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Ackerstudent der
1. 'angehender Landwirt' de Gutslehrling
Salomonis Guberti weiland Pastor zu Sonsel / Stratagema Oeconomicum oder Akker-Studente / Denen jungen / ungeübten Akkers-Leuten in Lieffland / zum nöthigen Unterrichte […] dargestellet [Titel eines Handbuchs]
2. 'Student der Landwirtschaft'
Die Doie Dummochens … wurden in Buden, Apotheken oder auf Gütern als Ackerstudent in angebracht

QUELLEN

Sallmann 1880, 114

Gutzeit 1886, 23
Ackerstudent Gutslehrling nach 390c.114. richtiger wol: Landwirtschaftsbeflissener oder angehender Landwirt. Guberts stratagema oeconomicum oder Ackerstudent, Riga 1645. 1649. 1688. s. 328. - Noch jetzt, hier und da: ein die Landwirtschaft Erlernender.

Masing 1924-1926, 412
1) Ackerstudent (im handschriftlichen, von Landsleuten der „Fraternitas Rigensis“ herausgegebenen „Rigaschen Wochenblatt“ vom 15. Febr. 1836. Vgl. Klenz S. 82: „Studentensprache, nach Kluge 1781 ... gebucht. Auch bei Latendorf, Zu Lauremberg 1875 S. 11." Im Jahre 1645 erschien zu Riga und wurde seitdem noch oft aufgelegt „Salomonis Guberti, weil. Pastor zu Sonsel, Stratagema oeconomicum oder Akkerstudent.“)

Masing DBWB, 178
Ackerstudent, m. (ák̅ərštudent) 1. angehender Landwirt. Salomonis Guberti weiland Pastor zu Sonsel/Stratagema Oeconomicum oder Akker-Studente / Denen jungen / ungeübten Akkers-Leuten in Lieffland / zum nöthigen Unterrichte … dargestellet. Riga, 1645 ff. Titel eines landwirtschaftlichen Handbuchs.
2. Landwirtschaftseleve. Die Doie Dummochens … wurden in Buden, Apotheken oder auf Gütern als Ackerstudent in angebracht. Bertram NbSk 68.
3. Student der Landwirtschaft. … Pharmaceuten, Ackerstudenten. Rig. Wochenbl. 15.II.1836.

Bäche die
‣ Varianten: Bach, Beche, Beke
{mnd. bēke, beke 'Bach'}
de Bach; Fluss; et oja; jõgi; lv strauts
auf der Fellinschen Bäche geschlagene Wehren
Kursche Beche 'die Aa'

DAZU:
KOMM: Es gibt in Kurland eine Menge Gutsnamen, welche aus Bäch- und Hof zusammengesetzt sind. Solcher Bächhof's gibt es fast in jeder Hauptmannschaft.

QUELLEN

Bergmann 1785, 6
die Bäche, der Bach, das Flüschen

Krüger 1832, 333
Bäche, f. a) Aus dem Plattdeutschen, das weiland hier herrschte: start der Bach, die Bäche, im Singular (Behk); start kriechen, kraufen (kruhpen); start Schrank, Schaff (Schapp); jo mehr, jo besser; binahe; start heil, ganz, heel; eben daher noch in Seeplätzen und alten guten Häusern, du hest (hattest), ich müßt’, könnt’, z.B. ich könnt’ nicht komme, ich hätt kein Zeit nicht, denn mein Vater hätt mir nöthig, ich müßt für ihm ausgehn. Daher vermuthlich auch warten für erwarten. Ich varte ihn längust, aber noch kann ich ihn nicht erwarten: man meint also, daß im Erwarten der Erfolg des Wartens mit ausgedrückt sey, welches doch die Bildungssylbe er gar nicht imme rin sich faßt; z.B. erzählen, ersuchen, erfordern. Deshalb muß auch eine künftige Wöchnerin sich so lange warten, bis sie sich in der Entbindung erwartet hat. Ein sinnreicher Irrthum, den das falsch gedeutete Plattdeutsch verschuldet.

Gutzeit 1859, 92
Bäche s. Bach

Gutzeit 1886, 96
Bäche st. Bach. Auf der Fellinschen Bäche geschlagene Wehren, Privil. d. Stadt Fellin v. 1662 in 192. I. 157. - In Kurland ist der Ausdruck noch gewönlich; es gibt dort eine Menge Gutsnamen, welche aus Bäch- und Hof zusammengesetzt sind. Solcher Bächhof's gibt es fast in jeder Hauptmannschaft.

Seemann von Jesersky 1913, 103
Bäche oder Beche, Bach. Kursche Beche: die Aa

Masing 1926b, 21, 41
Beche (jetzt nur noch vlg.) „Bach“ ist die verhochdeutschte Form für mnd. bēk.
Die Bäche (heute nur noch vlg.) „Bach, Fluss“ (mnd. de bēke).

Wiget 1927, 4, 11, 13
Bäche früher durchaus literarisch (s. Gutzeit)
Die Kürze des baltd. Vokals ... stammt offenbar aus der Zusammensetzung in hd. Flußnamen wie Embeke, Dotbeke, Kaffenbeke, Lupschenbeke, Meißenbeke usw. Hier konnte das e in unbetonter Stellung gekürzt werden. Und gerade in solchen Namen hat sich das Wort am längsten erhalten: Irbe Bäche, Stende Bäche, Rohje Bäche, Nabbel Bäche usw.
bd. nur fem., nd. auch mask.

Uustalu 1982, 151
[zitiert Gubert (17. Jh.] Bäche Wer solche Heuschlaͤge hat/ die eine halbe Meil von Fischteichen Baͤchen od. Seen liegen/ dadurch ein Flußlein laͤufft/ und die Baͤche oder See faͤllt... (12); mnd. beke f. u. m. 'Bach' (Sch.-L.; im Baltikum 'Fluß'. Da infolge der II. Lautverschiebung dem nd. k im Hd. h entspricht, gilt Bäche als verhochdeutschte Form von beke.

beinahe Adv

QUELLEN

Krüger 1832, 333
a) Aus dem Plattdeutschen, das weiland hier herrschte: statt der Bach, die Bäche, im Singular (Behk); statt kriechen, kraufen (kruhpen); statt Schrank, Schaff (Schapp); jo mehr, jo besser; binahe; statt heil, ganz, heel; eben daher noch in Seeplätzen und alten guten Häusern, du hest (hattest), ich müßt', könnt', z.B. ich könnt nicht kommen, ich hätt kein Zeit nicht, denn mein Vater hätt mich nöthig, ich müßt für ihm ausgehen. Daher vermuthlich auch warten für erwarten. Ich warte ihn längst, aber noch kann ich ihn nicht erwarten: man meint also, dass beim Erwarten der Erfolg des Wartens mit ausgedrückt sey, welches doch die Bildungssylbe er gar nicht immer in sich faßt; z.B. erzählen, ersuchen, erfordern. Deshalb muß auch eine künftige Wöchnerin sich so lange warten, bis sie sich in der Entbindung erwartet hat. Ein sinnreicher Irrthum, den das falsch gedeutete Plattdeutsch verschuldet.

Ecker der/die
‣ Varianten: Öcker

QUELLEN

Bergmann 1785, 18
Eckern - Eicheln

Gutzeit 1864, 220
Ecker, gewisser Beamter am Zoll. Aus der Concursmasse weiland Herrn Ober-Ekkers von F. In 351. XXI . 6. 1803. Noch jetzt in Pernau: Maßaufseher und Ekker. In d. rig. Zeitg. 1854 steht: Öcker.

Gutzeit 1886, 227f.
Ecker. Die revalsche Kaufhauso. von 1679 (87) hat: Schnupftücher-Eckern ins Groß 12 Dos.; Kragen-Eckern. „Ekern od. Ekkern nennt man in Hamburg, bemerkt Berghllus (479), die eichelförmigen umsponnenen Holzknoten, die ehedem an der Kragenschnur, an den Ecken der Hals u. Schnupftücher, wie auch als Knöpfe an Leibröcken u. Ueberziehern getragen und mit Schnüren zusammengehalten wurden. Auch an den Dolmans der Husaren und an Manns- und Frauenkleidern“. — Das Wort bedeutet was jetzt bei d. rig. Posamentiren Eichel heißt, nd. Ekker od. Ekkel.

Gutzeit 1887b, 305
Öcker, an den russ. Zollstätten, besondere Beamte, jetzt aufgehoben, rig. Ztg. 1854. Eine ungewönl. Schreibung für Ecker.

Eicher
‣ Varianten: Ecker

QUELLEN

Gutzeit 1864, 220
Ecker, gewisser Beamter am Zoll. Aus der Concursmasse weiland Herrn Ober-Ekkers von F. In 351. XXI. 6. 1803. Noch jetzt in Pernau: Maßaufseher und Ekker. In d. rig. Zeitg. 1854 steht: Öcker.

Gutzeit 1886, 227, 229
Ecker, der, Eicher, der Fässer oder die Flüssigkeit in ihnen misst. War ein Beamter des Zollamts, solange die Fässer geeicht wurden und nach ihrem Inhalt die Zollabgabe erhoben ward. Jetzt wird nach dem Gewicht (Puden) des Fasses bezalt. Gespr. Ecker u. Eker, russ. ebenfalls Экеръ.
Eicher. In Riga bestand früher am Zollamt ein Ober- u. ein Untereicher. s. Ecker.

DRWB II, 1299f.
[andere Belege]

er-1 Präf
'drückt eine zu Ende bzw. zu einem Ergebnis geführte Tätigkeit aus'
ich warte ihn längst, aber noch kann ich ihn nicht erwarten
deshalb muß auch eine künftige Wöchnerin sich so lange warten, bis sie sich in der Entbindung erwartet hat

QUELLEN

Krüger 1832, 133
a) Aus dem Plattdeutschen, das weiland hier herrschte: statt der Bach, die Bäche, im Singular (Behk); statt kriechen, kraufen (kruhpen); statt Schrank, Schaff (Schapp); jo mehr, jo besser; binahe; statt heil, ganz, heel; eben daher noch in Seeplätzen und alten guten Häusern, du hest (hattest), ich müßt', könnt', z.B. ich könnt nicht kommen, ich hätt kein Zeit nicht, denn mein Vater hätt mich nöthig, ich müßt für ihm ausgehn. Daher vermuthlich auch warten für erwarten. Ich warte ihn längst, aber noch kann ich ihn nicht erwarten: man meint also, daß im Erwarten der Erfolg des Wartens mit ausgedrückt sey, welches doch die Bildungssylbe er gar nicht immer in sich faßt; z.B. erzählen, ersuchen, erfordern. Deshalb muß auch eine künftige Wöchnerin sich so lange warten, bis sie sich in der Entbindung erwartet hat. Ein sinnreicher Irrthum, den das falsch gedeutete Plattdeutsch verschuldet.

heil
‣ Varianten: heel, hehl, hel

QUELLEN

Hupel 1795a, 92
heel oder hehl (eigentlich heil) st. ganz, z.B. ein heeles Brod d.i. ein unangeschnittenes; das Glas ist heel d.i. nicht zerbrochen.

Krüger 1832, 333
Bäche, f. a) Aus dem Plattdeutschen, das weiland hier herrschte: start der Bach, die Bäche, im Singular (Behk); start kriechen, kraufen (kruhpen); start Schrank, Schaff (Schapp); jo mehr, jo besser; binahe; statt heil, ganz, heel; eben daher noch in Seeplätzen und alten guten Häusern, du hest (hattest), ich müßt’, könnt’, z.B. ich könnt’ nicht komme, ich hätt kein Zeit nicht, denn mein Vater hätt mir nöthig, ich müßt für ihm ausgehn. Daher vermuthlich auch warten für erwarten. Ich varte ihn längust, aber noch kann ich ihn nicht erwarten: man meint also, daß im Erwarten der Erfolg des Wartens mit ausgedrückt sey, welches doch die Bildungssylbe er gar nicht imme rin sich faßt; z.B. erzählen, ersuchen, erfordern. Deshalb muß auch eine künftige Wöchnerin sich so lange warten, bis sie sich in der Entbindung erwartet hat. Ein sinnreicher Irrthum, den das falsch gedeutete Plattdeutsch verschuldet.

Sallmann 1880, 32
heil vollständig, ganz, von unangeschnittenem Brot, Käse, Gläsern und Tellern etc.

Gutzeit 1889a, 7
heil Grimms Wtb. deutet, seltsamer Weise, auf griech. χαλός und sanskrit. kalyas als die Verwandten. Es muss indessen erinnert werden an griech. ...λος und an slaw. цѣлый, beide in ihrer Bed. übereinstimmend mit heil, d.h. ganz, unversehrt, nicht mit angenehm, schön und gesund, den Bedeutungen von χαλός und kalyas. Wie heil zu heilen, so steht auch цѣлый zu цѣлить.

Gutzeit 1889b, 505
heil. In der Bed. von: ganz, unversehrt, ist das Wort ungebräuchlich, ausgenommen in einigen Redensarten, wie: mit heiler Haut davon kommen. Heil benutzen wir fast ausschließlich von Wunden im Sinne von geheilt. Die Wunde ist heil. vgl. hel.

Gutzeit 1889b, 509
hel, heel, hehl, st. heil, ganz, unversehrt, nd. hel, schwed. hel, dän. heel. Heel, in 195. Russow: heil, unversehrt; heler Haber, 328. 165. J. 1649, d. h. nicht gemalen oder geschroten, ganzer. Gemahlen Haber reichet weiter als heeler Haber, 328. 143. — Wein bei heelen und halben Ohmen, 197. 1; heel, 210. Ebenso in Hupel, der „ganz“ erklärt. So: ein heeles Brod, d. i. ein unangeschnittenes; das Glas ist heel, d. i. nicht zerbrochen. —
Ein überaus gew. Wort. Die Flasche ist hel, d. h. unversehrt; der Rock, das Kleid ist hel, unzerrissen; hele Gläser, Stiefeln, Kleider, Messer. Die Hüner werden heel abgekocht, 158; man kocht die Kalkunen heel, ebda. Auch aus Kurland bezeugt von Krüger (319), der den „Fehler“ so zu sprechen — heel st. heil, ganz — aus dem Plattdeutschen erklärt. Doch scheint sich jetzt die Bed. auf: unversehrt zu beschränken, dagegen diejenige von ganz, ungetheilt, zu verlieren. Man spricht wol schwerlich noch von helem Haber und helem Brod und helen Ohmen, helen Hühnern und helen Kalkunen in dem Sinne der angeführten Stellen. Zu Hupel und Bergmanns Zeit war das noch geläufig.
Einige, die, ihrer Ansicht nach, richtig sprechen, ersetzen hel durch heil. — Eine zugeheilte Wunde ist nach unserem Sprachgebrauch heil, nicht: hel.

Seemann von Jesersky 1913, 125
heel heil

Masing 1926b, 22
heil bd. ē: hd. ei in hēl 'heil', mnd. hēl

jo

QUELLEN

Krüger 1832, 333
Bäche, f. a) Aus dem Plattdeutschen, das weiland hier herrschte: start der Bach, die Bäche, im Singular (Behk); start kriechen, kraufen (kruhpen); start Schrank, Schaff (Schapp); jo mehr, jo besser; binahe; start heil, ganz, heel; eben daher noch in Seeplätzen und alten guten Häusern, du hest (hattest), ich müßt’, könnt’, z.B. ich könnt’ nicht komme, ich hätt kein Zeit nicht, denn mein Vater hätt mir nöthig, ich müßt für ihm ausgehn. Daher vermuthlich auch warten für erwarten. Ich varte ihn längust, aber noch kann ich ihn nicht erwarten: man meint also, daß im Erwarten der Erfolg des Wartens mit ausgedrückt sey, welches doch die Bildungssylbe er gar nicht imme rin sich faßt; z.B. erzählen, ersuchen, erfordern. Deshalb muß auch eine künftige Wöchnerin sich so lange warten, bis sie sich in der Entbindung erwartet hat. Ein sinnreicher Irrthum, den das falsch gedeutete Plattdeutsch verschuldet.

Westermann 1887, 387
jo (nd. Form) 'je' jo mehr, jo besser.

Gutzeit 1889b, 564
jo, im Scherz zuweilen st. je: jo mehr jo besser, u. jo länger jo mehr. Auch aus Kurland (319) bezeugt und aus dem nd. erklärt. In 335. 181. J. 1570 steht: jo lenk jo mer, wie noch jetzt je länger je mehr. — Im Lettischen ist jo das deutsche je und desto.

kraufen

QUELLEN

Bergmann 1785, 40
kraufen kriechen

Hupel 1795a, 125
kraufen st. kriechen, führt Bergm. an. selt. und pöb.

Krüger 1832, 333
Bäche, f. a) Aus dem Plattdeutschen, das weiland hier herrschte: start der Bach, die Bäche, im Singular (Behk); start kriechen, kraufen (kruhpen); start Schrank, Schaff (Schapp); jo mehr, jo besser; binahe; start heil, ganz, heel; eben daher noch in Seeplätzen und alten guten Häusern, du hest (hattest), ich müßt’, könnt’, z.B. ich könnt’ nicht komme, ich hätt kein Zeit nicht, denn mein Vater hätt mir nöthig, ich müßt für ihm ausgehn. Daher vermuthlich auch warten für erwarten. Ich varte ihn längust, aber noch kann ich ihn nicht erwarten: man meint also, daß im Erwarten der Erfolg des Wartens mit ausgedrückt sey, welches doch die Bildungssylbe er gar nicht imme rin sich faßt; z.B. erzählen, ersuchen, erfordern. Deshalb muß auch eine künftige Wöchnerin sich so lange warten, bis sie sich in der Entbindung erwartet hat. Ein sinnreicher Irrthum, den das falsch gedeutete Plattdeutsch verschuldet.

Gutzeit 1874, 88
kraufen, unedel f. kriechen. Schon bei Bergmann; nach Hupel selten u. pöbelhaft; in Riga gew. Auch aus Kurland bezeugt (in 319) und aus dem nd. erklärt. Obgleich unedel für kriechen, so doch zuweilen bevorzugt. Einem Hand-Werksgesellen gegenüber hat es nichts Anstößiges, ihm zu sagen: Kraufen Sie in den Schornstein! st. steigen Sie, wo: kriechen Sie! ungewönlich oder sogar beleidigend wäre. Kraufe, kraufst, kraust; krauste und kroff; gekrauft und gekroffen. Nicht nd., das krüpen hat, sondern md. vgl. Grimms Wtb. unter kriechen. In Russow: krupen. Die Herausgeber sagen: „das provinzielle kraufen.“ —

Sallmann 1880, 35
kraufen, impf. kroff, part. gekroffen kriechen.

Seemann von Jesersky 1913, 139, 140
kraufen o. kriechen, klettern, gehen.
kraufen kroff, kroch

Masing 1926b, 51
kraufen (vlg.) „kriechen, gehen“ (mnd. krupen; Grimme, S. 156; Frischbier I, S. 424).
11: opr. + bd.

Wiget 1927, 4
warum vulgär? Regelrechte ...hochdeutsch..., nicht hybrid.

Nottbeck 1987, 48
kraufen (mdt.) - kriechen / E.K.L.R.
Er konnte kaum noch kraufen.

Kobolt 1990, 160
kraufen schw. V. od. st. V. bei Russow 1584: krupen - kroff - gekrapen kriechen; pomm. kraufen kriechen; plattd. krupen - kroff - gekroffen kriechen.
s. auch krauchen.


QUELLEN (Informanten)
Lange, Harald: Riga, Südlivland
kraufen kriechen
Krauf mir nicht auf Anzug!

quantsweise Adv

QUELLEN

Lindner 1762, 235
Quantsweys, gerade, als wenn ist niedersächs. Rich. 198.

Bergmann 1785, 56
quantsweise (holländ.) zum Schein, für die lange Weile [quasi].

Gutzeit 1890, 414
quantsweise, nach 210: zum Schein, für die lange Meile, nach dem Holländischen (quasi); nach Stender I: quantsweise, vorwandsweise. In 194. Nystädt 94: quantzweise, vom Herausgeber erklärt: „unter dem Vorwand. Ein livl. Provinzialismus.“ Ist ein solches aber nicht, wie schon Hupel bemerkte! Auch jetzt zuweilen.
In Schiller-Lübben und in Grimms Wtb. erklärt: nur zum Schein, nicht im Ernste. Von Quant, einem Worte unsicherer Herkunft; es muß etwas sein wie Tand, was nur zum Schein etwas ist. — Stender II. 466 hat quants«weise reden: vorwandsweise, verstellt, gleichsam zufälliger Weise; quantsweise rufen, listiglich; quantsweise um etwas kommen.

???, 165f.
Im zweiten Bande der „Monumenta Liv. Ant.“ erschien im Jahre 1839, herausgegeben von Tieleman, die im Jahre 1604 beendete Livländische Chronik des weiland Rigischen Bürgermeisters und kgl. Burggrafen Franz Nyenstädt. Interessant für das estnische Sprachgebiet sind folgende in dieser Chronik sich findende Bemerkungen und Ausführungen.
4. Auf Seite 94 findet sich der Ausdruck „quantsweise“. „Ehe aber der Bescheid vom Könige kahm, da war der Bube Giese mit seinen Practicken vnd seinen Kammer-Rähten, als seinem Bruder Hans dem Kastenschreiber, vnd Hans Sengeisen wegen der kleinen Gilde, vnd Albrecht Müller als per quantzweise wegen der Schwartzen Häupter allewege nach Schweden, daselbst bey dem Könige Schutz zu suchen.“ - In einer Fussnote sagt der Herausgeber Tielemann: „quantzweise, unter dem Vorwande. Ein Livländischer Provinzialismus“. - Es ist ein 1839 noch bekannter, jetzt ganz verschwundener Provinzialismus niederdeutscher Herkunft.

Satzbau

QUELLEN

Krüger 1832, 133
a) Aus dem Plattdeutschen, das weiland hier herrschte: statt der Bach, die Bäche, im Singular (Behk); statt kriechen, kraufen (kruhpen); statt Schrank, Schaff (Schapp); jo mehr, jo besser; binahe; statt heil, ganz, heel; eben daher noch in Seeplätzen und alten guten Häusern, du hest (hattest), ich müßt', könnt', z.B. ich könnt nicht kommen, ich hätt kein Zeit nicht, denn mein Vater hätt mich nöthig, ich müßt für ihm ausgehn. Daher vermuthlich auch warten für erwarten. Ich warte ihn längst, aber noch kann ich ihn nicht erwarten: man meint also, daß im Erwarten der Erfolg des Wartens mit ausgedrückt sey, welches doch die Bildungssylbe er gar nicht immer in sich faßt; z.B. erzählen, ersuchen, erfordern. Deshalb muß auch eine künftige Wöchnerin sich so lange warten, bis sie sich in der Entbindung erwartet hat. Ein sinnreicher Irrthum, den das falsch gedeutete Plattdeutsch verschuldet.

Gutzeit 1864, 209
durch Bemerkenswert ist die gew. Verbindung mit dem Gebefall in 2 Redeweisen. 1) durch áus und durch allem, verstärktes durchaus. Er wollte durchaus und durch allem fortreisen; durchaus u. durch allem wollte sie. Scheint auch in Ostpreußen gebräuchlich. 2) durch dem dass st. dadurch dass. Durch dem dass er krank war, konnte er nicht kommen. Auch in Kurland. vgl. 319. 333.

Westren-Doll 1921, 177, 178, 179
4) Für den Genitiv subjektivus und possessivus hat man im Plattdeutschen, wenn es sich um Lebendes handelt, die Umschreibung von Dat. (A.) mit darauf zurückbezüglichem Possessivpronomen. Wer hat nicht auch bei uns mit eigenen Ohren gehört - 'diesem Manne seine Tochter', 'dieser Frau ihr Rock', 'dem Müller sein Knecht'. - Handelt es sich um Sächliches, so drückt die Präposition 'von' das Genitivverhältnis aus. Mir klingt's noch in den Ohren, wie unser alter Hausschneider sagte „die Knöpfe vom Rock“, statt „die Knöpfe des Rockes“. - mit 'von' umschrieben: „de lütse fun-n trop (D) - der Kleinste der Schar“. Uns dürfte es nicht ganz fremd klingen, wenn wir hören „der Kleinste von der Schar“. - Der Genitiv nach Präpositionen ist in den Dativ (A) übergegangen. Wer hat nicht aus dem Munde des sog. kleindeutschen Mannes statt „kommst du wegen dieses Briefes?“ - gehört: „Kommst du von wegen diesem Briefe?“ wie es auch Plattdeutsch heisst: „Kümes-te fan wieggn düsm brąiwe“" (A).
12) Adverbial gebrauchte Präpositionen können im Plattdeutschen in Verbindung mit „sein“ Partizipien oder Adjektiva vertreten so allgemein: „aus sein“ für „beendet sein“, „auf sein“ = „aufgestanden sein“; „weg sein“ = „verloren sein“; „herunter sein“ = „heruntergelassen sein“. - Diese Redewendungen haben wir wohl alle mit eigenen Ohren gehört. - Die Verbindung „sein“ mit „lassen“ bedeutet im Plattdeutschen allgemein „unterlassen“. Wie mancher Vater möge bei uns zu Lande seinen filius ermahnt haben: „Wirst du das wohl sein lassen.“ „Sein“ mit „bei“ und dem Infinitiv dient im Plattdeutschen zur Bildung dekretiver Ausdrücke: Seī wörn beīm mägg'n (A) - „Wir beschäftigen ins mit Mähen“. Wie viele mögen auf unseren Seen schon den ganzen Tag „beim“ Angeln gewesen sein, ohne was rechtes zu fangen?
17) Der Gebrauch der unpersönlichen Verben ist in den plattdeutschen Dialekten etwas enger begrenzt als im Hochdeutschen. Wo letzteres unpersönliche Verben mit persönlichem Objekt verbindet, da greifen die niederdeutschen Dialekte zu Konstruktionen mit persönlichem Subjekt. „Ik frąire“ - „es friert mich“, „Ik sei schlecht für“ - „es ist mir übel“. Auch bei uns sagt oder sagte die blasse Schusterstochter zum Schneidergesellen: „Ich in ganz übel und friere fürchterlich“.
19) Im Plattdeutschen nimmt das Fragepronomen „Was für ein“ das Verb des Fragesatzes in seine Mitte. „Wat wörn das för lüe?“ - „Was für Leute waren das?“ Bei uns hat schon mancher Mund gefragt: „Was waren das für Leute?“ „Was machst Du für ein böses Gesicht?“
20) in der Verbindung mit „so“, „noch“, „ganz“ steht das Pronomen „etwas“ stets an zweiter Stelle, z.B. „dat is gants-wat adrs (A)" - das ist etwas ganz anderes. So auch bei uns: "Das ist so was schönes" statt „Das ist etwas so schönes“. Weisst du noch was Besseres? statt „Weisst Du etwas noch Besseres“: „Das ist ganz was neues“ statt 'Das ist etwas ganz neues'.
21) 'Auch' liebt im Plattdeutschen Nachstellung hinter Subjekt und Prädikat. 'Dat wil ik auk (A)' 'Das will auch ich'. 'Schön dank ök' sagt der Niederdeutsche, 'Schön Dank auch!' sagt unser deutscher Handwerker, wenn wir ihm die Rechnung zahlen.
22) 'Nicht' kann im Plattdeutschen nie an den Satzanfang treten. „al de kūgln drept ni für“, 'nicht alle Kugeln treffen'. Alle Ferken fressen nicht“ - berichtete die alte Wirtin der Hausfrau, wollte aber gesagt haben: Nicht alle Ferkel fressen.

Kiparsky 1936, 192
bis nicht [bis niχt] 'bis' ~ r. покá не id. (~frz. jusqu'il ne). Diese Konstruktion wird freilich von Grimm Wb. II, 44 aus Gellert zitiert und dürfte auch sonst häufig unter frz. Einfluss bei Reichsdeutschen vorkommen, so dass die Möglichkeit einer Vererbung für das Bd. nicht ausgeschlossen ist. Zieht man aber in Betracht, dass bd. bis nicht erst im 19. Jh. auftritt (Gutzeit I, 134, Sallmann N. 155) und dass es noch im J. 1635 im Libauer Bäckerschragen „nicht ehe aber, biss solches alles geschehen ..." (Masing WbA.) heisst, so wird man vielleicht der Annahme russ. Herkunft doch den Vorzug geben müssen. Dazu kommt noch der in Riga häufige Gebrauch von bis 'solange als' ("Marie, bis ich fort bin, passen sie die Kinder auf" (G. Eckardt 11), der dem russ. nicht negierten покá 'so lange als' entspricht, und jedenfalls beweist, dass bd. bis nicht mit russ. покá не in Zusammenhang gebracht worden ist.

Schaff
‣ Varianten: Schap, Schapf, Schapp

QUELLEN

Lindner 1762, 238
Schapp, Rich. 227. Anderwärts Schaff, s. Bock S. 55.

Hupel 1795a, 202
Schap oder Schaff oder Schapf, der, st. Schrank (ist auch in Mecklenburg gewöhnlich).

Petri 1802, 79, 97
Leg es auf den Schap, für Schrank.
(als Beispiel für Wörter, die der niederen Klasse der Deutschen, den Handwerksleuten u. Dienstboten, die keine Belesenheit haben).
Schap, d.i. Schrank. Auch Schaff, Schank und Schranken.

Krüger 1832, 333
Bäche, f. a) Aus dem Plattdeutschen, das weiland hier herrschte: start der Bach, die Bäche, im Singular (Behk); start kriechen, kraufen (kruhpen); start Schrank, Schaff (Schapp); jo mehr, jo besser; binahe; start heil, ganz, heel; eben daher noch in Seeplätzen und alten guten Häusern, du hest (hattest), ich müßt’, könnt’, z.B. ich könnt’ nicht komme, ich hätt kein Zeit nicht, denn mein Vater hätt mir nöthig, ich müßt für ihm ausgehn. Daher vermuthlich auch warten für erwarten. Ich varte ihn längust, aber noch kann ich ihn nicht erwarten: man meint also, daß im Erwarten der Erfolg des Wartens mit ausgedrückt sey, welches doch die Bildungssylbe er gar nicht imme rin sich faßt; z.B. erzählen, ersuchen, erfordern. Deshalb muß auch eine künftige Wöchnerin sich so lange warten, bis sie sich in der Entbindung erwartet hat. Ein sinnreicher Irrthum, den das falsch gedeutete Plattdeutsch verschuldet.

Hoheisel 1860, 131
Schaff st. Schrank (russ. шкафъ).

Gutzeit 1887a, 93, 99
Schaff, der, nur in der Bed. von Schrank, doch kaum mehr üblich, f. Schapp. Davon russ. шкафъ u. шкапъ.
Schap, der, Schaff, Schrank. EinSchap mit Schubladen, 349. XXIV. 1. J. 1673/4. Auch bei Hupel: Schap, Schaff, Schapf.
Schapp, der. Schrank. Schrank, liefl. Schapp, 444. 71. Jetzt kaum zu hören. Die Russen haben daraus шкапъ gemacht, die Esten kap.
Schapf, der. Das Schapff (Schrank), 353. 98.

Seemann von Jesersky 1913, 166
Schaff, Schapp, o.w. Schrank.

Masing 1926b, 61
Schaff „Schrank“ (mnd. schap) Grimme, S. 160; Schumann, S. 17 Schapp; Frischbier II, S. 253 Schaff,auch Schapp).


QUELLEN (Informanten)
Hollimann, Oskar: Riga
im Schaff - im Schrank (aus Redensarten seiner Großmutter)


Schaff Mehlfaß, WL 4,44. 2mal im lett. Spr. belegt.

warten

QUELLEN

Krüger 1832, 333
Bäche, f. a) Aus dem Plattdeutschen, das weiland hier herrschte: start der Bach, die Bäche, im Singular (Behk); start kriechen, kraufen (kruhpen); start Schrank, Schaff (Schapp); jo mehr, jo besser; binahe; start heil, ganz, heel; eben daher noch in Seeplätzen und alten guten Häusern, du hest (hattest), ich müßt’, könnt’, z.B. ich könnt’ nicht komme, ich hätt kein Zeit nicht, denn mein Vater hätt mir nöthig, ich müßt für ihm ausgehn. Daher vermuthlich auch warten für erwarten. Ich varte ihn längust, aber noch kann ich ihn nicht erwarten: man meint also, daß im Erwarten der Erfolg des Wartens mit ausgedrückt sey, welches doch die Bildungssylbe er gar nicht imme rin sich faßt; z.B. erzählen, ersuchen, erfordern. Deshalb muß auch eine künftige Wöchnerin sich so lange warten, bis sie sich in der Entbindung erwartet hat. Ein sinnreicher Irrthum, den das falsch gedeutete Plattdeutsch verschuldet.

Hoheisel 1860, 26
warten, sich
erwarten, sich erwarten (in Kurland: sich warten), von Frauen gesagt: sie erwartet sich im December, d.h. sie sieht ihrer Niederkunft im December entgegen.“

Eckardt 1904, 52f.
Wir werden dich warten
„Warten“ für erwarten oder auf jemand warten ist allgemein im Gebrauch. Man hört nicht einmal ausnahmsweise das richtige „erwarten“. Die Version ist gerade so festgesessen und eingewurzelt wie das oben erwähnte „bis“ für so lange als. Überall sonst, auch in unsren Provinzen, wartet man nur Kinder, allenfalls Kranke, hier werden die gesündeten, ausgetragendsten Jungen bis in ihr Lenensende „gwartet“, und da hierin weder der handelnde noch der leidende Teil etwas auffälliges sieht, wird es ja wohl für absehbare Zeit beim altherkömmlichen Brauch bleiben.

Seemann von Jesersky 1913, 185
warten, statt erwarten. Ich habe dich bis 10 gewartet. Warte mich nicht.


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