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a Interj
1. de a! (Ausdruck der unwilligen Abwehr); lv e!
A, Unsinn!
A, laß mich zufrieden!
2. de a! (Ausdruck der verächtlichen Ablehnung); et ah; lv eh!
A, Strunt!
3. de a (Fragepartikel in zwangsloser Rede.); lv nu
A, was sagst du dazu?!
4. de a (proklitisch statt „aber”); lv a (ugs.)
Er wird zu Hause sein. – A wenn er nicht zu Hause ist?
vgl ah, siehe auch Interjektionen

QUELLEN

Masing DBWB, 1
a (ă) Interj. 1. der unwilligen Abwehr. A, Unsinn! A, laß mich zufrieden! _ 2. der verächtlichen Ablehnung. A, Strunt! _ Fragepartikel in zwangsloser Rede. A, was sagst du dazu?! _ proklitisch statt „aber”. Er wird zu Hause sein. – A wenn er nicht zu Hause ist?

A
1. de A (Buchstabe im Alphabet); et A; lv A
Wer A sagt, muß auch B sagen (id)
Das ist von A bis Z erlogen (id)
2. de A(hleburger) (als Zeichen auf Heringstonnen bedeutet Ahleburger Heringe)

QUELLEN

Gutzeit 1859, 1, 465
A wird nicht gern in ä umgelautet, ebensowenig wie o in ö, und u in ü. Ohne Umlautung erscheinen die Wörter unserm Ohr verständlicher, und wir sprechen daher Vaterchen, Handchen, Katzchen und Aderlasser. Nur in wenigen Fällen findet die Umlautung statt, wo selbst das Hochdeutsche sie nicht darbietet, in Gläser st. Glaser, Mäkler statt Makler, Ältermann st. Altermann, be-äuget st. beauget, bläuen st. blauen. In noch andern findet sie theils statt, theils nicht, wodurch aber nicht selten die Bed. des Wortes eine verschiedene wird, so Halschen und Hälschen, Haschen und Häschen, Kammerchcn und Kämmerchen, Kätzchen und Kätzchen, Schalchen und Schälchen, Vaterchen und Väterchen, Parchen und Pärchen, graulich und gräulich.

Gutzeit 1886, 2
A als Zeichen auf Heringstonnen bedeutet Ahleburger (Heringe).

Masing DBWB
A, n. (ā) Buchstabe im Alphabet. Wer A sagt, muß auch B sagen. Das ist von A bis Z erlogen. A als Zeichen auf Heringstonnen bedeutete Ahleburger (Heringe), vgl. Gtz. N 1886, 2.

B

siehe auch Aussprache

DAZU:
wer a sagt, muss auch b sagen 'wenn der Anfang gemacht ist, so muss auch das Weitere folgen'
KOMM: stößt jemand ein a od. ah! der Verwunderung aus, so spottet man nicht selten mit b (be oder bä)

QUELLEN

Gutzeit 1859, 91f.
B Dieser Buchstabe wird nie mit p verwechselt, ebensowenig wie p mit b.
Statt des Anlautes b hören wir nur p in folgenden Wörtern: Banier, Barchent, batzig, Bauke, bauken, Bausbacke, bausbäckig, Bieze, Biezchen, Bobo, bochen, bolstern, Bolster, Bosse, Bossenspiel, Bossierlich, brägeln, brasseln (prasseln), brassen (prassen), Buckel (Rücken oder Rückenkrümmung), bucklich, Budel, büf, Bufbohne, büffeln, buffern, Bunze (s. Grimm unter 6), burr, burren, Burzelbaum, burzeln und butzen (putzen).
In den folgenden dagegen immer b, und nie p: babbeln, babbern, Bursch, schlabbern, Bubbel (st. Buppel),labbern, knibbern und viele andere.
In noch andern hörte man noch zu Hupels Zeit b, wo jetzt nur p zu hören ist. So führt Hupel auf: Bassel oder Bastel st. Pastel, Budel (Paudel) st. Pudel oder Paudel, Bilz st. Pilz, brall st. prall, Bratchen st. Pratchen, blinkern st. plinkern, brusten st. prusten, busten st. pusten. - Als Auslaut spricht man es, bei vorhergehendem langen Delbstlauter wie p, bei vorhergehendem kurzen wie pp. So lauten die Wörter hob, stob, grub, Stab, wie hop, Begräppniss, Schupp. Im Wort Grobbrod lautet es wie doppeltes bb: Grobb-brod.
Eine Verdopplung des b, welche im Hochdeutschen sehr selten ist, findet sich im livländischen Deutsch häufig. So in schabbig, schwabbeln, quabblig, krabbeln, kribbeln, Kribbelkopf, Stabbe, Stubbe, labbern, klabbern, gnabbern, Bubbel, knibbern, schrubben, dobbeln, Dobbler. Nicht selten haben diese Wörter mit doppeltem b eine etwas andere Bedeutung, als diejenige ist, welche sie mit einfachem b oder mit pp besitzen. So ist klabbern, nicht dasselbe was klappern, grubblig nicht dasselbe was grubig u.s.w. Ganz ähnliche Verhältnisse kommen bei d und s vor.

Gutzeit 1886, 95
In Sprachlehren heißt es: man spreche Stab, Lob, grob u.s.w. nicht wie Stapp, Lopp, gropp, sondern gedehnter; schwerer sei das schließende b nach einem Consonanten von p zu unterscheiden, z.B. in halbm Erbse u.dgl.“ - Bei uns wird jedes auslautende b wie p gesprochen, und daher also in den angef. Wörtern Stap, Lopp, gropp, u. ebenso in halp, Erpse u.s.w. Unsere Schule hat sich nicht mit der wunderlichen Unterscheidung von weichem und hartem p zu beschäftigen. Niemals auch begegnen hier die wunderlichen Verwechselungen von b und p wie in Sachsen und nie würde es möglich sein, wie im Elsass brochet u. projet mit einander zu verwechseln.
B wird herübergezogen in der Aussprache der Wörter beobachten, Hebamme, welche wie beo-bachten u. He-bamme lauten. - Das doppelte b in Schrubb-Bürste lautet wie apostrophirtes bb'; Schrubb-Hobel mehr wie Schrupphobel; Knoblauch stets wie Knobb'-lauch. bb wird im gew. Leben öfters st. pp gesprochen in Ribbe st. Rippe; in Lippe, Wippe u.a. hört man dagegen stets pp.
Wer a sagt, muss auch b sagen, d.h. wenn der Anfang gemacht ist, so muss auch das Weitere folgen. - Stößt Jemand ein a od. ah! der Verwunderung aus, so spottet man nicht selten mit b (be oder bä).

d

QUELLEN

Gutzeit 1864, 172f.
Anlautend st. t in nicht wenigen Wörtern als Ueberbleibsel od. Einwirkung des nd.: Danne, dauen, Dauwetter, Daumel, daumlich, dausend, doll, dollen, Dollhaus, Dollheit, Drab, draben, Dräber, Dracht, Drift, düchtig. Noch vor 20-30 Jahren waren diese Wortformen gewönlich; jetzt verschwinden sie und erhalten sich nur in scherzhafter, vertraulicher und vernachlässigter Rede, od. im Munde des ungebildeten Mittelstandes. Indessen bevorzugt man noch gern: Dille, Docht, Dräber (Pferd), Dräberbah, Dräberschlitten, Dräbern (von Korn), Dreskammer, Drift (Tauben), Digel (Tigel).
In manchen Wörtern ist sowol d als t gebräuchlich. Daber u. Tafer, Dachtel u. Tachtel, Dalchen u. Talchen, daunend u. taunend, Dolle u. Tolle (am Bot), Draff u. Traff.
Inlautendes d war früher in siebender, vierder, neunder, zehnder, under, hinder st. siebenter, vierter u.s.w. Jetzt noch gew. in bladen, dudeln, bedutteln st. blatten, düteln, betudeln und fast durchweg in Brode, Brodes, in Borde, Wade (Netz) u. waden st. Borte, Wate u. waten. Als Überbleibsel des nd. außerdem häufig in Längde, Klagde, Krümbde, Wärmde, Räumde, Högde, Nägde f. Länge u.s.w.; auch engder, längder st. enger, länger.
t für an- und inlautendes d nur im Beginn des nhd. Zeitraums als Ueberbleibsel des mhd., welches auf dem platten Lande Livlands beim Adel u. bei Geistlichen nicht wenig verbreitet war u. auch in ihren Schriften nicht selten begegnet: Betruck, beträngt u. betranget, miltern, Verterb, Untertrucker.
dd häufig u. übergegangen aus dem nd.: schmaddern, schmuddern, spiddig, Flidder, fliddrig, fluddrig, pluddrig, pluddern, pladdern, gnaddrig, Dedder, verheddern, broddeln, bruddeln und viele and. Viele dieser Wörter erhalten, ebenso wie bei bb, eine gewisse Milderung hinsichtlich ihrer Bedeutung. Schmuddelig, suddeln, broddeln, bruddeln sind daher milder als schmutzig, sudeln, brodeln, brudeln.
Auslautend wird d deutlich gehört in: bland, blond, fad, Camerad u. mild, im Familiennamen Budberg (gespr. Budd'berg), in den Taufnamen Edgar, Edmund, Hedwig (in allen dreien edd') u. Ludwig (gespr. Lud'-, unedel Ludd'wig). - In der Aussprache nie mit t verwechselt; dt im Namen Klodt von Jürgensburg wie einfaches t.
Nachschleppend wird oft gehört in eben u. ebenso, gespr. ebend u. ebendso; in pfützendnass st. pfützennass; in Superlativ-Endungen, z.B. der erhabendste st. erhabenste, wie auch in Reval (vgl. 322). Oft wiederum verschluckt in nachlässiger Rede, z.B. in stehends, eilends, u. ebenso wie t in Superlativ-Endungen: am Vollendesten, die bedeutensten, der Gesittete, aber nicht: der gescheiste f. gescheidteste, wie Hoheisel (322) von Reval anführt.

Gutzeit 1886, 205
In Sprachlehren heißt es, dass die Auslaute in bat und Bad, Rad u. Rath, Gewand und gewandt u.s.w. schwer zu unterscheiden seien. Bei uns wird jedes auslautende d nach einem gedehnten Selbstlaute vollständig wie t gesprochen, nach einem geschärften aber wie tt. Daher lautet Rad wie Ratt. Rattmacher wie Rattmacher, Bad wie Batt, Tod dagegen wie Tot und Pfad wie Fat, Rath wie Rat, Gewand u. gewandt ganz gleich. Unsere Schule hat sich nicht mit der wunderlichen Unterscheidung von d und t zu beschäftigen u. das d ein weiches t, das t ein hartes d zu nennen.
Deutlich zu hören in mild, blond, bland, fad, Camerad, Findling, Händlein, Pferdlein u.a. auf lein, dagegen wie t in Fündchen, Pferdchen, Händchen u.a. auf chen. Das d in Findling u.s.w. wird halb zur ersten, halb zur 2. Sylbe gezogen, als wenn geschrieben stände: Find-dling, Händ-dlein, Pferd-dlein; - ebenso in Pfründner u.a. Das nd. d macht nicht selten den Übergang oder das Mittelglied zwischen hochd. t und slaw. oder lettischen d: Thür - lett. duris, litt. durrys, russ. дверь, goth. daurô;; Tropfen - nd. drope und drape, lett. drapes (Arzneitropfen); teuer - lett. dahrgs, russ. дорогъ Taube - nd. duve, lett. du(h)we.

e1

DAZU:
siehe auch Aussprache

QUELLEN

Krüger 1832, 324
1) Das offene (gedehnte) und das geschlossene e werden häufig verwirrt. Stetig, stets, bequem sollten nicht gedehnt werden. - Nicht Wenige machen nach Hamburger Weise jedes offene e zum geschlossenen; sie geeben lieber Eere, Leeben und Leeber darum, nur ja kein ä hören zu lassen. Dahingegen auf dem Lande, zumal im Tuckumschen, das offene e zum hässlichsten äh (fast ah) hinüber artet. Aehrlich und rädlich, Sähgeltuch, entwähder lähbend oder todt. Dieses ist sehr hart, jenes sehr geziert. - Nur Kegel hat allgemein ein unrichtiges geschlossenes e.

Gutzeit 1864, 215f.
Die Aussprache unsres E festzustellen, ist schwierig, und verschiedne Ansichten sind darüber ausgesprochen. Für ein Werk, das Feststehendes bieten soll, lag die Notwendigkeit nahe, nicht blos eigner Ansicht und eignem Ohr zu folgen, sondern auch Beobachtung und Erfahrung anderer zu benutzen. Aus dieser Ursache wurden verschiedne Gelehrte aufgefordert, ihre Ansichten mitzutheilen. Die bereitwillige Theilnahme, mit welcher sie sich der Sache annahmen, war so groß, dass selbst noch Andere aus ihren Umgangskreisen zu Rate gezogen wurden, um dem Gegenstand Licht und Sicherheit zu verschaffen.
Die Hauptsätze einer Mittheilung aus Riga sind: 1) das gedehnte e streift in Livland nicht mehr als in Deutschland an ä, — etwas mehr in Kurland, wo es indessen nicht überall wie sehr breites ä lautet, — meistens bei Leuten ungebildeten Standes, auch bei Personen, die aus Kurland herüberzogen. Bei wirklich Rigischen fällt die Aussprache ebensowenig auf, als bei Leuten, die auf dem Lande in Lettland geboren u. aufgewachsen sind. 2) wird auch das gedehnte e nicht immer wie reines e lauten, so schwankt doch die Aussprache zwischen dem reinen e und dem an ä streifenden, oder, besser, es hält zwischen beiden die Mitte. Dasselbe gilt von Serben in Lettland. 3) unser gedehntes e ist nicht gleich ä. Wir nähern uns in der Aussprache von Beeren dem reinen e, und in der von Bären dem ä, unterscheiden ebenso lesen von läsen, wehren von währen und dem kürzern wären. In den beiden Reihen: heben, legen, überlegen, regen, bewegen und eben, gelegen, geben, überlegen, Regen, Wegen — die nach Grimm kein hochd. Mund vermischen soll — wird e ohne Unterschied gleich gesprochen. 4) es dürften wol kaum irgendwo, so wie in Riga, die 3 Laute e, ä und äh unterschieden werden.
Die Angaben einer zweiten Mittheilung aus Riga lauten 1) der Ä-Laut herrscht namentlich bei Leuten vor, die der ländlichen Bevölkerung näher stehen; 2) der Ä-Laut ist namentlich den untern Schichten der Bevölkerung eigen und reicht in Riga mit wenigen Ausnahmen. etwa hinauf bis zu den Kaufleuten zweiter Gilde; 3) die Verwechslung des e mit ä ist so ziemlich über ganz Livland verbreitet. Als Beispiel dient das Wort Reval, dessen Aussprache in Riga und Dorpat Rä-wall, in Estland Re-fall ist, mit scharfer, sehr auffallender Betonung des e.
Aus Dorpat. Die Aussprache des e ist sehr unbestimmt und verschieden, je nachdem Schichten der Gesellschaft und deren Heimat und Abstammung. Die Unbestimmtheit der Aussprache ist, durch den Zusammenstoß der verschiednen Völker, größer als irgendwo. — Gedehntes und ungedehntes e (e, ë ee od. ê) streifen allerdings meist an ä und klingen sogar häufig zwischen ä und a, z. B. ebensowol sterben, schmelzen, erben — stärben, schmälzen, ärben, — als Heer, Speer, nehmen, schwer, leer = Här, Spär u. s. w. Ausnahmen gibt's allerdings oft, und auch die Behauptung ist zu hören, dass nirgends das e so rein gesprochen werde, als gerade in Livland und besonders in Dorpat. — Reines, helles e klingt nur in Seele, sehr, mehr, Lehm (wie in Deutschland) und wird von dem e in Heer, nehmen deutlich unterschieden. — Ein Unterschied zwischen dem e in legen, überlegen, regen, Regen, wegen, Wegen ist nicht hörbar, weder bei Ungebildeten noch Gebildeten. Hierüber herscht kein Widerspruch; aber auch in Deutschland dürfte der Unterschied nichtüberall hervortreten, — in Ostpreußen gewiss nicht! — Reines e (wie in Seele, Lehm, sehr) hört man auch, wenigstens bei den meisten der Schüler, da wo es nicht gehört werden sollte, nämlich statt ö, in König, Löwe, Götter, löblich — Kehnich,Lehwe. Jetter, lehblich. Daher klingt lesen = läsen, aber lösen = lehsen; möchte = mechte, aber Mächte = Hechte (an ä streifendes e!). — Das e in tonlosen Sylben ist dumpf, unrein, stumm, und wird entweder kaum gehört, oder klingt wie kurzes ö; von dem geschärften e in Welt, schnell wird es deutlich unterschieden. Daher: Kranke wie Krankö (ᵕ), Kranken aber wie Krank'n.
Die Angabe eines Oberdeutschen in Fellin lautet: in der Aussprache findet sich eine Trennung des e und ä lautes, die jedoch, so bestimmt sie auch bei den Einheimischen ist und haftet, organisch ebenso unrichtig ist und der ältern Aussprache ebenso znwiderlaufend wie im Auslande. 1) Das kurze e, als Umlaut des a, im mhd. e gesprochen, in Fellin getrennt in einen e nnd ä Laut, und zwar jenes (spitzes e), wie es scheint, namentlich vor gg, ll, ss, tt; dieses (trübes e = ä) in den übrigen Fällen. Spitzes daher in: fest, Nett, Elle, Egge, Geselle, Schwelle, Stelle, stellen, zerren, Becken, decken, Hecke, schmecken, Strecke, wecken, Kette, retten, Hetzen, verletzen, netzen, setzen, wetzen, besser, Essig, Nessel, Kessel, Held, schmelzen; trübes in: Hemde, fremd, Menge, prellen, brennen, Henne, kennen, rennen, trennen, wenn, sterben, emsig, Bengel, enge, Engel. — 2) Das kurze e, als Brechung des i. Im mhd. e = ä. Die Aussprache dieses kurzen e verhält sich im Ganzen wie in Oberdeutschland. a) Elaut, selten: melken, Helm, Schelm, schwelgen, Fels, Kerze, dreschen, gestern, Nest, Schwester; b) breites ä: gëlb, hëll, schnëll, Nëffe, Spëck, Flëck, Zwëck, Pëch, Bëcher, brëchen, stëchen,Brëtt. Wëtter, quëllen, Schëlle, Wëlle,Nëffen, lëcken, Heuschrëcke, ëssen, vergëssen, mëssen, gesëssen, Sëssel, sëlbst, hëlfen, gëlt, sëlten, Wëlt, Fëld, Zëlt, Përle, lërnen, Bërg, Wëk, Ërde, wërden, Wërth, Hërz, schmërzen, Fërse, Gërste,Sënf, Rëcht, flëchten, Wëchsel, Fëst. — 3) gedehntes e, a) als Umlaut des a, lautet α) wie ê: Zehrung, dehnen, sehnen, gegen, legen, regen, bewegen, edel, Rede, Esel; β) wie ä: Heer, Meer, Beere, leer, Theer, Scheere, Wehr; so ziemlich nur vor r; — b) als Brechung aus i, aus mhd. kurzem e hervorgegangen. α) wie e. Diese Aussprache wäre in Oberdeutschland unerhört. In: stehlen, Bremen, jener, eben. Eber, Krebs, Leben, Leber, Rebe, Nebel, schweben, weben, Degen, Pflege, Regen, Regel, Segel, Segen, Steg, Weg, geschehen, sehen, zehn, Leder, ledig, Feder, Gebet, Besen, lesen, hehlen, Kehle; β) wie ä in: der, er, begehren, her, Speer; also wiederum vor r; — c) aus mhd. langem e, lautet durchweg spitz: eher, Klee, Reh, See, Schnee, Weh, ewig, Seele, Ehre, hehr, Rückkehr, kehren, lehren, mehren, sehr, wenig, Lehne, Schlehe, Zehe, erste. Nur verdeutschte Letten und Esten bringen vor: äre st. Ehre, här st. Heer, kären, lären, mären, sär, ärste — vor r. — In der Aussprache gelten also 4 e, zwei kurze (e u. ë), und zwei lange (ê u. ..) ; ferner ein breites e (ä) in Meer, Beere, Theer, Scheere, Wehr, der, er, begehren, Heer, Speer u. a. — Ä zeigt doppelte Aussprache. Man hört: Märchen, träfe, Gräfin, gnädig, Bär, wählen, Schädel, und wiederum: Spêne, lêge, kême, Glêschen, Zêne, für Späne, läge, käme, Gläschen, Zähne. — Ö wird von echten Fellinern durchweg wie spitzes e gesprochen: bêse, lêsen, beschwêren, Kênig st. böse, lösen, beschwören, König. Namentlich werden nicht unterschieden: kennen und können, beide lauten kännen; möchte und Mächte, wie mechte; läse, lese u. löse; beschweren u. beschwören u. a. — Im Ganzen hört man das Hochdeutsche nirgend so regelrecht sprechen, wiein Fellin, und man kann als Ueberzeugung aussprechen, dass die Sprachlehrer besser thäten, das livländische Deutsch als Muster hinzustellen, denn das sächsische od. gar Hannover- od. Braunschweigische. Es ist auch gar nicht anders möglich, als dass diese Aussprache hier zu Lande die am meisten reine sein muss, da der hiesigen Sprache alles Mundartliche fehlt. — Eine neue Bestätigung des von dem bairischen Grafen de Bray, der lange in Livland zugebracht hat, in seiner histoire de la Livonie III. 249. Ausgesprochenen: „die ausgezeichnete Aussprache, deren sich die Livländer mit Recht rühmen, rührt vorzugsweise daher, dass das Deutsch fast nur von Leuten guten Standes gesprochen wird.“
Von besonderem Interesse musste das Urteil eines Kurländers sein, der die rigische Aussprache kennt, und seit längerer Zeit Oberlehrer der deutschen Sprache in Reval ist. In der Mittheilung, mit welcher noch C. Hoheisels Einladungsschrift: Einige Eigentümlichkeiten der deutschen Sprache in Estland, l860, Zu vergleichen ist, heißt es: 1) einen Unterschied zwischen der revalschen u. livländischen Aussprache des e vermogte mein Ohr im Allgemeinen nicht herauszufinden. In Kurland freilich wird und wurde das gedehnte e wie ä ausgesprochen. Doch nimmt diese Aussprache bei den Gebildeten des jüngern Geschlechts immer mehr ab, so dass die bei diesen übliche nicht weiter von der in Est- und Livland abweicht. Das Deutsch unsrer Provinzen schreibt sich von dem der deutschen Einwanderungen aus dem Auslande her, die fast alle aus denselben Gegenden, nämlich dem Norden, herkamen. Mithin ist es in allen drei Ostseeprovinzen ursprünglich wol dasselbe gewesen und hat sich aus dem Niederdeutschen entwickelt. Wo Abweichungen vorkommen, wie z. B. bei dem kurischen e, da sind sie wol unzweifelhaft dem Einflusse des Lettischen (und Estnischen) zuzuschreiben (landsche Aussprache). Nur scheint es, dass sich diese Aussprache nicht gerade auf Kurland beschränkt, sondern auch in Livland, soweit man dort lettisch spricht, in denselben gesellschaftlichen Kreisen wie in Kurland, angetroffen werden dürfte, während in dem estnischen Theil Livlands und in Estland selbst, wo diese Einflüsse von Eliten des Estnischen nicht stattfinden, die Aussprache sich reiner erhalten hat. In der That findet sich in Betreff des e ein Unterschied zwischen Riga, welches sich durchaus der kurischen Sprechweise nähert, und etwa Dorpat, welches mit Estland übereinstimmt (?). Der Unterschied zwischen dem hellen, geschlossenen, aus a durch Umlaut entstandenen e, und dem offenen, breiten aus i durch Brechung entstandenen ë wird, so weit meine Beobachtungen sicher strecken, in keiner unsrer Provinzen festgehalten, und lautet in Kur- und Estland meinem Ohr völlig gleich Uebrigens scheint es, als ob auch in Deutschland dieser Unterschied keineswegs mehr so streng beobachtet wird, als es früher (im ältern Deutsch) geschehen sein mag. Nicht allein werden beide e von Ausländern, die ich hier gesprochen habe, verwechselt, nicht allein habe ich bei einer Reise in Deutschland keinen Unterschied in der Aussprache des e und ë bemerkt, sondern auch die Sprachlehren liefern darüber nur verschieden lautende undunbestimmte Angaben - Ein Unterschied in der Aussprache des gedehnten e ist mir indes doch aufgefallen. In den Wörtern: Erde, Werth, Herd, Herde, Pferd, Erbe, Sper, begehren, werden, schwer hat sich das ë in seinem ursprünglichen mehr dem ä sich nähernden und von e in sehr, mehr, kehren, Ehre, wenig, Ehe, edel, Fehde, Seele deutlich unterscheidenden Klange erhalten. — Das geschärfte e lautet, wie es scheint, anders als das gedehnte, nämlich immer fast wie ä. z B. Welt, rennt, dann wie ä in fällt, Ränder, Männer. Ein Unterschied zwischen diesem geschärften e und dem tonlosen, z. B. in den Endsylben der beiden letztgenannten Wörter ist für mein Ohr nicht wahrnehmbar — E, ä und ö werden in allen 3 Provinzen verwechselt oder vielmehr gleich ausgesprochen.
Nach dem Vorstehenden leuchtet die Schwierigkeit ein, unsern e Laut zu kennzeichnen und die hier und da einander widersprecheuden Angaben in Einklang zu bringen. Das Folgende mag die Ansicht des Verfassers zusammenfassen, welche übrigens in den Punkten 1, 2, 6, 7 u 8 sehr allgemein getheilt ist. 1) Die Aussprache des e gleich ä zieht sich durch ganz Kur- und Lettland, überschreitet selbst, nach Norden und Osten hin, die Grenze des lettisehen Lamdgebiets. vgl. die zweite Angabe aus Riga und Hupel in Topograph. Nachr. I. 146. In Kurland, obgleich im Allgemeinen derselben Artung wie in Lettland, weicht die Aussprache doch mehr od. weniger ab von der in Riga und Lettland, häufig in so auffallender Welse, dass man eher Kurlands an seinem e, gleich breitem ä, ebenso zu erkennen ist. wie mancher Estländer an seinem scharfen s. — 2) die Aussprache des gedehnten und ungedehnten e trifft in Riga, Lettland und wol auch Dorpat im Allgemeinen mit der in Norddeutschland zusammen, ist daher dort durchaus nicht auffallend, gewiss aber in Suddeutschland. — 3) Nach sehr verbreiteter Ansicht ist diese Aussprache in Kur- und Lettland lettischem Einflusse zuzuschreiben. Diese Ansicht ist sicher nur zum Theil begründet. Wenn der Einfluss des Lettischen nicht abgeleugnet werden kann bei Leuten, die aus lettischem Stamm sich zu halben od. vollkommnen Deutschen um- und heranbildeten, oder zweitens bei wirklichen Deutschen, die beständig auf dem Lande in lettischer Umgebung leben, so ist doch bei Hiesigend es bessern Standes und den vielen aus Norddeutschland Eingewanderten die e Aussprache eine deutschem Munde eigentümliche. Wir haben zwar alle Tage Gelegenheit an gebildeten Deutschen, die eine Reihe von Jahren in Russland verbracht haben, wahrzunehmen, wie leicht und ihnen ganz unmerkbar und selbst nicht wahrnehmbar ihre Aussprache fremden Klang annimmt Wie aber wiederum dieser russische Anhauch weniger bei unverrussten Deutschen Moskaus und Petersburgs gefunden wird, so ist auch der lettische Anhauch bei den Deutschen Rigas, die den in jeder Hinsicht so sehr überwiegenden Theil der Bevölkerung bilden, nur hier uud da hörbar, indessen wol nur bei den ungebildeten Ständen. Und es scheint daher unzweifelhaft, dass der hiesige e Laut im Allgemeinen ein ursprünglich deutscher ist. — 4) Eine sog. landsche Aussprache, wie sie namentlich in Kurland sich geltend macht, kommt in Livland nur ganz vereinzelt vor, und wird ihre Entstehung lettischem Einflüsse zugeschrieben. Aber selbst für sie wird von beachtenswerter Seite her dieser Einfluss bestritten; so von Harmsen in Libau. Wenn, sagt er, in der lett. Sprache das durch ein stummes h gedehnte e, wie in dehls, Sohn, gedehnt und tief laute, so klinge es dagegen geschärft in besdelinges, Schwalben, u. andern Wörtern, selbst in solchen, welche Verdoppelung des Selbstlauters zeigen, z.B. in pee, bei. — Auch kann nicht unerwähnt bleiben, dass unser e Laut über Ostpreußen bis nach Sachsen hinein sich erstreckt, wo das widerliche ä Dresdens bekannt ist. Freilich kann auch in diesen Gegenden der Einfluss undeutscher Bevölkerungsgrundlage nicht geleugnet werden. — 5) Wir kennen keine durchgreifende Verschiedenheit zwischen dem geschlossenen und offenen e, weder in Riga, noch in Liv-, Kur- oder Estland. Höchstens im Munde Weniger, und dann nur bei gewissen Wörtern mögten Unterschiede vorkommen. So sagt Hupel in sein. Idiotikon, dass — doch wol in der Gegend, wo er lebte — das Wort belegen, als Infinitiv, wie belehgen gesprochen werde, als Particip jedoch wie belägen. Krüger (319) äußert sich hinsichtlich Kurlands folgendermaßen: „das offene (gedehnte) und geschlossene e werden häufig verwirrt; stetig, stets, bequem sollten nicht gedehnt werden. Nicht Wenige machen nach Hamburger Weise jedes offene e zum geschlossenen; sie geeben lieber Eere, Leeben und Leeber darum, um ja kein ä hören zu lassen. Dahingegen auf dem Lande das offne e zum hässlichen ä hinüber artet: ährlich, rädlich, Sähgeltuch, entwäder lähbend od. todt. Nur Kegel hat allgemein ein unrichtiges geschlossenes e.“ — 6) Ist keine durchgreifende Unterscheidung des geschlossenen und offenen e in unfern 3 Provinzen wahrzunehmen, so ist wiederum nicht zu leugnen, dass, wenigstens in Riga und Lettland, die Aussprache des gedehnten e eine dreifach verschiedne ist, selbst in denselben Wörtern: theils wie reines e, theils wie leichtes ä, theils wie breites ä. So kann belegen wie belégen, belêgen (belägen) u. belä-gen klingen. Die erste Aussprache mögte sich finden im Munde einiger Gebildeten; die zweite die hier gewönliche sein, und namentlich vor r stark hervortreten: Erde, wie Ährde, er wie ähr, Ehre wie Ähre, Pferd wie fährt, Beeren wie Bären, mehr wie Meer, mehre wie Meere oder Mähre, sehr, wer u. s. w. Die dritte breite Aussprache fast nur bei Leuten, die beständig unter Letten lebten oder bei verdeutschten Letten. — Nach dem Gesagten kann es nicht auffallen, dass bei uns in der Aussprache französ. Wörter so häufig eine Verwechselung der verschiedenen e und des ai stattfindet. — Die Namen Fersen und Medem werden in Livland gewönlich Ferrsen und Mehdem gesprochen; zuweilen, kurländisch, Fährsen und Mädämm. — 7) Die Aussprache des gedehnten und ungedehnten e, ä und ö ist vollkommen gleich, und lautet wie leichtes ä. Lesen, läsen u. lösen; denen, dehnen, Dänen; reden, rädern, röden; Rheder, Räder u. Röder; jenen, gähnen und höhnen; beschweren, beschwären u. beschwören; Ehre, Ähre u. Öhre; redlich, rätlih u. rötlich; Becher, Fächer u. Köcher; Hechte, Mächte u. mögte geben dazu die nötigen Belege. In Lettland gilt nur zum Theil das, was Hupel in s. topograph. Nachrichten I. 146 äußert: „Meer sprechen wir wie Mähr, Beeren wie Bähren, Esel wie Ösel; aber Klete beinahe wie Klöte, stehen fast wie stöhen; dagegen legen wie lägen, reden wie räden.“ — Besser sprechende bemühen sich ö, und hier und da auch ä, deutlich hören zu lassen, namentlich in Conjunctiven u. ähnlich lautenden Wörtern, so dass zwischen lesen, läsen, lösen, heben und höben, säen und sehen, Säer u. Seher ein deutlicher Unterschied wahrnehmbar wird. Ja, Einige wollen sogar die verschiednen e unterscheiden, verfallen aber dabei in gar häufige Verwechselungen u. Ungereimtheiten. Immer ist diese bessere Aussprache angelernt, angeübt.— 8) Das ungedehnte e lautet meist wie ä: Wette, Lette wie Watte, Latte; als Auslaut oft fast tonlos und an ö streifend, z. B. in Base, Gabe, Liebe, Else, Lise, wähle, Kranke; reiner in: wenige, einige, meinige u. ä. —
Noch ist zu bemerken 1) dass bei weiblichen Hauptwörtern gern mit e verlängerte Formen benutzt werden, z. B. Thüre und Uhre st. Thür u. Uhr. Auch bei verschiednen Nebenwörtern kommt dies vor, z. B. gerne u. vorne st. gern u. vorn. Dies ist aber durchaus nicht mundartlich, wie angegeben wird. In Deutschland, selbst in Büchern, findet es sich sehr gewönlich. — 2) Zeitwörter auf el, er und en unterdrücken das e der Flexion in der gewönlichen Sprache durchweg; die auf em oft. Ich wander', rechen', zeichen', lächel' st. wandre, rechne, zeichne, lächle; es regen't, er zeichen't, ich rechen'te, es hat geregen't; ich atem', aber bewidme, eingeatmet. Dieser Gebrauch kommt schon früh vor. Verordenter Schlossherr auf —, 352. XVI. 6. vgl. Grimm III. S. 4. 3. — 3) in Imperativen bricht das e des Infinitivs häufig nicht in i. Wir sprechen ganz gewönlich: seh, ess. brech, erschreck, helf, schelt, befehl, werf, tret st. sieh, iss u. s. w. Für Kurland schon angeführt in 319 u. 189; in Reval soll, nach 322. 14 zu urteilen, sehe, esse, werfe u. s. w. gesprochen werden. - 4) in der Conjugation mancher Zeitwörter zeigt sich, entgegen der hiesigen Gewonheit, Vorliebe für Umlautung, z. B. sägst, sägt, frägst, frägt, kömmst, kömmt,klägst, klägt, wie das 322 auch für Reval anführt. Käufft aber u. käuft klingt in Riga lächerlich od. jüdisch, und verwährst, verwährt, sähst (?) st. verwahrst sind sehr selten, vgl. dagegen 322. 14. — 5) in der plattd. Zeit lauteten viele Stadt- und Flussnamen auf e. die später auf a ausgingen. Rige st. Riga, Düne st. Düna, Wilde, Narwe st. Wilna, Narwa. Rige u. Düne erscheinen noch ganz gewönlich Mitte des 18ten Jahrh., obgleich Riga u. Düna schon im 16ten Jahrh. auftreten. — 6) die Endung ie in versch. Namen klingt gewönlich ije: Amalie, Natalie wie Amalije, Natalije; Marie gewönlich zweisylbig: Mari. zuweilen Mari-e. — Tragödie u. Comödie sind durchweg dreisylbig; dagegen: Com´ödienzettel. — vgl. ei.

Gutzeit 1886, 227
Wie die anderen Selbstlaute gern geschärft. So in Herberge, Herbergen, beherbergen, gespr. herr—; in Ferse, Verse u. Vers, gespr. Ferrse u. Ferrs; im Familiennamen Fersen gedehnt und gespr.: Fär-sen. Geschärft in den Ortsnamen Selburg u. Semgállen. gespr. Sell- und Semm-. Die Taufnamen Edwin, Edgar und Edmund zeigen stets geschärftes e u. werden gesprochen Edd'win, Edd'gar und Edd'mund; Eduard zeigt stets gedehntes e und wird gesprochen E-dward od. Ed-ward. Nie übliche Schreibung mit u ebenso falsch wie in Balduin.
In Wörtern wie andere wird das vorletzte e gew. nicht gesprochen (an-dre); in anderen u.ä. das letzte e meist verschluckt: bei andern Leuten.
Im Russischen zuweilen Einschaltungslaut. Daher глянецъ aus Glanz.

e2 Interj
‣ Varianten: eh

DAZU:
siehe auch Interjektionen

QUELLEN

Gutzeit 1864, 219
e od. eh, als Ausruf, wird von Grimm aus dem franz. hergeleitet. Hier ganz gewönlich st. des fast ungebräuchlichen ei od.st. des ebenfalls häufigen ä od. i. und keine Andeutung, dass es dem Französ. entnommen sei (dem es auch nicht ganz in der Bedeutung entspricht). Bei Bezeichnung des Unwillens od. der Ungeduld: e, lass ihn doch! — e zum Henker! — Haben Sie lange gewartet? E ja, eine volle Stunde! E was will er mir thun? ich fürchte nichts.— Ganz entsprechend dem ä, doch in der Aussprache häufig nicht mit demselben zusammenfallend, und rein e lautend.

-e3 Suff

DAZU:
siehe auch Aussprache

QUELLEN

Gutzeit 1892b, 23
ge. Hauptwörter mit vorlaufendem ge lassen gewönlich das Schluss-e nicht hören. Daher: Geank, Gestön, Gekrächz.

f

DAZU:
siehe auch Aussprache

QUELLEN

Gutzeit 1864, 268
f Lautet in der Mitte vieler Wörter in der gewönlichen Rede, wie das auch in Deutschland vorkommt, wie w : Briefe, Fünfer, fünferlei, Schelfer, schelfern, schelfrig, steife, steifer, steifest, Steifigkeit, schiefe, schiefer, schiefest. Lose und Hufe; seltner in Wolfe, Löfe und Höfe, selten od. nie in : Tiefe, tiefer, riefen, triefen, schliefen; nie in raufen, rufen. Früher war die w - Aussprache viel häufiger, und man findet z. B., in Gilbert (328) selbst geschrieben Howe u. Huwe st. Hofe u. Hufe, u. Hewen gew. st. Hefen.
f od. ff mit vorlautendem u. geschärftem e od. ä, seltner i , ö, u und ü, Laut, der entsteht, wenn der Atem durch die verengte Mundspalte mehr od. weniger schnell eingezogen wird. Oft 1) als Ausdruck des Schmerzes bei Verbrennung od. Verwundung. In Sanders Wörtern.: st. 2) als Ausruf, wenn man im Versehen etwas umstößt od. fallen lässt, wenn im Billardspiel der Ball weiter läuft, als man wünscht u. s. w.

Gutzeit 1864, 268
f mit nachlautendem ä od. e, Laut, der entsteht, wenn man durch die verengte Mundspalte bläst, um eine heiße Flüssigkeit abzukülen, oder um Schmerz u. Hitze bei einer Hautverbrennung zu lindern.

Gutzeit 1886, 253
Das deutsche F vertritt slawisches u. russisches w, b, p, ch u. chw (в, б, п, х, хв). Dies ist von den Sprachforschern oft übersehen worden u. daher z. B. bei Furche u. furchen nicht an russ. бора u. борозда, u. бороздить, пороть u. порвать, bei Fraß u. befehlen nicht an брашно u. повелѣть gedacht, bei fäch u. Feh (Veh), Pfad, fal, fallen, Falz u. falzen, faren, Fasel u. wachsen, Feier, Feile, fassen, feist u. Feiß, Ferse, Fesen, First, flach, Flamme, Fleck u. fleckig, Fleisch, Flinse, Flise, Flocke, Floss, Forst, frast, fratt u. fratten, freien, frisch, fromm, Frone u. fronen, Fuse nicht an векша, падъ, половый, валить, пазъ u. пазить, пазгать, варять, поять u. хватать, пила, пѣстать, пята, овесъ, вершина, пологiй u. плоскiй, пламя u. slaw. поломя, пега u. пѣгий, плоть, блинецъ, плита, волокно u. хлопьѳ (u. клопъ), плотъ, хворостъ (dieses auch = Horst, Strauchwerk), простый, прѣть, прiятъ, прѣсный, прямый, прония u. прониять, быза. Das F stimmt außerdem in Fitze — вица, feuchten — вихтевать, Schwefel — жупель. Ebenso altn. u. nd. fors — vorsch, bei Kaiser Constantin φόρος, russ. порогъ. Ein Wechsel von F u. P ist vermutlich auch in dem altnord. Namen der Erdgöttin, der Mutter des Donnergottes, Fiörgyn gegenüber dem slaw. Perun u. lit. Perkunas anzunemen, nicht oder Fiörgyn auf got. fairguni u. dieses auf ein älteres Perchun, Perhun zurückzuleiten, wie Grimms Wb. tut (II. 1052) und auszusprechen, dass die Litauer ihren Donnergott Perkunas, die Slawen Perun nennen, „weil man den Donner vom Berg niederfahren ließ.“ Die slaw. Sprachforscher können Perun viel ungezwungener zurückfüren auf прать — перу (griech. περάω u. πείρω); Perun ist danach Schlagender, Treffender. Doch vgl. 472c. 29. — Das den Slawen, bez. Russen unbequeme F wird auch bei Февронья im gemeinen Leben in Хавронья, bei Филька in Хвилька, bei Futter in хутра verwandelt. Eine Reihe andrer Wörter u. Namen in 472b. 11 u. 12 u. in 472c. 27 u. 85. Beispielsweise können auch die ganz deutsch klingenden Familiennamen Freisleben u. Bockslaff in slaw. Predi-, Pridi- oder Prißlaw u. Bogußlaw wiedergefunden werden. I m Estnischen wird deutsches F durch W vertreten, z. B. Fräulein — Wreilein; im Lettischen durch P u. Sp, z. B. Strafe — strape, Franz — Spranzis. —
F soll gesprochen werden, behauptet Grimms Wtb., „von uns Allen“ in Valentin und Venus u. ä., daher auch fagiren (vagiren). In Livland lautet Valentin u. Venus wie Wa-lentin u. Wenus, u. ebenso in allen Wörtern mit v, welche aus dem Lateinischen, Französischen oder Polnischen stammen: ventiliren, Valérie u. Valesca. Ins Deutsche übergegangene Wörter andrer Art zeigen dagegen V=F, z. B. Vogtei, Vogt, vexiren, wie Fogt, Fogtei, fexiren.
Das zwischenlaufende F wird, entsprechend dem früher bei uns üblich gewesenen Niederdeutsch, oft wie W gesprochen Briwe, Fümwer, Steiwigteit, Howe st. Briefe, Fünfer, Steifigkeit, Hofe. Doch verliert sich dieser Gebrauch. Selten daher noch: wir dürwen st. dürfen, Wölwe st. Wölfe; sehr gew. jedoch Schelwer u. schelwern st. Schelfer u. schelfern, aber kaum mehr Schwewel f. Schwefel. In Reval, Hannover u. Frevel hört man in Livland nur w, in Estland: Re-fall.
Grimms Wtb. sagt S. 1212 unter FF,dass zur Stunde Niemand weiß, ob man schreiben soll Popof, Popoff oder Popow. Die Antwort ist eine sehr einfache u. die richtige Wiedergabe nur mit w, das wie: ff gesprochen wird, wie „und“ u. „Hund„gesprochen werden unt u. Hunt, aber doch nur geschrieben und u. Hund.
Aus etwas kein f machen können: sich nichts herausgestalten, sich kein Bild von etwas machen können, kein vollständiges Ergebniss erzielen u. dgl.

Gutzeit 1898, 10
Zu dem über F in den Nachträgen von 1886 Gegebenen ist hinzuzufügen, daß für anlautendes deutsches F durch die ganze russische Sprache P läuft: fasten — постить, Feier — пиръ, Feile — пила, Feld — поле, Fichte — пихта, fal, falb — половый, flach - полоскiй und пологiй (abschüssig, abhängig), Fläche — пологъ, Flamme - пламя, slaw. поломя, flechten — плести, Fleisch - плотъ, Flise — плита, Floss — плотъ, flößen - плавить, fragen — просить (precari), Pflaster — пластырь, Pflug — плугъ, fratt und fretten — преть, Freund, altn. friandr — прiятель, Volk — полкъ, frisch — прѣсный, voll und füllen — полный und полнить, für, vor, von, vorder — передъ, пpo, goth. hlaifs, engl. loafe, altn. hleifr, altschwed. lef, dän. lev — хлебъ u. a. Seltener dafür russ. б: Före — бoръ, Furche — бoрa, Floh — блоха, Furt — бродъ, Fraß — брашно; noch sparsamer хв: fassen, nnl. vatten, schwed. fatta —хватать, kleinruss. фатати neben хватати, slaw. по-яти, Forst — хворостъ, kleinruss. auch форостъ. In änlicher Weise findet sich das griechische, dem skandinavischen F nachgeschriebene russische Ф mit russ. P, B und W (П, Б, В) wiedergegeben schon in den skandinavischen Namen des anfänglichen Russlands, welche in den russisch-griechischen Verträgen von 907, 911 und 945 uns aufbehalten sind. vgl. W. v. Gutzeit, die skandinavischen Namen im anfänglichen Russland, I, II und III, Riga, 1880.

G

H

QUELLEN

Gutzeit 1889b, 465
In Livland ist das Zwischen-h meist stumm, und wir sprechen E-e, Hö-e, ho-e, hö-er, se-en, blü-en, zie-en st. E-he,Hö-he u. s. w. Nur diejenigen, die sich einer gewälteren Aussprache befleißigen, lassen dies Zwischen-h hören. Ob die letztere Aussprache richtiger ist, könnte auf Grund des Grimmschen Wörterbuchs bestritten worden, welches behauptet, dass das h in sehen, blühen, ziehen, höher u. a. stumm sei. Doch kann diese Behauptung durchaus nicht auf allgemeine Gültigkeit Anspruch machen.
Für unedel wird die Sprechweise angesehen, welche das im Allgemeinen stumme h zu einem j übergehen lässt. Man hört dann zie-jen f. ziehen, Rei-jef. Reihe, Mü-je und mü-jen f. Mühe und mühen, sprü-jen f. sprühen, hö-jer und erhö-jen f. höher und erhöhen, blü-jen f. blühen, blü-jende Gewächse, brü-jend heiß, verzei-jen f. verzeihen, Hö-je und Högde f. Höhe, e-jer f. eher, E-je f. Ehe, nä-jen f. nähen. Hiezu gehört auch die Aussprache: es ziecht f. zieht.
Von deutschsprechenden Letten wird, wie oft auch von Franzosen, ein h angebracht, wo es fehlt (Hei st. Ei), und abgestoßen, wo es vorhanden ist (Ei st. Heu). Hieran kann zuweilen die Nationalität erkannt werden, die sich bei gebildeten Letten, welche der deutschen Sprache vollkommen mächtig sind, sonst durch nichts verrät.

Gutzeit 1889b, 465
H, als Zeichen auf Heringstonnen, bezeichnet holländische Heringe, wie N nordische oder Norder, S schwedische und A. Ahlburger. — Bei den Aschwrackern bezeichnet H Hausasche. — Bei Flachsen bezeichnet HD Hofsdreiband, HDW Hofsdreibandwrack. Daher auch HD Marken. Für HD Marken zeigte sich mehr Begehr, rig. Ztg. 1663.

I

QUELLEN

Gutzeit 1889b, 554
I. Wird in nachlässiger Sprechweise oft geschärft. Gibt, liest lauten dann wie gippt, lisst; sieh, siehst, namentlich siehst Du! sieh mal an! wie si (ᴗ), sisst; Dinstag wie Dinnstag; diesjährig, diesseit, diesseitig wie dissjährig, disseit; sóviel und sóviele, sóvielst wie sóffill, sóffille, sóffillst; der wievielte wiewiffillte; Friedrich wie Fridd'rich. Früher soll auch der Familienname Vietinghof (nach Graf Mellin in Hupels Materialien zu einer Adelsgeschichte) gesprochen sein Vittinghof statt, wie jetzt, Vietinghof. Vielleicht wird sogar zu vleicht.
Auch bei Bestsprechenden hört man durchweg virrtel, virrzehn, virrzig statt viertel, vierzehn, vierzig (viertehalb aber mit gedehntem i!) und ebenso ausnahmslos krichst (ᴗ), kricht (ᴗ), krichte, gekricht von kriegen (bekommen).
Durch die Schärfung des i entstehen einige Wortgestalten, die üblicher sind als die im Hochdeutschen geltenden: Fiddel, Fidd'ler, fiddeln, Fiddelbogen st. Fidel, Fidler u. s. w.
i und ie vergröbern sich zuweilen zu ich. Wie der aussicht (ᴗ) st. aussieht. Vicher (-) st. Viehe. — Die fremde Endung in Comödie und Tragödie wird meist wie i und betont gesprochen, ebenso in Namen wie Leocadie u. ä.; in Julie, Antonie u. ä. aber zweisilbig. Die Monatsnamen Juni und Juli haben stets die erste betont (in Riga).
i vor einem Selbstlaute wird znweilen zu ij. Spioniren wird zu spi—joniren, speien zu spei—jen. — Ebenso am Ende einiger Empfindungswörter; pfui, ai, oi, ui, wai werden dann (einsilbig) ausgesprochen fui—j oder fui—ch, ei—ch, ui—ch, wai—ch.

K

QUELLEN

Gutzeit 1874, 2
Ebenso reich, wie die deutsche Sprache an Wörtern mit anlautendem k, ist die lettische, während die russische an ihnen, abgesehen von Fremdwörtern, überaus arm ist. In gleicher Zeit zeigt das Lettische in dreien K—Wörtern nicht allein eine auffallende Lautähnlichkeit, sondern auch eine solche Uebereinstimmung mit den entsprechenden deutschen Wörtern in der Bedeutung, dass es nicht selten zweifelhaft wird, ob das hiesige Deutsch seine Ausdrücke dem Deutschen Deutschlands oder dem Lettischen entnommen habe, oder ob selbst die deutsch klingenden Wörter auch wirtlich deutsche sind, als z. B. Kanker, Kalle, kärnen, Karpe, Karuse, Knagge, Kragge, Knep, Knupp, Knubbel, Käksche, Kauß, Kuckel, Krus, Kruukel, Kumme (Fischhalter), Küppchen, kusch u. a. Die Beurteilung dieser Fragen leitet darauf, dass 1) einige dieser Wörter, welche dem Lettischen entlehnt sein sollen, wie man bisher anzunehmen geneigt war, nicht allein hier, sondern auch in Deutschland, andrerseits selbst bis nach Estland und Petersburg hinauf bekannt und gebräuchlich sind; 2) das seinige zugleich mit dem Aufhören der niederdeutschen Sprache in Livland verschwanden und dadurch eben, wie Knep, Taille, ihre Entnahme aus dem nd., nicht aus dem Lettischen vermuten lassen, da in diesem das angeführte Wort fortbesteht und noch immer Einfluss üben könnte; dass 3) einige, z.B. Knupp, Kuckel, Kuppe im Lettischen ast- und wurzellos, aber gliederreich im Deutschen sind, auch viel früher aus deutschen Schriften zu belegen sind und selbst noch in Lange und Stender fehlen. Es ist indessen nicht zu leugnen, dass das hiesige Deutsch oft genng wie die Sprache eines Grenzgebiets erscheint, welches ebenso wie Sitte und Gebrauch beeinflusst, so auch Entwickelung von Wörtern und Bedeutungen veranlasst, die der Sprache des unbeeinflussten Sprachgebiets fremd sind, beispielsweise in Kanter und Katze (Werkzeug). Dieselben Schwierigkeiten und Fragen wie bei den K-Buchstaben treten übrigens auch bei vielen gleichzeitig lett. und deutschen Wörtern der Buchstaben P und S entgegen, namentlich auch bei Schaltwörtern, an denen die lettische Sprache einen ähnlichen Reichtum besitzt, wie die deutsche.
Die Aussprache des K ist hier stets die reine, wie sie bei Russen, Franzosen, Italienern, Engländern und in dem größten Theil Deutschlands vorkommt. Die Angabe des Grimmschen Wörterbuchs, dass die Aussprache des k in Deutschland meistentheils zwischen härterem k, g und kh schwanke und ein reines unvermischtes k, wie es die Franzosen, Italiener und Engländer in ea, oo sprechen, nicht häufig zu hören sei, ist ebenso auffallend als nicht zutreffend; eine solche Aussprache ist in Deutschland nur mundartlich, dem Hochdeutschen keineswegs eigen.
ck hat in der Mitte und am Ende eines Wortes stets den Wert zweier k, oder zeigt, wenn man will, die Schärfe des vorhergehenden Selbstlauts an. Daher werden Blick, blicken, blocken, zurück stets gesprochen Blikk, blökken u. s. w. Es gilt bei uns weder im Sprechen noch im Lesen dasjenige, was in Grimm's Wtb. (5.a) angeführt ist, „dass der einfache Auslaut,' das einfache k, für diese und ähnliche Wörter allem der Aussprache entspricht und daher im Schreiben zu empfehlen ist.“ — In dem vorliegenden Werke deuten alle mit einem ck geschriebenen Wörter auf die Schärfe des vorhergehenden Selbstlauts hin.
In unedler Sprechweise hat auslautendes k noch hier und da den Klang des ch; so in Kalk und Markt, gespr. Kalch und Marcht.
Im Handel bezeichnet der lateinische Buchstabe K. Krone oder Kron, d. h. Kronware, vorzüglichste Ware. So bei Flachs, Häringen, Leinsat, Hölzern u. a. Man liest daher: X bedang 48 Rb., W 47 und D 40 Rubel, d. h. Kronflachs, Wrackflachs, Dreibandflachs.

Gutzeit 1889a, 25
K. Große Fetthäringe werden mit KKK bezeichnet, Mittelfett mit KK, 391. 1878.

L

QUELLEN

Gutzeit 1882, 128
In einzelnen Fällen gern durch l ersetzt,z. B. im hiesigen Familiennamen Hafferberg, der gew. Haffelberg lautet und auch von Russen Гаффельбергъ gesprochen wird. Aus demselben ist vielleicht der hiesige Familienname Haffelberg hervorgegangen. Ferner für n in dem Namen des bei Riga belegenen Gütchen Hagensberg oder Hagenshof, meist Hagelsberg oder Hagelshof gelautet. vgl. Grimms Wtb. Sp. 1 und 2. Ahnliche Vorliebe für l auch im Russischen, z. B. вельблюдъ statt верблюдъ, слобода für свобода, лязыкъ für языкъ; im nd. Blokland für Brokland, Bruchland.

Gutzeit 1889a, 56
Ein Wechsel von r und l findet sich auch in dem lett algadsis Tageloner und dem slawischen argatin, bulg. und kleinruss. argat, rum. und alb. argat, türk. ergad und dem griech. έργάτης oder έργάστης, Tagelöner. Im Russischen nicht.

N

QUELLEN

Gutzeit 1887b, 266f.
Vor f gewönlich wie m lautend: sanft, Sänfte, Senf, Senfes, fünf, fünfzig, fünfzehn, Fünfer (gew. Fimm-wer gesprochen), Hanf, Hänfling; fünfzig und fünfzehn dagegen meist mit n. — Vor g wie ng, ngk und m. Wie 113 in der Endsylbe ling, in bang, längs, längst, rings, in fing, rang, drang, sang, hing u. dadurch unterschieden von Fink, Rank, sank; in den Imperativen ring, sing, fang wie apostrophirtes ring', sing', fang'; in Rang (franz. rang); in Menge, mengen, in den Familiennamen Mengden, Unger und Ungern-Sternberg. Wie ngk in Ring und Ringchen (wie ng aber in Ringlein), Hang (wie ng meist in Abhang), Drang, eng (in Engweg und Engpass meist wie ng), in den Familiennamen Jung, Jungmann, Jungmeister, Langbein, Langhals, Langmann, in lang, langmütig u. ä., Sang u. Klang, Zwang, Gang; in hängte u. sengte wie ng und - ngk. Wie m oder mm in Jungfer, jungferlich, Jungfernspiel, Jungferschaft, Jungfernkranz — die wie Jummfer u. s. w. lauten. — Vor k wie ngk: anken, Bank, Dank, denken, pinkpink, pinkern, lenken, hinken, Hinkeping (spr. Hing-keping), Ranke (Pflanzenteil u. Name), in den Familiennamen Janke, Jenckel, Anke, Hanke, Henke, Hencke und Henko. Die Familiennamen Bönke, Bönken, Böncken, Benken werden gesprochen Bön-ke u. s. w. Daher auch Benkensholm (mit gedehntem e) bei Riga, nach einem Arrendator Beneken. Der Familienname Bulmerincq lautet meist mit ng, selten mit ngk.
Öfters hineingeschoben, ähnlich wie t, in leihen, bähen, die dann leinen u. bänen lauten. Zuweilen Ra-nen st. Raen, allens st. alles, ihrentwegen u. a. Hinübergezogen in hinab, hinauf, hinaus, hinein, hinunter, die wie hinn-nab, hinn-nauf u. s. w. lauten, ganz wie bei herab, herauf u. s. w. In Sonnabend, unartig, Unart, Transehe-Roseneck, spr. Sonn-nabend, un-nartig, Rose-neck. Ein ähnliches Hinüberbinden auch in Kurland. In Estland wird Sö-nabend gesprochen; Wiedemann ist geneigt, in diesem Fall an einen Einfluss der estnischen Betonung zu denken, wie sie in vielen landesüblichen Namen (Hanijöggi, Ebbafer, Essemäggi) hervortritt, vgl. 390c. 140. Guten Abend hört man oft sprechen Guten Nabend, im Scherz selbst n'Abend oder Nabend.
In slawischen Wörtern und russischen ist an, en und in vertreten durch A u. я. Dies hat man schon längst erkannt in φράγος-фрягъ βάπαγγος-варягъ, Schilling-шлягъ u. щьлягъ, Sterling-стерлягъ, Amtmann - ябедникъ, Anker - якорь. vgl. Ph. Krug. Forschungen II. 313. J. Perwolf sagt im Journal d. Min. d. B. A. 1877. Juli. S. 41/42 (Варяги-Русь): Die Wörter auf Агъ-Азь (russ. ягь-язь) traten aus der germanischen Sprache in die slawische, zuweilen mit Beibehaltung des Wurzel-i, zum Teil mit Übergang des г in з. So entstand aus dem deutschen Kuning slaw. кънягъ. oder кънязь, aus Vithing slaw. витазь, aus Penning-пѣнязь, aus Skilling щьлягъ, aus auhsarings, усерягъ, усерязь u. so aus germanisch varing od. vaering slaw. варагь, russ. варягъ. Vgl. übrigens 472. II. 8. Anm. Gegen diese allgemein vertretene Annahme tritt D. Jlowaisky in der Русская старина 1882. Decbr. auf, indem er behauptet, dass витязь auch bei den Serben u. Polen begegnet, (was doch bedeutungslos ist!) und dass das deutsche Ring (Markt) nicht in рягъ od. рязь übergegangen, sondern in рынокъ sich wiederfindet. In рынокъ aber ist der unrussische ng Laut durch Einschiebung von o zertrennt, wie z. B. im riga- ssmolensker Vertrag v. 1229 кинотъ für den Namen Kind.
Die eben besprochene Tatsache leitet auch auf die gegenseitige Verwandtschaft von Land-ляда, Lende-лядвея, Linse (lens)-лящь, manschen-мясить, Mensch-мужь u. poln. maš, Minze (mentha)-мята, Pranke (Klaue)- пряжка, прягать, schlendern шляться, Stange-стягъ. Das slaw. oder russ. я findet sich ebenso wieder in lit. zentas, das keineswegs, wie Grimms Wtb. angibt, mit Eidam, sondern mit russ. зять zusammenzustellen ist. Auch das russ. коляда muss auf lat. calendae zurückgefürt werden. Selten ist deutsches er durch russ. я vertreten: вябить (Nestor) werben, пята Ferse, nd. aber fasse.
In entlehnten russ. Wörtern wird n gern ausgestoßen. Der Litauer Kinstutte heißt daher russ. Кистуть; aus dem schwed. vinglare wird russ. фиглярь, und aus Künstler russ. кустарь od. кустарникъ, кустарная работа; aus Mangel (Wäschrolle) магиль, aus Mantel od. mantellum мятль, aus Winkelhaken витильякъ.
n ist häufig Kürzung für ein und den. Aussehen wie'n Schwein; stell's auf'n Herd. Zu Grimms Wtb. 3). Ganzwie bei m.

Gutzeit 1887b, 267
N auf Heringstonnen bedeutet nordische Heringe.

Gutzeit 1898, 23
Die Vielzal mancher Wörter auf er und el hat, dem Gebrauch in Deutschland zuwider, öfters ein auslautendes n: Fenstern, Löffeln, Messern, Schüsseln. Tellern, Zimmern st. Fenster u. s. w. In Estland scheint dieser Gebrauch noch verbreiteter, vgl. 390c. 141/142. Im Gegensatz dazu sprechen wir fast durchweg Vetter st. Vettern.

ö
‣ Varianten: öö

QUELLEN

Gutzeit 1887b
Die Neigung zum Umlauten des o in ö ist hier seltner als in Deutschland; in Estland begegnet sie in einigen Fällen, wo es uns höchst seltsam erscheint. Nach Sallmann (390c. 137) hört man dort bänger, fröher, völler, wünder, zärter, töller, zähmer, stümpfer, und löbblich st. löblich.

Kiparsky 1936, 132
ö, öö f. 'Insel' ‹ aschw. ö id. - Belege für Reval J. 1374 (Die ältesten Kämmereibücher der Stadt Reval S. 62). Dazu öölude 'Insulaner' (J. 1371; ibid. S. 28 u. a.).

O

QUELLEN

Krüger 1832, 325
3) Daß man Lorbeer mit kurzem o spricht, ist sehr löblich; allein auch in Ohrt, dohrt, Wohrt ist die Verlängerung zu tadeln. Nur Ortsthaler (Ort, Gulden) wird als lang empfohlen, weil es von Ohr abstammen soll. Die Münze mag ehemals ein Oehrlein gehabt haben, um zur Zierde getragen zu werden.

Gutzeit 1874, 63
Knoblauch. Das o gew. geschärft und ausgesprochen: Knobb'lauch.

Gutzeit 1887b, 316
Ost und Osten. In besserer Sprache stets mit gedehntem O. Ebenso in östlich.

Gutzeit 1887b, 299
Unser o und ö zeigt dieselbe Neigung zur Schärfung wie andre Selbstlaute. Wir sprechen daher blocken und nicht blöken, Bord, Brombere, Gehöft, grob, Grobbrod, Knoblauch, Lob, Morast, Strömling, Trog, Vorteil und vorteilen wie Bortt, Brommbere, Gehofft, gropp, Grobb'brod, Knobb'lauch, Lopp, Mórrast, Strömmling oder Stremmling, Troch, Forrteil und forrteilen. Ebenso in den vielen Familiennamen: Groß, Großberg, Großmann, Großwald und a. wie Gross, ind en Familiennamen auf son: Jakobson, Jürgenson, Michelson, sofern sie nicht Jakobsohn, Jürgensohn, Michelsohn geschrieben werden; in dem Familiennamen Samson (gespr. Ssamm-ßonn) und im Gutsnamen Kosch; die Familiennamen Koskull und Koschkull dagegen mit gedehntem o. In unedler Sprache hört man sóffil st. soviel und in sóffern st. insofern. Robert lautet stets Robbert, Hof in der Bed. von Hofraum oder Gutshof oft Hoff, in der Bed. des Kaiserlichen Hofes dagegen stets Hof. In dem Familiennamen Hofmann stets Hoffmann, in der Bed. von Mann am Kaiserlichen Hofe oder in seinen Eigenschaften stets Hofmann; in Hofmeister (Lehrer) meist gedehntes o. Bot (von bieten) zuweilen wie Bott; in Boßel und Lorber stets gedehntes o. In Ort und Örter, Ost u. Osten, Wort, Worte und Wörter, Pforte wechselnd, in bessrer Sprache jedoch gedehnt.
Die Schärfung des o bewirkt in manchen Wörtern eine Doppelung des nachfolgenden Mitlauters und wir sprechen daher Kodder, kodderig, koddern, loddern statt lodern u. s. w. In Estland hört man Loss und Moss st. Los und Mos.
Gleich dem Braunschweiger, Preußen und Obersachsen kennt das ungewälte Sprechen bei uns kein ö, ebensowenig ü. Man spricht daher löhnen, Öl, ölig, Schlösser wie lehnen, El, elig, Schlesser, Strömling sogar meist wie Stremmling. Der Name der kurländ. Adelsfamilie Olsen lautet meist Öll-ßen, derjenige der rigaschen Familie Ölsner durchweg Ölßner. Der Schlosser heißt bei uns Schlösser, ebenso wie der Glaser ein Gläser; stets aber heißt es Schlosser- und Glaseramt.
Die Neigung zum Umlauten des o in ö ist hier seltner als in Deutschland; in Estland begegnet sie in einigen Fällen, wo es uns höchst seltsam erscheint. Nach Sallmann (390c. 137) hört man dort bänger, fröher, völler, wünder, zärter, töller, zähmer, stümpfer, und löbblich st. löblich.
Die lettische Sprache verändert sehr häufig deutsches o in a: Prophet - praweets, Propst - prahwests, Post - asts, Posaune - basune. Noch öfter steht lett. a, in den entsprechenden russischen Wörtern, die o haben: bass-босый, barfuß, raddiht - родить erschaffen, pawars - поваръ, basniza - божница, Kirche, palkawneek -полковникъ, Maskawa - Москва.

Gutzeit 1887b, 299
o, verstärkend ja. Wird er genesen? Wird er kommen? — O ja! d. h. gewiss.

Seemann von Jesersky 1913, 186
Worscht, o. Wurst.

Kobolt 1990, 173
Lob, im Nom./Akk.Sing. mit kurzem Vokal, n Belobigung
mnd. lofte mit kurzem Vokal; lbg. Loff mit kurzem Vokal; pr. Lob mit kurzem Vokal.

P

QUELLEN

Gutzeit 1887b, 318
Unterscheidet sich die deutsche Sprache nun der griechischen und slawischen darin, dass sie anlautendes B dem anlautenden P vorzieht, in dem Maße, dass deutsche Wörter mit ersterem ebenso zahlreich sind, wie griechische und slawische selten und dass echt deutsche Wörter mit anlautendem P ebenso unhäufig sind, wie griechische und slawische mit B; so tritt doch bei uns die Tatsache in sichtbare Erscheinung, dass anlautendes P verschiedenen echtdeutschen Wörtern allein eigen ist und dass uns diese Wörter, welche für Deutschland in Grimms Wtb. allein oder teils mit B, teils mit P verzeichnet stehen, bei uns ausschließlich, oder doch in verschwindenden Nusnamen, mit P vorkommen. Wörter wie Bams, Bans, Bansen, Bampel, bamsen, Bappe (Brei), Barchent, bardauz, Bastele, batzig, Baute, bauten, Bausback, bausbackig, Belz, Belzer, Bobo und Boböchen, Buckel, bucklig, Budel (Hund), Burzelbaum, burzeln kennen wir daher nur mit P und eine Schreibung oder ein Sprechen mit B erscheint uns nicht allein seltsam, sondern verrat den P mit B Verwechselnden Sachsen. In einigen Fallen — vgl. Paudel — ist P jetzt allein vertreten, da doch Gadebusch vorzugsweise Budel anfürt; in einigen treten B und P gleichwertig auf. So in ba und pa, blärren u. plärren; wir hören auch Pusch und Busch, Pausch u. Bausch, Pallen und Ballen (der Hand) — doch in beschränktem und etwas abweichendem Sinn. Dieselbe Erscheinung tritt in einigen Fremdwörtern auf, deren eigentliche Lautung dem Sprechenden unbekannt ist, beispielsweise in Bulwan und Pullwan, Bresenning und Presenning. vgl. Britsche - Pritsche und britschen - Pritschen. In allen diesen Hinsichten stimmt unser Deutsch mit dem heutigen Hochdeutsch überein, selbst in aus der Fremde stammenden Wörtern, wie Pokal, franz. bocal, russ. бокалъ, und unterscheidet sich daher ganz von dem Gothischen, Althochdeutschen, Altnordischen, Altsächsischen u. s. w., in welchen germanischen Sprachzweigen anlautendes P fast stets oder ausnamslos den fremden Ursprung des Wortes bekundet. Zu behaupten aber, dass anlautendes P nur in nicht-deutschen Wörtern oder vielleicht nur in einigen uralten begegnet, wie Grimms Grammatik angibt, heißt zu weit gehen und widerlegt sich schon durch das P, welches statt B in oberdeutschen und sächsischen Gebieten vorkommt. — Berücksichtigt man die oben geschehene Andeutung, dass die deutsche Sprache anlautendes B, die slawische anlautendes P vorzieht, so erhält man einen Fingerzeig beispielsweise für das Wort Bole (dickes Breit). In Grimms Wtb. wird es auf bolen werfen zurückgeleitet. Man kann eher denken an russ. полѣнo Holzscheit und an russ. полъ Fußboden. Полъ ist der ganze Fußboden, Bole ein Teil desselben; Dile enthält beide Bedeutungen: ein Brett und ein Fußboden; dilen ist gleich bolen, einen Fußboden, einen полъ machen.
Inlautend ist pp einigen Wörtern fremd, in denen es in Deutschland gewönlich ist, z. B. in bappeln, wofür stets babbeln gesprochen wird. Auch Rabusche st. Rappuse ist zu erwänen.

Gutzeit 1887b, 318
P, ein Zeichen, im Masten- und Hanfhandel. Mit Voransetznng der Buchstaben P, 99; der Buchstabe P ist auf den Brettern der Passhanfbünde eingebrannt.

Q

QUELLEN

Gutzeit 1890, 413
Der Versuch, diesen seltsamen Buchstaben durch k, und in seiner für das Deutsche seltsamen Verbindung mit u durch kw zu verdrängen, hat keinen Erfolg gehabt. Füglicher Weise sollte er nur in lateinischen oder romanischen Wörtern Verwendung finden. Selbst die Verwandtschaft einiger deutschen Wörter mit denen des slawischen Sprachstammes würde augenfälliger werden, z. B. Quast (Kwast) u. chwost, Quark (Kwark) und twarog. Unverständlich ist, dass selbst das russ. квасъ mit Quas oder Quaß statt mit Kwass wiedergegeben wird.

R

QUELLEN

Krüger 1832, 323
... daß ein schönes frisches r ... hier ganz zu Hause sind.

Gutzeit 1887a, 1
In der Aussprache zur folgenden Sylbe gezogen in: darin, darum, daran, darob, darob, herein, heraus, herum, herab, herunter, — gespr. da-rin, herr-runter, Herr-rum u. s. w. Ferner in: erinnern, spr. err-rinnern, interessant, spr. inter-ressant od. in-tressant, Interesse, gspr. Inter-resse u. In-tresse; in Bolderaa u. bolderaisch, spr. Bolde-ra, bolde-raisch; in Sauerampfer, gespr. Sauer-rampf.

S

QUELLEN

Gutzeit 1887a, 77ff.
Eine scharfe (harte) Aussprache des S begegnet bei uns in Geisel, Meisel, Preiselbere, Haselhun und Haselnuss, die demzufolge lauten: Geißel, Meißel, Preißelbere, Hasselhun und Hasselnuss; in Sankt, z. B. Sankt-Petersburg, Sankt Peter; in den Familiennamen: Sacken, Sackenfels, Samson (spr. Ssamm-ßonn), Seck, Seeck, Simolin, Smolian; in fast allen Familiennamen auf sohn, son, sonn, sen und senn: Petersohn, Michelson, Jürgensonn, Petersen, Michaelsen, Jannson, Paulson, Robinson, Iversen, Ivensen, Chwolson; in Helmsing, Eysingk, Elsingk (spr. Helmßing, Ei-ßing, Ell-ßing); in den Ortsnamen Sigg und, Sunzel, Seßwegen u. v. a., die dem Lettischen entsprungen sind. — Scharf oder weich (stumpf) lautet S in den Familiennamen Jansen; durchaus weich in Hansen, Jensen, Tobiesen und Chomse. Im Munde Einiger scharf in Salat, Sammet und rasiren (rassiren).
In Estland kommt die Schärfung des S in auffallender Wette vor. Man hat sie dort für eine Estland eigentümliche ausgegeben und ihre Entstehung estnischem Einfluss zugeschrieben, wie das wie ä lautende kurländische e lettischem. Hoheisel (322) meinte, dass, wenn diese Schärfung nicht auf niederdeutschen Einfluss zurückzufüren wäre, sie leicht erklärlich sei aus einem Emfluss sowol des Estnischen wie des Schwedischen, in welchen beiden Sprachen das weiche S mangele. Von andrer Seite wird dagegen behauptet (vgl. 175. 1861. 4), dass die harte Aussprache des S nur in Reval und in den Städten, nicht aber auf dem Lande Estlands vorkomme und dieselbe dem vom Lande kommenden Estländer nicht minder auffalle als dem Fremden. Mit dieser Behauptung fiele die gängäbige Anname, das harte S sei dem Estnischen entstammet. Denn eine solche wäre für das flache, nur von Eingeborenen bevölkerte Land wahrscheinlicher als für die Städte mit gemischter Bevölkerung. Auch ist zu beachten, dass in Dorpat und Werro und in anderen Städten des estnischen Livlands S durchweg wie im lettländischen Livland, d. h. weich gesprochen wird. Der estnische Einfluss ist also sehr zu bezweifeln. Sallmann (390c. 139) scheint die scharfe Aussprache auf Reval-Stadt zu beschränken und meint, dass sie, ebenso wie die in Estland bestehende Unsitte, s vor Selbstlauten auffallend weich zu sprechen (Füse, auser), auch in Mundarten Deutschlands begegnet, auffallender Weise aber nicht in norddeutschen. Ein Einfluss des Estnischen und Schwedischen sei abzuweisen.
Eine weiche (stumpfe) Aussprache des S findet statt in den Familiennamen Sieber, Siebert, Sievert, Siewert und Si(e)vers, welch letzter Name im Französischen Sivers, im Russischen Сиверсъ lautet; in den Gutsnamen Salis, Segewolde, Serben, Sinólen, Seltinghof, Serbigal, Adsel u. a. Unrichtig in allen Wörtern, welche dem Lateinischen und Französischen entlehnt sind, wie Sensation, Consistorium, Recensent, Recension, Conversion, Pension und Pensionnär, Palisade (st. Palissade), grasiren (st. grassiren), glasiren, Glacis, Glace - Handschuh, — die wir Glasi, Glase u. s. w. aussprechen. Richtig allein in Person und persönlich, welche wir ausnamslos Perßon und perßönlich lauten lassen. Diese unrichtige weiche Aussprache ist uns, wie allen Deutschen, auch eigen in griechischen und lateinischen Wörtern, in welchen si und σιγμα lauten si und Sigma statt ßi und Ssigma. Wir sprechen auch, da die deutsche Schriftsprache es noch nicht zu einer eigenen Bezeichnung für das scharfe S und das weiche Sch gebracht hat, Saratow st. Ssaratow, Suwórow st. Ssuworow; und ungewiss bleibt es den Nichtkennern des Russischen, ob sie Schukowsky oder Joucowsky lesen sollen.
In der Mitte eines Wortes erinnert s zuweilen an russ. з, z. B. im Worte Besmer, wo Bes wie russ. безъ gesprochen wird.
Man nimmt an, dass doppelte weiche s dem Hochdeutschen fremd sind. Doch hört man in Deutschland Grus'sel,grus'selig und Pus'selchen. Bei uns ist gewönlich gris'seln und hes'sebes'sig. In Aachen gibt es Ähnliches. Dort hörte ich Besen wie Bessen aussprechen; in Frankfurt a/M hörte ich das Wort rißlich (grubbelich, uneben) wie ris-selig sprechen: Gegossenes Eisen ist immer ris'selig. Diese doppelten stumpfen s lauten wie in den englischen Wörtern business, hazard, drizzle u. a.
In der Verbindung mit ch als sch hört man nicht selten den Laut des franz. j oder russ. ж. So in Buschemann, Büschel, buschig, nuscheln, puscheln, ruscheln, Ruschebusch, Ruschemusche, ruschlig. Da der Selblaut in allen diesen Wörtern geschärft ist, so lauten letztere wie nus'ch-s'cheln u. s. w., also fast wie mit doppeltem s'ch, ähnlich wie engl. pleasure, measure u. s. w. In manchen Wörtern spielt hierbei lettischer Einfluss mit, z. B. in Pis'chai, Pis'che, mis'chen; in anderen aber nicht, z. B. in bus'chig, Bus'chemann, rus'chig, rus'chebus'chig, pus'cheln u. a. Jedenfalls benutzen wir zuweilen einen Laut, der im Hebräischen, Französischen und Russischen ein besonderes Buchstabenzeichen besitzt.
Die Verbindung von s mit p und t, also sp und st, sprechen wir wie im Hochdeutschen. Demnach schpeien, schtehen, schprechen, schtreiten, schpalten; dagegen: räuspern, durstig, Durst, weitest, Constantin, Constantinopel ohne sch. Auffallen kann, wie viele urverwandte Wörter den Buchstaben S im Russischen und Deutschen aufweisen. Dabei zeigen sich folgende Erscheinungen. Erstlich, so häufig Sch im Deutschen anlautet, so selten im Russischen; die vielleicht größere Hälfte der russischen Wörter mit anlautendem Sch ist fremden Ursprungs. Im Gegensatz dazu ist scharfes S (C) im Russischen häufiger als stumpfes (З) und vertritt gewissermaßen deutsches S; nicht selten hat auch die eine Sprache Sch, wo die andere S aufweist. So in Schlenge — сляга, suchen — шукать, Schwager — свекръ, Schwile — свилъ, schmiegen — смыкать. Bemerkenswert ist ferner das Vorkommen oder Felen des Sch einerseits im Russischen, Lateinischen, Lettischen, Französischen, anderseits im Deutschen. So: schluchzen — клюкать, sperren — переть, spinnen und spannen — пинать, пять, stecken — тькать, streiten — прериця; schlüpfrig — lubricus, schlendern — lentere; spröde — prude, Schlenge — lanci; Sprickel und Pricke, lit. prikelis und lett. sprigulis. — Häufig hat das deutsche Wort ein St und Sz, wo es im Russischen felt, und umgekehrt. Das fürt zugleich zum Erkennen der Verwandtschaft, vgl. Tapfe, Fußstapfe. Dile — стилать. — Ein deutsches S vertritt zuweilen franz. e und é. So: skaljiren — écailler, Spigelchen — espiègle. Von état — Stat nicht zu reden.
In gleicher Weise, wie im Nd. anlautendes s hochd. sch vertritt (Schlenge — slenge), so auch im Lettischen, wenn es deutsche Wörter aufnimmt; es bildet sie den niederdeutschen ähnlich an.
Bei Häufung von Zischlauten lässt die Aussprache gewönlich ein sch oder s unhörbar. Täuschest lautet dann wie täuscht, issest wie isst, lässest wie lässt. Man spricht (und schreibt sogar): die Windische Bude st. Windischsche Bude, Bude von Windisch; die Kausche Obligation st. Kauschische, oder Obligation der Frau Kausch.
Bei Zusammensetzungen tritt sehr oft, selbst wo es in der hochd. Schriftsprache nicht üblich ist, zu dem bestimmenden Worte ein bindendes s. Sallmann (390c. 149) fürt folgende Beispiele an: Brautsdame, Kochsjunge, Biedersmann, Nachbarshaus, Stadtsquartier, Hofsland, Krugsgerechtigkeit, Miethspreis, Rathshaus, Schafsstall, Stadtsgrund, Kronsgelder und in allen möglichen Zusammensetzungen mit Krons, mit alleiniger Ausnahme von Krondiamanten. Dies verbindende s ist jedoch viel auffallender in Zusammensetzungen wie Conuersationshaus (in Baden-Baden), Conversationsstunden, Conservirungsarbeit und vielen anderen, die in deutscher Schrift- und Umgangssprache überall begegnen, vgl. Grimms Wtb. Sp. 1577. c.
Zur Bezeichnung der Vielzal wird oft ein s verwandt. So in Kerls, Jungens, Ochsens, Luders, Mädchens, Zettelchens, Dings, Müllers, Meyers, Schmidts, Johannsons u. v. a. Grimms Wtb. behauptet, dass dies Vielzalszeichen s ursprünglich mittelniederländisch und aus einer Nachbildung der französischen Vielzal hervorgegangen sei; das Mittelniederländische hätte ins Mittelniederdeutsche gegriffen, und wäre — „nach einer ansprechenden Vermutung“ — durch Vermittelung der Landsknechte oberdeutscher Herkunft, die in den Niederlanden Kriegsdienste getan, ins Oberdeutsche hineingedrungen. — Diese Behauptung steht in Widerspruch mit dem, was von Hildebrand in demselben Wörterbuche (V. 572) gesagt wird: Kerls ist nichts als die rechte niederdeutsche Pluralform. — Wir dürfen zugleich nichtvergessen, dass die Vielzal auf s auchallen englischen Hauptwörtern, ohneRücksicht auf ihr Geschlecht, eignet, unddass das franz. stumme s der Vielzalweder im Niederländischen, noch Niederdeutschen und Englischen lautend werden konnte. Und ist es endlich glaublich, dass einige Landsknechte auf die ganze deutsche Sprache Einfluss gehabt, sie geradezu verändert habensollten?
Grimms Wtb. sagt: als Genitivzeichen trit s zu Eigennamen, um Familie oder Haus zu bezeichnen: er wohnt bei Müllers, geht zu Meyers, die beiden Grimms (Brüder der Familie Grimm); das sei der Nachklang eines in älterer Sprache weiter greifenden Brauches, Personennamen in den Genitiv zu setzen, wobei filia, uxor, vidua zu ergänzen wäre. — Diese Angabe ist doch sehr zu bezweifeln. Das s kann doch das Vielzalszeichen sein, das aus dem Französischen ins gesammte Deutsch gedrungen sein soll. Und wenn man spricht: die Müllers sind reiche Leute, so kann sich diese Vielzal ebenso gut auf eine Familie Müller beziehen als auf Namensverwandte. — Nicht selten hört man in Riga: über Müllers nach Hause gehen, d. h. einen Weg einschlagen, der bei ihnen oder ihrer Wonung vorüberfürt.
Das auslautende s in Familiennamen wurde bei weiblichen Trägern derselben bis in die 30. Jahre dieses Jahrhunderts gewönlich in ßen verwandelt: die Reimerßen st. Reimers oder Frau Reimers; die Corneliußen st. Frau Cornelius. In Namen mit anderen Auslauten wurde dagegen en oder n angehängt: die Roloffen, die Ramlauen, die Müllern, st. Roloff, Ramlau, Müller. Diese en und n vertreten das frühere in und plattd. sche.
Auf Heringstonnen bezeichnet S schwedische Heringe.

so′n Adj

QUELLEN

Kobolt 1990, 253
so'n Adj. solch ein
lbg. su'n; pomm. so'n; pr. so'n.

V

QUELLEN

Gutzeit 1889c, 1
An- und inlautend wie f in allen deutschen Wörtern; ebenso in einigen fremden, uns vollkommen deutsch erscheinenden, wie Vogt, Vogtei, vogteilich, Veilchen, Veit und Veitstanz. Dagegen wie w in allen Wörtern, mögen sie dem Griechischen, Lateinischen, Romanischen, Slavischen oder Hebräischen entstammen - mit Ausname etwa von feninisch: Eva, Jehovah, Venus, Slaven, Skandinaven, slavisch, skandinavisch, Valentin, Valesca, Elvire, Virchow, Varnhagen, Varzin, vagiren, Breve, Salve, Evangelium, Larve, oval, November, Violine, Vitriol, Visir, Vesper, (Vesperbrot auch mit f); ebenso in Vandalen, in welcher Benennung das V nach dem Lateinischen (Vandali und Vandalii) falsch statt W steht, wie auch griech. Βανδήλοι ein W aufweist. Es wäre daher zu empfelen, statt Vandalen zu schreiben Wandalen, und auch slawisch und skandinawisch statt slavisch und skandinavisch, Slawen und Skandinawen st. Slaven und Skandinaven. Wenn wir in Deutschland sprechen hören Valentin, Venus, Efangelist, Clafir (Clavier), - was Grimms Wtb. (unter fagieren), die allgemeine Angabe, dass das deutsche V wie f laute, bestätigend, „als uns Allen gewöhnlich“ anfürt, so fällt uns das sehr auf. Auslautend ebenfalls wie f. Daher werden brav, massiv u. naiv gesprochen brāf, massif, naïf; brave, massive, naive aber bra-ve, massi-ve, na-ive. Wir sprechen v wie w auch in Frevel, freveln, Hannover, Cleve, Havel. Fast durchweg hört man Pulwer und Dawid, selten Pulfer und Dáfidd; Rewal statt wie in Estland Re-fall (Stadt Reval). In den hiesigen Familiennamen Liven und Lieven, Sivers und Sievers, Brever und Brevern, Stöver und Stövern (spr. Stöwérn), Hevelke, Huickerloven (spr. Hükelhowen), Schievelbein, Stavenhagen, Grave, Struve, Gavel (spr. Ga-wéhl), Lovis (spr. Lówis), ist stets w zu hören, meist auch in Elverfeldt, obgleich Einige dieser Familie sich Elferfeldt nennen.
Bei der Gewohnheit, v wie w zu sprechen, ist auch erklärlich, dass das „van“ der Namen van Dyk, van Beethoven, van der Velde wie wann lautet, ausgenommen in einigen, wir z.B. van der Vliet; dass der Name des O.M.Volquin sebst von unseren Geschichtsfreunden Woll-Kwin gelesen wird statt Folk-win.


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