[BSS] Baltisaksa sõnastik

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ab-2 Präf
1. 'Vollendetheit eines Geschehens' de fertig, zu Ende; et ära, valmis, lõpuni
vgl abladen, abstricken, abschmieden
2. 'ein wenig, zum Teil' de ein wenig, zum Teil; et pisut
3. de (verstärkend); et ära
ich habe mir die Nase abgestoßen
er hat mir die Zehe abgetreten [in Livland]
vgl abschlagen, abfallen
4. de herab; et maha, väiksemaks, vähemaks
eine Lampe abdrehen 'den Docht herabdrehen'
5. 'Fortbewegung' de weg-; et ära
vgl abdürfen, abmögen, absollen, abwollen1, abmüssen

QUELLEN

Gutzeit 1859, 2
ab. Die Zusammensetzungen von ab mit Zeitwörtern sind in Livland viel häufiger, als im Hochd. Die Zeitwörter erhalten durch ab 1) den Begriff des Vollendeten, des Fertigen; 2) den des Theilweisen, des nur zum Theil geschehenden; 3) eine gewisse Verstärkung. Dies pleonastisch verstärkende ab ist auch im Hochd. vorhanden, hat aber ebenso wie das pleonastisch verstärkende aus, in Livland einen viel ausgedehnteren Gebrauch. Manche Zeitwörter erhalten durch dieses ab eine Bedeutung, die zu Missverständnissen Veranlassung geben kann, z.B. abdecken, abschärfen. - Beliebt sind die Ergänzung fordernden Zeitwörter abdürfen, abmögen, absollen, abwollen, abmüssen. Im Hochd., wenigstens in der Schriftsprache, ist der Gebrauch dieser, sowie der mit an, auf, aus, durch, ein zusammengesetzten viel beschränkter.

Gutzeit 1886, 2
ab. 4) oft st. herab. Eine Lampe abdrehen, den Docht herabdrehen. - 1) Gibt dem Zw. die Bedeutung des Vollendeten, wodurch es der russ. vollendeten Form gleich wird; entspricht aber auch dem russ. отъ vor Zeitwörtern; z.B. in abladen, abstricken, abschmieden. - Mit schlagen, stoßen und einigen andern Zw. verbunden, gibt es eigentümliche Bedeutungen, die in Estland noch weiter entwickelt sind, als in Livland. In Estland schlägt man sich nicht bloß den Kopf ab, oder stößt sich die Nase ab, sondern tritt „sich“ die Zehe ab (in Livland nur: er hat mir die Zehe abgetreten), sticht sich die Finger ab und fällt sich das Ohr ab (nach 390c. 110), was alles in Livland nicht vorkommt, ebensowenig wie das ebenda, und schon von Hoheisel angefürte: jemand fällt herunter, st. fällt zu Boden. - Mit Auslassung. Die Brüder des heiligen Geistes sollen das Haus mit den 5 Kammern abbrechen; die kleine Gildestube eine Wohnung ab; item die alten Baginnen eine Wohnung ab, Brotze in 174. 1812. 63, nach einem Schriftst. von 1502. Dieses ab ist der deutschen Sprache eigentümlich. Daher auch in Rechnungen. Einnahme 1000 Rb.; ab (für) ... 100 Rb., bleiben 900 Rb.

abstillen V [h]
1. Vt 'zu Ende stillen' de befriedigen, Genüge leisten (durch ab- verstärkend); et kustutama, leevendama
nach abgestilltem Brande
bevor die gemeine Not abgestillt worden
2. Vt de stillen; et imetama
einen Säugling abstillen 'einem Säugling die Brust geben'
3. Vt de entwöhnen; et võõrutama (last rinnast)
einen Säugling abstillen 'entwöhnen' [in manchen Familien gewöhnlich]
4. Vi de still werden (vom Winde); et vaibuma
so begunte es doch gegen Abend merklich aufzuclaren und abzustillen

QUELLEN

Gutzeit 1859, 21
abstillen Grimm erklärt: gleichsam von dem Zorn. In unseren Provinzen: zu Ende stillen, befriedigen, Genüge leisten,und das ab nur verstärkend. So findet man es schon in altern Drucken, und auch in Revalschen. Nach abgestilltem Brande, 90; bevor die gemeine Not abgestillt worden, das Bedürfniss der Einwohner, 92.

Sallmann 1880, 77
abstillen vollständig stillen, befriedigen

Gutzeit 1886, 18
abstillen, 1) stillen, die Brust geben einem Säugling. — 2) einen Säugling, entwönen. In manchen Familien gew. Auch in 390c. 80. — 3) still werden, vom Winde. So begunte es doch gegen Abend merklich aufzuklaren und abzustillen, 311.

Masing DBWB, 143f.
abstillen, sw. (ápštil̅ən) 1. einen Säugling a. entwöhnen. Sallm. 80. Gtz. N 1886, 18. _ 2. einen Säugling a., stillen. Gtz. N 1886, 18. _ 3. vollständig stillen, befriedigen, Genüge leisten. Nach abgestilltem Brande … Revaler Feuerordnung 1698 (nach Gtz. I, 21). Sallm. 77. _ 4. still werden (vom Winde). So begunte es doch gegen Abend merklich aufzuklaren und abzustillen. Kurzer Bericht v. d. siegreichen Activa … 1701 (nach Gtz. N 1886, 18).

an-2 Präf
1. de (an etwas: mit Auslassung von Wand, Leib usw.)
vgl anbacken1, anbekommen, anbrennen, anfahren
2. de heran-
vgl ankommen, angehen
3. de an der (die) Reihe (zum Fragen durch den Lehrer)
vgl ankommen, anmögen, ansein, anwollen
4. de (bezeichnet einen Beginn)
Korn anschneiden
Bastmatten (in die der Flachs gepackt ist) bewahren den Flachs in ungünstigem Wetter vor Annässung
vgl anschneiden
5. de (sich durch eine Tätigkeit eine schlimme Folge zuziehen) (sich im Dativ)
vgl anbaden, anessen, antrinken
6. de (mit Unterbrechung eines größeren Wegs auf einen Augenblick bei jemandem vorsprechen)
vgl anbritschen, andürfen, anfahren, anflitzen, angehen, anjagen, ankommen, anlaufen, anmögen, anmüssen, anreiten, anrennen, anschicken, anschließen, anschneien, ansein, ansollen, anspringen, anwollen
7. de auf-
vgl angeben
8. de zu-
vgl ankochen, anstowen
9. de (verstärkend)
10. de (pleonastisch, d. h. semantisch überflüssig in vielen Verben)
vgl andenken, anbefestigen, anhalten, anmieten, anerben, anliefern
11.
da fing sie an zu weinen an; kam er an den Rechten an [als Vorsilbe des Verbums wird nach demselben häufig wiederholt]

QUELLEN

Sallmann 1880, 84
an Bei vielen Zusammensetzungen mit an ergibt sich die Bedeutung: mit Unterbrechung eines größeren Wegs auf einen Augenblick bei jemandem vorsprechen, in Deutschland bei ähnlichen Wendungen mit vor wiedergegeben. So in anbritschen, andürfen, anfahren, anflitzen, angehn, anjagen, ankommen, anlaufen, anmögen, anmüßen, anreiten, anrennen, anschicken, anschließen, anschneien, ansein, ansollen, anspringen, anwollen u.a.
In noch anderer Bedeutung kommt eine elliptische Zusammensetzung mit an in gewissen Schülerausdrücken vor, bei denen zu ergänzen ist: zum Fragen durch den Lehrer, an die Antwort; so in ankommen, anmögen, ansein, anwollen u. ä.

Gutzeit 1886, 37f.
an- in Verbindung mit Zeitwörtern, wird gebraucht 1) überflüssig, z.B. in andenken, anbefestigen, anhalten, anmiethen, anerben, anliefern u.a.; 2) zur Bezeichnung einer schlimmen Folge z.B. in anbaden, anessen, antrinken u.a.; - 3) mit Auslassung (von Wand, Leib und dgl.), wie daran, z.B. anbacken, anbekommen, anbrennen, anfahren u.a. - 4) für heran. 5) verstärkend und 6) einen Beginn anzeigend, vgl. 390c 81. und 133. So z.B. in: Korn anschneiden; der Flachs war schön aufgegangen. Die Erklärung in Grimms Wrb. 2. d. ist gekünstelt. - 7) zur Andeutung von etwas Anfangendem, nicht Vollständigen. vgl. anbederben. Bastmatten (in die der Flachs gepackt ist) bewahren den Flachs in ungünstigem Wetter vor Annässung, 397.1879.287. - 8) in älteren Schriften oft für ein und mit ein abwechselnd, z.B. in anfassen st. einfassen, anstechen statt einstechen, Anbringung, Anweisung; ebenso für auf, z.B. in angeben f. aufgeben; endlich für zu, in ankochen und anstowen f. kurz zukochen, zustowen. -

Boehm 1904, Sp. 100
Überhaupt macht die Dörptsche Burschensprache einen sehr ausgiebigen Gebrauch von zusammengesetzten Zeitwörtern, die nicht wenig dazu beitragen, ihr eine eigenartige, oft sehr lebhafte Färbung zu geben. Man vergleiche die Reihe: sich andonnern (Donner = Rausch; er hat einen Heidendonner), andudeln, anduseln, ansaufen, ansaugen, antrinken, ankneipen, anknüllen, anpicheln (Kluge: picheln), anreißen, anzechen, die doch alle nach dem Satze: „lieb Kind hat viele Namen“ nur einer Tätigkeit gelten:

Seemann von Jesersky 1913, 101
an da fing sie an zu weinen an; kam er an den Rechten an. Die so sprechen, merken es meist selbst nicht und gestehen es daher nicht zu.


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