Abschauer der/die/das
‣ Varianten: Abschäuer, Abschur
‣ Belege: Riga
1. 'bedachter, aber offener Raum' de Abdach, Wetterdach, Regendach; et varjualune
▫ Hofraum mit Abschnüren zur Bauer-Einfahrt bequemlich
▫ ein Abschauer rund herum bezäunet und mit Krippen und Reddeln versehn
▫ Abschauer für Reisende und Einkehrende
▫ eine Abschauer zur Einfahrt
▫ ein Krug mit einer Abschauer zur Bauern-Einfahrt
▫ Hof mit einem gewölbtem Abschauer
▫ gepflasterte Abscheuren
2. 'durch eine Seitenwand abgesonderte Stelle in einem Zimmer'
3. 'an eine Gebäudewand sich anlehnender Geräte- oder Wagenschuppen' de Schoppen, Hütte, Regenhütte, Verschlag; et kuur
▫ wo sie (die Schweine) unter einem Abschauer leben
▫ In einem … Hause sind … fünf … Zimmer mit … einem Stall auf 4 Pferde und einer Abschauer für einen Wagen zur Miethe zu haben
► QUELLEN
Hupel 1795a, 4
Abschauer 1) ein Schoppen, eine Hütte, Regenhütte; 2) eine gesonderte Stelle in einem Zimmer; 3) ein Abdach
Gutzeit 1859, 15
Abschauer, der, in der ältern Sprache auch die und das, Abdach, Wetterdach, Regendach. Nach Hup. auch 2) eine abgesonderte Stelle in einem Zimmer, und 3) ein Schoppen, Hütte, Regenhütte. Das sehr gew. Wort, das bei Hoffm., nicht aber bei Grimm steht, ist, wie die Einrichtung, hier ein sehr altes. Die folgenden Beispiele werden vielleicht nicht unnütz sein. Eine Abschaur, 172. 1708. 224; Hofraum mit Abschnüren zur Bauer-Einfahrt bequemlich, 172. 1768. 9; ein Abschauer rund herum bezäunet und mit Krippen und Reddeln versehn, 172. 1786. 60; Abschauer für Reisende und Einkehrende, 172. 1780. 20; eine Abschauer zur Einfahrt, 172. 1781. 266; ein Krug mit einer Abschauer zur Bauern-Einfahrt, 172. 1781. 275; Hof mit einem gewölbtem Abschauer, 172. 1786. 101. In der Mh. auch Abschäuer: gepflasterte Abscheuren. 172. 1804. 61.
Hoheisel 1860, 31
Achauer, Abschauer, ein besonderer Behälter zum Aufbewahren von Holz, Vorräthen usw.
Sallmann 1880, 58
die durch eine Seitenwand abgetheilte Stelle eines Zimmers
Gutzeit 1886, 14
die abgetheilte Stelle im Zimmer, 390a. 411. In Estland, nicht in Livland!
Abschauer, die abgetheilte Stelle im Zimmer, 390c. 411. In Estland, nicht in Livland!
Westermann 1887, 387
in Estland: die durch eine Scherwand abgetheilte Hälfte eines Zimmers; in Kurland; kleine Scheune; in Livland ungebräuchlich
Seemann von Jesersky 1913, 99
Scheuer, Wetterdach
Masing 1926b, 56
Abschauer „bedachter, aber offener Raum; durch eine Scherwand abgeteilte Stelle eines Zimmers“ (R. Trögel „Friedr. Ludw. Jahn und die deutschen Mundarten“ in der Zeitschr. für deutsche Mundarten, Heft 1/2 1922, S. 70 abgeschauert, schwache Form neben abgeschoren in der Bedeutung von „durch Planken abgetrennt“...; mnd. schūr „Scheuer, Schuppen“ und scheren „zuteilen; abteilen“; Grimme, S. 159).
Mitzka 1927/1928, 172
Abschauer - rein hochdeutsch, vielleicht aus dem Nd. umgesetzt.
Masing DBWB, 113
Abschauer, m. im 18. Jh. auch n. und f. (ápšōər) 1. abgesonderte Stelle in einem Zimmer. Hupel Id. 4; durch eine Scherwand abgeteilte Stelle eines Zimmers. Sallm. 58; kleiner, als Schauer abgeteilter Raum, Verschlag. Stryck. _ 2. an eine Gebäudewand sich anlehnender Geräte- oder Wagenschuppen. Hahn-Asuppen?; kleiner, leichter Anbau aus Brettern. Stryck. In einem … Hause sind … fünf … Zimmer mit … einem Stall auf 4 Pferde und einer A. für einen Wagen zur Miethe zu haben. Rig. Anz. 1769, 130/1. _ 3. = Abdach (s.d.) … ein großer Hofraum und ein A. auf eine Menge Pferde. Mit. Intell. Bl. 17. III. 1808. Die Fuhrmannpferde standen im „A” – einem bedachten, … aber offenen Raum . im Wirtschaftshof. Bienemann I, 205. Hierher gehört vielleicht auch folgende, nicht ganz klare Stelle: Eine Amtsstube unterm Lubbendach mit etlichen Steigen auffzugehen, selbiges unter einen brettern A. V.B. Landv. 132 (1677/8). _ 4. In den Akten (des Zeitraums zwischen 1660 und 1710) wird der wandähnliche Abschluß zwischen dem Gemeinderaum und dem Altarraum mit den Worten „Schrankenwerk” oder „A” bezeichnet. Campe, Baugestaltung 23.
¤ Abschauer, „ … mit allen … Nebengebäuden, als Stallungen, … Badstube, Eiskeller, Riege, Abschauren …” (Rig. Anz. 1769, 51).
Uustalu 1982, 155
[zitiert Gubert (17. Jh.]: An den Rigen soll man an der Nord-Ost-Seite ain Abschur halten (91); mnd. schūr n. u, schure f. 'Schutz. Schirm; konkr. Ort, der Schutz, Obdach gewährt, Scheune' (Schl.-L-). Ins Estnische übernommen: kuur 'Scheune, Scheuer, Schuppen' (Wiedemann).