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anstreichen V [h]
1. Vt Küche. de bestreichen
Dies alles muß in einer nassen und mit kalter Butter angestrichenen Serviette 4 Stunden kochen
2. Vt Stud. 'Anweisung geben, anzeigen, wie etwas zu machen sei'
einem etwas anstreichen
3. Vt Schüler. 'jmdm. den Hof machen' et külge lööma
er hat eine, der er anstreicht
4. Vt de vergelten; et kätte maksma
das werde ich ihm anstreichen

QUELLEN

Gutzeit 1886, 51
anstreichen 1) in der Küche, st. bestreichen. Dies alles muß in einer nassen und mit kalter Butter angestrichenen Serviette 4 Stunden kochen, 158. 255. - 2) einem etwas, Anweisung geben, anzeigen, wie etwas zu machen sei. Dörpt. Stud. Ausdruck. 1859. - 3) einer, ihr den Hof machen. Er hat eine, der er anstreicht. In Schülerkreisen Rigas. vgl. Anstrich. - Bildlich: Prediger L. Lemcken, der nicht allein den Tumult tacite, sondern auch neulich in seiner Jonas-Predigt denselben mit schönen u. sonderlichen Farbenangestrichen u. damit bald einen neuen Lärm angerichtet hätte, 174. 1885. 156. J. 1588.

Gutzeit 1892b, 2f.
anstreichen Beschlossen, dem Magister Rivius die Sache weiter anzustreichen, Dünazeitung 1891. 135 aus dem J. 1590, weiter zu treiben, schärfer zu nemen.

Seemann von Jesersky 1913, 102
anstreichen vergelten. Das werde ich ihm anstreichen.

Bauercapitän der
‣ Varianten: Bauerkapitän

QUELLEN

Gutzeit 1886, 110
Bauercapitän. Ehemals ein Beamter an den Stadtpforten Rigas, Pfortencapitän. vgl. Sonntag in 174. 1824. 189 u.f. Daselbst die Bestallungsurkunde eines Bauercapitäns v. J. 1671. Die Bauercapitäne finden sich indessen schon früher. In Melchior Drelings Kämmereirechn. v. 1647: Jakob Stoltenberg Bauercapitein mit 21 Thl. Gehalt u. (ihm untergeben) Heinrich der Bauer-Leutenant mit 16 Thl. In 349 XIV. 10: dem Capitän bei der Naueenspforte jährlich 60 Thl. Alb., dem Leutenant bei der Johannispforte 45 Thl. Alb. - Die Pforten Rigas hießen die an den Enden der Vorstädte befindlichen Ausfarten.

Gutzeit 1892b, 5
Bauercapitän, sollte nach der Bestallungsurk. v. 8. Decbr. 1671, sowol der deutschen als undeutschen in der Vorstadt (Rigas) wohnenden Leute Capitain sein, die Fuhrleute nach Draguner Manier unterrichten, soll gute Acht haben auf Wachen, Gaffen, Pallisaden und Reduten. die Jahrmärkte auf beiden Marien mit der Wache besuchen, und alles Unheil und Tumult dort wie anderswo bei Tag und Nacht abwenden, bei Feuersbrunst sich mit seinen Instrumenten und Leuten schleunig einfinden und dämpfen helfen; soll auf das einkommende Landbier sehen und dessen Einfuhr möglichst verhüten u.s.w. Missiva. Vgl. Nachträge v. 1886.

Bauerkapitän der
‣ Varianten: Bauercapitän

QUELLEN

Gutzeit 1886, 110, 203
Bauercapitän. Ehemals ein Beamter an den Stadtpforten Rigas, Pfortencapitän. vgl. Sonntag in 174. 1824. 189 u.f. Daselbst die Bestallungsurkunde eines Bauercapitäns v. J. 1671. Die Bauercapitäne finden sich indessen schon früher. In Melchior Drelings Kämmereirechn. v. 1647: Jakob Stoltenberg Bauercapitein mit 21 Thl. Gehalt u. (ihm untergeben) Heinrich der Bauer-Leutenant mit 16 Thl. In 349 XIV. 10: dem Capitän bei der Naueenspforte jährlich 60 Thl. Alb., dem Leutenant bei der Johannispforte 45 Thl. Alb. - Die Pforten Rigas hießen die an den Enden der Vorstädte befindlichen Ausfarten.
Capitän, st. Bauercapitän. Dem Capitän bei der Nauenspforte jährlich 60 Thl. Alb. 349. XIV. 10.

Gutzeit 1892b, 5
Bauercapitän, sollte nach der Bestallungsurk. v. 8. Decbr. 1671, sowol der deutschen als undeutschen in der Vorstadt (Rigas) wohnenden Leute Capitain sein, die Fuhrleute nach Draguner Manier unterrichten, soll gute Acht haben auf Wachen, Gaffen, Pallisaden und Reduten. die Jahrmärkte auf beiden Marien mit der Wache besuchen, und alles Unheil und Tumult dort wie anderswo bei Tag und Nacht abwenden, bei Feuersbrunst sich mit seinen Instrumenten und Leuten schleunig einfinden und dämpfen helfen; soll auf das einkommende Landbier sehen und dessen Einfuhr möglichst verhüten u.s.w. Missiva. Vgl. Nachträge v. 1886.

Hurlebusch der

QUELLEN

Seemann von Jesersky 1913, 127
Hurlebusch f. Haus H.

Masing 1926b, 76
Hans Hurlebusch „leichtsinniger, flatterhafter Mensch“ (zu mnd. hurlputzen „Schlag, Stoss?“; Lauremberg "Veer Schertz Gedichte" I, 384 Hurllputzen „Schläge, Schelte“, hd. Hurlebuss „Lärmen, Tumult“).

Kobolt 1990, 130
Hurlebusch m (Riga: Hans Hurlubusch) Wildfang, Sausewind, schneller, oberflächlicher Mensch.
franz. hurluberlu Luftikus, Wirrkopf, unbesonnener mensch, Faselkopf.

Malewa die
‣ Varianten: Malwa

QUELLEN

Gutzeit 1882, 204f.
Malva oder Malewa, die. Zuerst in Heinrich von Lettland beim 1. 1205: als man diese Gerüchte hörte, ward die gesamte Malewa froh (IX. 3); und wie etliche riefen, daß die Malewa folge (XIX. 9); und es folgten die Esten in großer Malewa und wollten sie (die auf dem Rückzuge Befindlichen) im Rücken angreifen (XX. 2); und liefen alle zu den Waffen und schrieen, daß eine große Malewa der Heiden wider uns komme (XXIII. 7). In diesen 4 Stellen Heinrichs von L. ist die Bedeutung dieselbe und unzweifelhaft: Kriegs- oder Heerhaufe. — In späteren Zeugnissen bezeichnet Malewa einen Kriegszug. So in Urk. von 1288; (Urkbuch III. 86): quod homines Nostri . . . parazi erunt ad expeditiones et malvas exercendos, quae vulgo reise, herevarde et malowe appellantur. Und ebenso in einer Menge andrer Urkunden: prout Estones ... in Malvam et in expeditionem sequentur (J. 1346); de malvia tenenda (J. 1348); pro expeditionibus et malweis faciendis obligati (J. 1350). — Die in den latein. Texten begegnende Ausdrucksweiae malvam tenere wiederholt sich, obgleich den Sinn des Wortes verdunkelnd, bei unseren deutschen Geschichtschreibern. So bei Arndt (179. II. 220): der rositensche Vogt ward mit einigen Völkern befehligt, die Malve zu halten. Gadebusch (325) bemerkt dazu: „Malve oder Malewa bedeutet ein Heer. „Arndt (179) I. 40. 121. 122 und 150; Wieland juristisches Handbuch S. 714 in den Wörtern Malberg und Mallus, Halthaus im Worte Mal. — Ebenso in 352. XXXV. 75. Verh. zu Wolmar 1558: zu Roß und zu Fuß sich aufmachen, an einen geeigneten Ort zur Malve kommen und die Grenze bewachen. Brotze erklärt: Malve, expeditio bellica; und ebda. 86: indeß muß man die Malve an den Orten halten, wo es sich gebüret.
Zutreffend erklärt Bunge (399. IV) Malva, Malve, Malvea, Malvia, Malowe und Malawe mit 1) Heerhaufen, Kriegsheer, und nicht zutreffend mit 2) entsprechend dem alten Reise, expeditio, in der doppelten Bedeutung als Heeresfolge (Kriegsdienst) und Kriegsdienstpflichtigkeit.
Die unsichere Auffassung, des fremden, unverstandenen Wortes, die Ähnlichkeit von dessen erster Hälfte mit dem deutschen Mal in Malstatt und ebenso mit ahd. Maliga und Malie Schlachtfeld, scheint bei unseren Geschichtschreibern die Bed. des Wortes diesen deutschen Wörtern genähert zu haben. Denn in denjenigen Zeugnissen, welche von aufgebotenen Kriegern sprechen, welche „an einen geigneten Ort zur Malve kommen sollen“, wird man lebhaft errinnert an Malstatt: festgesetzte Stelle zu einer Versammlung, zu einem Treffen.
Über den Ursprung dieses nicht deutschen Wortes sind verschiedene Deutungen verlautbart. E. Pabst hat in s. Ausgabe Heinrichs von L. in Malewa ein altestnisches Wort vermutet, Leo Meyer in einem am 17. Jan. 1876 in d. gel. estn. Ges. gehaltenen Vortrag, auf Grund einer Angabe des Dr. Weste, ein wirklich estnisches Wort gesehen, „da es auch in einem alten Werroschen Volksliede, einem Kriegsliede, erhalten ist“. Ein Schluss, wie der zwischen den Anführungszeichen, könnte auch erlauben, das Wort für ein lateinisches auszugeben, da es in lateinischen Texten vorkommt. Es findet sich aber in der ganzen estnischen Sprache kein einziges Wort, welches, ohne Gewaltthätigkeit, in Laut und Bedeutung mit Malewa zusammengebracht werden könnte. Auch ist nicht zu übersehen, dass Malewa einweibliches Hauptwort ist. Dieser Umstand,ebenso wie lautliche vollkommene Übereinstimmung, könnte dazu veranlassen,in Malewa oder Malwa russ. Молва, zusehen, welches altslaw. (млъва) Tumult, im alten Russich aber Aufruhr, Aufstand (Erhebung der Volksmasse) bezeichnet. Doch wie käme ein russisches Wort zu Heinrich von Lettland? Die livische Sprache gibt für das Wort nicht den mindesten Anhalt.

Gutzeit 1894, 26
Malewa. Im Wörterschatz II. 205 ist dies Wort zurückgefürt auf slaw. млъва (russ. молва) und die Frage gestellt, wie ein russisches Wort zu Heinrich dem Letten gekommen sei? Die Antwort dürfte in demselben Umstände zu finden sein, aus welchem die lettischen Ausdrücke Pagasts und Pastal hervorgegangen sind, d. h. wie diese Wörter nicht aus dem Russischen, sondern als selbständige Bildungen des mit dem Slawischen nahe verwandten Lettisch. Diese Anname kann noch eine Stütze finden in der Bedeutung, welche von der des russischen молва abweicht, derjenigen des slaw. млъва dagegen sich sehr nähert.

Kiparsky 1936, 54f.
malewa, malwa, malvia, malve, malvea, malawe, malowe f. 'Heerhaufen, Kriegsheer', auch 'Heerfahrt' ‹ estn. maleva, malv 'Heer' (das erstere aus alten Quellen wiederbelebt, das letztere nur in der Poesie erhalten). - So OJANSUU Virittäjä 1909, S. 129 f., der das estn. Wort zu finn. *malen, *mālen (vgl. die Ableitung maleksia 'herumschlendern, -streifen') bzw. als maleva*majaeleva zu majaella 'sich aufhalten, Quartier nehmen' stellt. Seiner Ansicht nach ist die erste Zusammenstellung doch ansprechender. Dass das bd. Wort wirklich jedenfalls teilweise aus dem Estn. stammt, unterliegt keinem Zweifel, da an den ältesten Belegstellen (bei HEINRICH VON LETTLAND IX. 3; XIX. 9; XX. 2; XXIII. 7) Esten erwähnt werden: et sequuti sunt Estones in malewa magna ... - Die nächstältesten Belege stammen aber aus Goldingen (J. 1253; UB. I, 1, 220; J. 1290; UB. I, 1, 668) und im 13.-16. Jh. ist das Wort im ganzen Baltikum verbreitet (noch im 18. Jh. gebraucht es ARNDT Liefl. Cht. I, 40 u.a.), so dass man an eine doppelte Entlehnung zu denken geneigt ist. Da das Wort dem Lett. und Liv. vollkommen fehlt und im Estn. nur rudimentär erhalten war (was bei der ehemaligen politischen Abhängigkeit und Wehrlosigkeit dieser Völker nur zu gut begreiflich ist), kann man hier keine bestimmte Behauptung aufstellen, ich glaube aber, dass ein entsprechender Ausdruck im Liv. sicher vorhanden gewesen und von da ins Südbd. eingedrungen war.
Vgl. GUTZEIT II, 204-205 und N94 26, der das bd. Wort mit Unrecht aus dem Russ. bzw. Lett. ableitet.

Arbusow 1951, 148
malewa H. IX 3, XIX 9, XX 2, XXIII 7, 'Heerhaufe, Aufgebot' estnisch, im 13.-16. Jh. im balt. Deutsch.

Randal

QUELLEN

Sallmann 1880, 39
Randal 'lauter Unfug'

Seemann von Jesersky 1913, 161
Randal Lärm, Tumult.

Ravage die

QUELLEN

Kobolt 1990, 219
Ravage, franz. Aussprache, f Aufregung, Tumult, aufgeregtes Treiben.
ostpr. Rawasche Aufmachung, Treiben; franz. ravage; schl. Rawaasch Lärm.

Rummel
‣ Varianten: Rommel

QUELLEN

Lindner 1762, 236
Rummel, ein Haufen, z.B. im Piquetspiel, ist nieders. s. Rich. S. 217.

Sallmann 1880, 39
Rummel Gerümpel, Durcheinander von guten und schlechten Sachen: im Rummel kaufen, in Bausch und Bogen.

Gutzeit 1887a, 58
Rommel, der, Rummel, Helbe, Wassersturz. s. Rummel.

Gutzeit 1887a, 58
Rommel, der. Im Rommel kaufen. s. Rummel.

Gutzeit 1887a, 67f.
Rummel, der, Wasser- oder Stromschnelle, Helbe, Wasserfall. Zuerst bei Heinrich d. L. (195. I. 70) in der Gestalt von rumbula; dann in einer Urkunde von 1225 (15. März 1226?) in der Gestalt von rumula, also ganz entsprechend der heutigen. Abweichend durch o ist romele und rommele. So in Urk. von 1349: van dem valle tho Rommele, und wörtlich darnach im lib. redituum II. 385: van dem valle tho Romele. In beiden Zeugnissen ist der Rummel bei Kirchholm oder Keggum gemeint, welcher auch häufig der rigische Rummel genannt wird. Außer diesem Rummel gibt es in der Düna noch eine Menge andrer, welche ebenso wie die von Kaiser Constantin († 959) beschriebenen Dneprfälle ihre eigenen Namen füren. Das ausfürlichste Verzeichnis dieser Stromschnellen und ihrer russischen, polnischen, weißrussischen u. lettischen Benennungen in Graf Adam Plater's 0pisanie Dzwiny zachodniéj, Wilno 1861, S. 20—22. — Auch in der Windau bei Goldingen gibt es einen Rummel, entstanden durch eine von einem Ufer zum anderen sich hinziehende Flisenwand, welche die freie Strömung hemmt. Dort spricht man: die Rummel, ganz entsprechend den ältesten Zeugnissen rumbula und rumula. Ebenso weiblich gebraucht Hansen das Wort in seiner Übersetzung von Heinrich d. L. Chronik. Arndt (179. II. 341) sagt: Unter dem Schlosse Goldingen ist ein Wasserfall zu sehen, so die Rummel genannt wird, wo selbst die Fische in die Luft springen und in untergesetzten Körben gefangen werden. — Deutsche Benennungen für die Stromschnellen in der Düna gibt es nicht; selbst die Benennung: Kreuzschlagungsstelle bei Seiburg kann dazu nicht gerechnet werden.
In 350. XIV. 2 heißt es: Das landvogteiliche Gericht (Rigas) ist das Vogteigericht für die Vorstädte und das übrige Stadtgebiet, auch (für) die Düna vom Rummel ab bis an die Salzsee. — Auf dem rigischen Rummel bei Kirchholm, 174. 1813. 83 u. f.
Aus dem lettischen rumba lässt sich rumbula Heinrichs d. L. nicht erklären, noch weniger rumula und rommele oder romele. Ein russisches руба habe ich in einer hiesigen Schrift kennen gelernt; ein solches findet sich aber in keinem russ. Wörterbuch, und ist wol polnisch-weißrussisch. In der Opinis des Grafen Plater wird ruba wiederholt gebraucht.
Auffallend ist das u und 0 in demselben Worte; in derselben Art kommt es auch vor in Rummel Haufen, Menge, da dafür zuweilen Rommel gesprochen wird.

Gutzeit 1887a, 68
Rummel, der, ungeordnete Menge. Fast nur in dem Ausdruck: im Rummel verkaufen, — wie in Deutschland. In 390c. 39 erklärt: in Bausch und Bogen; ebenso in Grimms Wtb.: im Großen und Ganzen, unsortirt, im Ramsch, in Bausch und Bogen. — Die Blumen werden in Rummeln verkauft. Den ganzen Rummel kaufen, d. h. ein Haus mit allem, was dazu gehört an Grund und Sachen. — In Bezug auf Blumen und Blumenzwibeln oft auch: Rommel.

Gutzeit 1887a, 67
Rummel, eine Art Bier. Unter den (nach Riga) angebrachten Bieren findet sich in den Jahren 1687 u. 1688: Rummel, Daus und Kniesnack, 174. 1812. Grimms Wtb. fürt Rummeldeis (Rummeldeus) an als Name eines Biers, welches in Ratzeburg gebraut wird. Sicher ist daher die angefürte Stelle unrichtig gelesen: Rummel, Daus und Kniesnack statt Rummeldeus.

Gutzeit 1894, 34f.
Rummel, der, Stromschnelle. Ueber die Entstehung dieses Ausdrucks äußert Dr. Bielenstein (die Grenzen d. lett. Volksst. S. 366): „Finnisch ist das Wort nicht. Aus dem deutschen „rumpeln“ es abzuleiten, ist nicht gut möglich, da letzteres nur den Schall von trocknen, harten Gegenständen, nicht das Rauschen von stürzendem Wasser ausdrückt. Litt. rumbas, m., und rumba, w., Saum, welcher die Falten eines Kleides umfasst, der Hofenpass, eine durch schwere Arbeit erzeugte Schwiele an der Hand, cf. litt. rumbotas faltig, — scheint zu Grunde zu liegen. Lett. rumba heißt appellativisch Wasserfall“. — Wie schon im Wörterschatz unter Rummel angefürt, läßt sich die deutsche Benennung Rummel nicht aus lett. rumba erklären; das lett. rumba, das litt, rumba u. s. w. findet sich aber im Slawischen wieder, — ohne m —, z. B. in russ. рубецъ Saum, рубежъ Kerbe, Einschnitt, Gränze, рубить u. a.; der Wurzel rub entsprechend, hat daher auch das Polnische und Weißrussische für das lett. rumba Stromschnelle den Ausdruck ruba, nicht rumba; das poln. ruba kann auch nicht als entlehnt angesehen werden aus lett. rumba, wie a. a. O. S. 170. Anm. 1. vermutet wird.
Das slawische Wort geht auf einen Stamm rombu zurück. Fr. Miklosich (etymolog. Wtb.) zweifelt, daß alle Bedeutungen der aus diesem Stamm hervorgegangenen Wörter sich auf „hauen, hacken“ zurückfüren lassen. Es ist wahrscheinlicher, in rumba — ruba. einen Saum, eine Gränze zu sehen, als etwas Zerhacktes, obgleich das Gestein in den Rummeln der Düna, insbesondere im Flusse zwischen Stockmannshof und Kokenhusen, ein solches Aussehen dem Auge darbietet.
Unser Rummel in der Bedeutung von Stromschnelle geht auf den Namen einer einstigen kleinen Ansidelung zurück, welche bei Heinrich d. L. rumbula, in anderen Schriftstücken rumula, romele, rommele und rumele heißt. Sie befand sich an dem Kirchholmschen Dünaufer, gegenüber Dahlen. In der Urk. v. 1226. 15 März heißt es: ut marchia, civitatis rigensis incipiat a Rumula — —, und weiter: ultra Dunam a praedicto loco Rumulae; in der Urk. v. 1259. 7 Aug.: descendendo Dunam ad medium torrentem versus Romelem vicinum insulae Dolen; in der Urk. v. 1349: van dem valle tho Romele, und wörtlich darnach im Libr. redit. II. 385: van dem valle tho Romele und an den val tho Romele. In allen diesen Belegen tritt der Ort zu Tage, nicht die Stromschnelle; der Name der Oertlichkeit wurde, irrtümlich, Benennung der Stromschnelle. Vgl. 451. 1893. 15—18.
Ist die Benennung des Rummels zwischen Dahlen und Kirchholm, von dessen Ufern die Muschelkalksteine nach Riga gelangten, welche beim Bau verschiedener Häuser, selbst der Johannes-Arche und der ehemaligen Festungswälle, benutzt wurden, ganz zweifellos von der Benennung der Oertlichkeit rumula, oder romele — woher auch Rommel hier und da statt Rummel vorkommt — hergenommen, so harrt die Benennung des Rummels in der Windau bei Goldingen hinsichtlich ihrer Entstehung noch der Aufklärung. Man könnte vermuten, daß die bekannte rigische Benennung für die Stromschnelle bei Goldingen in Verwendung gekommen; doch wird es auffallen müssen, weshalb dort die, bei uns seit jeher der Rummel gesprochen worden ist.
Außer von dem Kirchholmschen oder rigischen Rummel spricht man bei uns auch von dem Rummel bei Keggum, welcher sich etwas unterhalb von Ringmundshof befindet.

Gutzeit 1894, 35
Rummel, der. vgl. Wörterschatz. Die in Grimms Wtb. verzeichneten Hauptbedeutungen lassen sich in 2 Reihen unterbringen: 1) Lärm, Getöse, lärmender Vorfall, Auflauf, Tumult, lärmendes wirres Treiben, innere Unruhe, Aufregung: in Grimms Wtb. die Bedeutungen 1. a, b, e, d. Sie lassen sich vollständig in dem Worte Rumor wieder finden. Das Wörterbuch sieht von einer Entlenung oder Umbildung des Wortes Rumor ab; das Eine oder Andere, oder eine Verwandtschaft dürfte aber nicht zurückzuweisen sein. — 2) Haufen, Menge, Gesammtheit. Hierzu gehören die Bedeutungen 2 und 3 des Grimmschen Wtb. Die letztere, welche im Piquetspil bekannt ist, soll eine Umbildung von franz. la roufle (in Grimms Wtb. unrichtig roufle!) sein. Diese Umbildung hat wol keine Wahrscheinlichkeit für sich, erstlich, weil die lautliche Uebereinstimmung felt; von dem franz. Wort findet sich nur r im Deutschen wieder; weil 2) kein Grund vorhanden war, dass im deutschen Munde o und ufl in u und mm sich verwandelte, und ebenso weibliches Geschlecht in männliches. Wenn aber Rummel sonst eine Gesammtheit von Gutem und Schlechtem, Haufen, Menge bezeichnet, das franz. roufle im Piquetspil eine Gesammtheit oder Menge von Karten gleicher Farbe, so mangelt doch die Veranlassung, eine Uebername aus dem Französischen zu behaupten. — Ebenso unwahrscheinlich ist, dass die Redensart: den Rummel verstehen oder kennen, aus der Benennung Rummel im Piquetspil hervorgegangen. Denn eine Gesammtheit Karten von gleicher Farbe kann man haben oder zu seinem Vorteil benutzen, aber keineswegs verstehen. Es scheint, dass die Bedeutung Vorteil, Kniffe, Umstände, Sachverhalt als eine besondere aufgefürt werden musste, ganz ebenso wie die in Grimms Wtb. verzeichneten 4. a, b, c, d.

Gutzeit 1898, 28
Rummel, vgl. III. 67 und Nachträge v. 1894. 34. Bisher ist mir nur ein einziger Beleg aus Livland für weibl. Geschlecht des Wortes begegnet, und zwar in dem Schreiben des rig. Bgm. Meppen an den rig. Bgm. Nyenstedt v. J. 1592. Es wird in dem Schreiben gehofft, daß noch in dieser Woche die oberste und die unterste Rummel gebrochen werden.

Munier-Wroblewski 1958, 66
„Rummel“ Wasserfall bei Goldingen.

Trewoga die
{russ. тревога 'Alarm'}

QUELLEN

Seemann von Jesersky 1913, 180
Trewoge, Allarm, Tumult.

Kiparsky 1936, 185
Trewoga [trəvóga] 'Alarm' ‹ r. тревога id. E.L.K. SALLMANN N. 12. [Reveille, Alarm, Zapfenstreich], Rigaer Tageblatt 1889, Nr. 89.

Nottbeck 1987, 93
Trewoga (rus.) - Tumult / E.K.L.R.
Am Hafen gab es Trewoga, als das Vieh verladen wurde.

Kobolt 1990, 272
Trewoga, mit betonter zweiter Silbe, n Aufregung, Lärm.
russ. trewoga, mit betonter zweiter Silbe, Alarm, Aufregung, Sturm.


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