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Brage die
‣ Varianten: Braag, Braak, Brach, Brache, Brack2, Bracke2, Brag, Brahe, Brak, Brake
‣ Belege: Estland, Kurland
de Branntweinspülicht; et praak <gen praaga>

QUELLEN

Bergmann 1785, 11
die Brage, das Spülicht. Brack, schlechtes untaugliches Gut. Es kommt in die Brake, oder in die Badstub, es ist untauglich, wird vom Guten abgesondert.

Hupel 1795a, 29
Braak und Brack s. Brage und Brake.

Hupel 1795a, 30
Brage, die, st. Branteweinspülicht oder Branteweintrank. Fischer nennt sie ganz ungewöhnlich Brahe und Branteweinträbern; fast durchgängig hört man sie hier den Braak nennen.

Hupel 1796, I 174
Brage (Branntweinspülicht) Wir sagen gemeiniglich der Braak, welches Einige auch Brack schreiben.

Petri 1809, 426
Brag Der Abfall von der Branntweinbrennerey Brack genannt.

Gutzeit 1859, 144
Brach. In zusammengesetzten Wörtern bei früheren Schriftstellern häufig zu lesen statt Brag, so z.B. Brachkäbel st. Bragkübel.

Gutzeit 1859, 144
Bracke Früher häufig geschrieben st. Brage (Brantweinspülicht) und Brake (Wrake).

Gutzeit 1859, 145
Brag (¯), Brantweinspülicht, Brage. In ältern Schriften findet man dafür häufig: braak, Braack, Brack und Brak. Durch solche Schreibart sind Verwechselungen mit Brack = Wrack, Ausschuss, und Brake = Wrake unvermeidlich. Selbst Gadebusch, der so richtig schrieb, schreibt noch Brack (180. IV. 1. 434): was im Kessel zurückbleibt (beim Brantweinsbrande) und in Livland Brack genannt wird. - Der heiße Brag ist ein gewöhnliches Viehmästungsmittel. - Gesprochen wie Brach mit langem a, hier und da auch wie Brak, und vielleicht auch noch wie Brack.

Gutzeit 1859, 145
Brag, der („), Brantweinspülicht, Brage. In ältern Schriften findet man dafür häufig: Braak, Braack, Brack und Brak. Durch solche Schreibart sind Verwechslungen mit Brack = Wrack, Ausschuss und Brake = Wrake unvermeidlich. Selbst Gadebusch, der so richtig schrieb, schreibt noch Brack (180. IV. 1. 434): was im Kessel zurückbleibt, (beim Brantweinsbrande) und in Livland Brack genannt wird. − Der heiße Brag ist ein gewöhnliches Viehmästungsmittel. _ Gesprochen wie Brach mit langem a, hier und da auch wie Brak, und vielleicht auch noch wie Brack.

Gutzeit 1859, 145
Brage, die, ′Brantweinspülicht′. Das hier gewöhnlichste Wort. Schweine, die bei Brage gehalten werden; bei Mastungen mit Brage. Früher häufig dafür geschrieben: Brake, welches Verwechslung zulässt mit Brake = Wrake u. Brechen (des Flachses). Auch eine Mz. kommt vor. Die Bragen Nr. 1-5, d.h. Arten von Brage. – Während im vorigen Jahrh. in Livland Brak od. Brake geschrieben und gesprochen wurde, scheint gegenwärtig Brage allgemein üblich. – Hupel schweigt über die Abstammung. Man könnte versucht sein, sie dem Lettischen zuzusprechen ( brahga). Zweifel dagegen entstehn durch die Berücksichtigung, dass die Sprechweise früher zwischen Brack, Brak und Brake schwankte, und der Begriff des Wortes den Letten durch die Deutschen bekannt wurde. In einem Theil Russlands ist Brage eine Art Bier, bei welchem Wort man auf bresti brodit′, ′gären′, geleitet wird, aber auch auf die deutschen brauen, brodeln. Vielleicht ist Brage oder Brag auf Brak, Brack, Wrak, Wrack, ′Auswurf, Ausschuss′ zurückzuführen.

Gutzeit 1859
Brage, die. ′Schlempe, Restbestand beim Brennereiprozeß′, als Kraftfutter für das Vieh genutzt. Udo Baron Freytag-L. M. v. Stael, Wierland+Reval

Gutzeit 1859, 145
Brak, der, st. Brag. Nach Hupel fast durchgängig st. Brage zu hören.

Sallmann 1880, 24
Bei Brage ′Brantweinspülicht′ – kann es zweifelhaft sein, ob wir das Wort aus lett. brahga oder nd. Brack, Wrack ′Auswurf′ – ableiten sollen.

Sallmann 1880, 60
Brage ′Brantweinschlempe′, estn. prak, g. praga, wohl zusammenhängend mit bracken; oder ist an nd. brak ′bitter, salzig′ zu denken?

Gutzeit 1886, 166
Brage, die, ′der flüssige Rückstand beim Branntweinsbrande, Schlempe, Brantweintrank oder Spülicht′, unrichtig auch, selbst von Stender, mit Mesche od. Meische erklärt, welche poln. brzeczka od. brze̦czka, sorab. brazka heißt, während Brage poln. durch braha, bracha u. braga, russ. durch барда wiedergegeben wird; lett. brahga und dranķis. – Die verschiedene Aussprache dieses Wortes erklärt auch die verschiedene Schreibung. So haben die Älteren rig. Anzeigen: Brag, 172. 1795. 418, Braag, 172. 1785. 451, Brack, 172, 1799. 551, Brach, 172. 1812. 49. Bei Hupel (182. II) Brak, w.s. In den Buchstaben u. der Bed. entsprechend poln. braha, bracha und braga. Linde leitet diese poln. W. aus deutschem brauen und Brühe. Diese Herleitung ist gezwungen und unwahrscheinlich; auch das deutsche Wort lässt sich nicht mit brauen oder Brühe zusammenbringen. Unser Brage steht auch außer Zusammenhang mit schweiz. Brägel, Art Brei von dickgekochten Früchten, u. wol ebensosehr mit des Plinius brace, nlat. bracium und braxare, franz. brasser ′brauen′ (vgl. Ducange) und ir. gäl. braich ′Mehl, Malz′, und franz. brai ′geschrotene Gerste der Brauer′. Es bleiben daher nur 2 Möglichkeiten 1) Brage als Brack, Brok ′Ausschuss, Abgängsel beim Branntweinbrennen′ anzugehen, oder 2) slawischen Ursprung anzunemen. Für das zweite spricht zwar nicht die Bedeutung des poln. und russ. Wortes, welches letztere erst in neuerer Zeit den Begriff von Branntweinspülicht erhalten hat, wol aber die vollkommene Gleichlautigkeit mit dem was russ. und poln. braga heißt, nämlich ein Spülwasser ähnliches Getränk od. Bier aus Roggenmehl, hirse od. Gerste. Zur Verwandtschaft dürfte auch zu rechnen sein franz. drague, ′Träber′ (beim Bierbrauen). Dies drague verhält sich zu unserem Brage, wie lett. dranķis (Dranke) zu Brank, derselbe Wechsel von b und d. s. Brahe. – In 476: Brâgen, der, und Brâk, Rest (Spülicht), der bei der Branntweinbrennerei vom Maische zurückbleibt, litt. bróga u. brógas. – Ersichtlich kann das preuß. Brâgen-Brâk nicht vom lit. bróga herkommen. s. Brak.

Gutzeit 1886, 165
Brache, (–), die, zuweilen st. Brage

Gutzeit 1886, 166f.
Brak, der, Brantweinschlempe, die älteste Wortgestalt für das in Liv- und Kurland jetzt übliche Brage. Bei Gadebusch Brack: was im Kessel zurückbleibt; bei Lange Braak, bei Hupel (1780) Braak u. Brake. Wenn Brak, wie Gadebusch meinte, auf Brack (Abgängsel, Schlechtes) zurückginge, so wäre die Schreibung u. Aussprache Brage schlecht u. wahrscheinlich durch lett. Einfluss entstanden. Russisch брага f. Schlempe kommt nicht in Betracht. Denn in diesem Sinn begegnet es in keinem russ. Wtb. vor 1840; der eigentliche russ. Ausdruck für unser Brage ist бáрда; im Sinn von einer Art Hirsebier wird брага aber schon früher erwänt. Um sicherer die Herkunft von Brak (Brag) oder Brage festzustellen, wäre norwendig, auf die ältesten lettischen u. littauischen u. estnischen Wörterbücher von Adolfi, Elvert, Arends zurückzugehen. - Brage, wie es scheint, zuerst bei Stender und heute gewönlich, selbst in Estland. Denn Sallmann (390c. 24) fürt Brage Brantweinspülicht an. Es kann, sagt er, zweifelhaft sein, ob wir das Wort aus lett. brahga oder nd. Brack, Wrack, Auswurf ableiten sollen. Auf S. 143 sieht er dagegen das weibliche Seschlecht des Wortes als eine Abweichung von dem richtigen (männlichen) an, bei welcher Verweiblichung ein e angehängt u. dadurch eine Neubildung hervorgebracht wurde, ebenso wie bei Breze. Das ist unwahrscheinlich. - Die älteste hierortige Schreibung: Brack, Brak, Braak deutet darauf hin, dass Gadebusch, Lange u. Hupel nur Brack, d.h. Auswurf, Ausschuss, Rückstand im Auge hatten, den Spülicht nur als solchen ansehen. Ist dies der Fall, so ist lett. brahga, wie poln. u. russ. braga eine Entstellung des deutschen Brack, ebenso wie estn. praag od. praag, Brantweinspülicht nach Hupel - eine Bed., die ausschließlich gangbar ist. - Von russ. брага (Art Bier) werden gebildet бражникъ Schlemmer u.a. In Pawlowsky-Asmuß russ. Wtb. wird брага, auffallender weise, auch mit Maisch, Maische erklärt. Dass unser Brage dem Russ. entlehnt sein sollte, ist unwahrscheinlich, weil der Brantweinsbrand nicht von Russland hieher bekannt wurde, sondern von Westen dorthin gelangte.

Gutzeit 1886, 166
Brahe, f. Brage, durchweg in J. B. Fischer (447). Brandweins Brahe, ebda. 167.

Kiparsky 1936, 148
Brage [brāgə] f. ′Branntweinspülicht′ ‹r.брага ′Maische′. Die im 18.-19. Jh. üblichen Formen Brag, Braag, Brach, Brack u.s.w., die Gutzeit I, 145; N.86 166-167 zweifelnd mit nd. Brak, Wrak ′Auswurf′ in Verbindung bringt, könnten am ehesten mit opr. Bragen, Brak ′Rest (Spülicht bei der Branntweinbrennerei′ zusammengehören, wobei es freilich dahingestellt bleibt, woher das opr. Wort stammt. Poln. braha ′Branntweinspülicht′ passt wegen des h als Quelle nicht. Entlehnung der opr. und der bd. Formen aus lett. brāgs ′Branntweinspülicht′ (‹ Russ.) ist aus Verbreitungsgründen bedenklich anzunehmen (vgl. Sallmann V. 12; N. 24; Nesselmann Apr. Monatsschr. VIII, 675).

Nottbeck 1987, 22
Brage ′Abfall von Brennereien′ / E.K. Die Brage wurde zu Viehfutter aufbereitet.


QUELLEN (Informanten)
Freytag-Löringhoff, Udo Baron: Gut. Rawen (Kurland); Stael von Holstein, Marie Louise Baronesse: Gut Samm (Wierland), Reval
Schlempe, Restbestand beim Brennereiprozeß, als Kraftfutter für das Vieh genutzt.


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