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Päring: osas

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Osering

QUELLEN

Gutzeit 1887b, 314f.
Osering, der, im alten Liv-, Est- und Kurland eine Gewichtsmenge, bz. ein Geldwert von 8 Lot Silber oder einer halben Mark. Als oseringus zuerst begegnend in Heinrich dem Letten, beim J. 1212: dem Gebiete von Treiben wird wegen eines Aufstandes eine mäßige Summe Silbers, nämlich 100 Oseringe oder 50 Mark Silbers auferlegt u. beim J. 1214: der lettische Atteste Thalibald von Tolowa gibt seinen Quälern 50 Oseringe als Lösegeld. Später in mehren Urkunden, so v. 1241: für die Tödtung eines Knaben sollen sie 3 Oseringh als Strafe zalen; von 1290: vortmer von dem wartguit sal der commendure to der Winda 12 oseringe behalden; von 1424: bescreven syner schult 10 oseringe unde 1 tunne dorsches; besonders auch im alten Gemeinen Landrecht (vgl. Ortning) kommen Oseringe wiederholt vor als Bußgeld: ver lehmung des duhmens, iß 4 Oßeringe; ver den middelsten Finger, 2 oseringe, 8 Ortinge; ver den letzten Finger, 1 osering, 4 artogen. vgl. Bunge's Beiträge z. K. liv-, esth- u. kurl. Rechtsp. S. 85. Auch der litauische Häuptling Lengewin, der von einigen Rittern gefangengenommen war, wurde für 500 Oseringe freigelassen, livl. Reimchronik. Der Ursprung des nur als Osering, nicht als Osering bezeugten Wortes und dessen vielleicht eigentliche Bedeutung ist unbekannt und alles bisher Vorgebrachte mehr Überzeugung als überzeugend. Arndt(179. I. 102) scheint der erste gewesen zu sein, welcher sich mit dem Ausdruck beschäftigt hat. Er sagt (a. a. O.) Oesering heißt in kur- u. lettischer Sprache eine silberne Hemdeschnalle oder ein Broschen mit Buckeln von gleichem Metall, welches die Weiber vor der Brust zur Zierrath tragen — Vielleicht sind es alte Silberstücke gewesen mit Henkeln oder Ösen versehen, die ½ Mark an Gewichts gehalten haben.“ Diese in Schiller-Lübben's mnd. Wtb. wörtlich wiederholte Erklärung ist doch eigentlich eine zwiefache u. zugleich sich widersprechende. Die Oseringe sollen gewesen sein Brezen, — eine bestimmte Behauptung, der die Worte folgen: vielleicht sind es alte Silberstücke gewesen. Ebenso auffallend ist die Angabe, Osering heiße in lettischer Sprache eine Breze. Hierzu fel jeder Anhalt; kein geschichtliches Zeugniss, kein lettisches Wörterbuch dient dem zur Bestätigung. Und doch ist seine Angabe eine so bestimmte, dass man glauben dürfte, das Wort sei noch zu seiner Zeit bei den Letten üblich und bekannt gewesen. Im 2. Teil seiner Chronik (179. II. 30) spricht sich Arndt entschieden für Brezen aus. Er sagt: die Oeseringe, die einer halben Mark gleich kamen, das sind die großen, aus dichtem Silber verfertigten runden Schnallen, womit die reichen Bäuerinnen ihre Wepen auf der Brust fest machen, und nun ziemlich zur altvaterischen Tracht gehören, ein halb Pfund und mehr an Gewicht betragen. — Für Brezen entscheidet sich auch A. v. Richter (347. I. 1. 52/53); die Oeseringe, sagt er, sind die großen silbernen Heftschnallen der Weiber, die noch heute bei den Bäuerinnen in Gebrauch sind. Sie wiegen nach Arndt (II. 30 u. 177 Anm.) häufig ein halbes Pfund. -Arndt hielt das Wort für ein deutsches. Daß es ein deutsches sei, sagt er, a. a. O., weisen die Silben Oese und Ring. Oer ist noch jetzt eine schwedische Münzsorte. Oese und Ring, zeigen die runde Form an. — Hansen in s. Ausgabe Heinrich d. L. gibt die Worte Arndts wieder u. bemerkt, dass Osering wörtlich Ohrring bedeute. Diese Erklärung hat die meisten Anhänger gefunden, besonders auch deswegen, weil man das Wort im slaw. усерязь wiederzufinden glaubt. Obgleich nun Ohrringe mit verschiednen Anhängseln, in gleicher Weise wie Halsketten mit angehängten Münzen u. Brustfibeln lange ein beliebter Schmuck estnischer u. finnischer Weiber waren und es z. Th. noch heute sind, auch als Grabaltertümer vorkommen (vgl. 347. I. 1. 328), so ist doch zu erwägen, dass Osering der deutschen Sprache vollkommen fremd ist und daß es zwar lautlich mit усéрязь oder усéрягъ, zusammenstimmt, dieses jedoch bei den alten Russen niemals im Sinne einer Gewichtsmenge benutzt worden ist. Wie an усерязь konnte auch an ein (vorausgesetztes)gothisches aussahriggs Ohrring gedacht werden, von welchem das wegen der Endung ягъ oder язь als slawisch verdächtige усерягъ abgeleitet wird. Indessen durfte Osering schwerlich Ohrring bezeichnen; und auffallend wäre doch, dass ein gothisches Wort sich gerade im baltischen Lande erhalten oder Gestaltung als Osering hätte gewinnen sollen und nicht an der Weichsel, an der die Gothen einst sesshaft gewesen und von wo sie ihre Herrschaft nach Nordosten zu ausbreiteten. Prof. C. Grewingk hat daher nur zu sehr Veranlassung (408. 1874. S. 168 u. 169) Folgendes auszusprechen. „Man deutete die Oseringe als altslaw. Usseräs oder. Ohrgehänge, od. als deutsche Ohrringe (Öse u. Ring), oder als kur- u.lettische Hemdschnallen, Broschen oder Brezen, berücksichtigte dabei aber nicht, dass die Russen selbst sich jener Usseräs nicht als Werthzeichen bedienten und daß. von Liven und anderen baltischen Indigenen keine Ohrringe getragen wurden. In Betreff der silbernen Hemdschnallen wäre zu bemerken, daß sie nicht so häufig waren, wie sie als Oseringe sein müßten. Gegenüber allen jenen Deutungen scheint es mir viel einfacher, die Oseringe oder Öseringe auf Österlinge zurückzuführen u. dies um so mehr, als wir durch Nestor erfahren, daß d. Tribut der Radimitschen u. Wätitschen in Sterlägs, d. i. Vierlingen erhoben wurde. Wenn wir dann noch weiter hören, daß man zu Oleg's Zeit (879—912) den Tribut in Griwni Silbers berechnete und eine Griwna gleich ½ њ war, so folgt hieraus, daß 2 Oseringe od. Österlinge u. wahrscheinlich auch 2 Sterlägs oder Sterlings auf eine Griwne kamen. „So anmutend diese Deutung ist, so darf doch nicht übersehen werden, dass das Wort Osterling in d. Bed. von Sterling bei uns nicht vorkommt, insbesondere aber, dass стерлягъ nur in der Archangeler Abschrift der Nestorschen Zeitnachrichten sich vorfindet und offenbar durch den Abschreiber eingeschwärzt worden ist. Denn Sterlinge sind in England erst gegen Ende des XII. Jahrh. geprägt worden u. daher nicht möglich, dass Sterlinge schon 885 im südlichen Binnenlande Russlands als Abgabe geleistet worden. Der Abschreiber, welcher zu der Zeit gelebt haben muss, als der Handel über Archangel zwischen. Russland und England eröffnet war, ersetzte die ihm unbekannt u. von den Abschreibern ebenfalls vorausgegriffene Benennung щьлягъ d. i, Schilling mit der ihm bekannten und neuen стерлягъ.
Wenn Oseringe ursprünglich einen Schmuckgegenstand bezeichnet haben sollten, als welchen jedoch kein Schriftstück sieerkennen lässt, so dürfte sich die Herkunftdes Wortes in russ. ошейникъ (ожерелье) vermuten lassen, welches gleich dem biblischen Griwna einen Halsschmuck, ein Halsgehänge, eine Halskette, ein Halsband bedeutet. Diese Vermutung könnte jedoch nur durch d. Voraussetzung gestützt werden, dass die Russen, welche, wie andre Slawen, soweit geschichtliche Kunde reicht, den Gebrauch eines solchen Halsschmuckes nicht kannten, dem Brust- od. Halsschmuck der Lettinnen und Estinnen, als sie mit dem baltischen Gebiet in Berührung traten, die Benennung ошейникъ erteilten und dass diese russische Benennung in das baltische Deutsch sich Eingang verschaffte, selbstverständlich in einer Entstellung, inwelcher ш (oder ж), wie in anderen Wörtern russischen Ursprungs durch s vertreten ward, die Endung никъ aber in золотникъ sich verwandelte, in derselben Weise wie золотникъ zu Solting wurde. Indem nun die ersten, nach ihrem Gewicht und Wert bestimmten silbernen Oseringe, nämlich der Brust- od. Halsschmuck der Bäuerinnen, das Gewicht von 8 Lot oder ½ Mark hatten, wurde ihre Benennung auf einen Geldwert von 8 Lot Silber übertragen, so dass wenn Heinrich d. L. von 100 Oseringen oder 50 Mark spricht; wenn andere Nachrichten Oseringe erwänen, keineswegs von Oseringen als einem Hals- od. Brustschmuck die Rede ist, sondern einzig u. allein von einem Geldwerte im Betrage von 8 Lot Silber. Bei einem solchen Gewicht und Werte können die Oseringe keine Münzen gewesen sein, sondern nur Rechnungswerte oder Gewichtsmengen Silbers. Die übliche Betonung des O ist nach dem Vorhergehenden fraglich, die des e wahrscheinlicher. Käme das Wort von усерягъ oder von oошейникъ, so müsste selbst das s wie ß gesprochen werden: Oßering; kommt es, wie zu vermuten,von ошейникъ, so wäre r nichts als Einschaltungslaut: Oße(r)ing.

Kiparsky 1936, 101
osering m. 'eine Münze' ‹ lett. *uoseriņgis (von lett. ùose 'Öse' + *riņgis, riņķis 'Rink') eig. 'Ösenring', vgl. die Angabe ARNDT's (Liefl. Chronik I, 102): „Oesering heisset in Chur- und Lettischer Sprache eine silberne Hemdenschnalle oder ein Broschen mit Buckeln von gleichem Metal, welches die Bauerweiber vor der Brust zur Zierrath tragen“. Das Wort ist sicher nicht mnd., wie z.B. KNUTSSON 2. Palat. 134 ff. und STENDER-PETERSEN Lwk. 394 glauben, da es nur bei HEINRICH VON LETTLAND, in der Livl. Reimchronik und in baltischen Urkunden (bis zum J. 1424) vorkommt, und zwar stets in Verbindung mit den Indigenen. Die baltischen Stadtrechte kennen es nicht (vgl. GUTZEIT II, 314-316 und SvvGGA. 1886, S. 11, GIRGENSOHN SbbGGA. 1886, S. 28-29, KIPARSKY Gemeinslav. Lw. S. 223-224 und Ceļi 1936, S. 54f.).
[Der Einfluß der lett. Sprache auf das Bd. (lett.), in: Celi 7 (1936) S. 54 f.; von Mühlenbach-Endzelin anscheinend nicht aufgenommen“.]

Arbusow 1951, 148
Osering „Aus der baltischen Handelssprache stammt ferner oseringus, als Geld kursivender silberner Hängeschmuck im Gewicht eines halben Pfundes, ein Wort entweder nd. oder, nach V. Kiparskys weniger wahrscheinlicher Ansicht, lettischer Herkunft.“
„Oseringus H. XVI 4. XIX 3, nd., von Kiparsky als lettisch erklärt, noch im 18. Jh. im balt. Deutsch bekannt.


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