Kirchhofe od. Gottesacker, wo man eine Leiche niedersetzen oder eine Beerdigung verrichten kann, Hupel in 166 a. 17/18. 228. Noch jetzt zuweilen u. in ders. Bed. wie Kronkammer. —
3) gemauertes Erbbegräbnis, über der Erde, auf Kirchhöfen. Der alte rig. Kirchhof hat eine ganze zusammenhängende Reihe solcher Kapellen, aber auch einzeln stehende. Die grüne Kapelle, vgl. Th. Weise in 174. 1864. 208. —
4) Filialkirche, nach Hupel. Einige begreifen unter diesem Namen auch die sog. Kalmute oder solche Stellen, wo die Bauern ihre Leichen heimlich begraben, oder solche, die sie abergläubisch verehren und wo sie opfern, 182. I.
5) der Hintertheil von gebratenem Geflügel, Purzelknochen od. Kapell am Geflügel, St.; der Hintertheil des Geflügels, Hup. Und daher scherzweise 6) der Hintere oder das Gesäß eines Menschen, Hupel u. jetzt. Auf die Kapelle bekommen, Schläge, Rutenstreiche.

Sallmann 1880, 123
Kapelle Leichenhaus auf dem Kirchhof; Erbbegräbnis; Filialkirche (so z. B. in Rathskapelle); dann das Steißende vom gebratenen Geflügel, und davon Bezeichnung auch des menschlichen Hintertheils: „einem auf die Kapellegeben“, „einen auf die Kapelle setzen“.

Gutzeit 1889a, 28
Kapelle. Das Blei braucht man zur Reinigung des Goldes und Silbers, welche im Feuer unverändert bleiben... oder, wie man sich in der Kunstsprache ausdrückt, auf der Kapelle stehen, und gereinigt werden, 395. III. 340.
Kapelle. „Das Wort Kapelle hat in Livland, sagt Buddenbrock in 193. II. 1. 597, zweierlei Bedeutungen Einmal bedeutet es, und jetzt (1821) gewöhnlich, den Kirchhof, Gottesacker od. den Leichengarten; hernach, sowie in d. Placat von 1671, die Tochterkirche.“ Ob diese Erklärung zutrifft, erscheint fraglich. Es heißt a. a. O. die Ritterschaft dazu bewegen, nicht allein die nun schon aufgebauet stehenden Kirchen zu conserviren, sondern auch die alten Kapellen zu repariren.

Seeberg 1885, 193
In Kurland heißen die Gottesäcker häufig „Kapellen“, wenn auch solche längst nicht mehr auf ihnen stehen oder auch nie gestanden haben.

Campe 1956/1957, 22f.
Die eigentümliche Verallgemeinerung des Wortes „Kapelle“ im baltischen Sprachgebrauch bezeichnet mit diesem Wort nicht nur den Raum einer Andachtsstätte, sondern auch wie bei der Grünen Kapelle ein Wartehäuschen auf dem Friedhof. Auch vereinzelt dastehende Familiengrabstätten, wenn sie auf Hügeln angelegt waren, wurden „Kapellenberge“ genannt.

legen V [h]

siehe auch Halbdeutsch

QUELLEN

Lindner 1762
Es sind sonst noch einige Sprachfehler ziemlich im Schwange, z.E. die Caffeekanne auf den Tisch legen, statt setzten...

Bergmann 1785, 43
legen: Lege das Glas weg, anstatt setze das Glas weg. - Lege den Stock in den Winkel, setze den Stock in die Ecke. Bring das Buch weg, lege das Buch weg.

Hupel 1795a, 140
legen wird oft statt setzen, stellen oder bringen gebraucht, z.B. lege den Stock in der Winkel.

Petri 1802, 91
legen f. setzen, stellen, bringen, z.B. leg den Stock in den Winkel! oft gar für gießen, z.B. leg Dinte ein, d.i. gieß Dinte in das Dintefaß.
die Pferde vorlegen, st. anspannen, aus dem Ehstnischen.

Inland 1836-1863, 6/1841, 719
das Französische „lege Milch zum Caffeé“

Kohl 1841, 381
Das Zeitwort „legen“ brauchen die baltischen Deutschen ohne Unterschied eben so wie die Franzosen ihr „mettre“ für die Ortsveränderung oder Herbeischaffung irgend einer Sache, sei es eine flüssige oder starre, lange oder hohe, wo wir im Deutschen so viele wichtige Rücksichten nehmen und so viele eigenthümliche Worte ausgeprägt haben, als z.B. „gießen“, „stellen“, „legen“ u. dergl. Man sagt also nicht nur: „Lege daß Buch vor's Fenster“, sondern auch „lege mir ein wenig Milch zum Kaffee“, „lege die Tinte auf den Tisch“, wie im Französischen: „Mettez-moi un peu de crême au café“. Ja man legt sogar die Pferde vor den Wagen und spricht: „laß die Pferde vorlegen“, „statt „laß anspannen“, letzteres jedoch nur in Estland. ...*
* Später haben mir Kenner des Lettischen versichert, daß jener Gebrauch des Wortes „legen“ im Lettischen ganz auf dieselbe Weise vorkomme wie im Französischen, und es wäre dennoch auch möglich, daß jene Dinge aus der lettischen Sprache in das Deutsch der Ostseeprovinzen übertragen worden wären.

Riemenschneider 1858a, Sp. 74-75
Es wäre, wenn es darauf aufkäme, nicht schwer, das hiesige [= Dorpat] Deutsch nach verschiedenen Stufen zu charakterisieren, welche durch gewisse stehende Redensarten sich sogleich kenntlich machen. Auf die unterste Stufe, bei welcher man aus einer Reihe verkehrt oder halb ausgesprochener Wörter nur mit Mühe den Sinn des Satzes errathen kann, folgt eine höhere, auf welcher man von Längde und Wärmbde reden hört, wo man sich so selbig befindet: noch höher bedauert man das arme Kind, welches sich schon zum dritten Mal beim Fallen den Kopf abgeschlagen, noch höher geht man Licht fragen und legt den Leuchter auf den Tisch oder bleibt in einer Gesellschaft (so lange), bis man sich amüsirt) noch höher macht man das Fenster fest und die Thür los, ja selbst der Mund wird losgemacht und es gilt für eine Unbequemlichkeit, daß die Nase fest ist, noch höher schließt man jeden Satz mit würde oder möchte, u.s.w. - Genug, schlechtes Deutsch kann man bei uns überall hören, von dem Undeutsch (oder Gesindedeutsch) und dem Halbdeutsch an bis zum Conversationsdeutsch und Salondeutsch: unten sind die Volkssprachen, oben die modernen Verkehrssprachen sehr bald herauszuhören.

Hoheisel 1860, 24, 28
Ueberaus häufig sind Verwechselungen sinnverwandte Wörter, z.B. ... legen st. stellen ... „Er legte das Glas auf den Tisch“ st. „er stellte es“.
Legen in mehrfachen Beziehungen, z.B. „Wasser legen“ st. „begießen“; „eine Magd als Wäscherin legen“ st. anstellen u.s.w. (estnisch: panema).

???, 404
Einflüsse des Französischen machen sich weiter bemerklich in den Redensarten ... Schmand zum Kaffee legen.

Sallmann 1880, 24, 25, 134
Auch einige Redewendungen erinnern an das Estnische, so: zeig Licht (leuchte!); es blieb so seftig, es blieb auf sich beruhen, beim Alten, kam nichts dabei heraus; wird man nun sehen; legen für Flüßigkeiten und Feingemahlenes, ja selbst Schüler werden in eine Anstalt gelegt, wie im Estnischen heitma und panema promiscue in der Bedeutung von „werfen, legen, stellen, setzen, aufschöpfen“ stehn;
(frz. Einfluß): 'Schmand zum Kaffee „legen“ (doch vgl. S. 24)
man legt eine Kommode an die Wand, ein Kind in die Schule.

Gutzeit 1882, 158f.
legen. In Grimms Wtb. ist die Verwandtschaft mit легать, лежать, лягать, lett. likt übersehen. Bergmann schon macht auf den hiesigen Gebrauch von legen aufmerksam und führt an: Lege das Glasweg st. setze das Glas weg; lege den Stock in den Winkel st. setze den Stock in die Ecke; lege das Buch weg st. bringe das B. weg. Hupel bemerkt: häufigst, stellen, setzen, bringen, selbst gießen: leg Schmand zu, leg den Stul weg, lege den Stock in die Ecke. Dasselbe bemerkt auch Riemschneider aus Dorpat in 175. 1858. № 5: man legt den Leuchter auf den Tisch.Sallmann (390. 404) erklärt: Schmand zum Kaffee legen, aus franz. Einfluss; in 390c. 24. bemerkt er die Verwendung von legen für Flüssigkeiten und Feingemahlenes, „ja selbst Schüler werden in eine Anstalt gelegt“, wie im Estnischen heitma und panema promiscue in der Bed. von werfen, legen, stellen, setzen, aufschöpfen steht. Der Gebrauch unseres legen für stellen, setzen, zugießen ist aber weder aus franz., noch aus lett. Einfluss, wie Kohl glaubte, hervorgegangen, noch aus estnischem. Ein gleich sonderbarer Gebrauch von legen findet sich auch in einigen Gegenden Deutschlands. So sagt Galen in seinem Baron Brandau II. 45. J. 1858: Die Pferde sind schon vor den Wagen gelegt, s. Grimms Wtb. . . vgl. beilegen.
Eben hatten die Kinder die Masern ausgelegen, als sie sich mit Scharlach legten, d. h. eben genesen von den Masern erkrankten sie am Scharlach.
Sich legen, sagen Frauen für: ins Kindbett kommen. Sie wird sich bald legen.

Gutzeit 1889a, 58
als Endung von Orts- und Familiennamen ist slawischen Ursprungs, z.B. Gardelegen (Stadt).

Eckardt 1904, 63, 71
legen [die Floßbrücke wird nach dem Eisgang] neu „gelegt“.
[legen] Bezüglich des ausgedehnten Gebrauchs von "legen" - legen wir doch sogar die brennende Lampe, die gefüllte Flasche auf den Tisch, ohne daß sich die Elemente dagegen aufbäumen - habe ich mich nun allerdings durch Frisch, Adelung und namentlich durch Grimm darüber belehren lassen, daß auch im Mutterlande, wenn auch nur vereinzelt und zerstreut, ziemlich alle gewagten Verbindungen mit „legen“, deren wir uns hierzulande bedienen, ausnahmsweise anzutreffen sind, bis auf: die „Pferde vor den Wagen legen“, den „Unruhstifter ins Gefängnis legen“ u.s.f. Immerhin halte ich dafür, daß wir die überaus häufige Anwendung des Wortes, in der die Nordlivländer ihren südlichen Heimatgenossen noch um einige Nasenlängen voraus sind, dem dem „pannema“ zu verdanken haben, mit dem der Este geradezu verschwenderisch umgeht.
Hiezu ein paar kleine Illustrationen. [s. Extrazettel]

Eckardt 1904, 71f.
[Beispiele zum Test vorher]: Estnisch. - In der Krugsstube haben sich die Köpfe erhitzt. Zwei Parteien stehen sich in bitterem Streit gegenüber. An der Spitze einer jeden tritt ein Nädelsführer vor. In scharfen, höhnenden Wechselreden, gleich den Helden Homers, bevor sie den Kampf begannen, beschmähen sie einander ausgibig. Wie das enden wird, ist allen klar, aber noch immer heißt es Geduld haben. Die Situation spitzt sich immer beängstigender zu. Es fehlt aber noch der Punkt auf dem i. Schon hat der eine der Führer die Hand zum Schlage erhoben - da wendet er sich noch einmal zu seinen Genossen hin um und fragt gelassen: „Kas ma nuit pannen?“ - soll ich ihm jetzt eins legen?" - „Panne“ erschallt es im Chor - „Leg!“ und nun erst beginnt die regelrechte „Keilerei“, das Raufen, wie es in Oberbaiern heißt.
Kinderdeutsch. - Eine kleine taufrische Fellinerin von 7 Jahren, Naturfreundin, noch nicht von des Gedankens Blässe angekränkelt und nicht vertraut mit den Haarspaltereien bewährter Biologen, erfreut die Mutter eines Morgens mit der Nachricht: „Weißt du schon Mama? unsre Kuh hat diese Nacht ein Lamm gelegt."
Halbdeutsch. - Der Stalljunge Prido (Fritz) hat sich grobe Versehen zu Schulden kommen lassen. Der alte Kutscher berichtet darüber notgedrungen dem Gutsherrn. Dieser entscheidet, Prido sei aus dem Dienst zu entlassen. Da dreht der alte Johann verlegen seine Mütze: „Nu ja, is ja wohl mehr, knädige Err, bei Wärde (Pferden) ist Prido wohl schlecht, aber er ist doch immer kute Jung und Err kennt ihm immer in Dienst lassen.“ Ja was soll ich denn mit ihm anfangen? - „Nu, ich dacht immer so - Err kennt' ihm ja als Mädchen in den Garten legen!" - Die überraschende Prozerur schlug zu Pridos Heil aus, er kam in sein rechtes Fahrwasser und glänzte in späteren Jahren als Stern unter seinen Berufsgenossen.

Ojansuu 1906, 89f.
[zitiert Arvelius, Für Geist und Herz]: Legen. „Ein sehr oft gebrauchtes Wort, wodurch man sich die Auswahl mancher anderer Wörter erspart. So legt man hier, was man stellen, setzen, lassen, machen u.d.gl. sollte. Als, amn sagt: „ich legte die Uhr zu stehen“, eben so legt man sie auch zu gehen, und bey alle dem bleibt die Uhr in der ersten Stellung. „Leg die Thür fest!“ „Leg das Kind zu gehen!“ „Ich legte ihn hinter die oder jene Arbeit.“ „Lass die Pferde unter den Wagen oder Schlitten legen!“ Welche Barbarismen!“

Mühlau 1906, 15
Einige Ausdrücke sind allerdings aus dem Estnischen herübergenommen, (der Livländer legt z.B. das gefüllte Glas auf den Tisch ...)

Grosberg 1942, 28
Gesinde legen: „Wirte, deren Gesinde vom Rittermeister 'gelegt' worden, das heißt in Hoflagen verwandelt worden sind.

Nottbeck 1987, 53
legen - statt stellen / E.K.L.R.
Leg die Kanne auf den Tisch.


QUELLEN (Informanten)
Kerkovius, Martha: Riga
legen für stellen: Man soll sogar gesagt haben: „Leg die Milch in den Keller“.


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