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abschlagen V [h]
‣ Belege: Estland, Livland, Kurland, Riga
1. Vt 'durch einen Schlag verletzen' de schlagen; et ära lööma
ich habe mir den Kopf abgeschlagen
ich schlug mir schrecklich das Bein, den Arm, den Fuß ab [Dies will nicht bedeuten, dass man sich durch einen Schlag oder Hieb den Körperteil abgetrennt habe. Diese sonderbare Bed. entsteht durch das pleonastisch verstärkende ab; denn abschlagen ist nichts als schlagen, durch ab verstärkt. - Nie sagt man: er hat mir den Kopf abgeschlagen. Ebenso sagt man: sich abschlagen, sich verletzen durch einen Fall, Schlag, Stoß. Sie hat sich tüchtig abgeschlagen. Ganz ebenso verhält sich die Redensart: sich den Kopf zerschlagen, wo ebenfalls kein eigentliches Zerschlagen gemeint ist. Dieses abschlagen steht übrigens nicht ganz vereinzelt da. So führt Grimm an: Die Gurgel, die Kehle vom Vogel abschneiden, was sonderbar genug ist, da Gurgel und Kehle nur durchschnitten werden. Noch sonderbarer sind die ebenfalls von Grimm angeführten Redensarten: sich den Hals abfallen und Vögel, Hühner abschneiden, st. schlachten]
ein Orfey geben dem Gesellen, der sie (das Weib) wiederum abgeschlagen
zwei Fleischerjungen, daß sie des Mahlers S. Jungen auf der Gassen abgeschlagen
einen mit dem Stock abschlagen
sich die Hand, den Kopf, durch einen Schlag, Stoß verletzen [Lange und Stender]
Man bedauert das arme Weib, welches sich schon zum dritten Mal beim Fallen den Kopf abgeschlagen [Riemenschneider in 175. 1858. Nr.5]
(Arithmetische Aufgabe): Wenn die Hagenshoffschen Einwohner täglich einmal auf dem Glatteise der Düna den Kopf sich abschlagen, wievielmal mehr müßten dann Diejenigen, welche das Sandausstreuen unterlassen haben, ihre Köpfe abschlagen?
er hat sich den Kopf, den Finger (?) abgeschlagen, abgestoßen 'statt: zerstoßen (?!), geschlagen' [Hoheisel erklärt diese Redeweise [...] für lettisch und bemerkt, es dürfe uns nicht Wunder nehmen, daß aus dem Lettischen herstammende Provincialismen und lettisch klingende Wörter auch in Estland vorkommen. Seine Annahme ist eine irrige]
siehe auch ab-2
2. Vt de zerschlagen
die Felder sind durch den Hagel ganz abgeschlagen
3. Vt
die Fackeln an keinem gefährlichen Orte abschlagen, sondern mit den Füßen austreten, gleichsam die Flamme ab von der Fackel
4. Vt
der Brantwein hat die Probe abgeschlagen 'hält, gibt keine Perlen mehr, wenn das Probeglas angeschlagen wird' [Wenn die Probe abgeschlagen, gibt der Brantwein mit dem vierten Theil Wasser sog. Halbbrand]
5. Vt
von jedem Schiffpfund soll nicht mehr als 12 3/4 Pfund abgeschlagen werden
den Käufern zum Besten soll von allen nach Riga kommenden Waaren nur 12 1/3 ℔ vom S℔ abgeschlagen und dekurtiret werden [russ. вычитать]
6. Vt de beschlagen
nach der Abwrakung jedes Fass mit einem Stempel abschlagen
7. Vt
den Abschnürfaden abschlagen 'den gehobenen und gespannten Abschnürfaden loslassen'
die Kante einer Bettdecke oder deren Mitte abschlagen 'mit der Kreide bestrichenen Abschnürfaden die Linien für die Stappnat bezeichnen'
8. Vt de abklappen, herabschlagen, herunterschlagen
das Verdeck eines Wagens abschlagen
Kibitka mit einem Verdecke zum Abschlagen
eine abzuschlagende Britschka
einen Tisch abschlagen 'abklappen'
einen Regenschirm abschlagen 'herab- oder herunterschlagen'
9. Vi de schlagen
wir wollen warten, bis alle Thurmuhren abgeschlagen haben
10. Vt
Heuschläge abschlagen und vor Ueberwachsung conserviren 'bedeutet dies: abmähen oder von Strauch befreien?'
11. Vt
nachdem die Stute gehörig gedeckt worden und abgeschlagen
12. Vt de abschäuern, abkleiden, abteilen
der Bodenraum bietet hinreichend Raum, um eine Bodenkammer für den „Ältesten“ (Sohn) „abzuschlagen“, um allerlei Sachen aufzubewaren
siehe auch Abschlag
13. Vt de abladen
die Fuhren auf- und abschlagen [spätere Stellen: die Wahren von den Fuhren abnehmen]
14. Vt de schlagen, bezeichnen
Bootsmasten wraken und mit dem publiken Zeichen abschlagen

QUELLEN

Riemenschneider 1858a, Sp. 74-75
Es wäre, wenn es darauf ankäme, nicht schwer, das hiesige Deutsch nach verschiedenen Stufen zu charakterisiren, welche durch gewisse stehende Redensarten sich sogleich kenntlich machen. Auf die unterste Stufe, bei welcher man aus einer Reihe verkehrt oder halb ausgesprochener Wörter nur mit Mühe den Sinn des Satzes errathen kann, folgt eine höhere, auf welcher man von Längde und Wärmde reden hört, wo man sich so selbig befindet, noch höher bedauert man das arme Kind, welches sich schon zum dritten Mal beim Fallen den Kopf abgeschlagen, noch höher geht man Licht fragen und legt den Leuchter auf den Tisch oder bleibt in einer Gesellschaft (so lange), bis man sich amüsirt; noch höher macht man das Fenster fest und die Thür los, ja selbst der Mund wird losgemacht und es gilt für eine Unbequemlichkeit, daß die Nase fest ist, noch höher schließt man jeden Satz mit würde und möchte, u.s.w. - Genug, schlechtes Deutsch kann man bei uns überall hören, von dem Undeutsch (oder Gesindedeutsch) und dem Halbdeutsch an bis zum Conversationsdeutsch und Salondeutsch: unten sind die Volkssprachen, oben die modernen Verkehrssprachen sehr bald herauszuhören.

Gutzeit 1859, 16f.
abschlagen, 1) schlagen, durch einen Schlag verletzen. Hier sind die den Ostseeprovinzen eigentümlichen Redeweisen anzuführen: ich habe mir den Kopf abgeschlagen; hier kann man sich den Kopf abschlagen; ich schlag mir schrecklich das Bein, den Arm, den Fuß ab. Dies will nicht bedeuten, dass man sich durch einen Schlag oder Hieb den Körpertheil abgetrennt habe, sondern dass man ihn verletzt habe. Diese sonderbare Bed. entsteht durch das pleonastisch verstärkende ab; denn abschlagen ist nichts als schlagen, durch ab verstärkt. — Nie sagt man: er hat mir den Kopf abgeschlagen, oder hat mir den Fuß abgeschlagen. Ebenso sagt man: sich abschlagen, sich verletzen durch einen Fall, Schlag, Stoß. Sie hat sich tüchtig abgeschlagen. Ganz ebenso verhält sich die Redensart: sich den Kopf zerschlagen, wo ebenfalls kein eigentliches Zerschlagen gemeint ist. Dieses abschlagen steht übrigens nicht ganz vereinzelt da. So führt Grimm an: Die Gurgel, die Kehle vom Vogel abschneiden, was sonderbar genug ist, da Gurgel und Kehle nur durchschnitten werden. Noch sonderbarer sind die ebenfalls von Grimm angeführten Redensarten: sich den Hals abfallen und Vögel, Hühner abschneiden, st. schlachten.
2) zerschlagen. Die Felder sind durch den Hagel ganz abgeschlagen.
3) Die Fackeln an keinem gefährlichen Orte abschlagen, sondern mit den Füßen austreten, gleichsam die Flamme ab von der Fackel, 90.
4) der Brantweinhat die Probe abgeschlagen, d. h. hält, gibt keine Probe mehr, zeigt keine Perlen mehr, wenn das Probeglas angeschlagen wird. Wenn die Probe abgeschlagen, gibt der Brantwein mit dem vierten Theil Wasser sog. Halbbrand.
5) von jedem Schiffpfund soll nicht mehr als 12 Pfund abgeschlagen werden, 149.
6) nach der Abwrakung jedes Fass mit einem Stempel abschlagen, beschlagen, 137.
7) den Abschnürfaden, den gehobenen und gespannten Abschnürfaden loslassen; die Kante einer Bettdecke oder deren Mitte abschlagen, mit dem Kreide bestrichenen Abschnürfaden die Linien für die Steppnat bezeichnen.
8) das Verdeck eines Wagens. Kibitka mit einem Verdecke zum Abschlagen 172. 1797. 422; eine abzuschlagende Britschka, 172. 1804. 580; einen Tisch abschlagen, abklappen. Schon bei Bg. 210; einen Regenschirm, herab- oder herunterschlagen.
9) Wir wollen warten, bis alle Thurmuhren abgeschlagen baben, geschlagen.
10) Heuschläge. Heuschläge abschlagen und vor Ueberwachsung conserviren, 193. II. 2. 1214. Bedeutet dies: abmähen oder von Strauch befreien?
11) von einer Stute. Nachdem die Stute gehörig gedeckt worden und abgeschlagen. 172. 1795. 119. —
13) abschäuern, abkleiden. S. Abschlag.

Hoheisel 1860, 24
abschlagen, abstoßen: Er hat sich den Kopf, den Finger abgeschlagen, abgestoßen st. zerschlagen, gestoßen (lettisch *).

Sallmann 1880, 110
Eigentümlich sind auch die durch Zusammensetzung mit an, ab gebildeten Redensarten, wonach sich einer den Kopf abschlägt, die Zehe abtritt, den Finger absticht, das Ohr abfällt, die Nase abstößt, die Hände abfriert, d. h. durch Anschlagen, Treten, Stechen, Fallen, Stoßen, Frieren verletzt, […]

Gutzeit 1886, 14f.
abschlagen, 1) schlagen. Ein Orfen geben dem Gesellen, der sie (das Weib) wiederum abgeschlagen. 349. XXV. 1. J. 1671/2; zwei Fleischerjungen, daß sie des Mahlers S. Jungen auf der Gassen abgeschlagen, ebda. 1665/6; einen, mit einem Stock, 365. J. 1666, schlagen. Sich die Hand, den Kopf, durch einen Schlag, Stoß verletzen, Lange und Stender. — Man bedauert das arme Weib, welches sich schon zum dritten Mal beim Fallen den Kopf abgeschlagen, Riemenschneider in 175. 1658. N 5. — Ein Eingesandt in rig. Ztg. 1884. 50 enthält ein Non plus ultra: „(Arithmetische Aufgabe). Wenn die Hagenshoffschen Einwohner täglich einmal auf dem Glatteise der Dünn den Kopf sich abschlagen, wieviel mal mehr müßten dann Diejenigen, welche das Sand ausstreuen unterlassen haben, ihre Köpfe abschlagen?“ Hoheisel (322. 24) erklärt die Redeweise: er hat sich den Kopf, den Finger (?) abgeschlagen, abgestoßen, statt: zerstoßen (?!), geschlagen für lettisch und bemerkt, es dürfe uns abschlägig — nicht Wunder nehmen, daß aus dem Lettischen herstammende Provincialismen und lettisch klingende Wörter auch in Estland vorkommen. Seine Annahme ist eine irrige. —
5) Den Käufern zum Besten soll von allen nach Riga kommenden Waaren nur 12 3/4 ℔. vom S℔. abgeschlagen und dekurtiret werden, 149, russ. вычитать. —
13) abschäuern, abteilen. Der Bodenraum bietet hinreichend Raum, um eine Bodenkammer für den „Ältesten“ (Sohn)„abzuschlagen“; im Vorhause ein Kammerchen abschlagen, um allerlei Sachen aufzubewaren. —
14) abladen. Die Fuhren auf- und abschlagen, 306. Spätere Stellen: die Wahren von den Fuhren abnehmen. —
15) schlagen, bezeichnen. Bootsmasten wraken und mit dem publiken Zeichen abschlagen, 283.

Eckhardt 1896, 31
sich den Kopf abschlagen

Eckardt 1904, 45, 48
Was weinst du Junge? - „Ich bin heruntergefallen.“ - Herunter? Von wo herunter? Der Knabe machte ein verdutztes Gesicht. „Auf der Diele, und da hab ich mir den Kopf abgeschlagen.“ - Den Kopf abgeschlagen? - Kein Wort mitleidigen Trostes kam über die Lippen des jungen Magisters. Er schmunzelte vergnügt und zog sein Notizbuch aus der Brusttasche hervor. _ Was hustest du denn so erbärmlich, Karl? _ „Ich - ich habe mich verschluckt, Herr Mezer!“ - Was? dich - verschluckt? Wieder ein Sonnenblick in des Magisters nebelgrauer Schulatmosphäre und wieder ward das Notizbuch um einen Schatz reicher.
Man schlägt sich in Riga so gut den Kopf ab wie in Pernau oder Reval, verschluckt sich hier wie dort ein paar Mal des Tages, ohne an seinem Wohlbefinden Schaden zu nehmen. In Riga so gut wie in Mitau oder am Embach setzt man sich con amore in den Fuhrmann oder auf den Fuhrmann und beide Teile sind es zufrieden. Mit all derlei Arten oder Unarten der Lebensführung, zu denen wir uns als gute Balten gemeinsam bekennen, haben wir es hier also nicht zu tun, wir belauschen dagegen unsre mit unverfälschtem Dünawasser getauften Mitbürger in ihrer harmlosen Unterhaltung und achten lediglich auf jeden Laut und jede Wendung, die auch uns Provinzlern ungewohnt und fremd ans Ohr klingen.

Seemann von Jesersky 1913, 99
verletzen: Ich habe mir den Kopf abgeschlagen. Hast du dich abgeschlagen?

Stegmann von Pritzwald 1952, 421
ich habe mir den Kopf abgeschlagen = gestoßen, geschlagen

Masing DBWB, 1178ff.
abschlagen, st. (ápslāʒən) 1. † verprügeln. Catrin Spillmansche, eine(n) spilman tapfer abgeschlagen – 36 Mk. Rig. Vogt. Rechn. 1625. … dann wan sie betroffen würden, schlugen des Teufels … Wächter sie mit einer … langen Peitschen … grimmig ab … Livl. Landger. akten. № 99, 4 (1692). 2. † zerschlagen. Die Felder sind durch den Hagel ganz abgeschlagen. Gtz. I, 17. _ 3. Fackeln a., sie durch Schlagen auf dem Boden löschen. Die Fackeln an keinem gefährlichen Orte a., sondern mit den Füßen austreten. Der Königl. Stadt Reval erneuerte Feuerordnung 1698 (nach Gtz. I, 17). _ 4. Eidotter a., sie nach dem Zerschlagen der Eierschalen in ein Gefäß gleiten lassen. Die Eidotter werden in einen Topf abgeschlagen, das Eiweiß zu Schaum geschlagen. Handschriftl. Rezept. Kurl. um 1850. _ 5. Holzgegenstände a., mit einem Schlageisen stempeln. Bootsmasten zu wraaken und … mit dem publiquen Zeichen abzuschlagen. Taxa Mwr. Riga. 1800, 9. _ 6. den Abschnürfaden a., den gehobenen und gespannten Faden loslassen; die Kante einer Bettdecke oder deren Mitte a., mit dem mit Kreide bestrichenen Abschnürfaden die Linien für die Steppnaht bezeichnen. Gtz. I, 17. _ 7. † (hinabklappen) Stiefelschäfte, Tischplatten, das Verdeck eines Fuhrwerks, einen Regenschirm a., hinabklappen. … ein par Stiefeln, welche nach englischer Art abgeschlagen sind. Rig. Anz. 1773, 80. Ein … engl. Wagen … , dessen Verdeck auch abzuschlagen ist. (Rig. Anz.) eb. da. 1781, 133. Eine wohlkonditionirte, … , abzuschlagende Pritschka … eb. da. 1804, 580. … eine … Mütze mit einer … Brehm zum A. Mit. Ztg. 25. II. 1794. _ 8. † Heuschläge a., abmähen. Wenn ein Gesinde wüste wird, … ,so muß das dazu gehörige Korn-Land allerdings ruhen, die Heuschläge aber jährlich abgeschlagen und für Üeberwachsung conserviret werden. Buddenbr. Landr. II, 1214 (1696). _ 9. zu Ende schlagen. Wir wollen warten, bis alle Thuruhren abgeschlagen haben. Gtz. I, 17. _ 10. abschäuern (s.d.) Der Bodenraum bietet hinreichend Raum, um eine Bodenkammer … abzuschlagen. Gtz. N 1886, 15. _ 11. † abladen. Die Fuhren auf- und abschlagen. Taxa und Ligger 1859 nach Gtz. N 1886, 15. _ 12. † abgießen. Wen daß fleisch ist halb gekocht, so schlegt man daß Waßer ab undt richtet eß zu mitt Wein … Kochbüchlein 71. _ 13. ┌ einen kalten (Bauern) a., (ejaculationem seminis efficere) sperma eicere. _ 14. coitum repellere … nachdem die Stute gehörig gedeckt und ageschlagen … Rig. Anz. 1795, 119. _ 15. † abziehen, abrechnen. … dasz in den Wagen weiterhin nicht mehr 1Lll vom Sll den Trembden abgeschlagen noch 6 Cent von dem Getreyde genommen werden solte … Bulm. AuU I, 156 (1712). (…?) … wozu und wie lange einige Lieszpfunde in der Wage abgeschlagen werden … eb. da 521 (1723). _ 16. der Branntwein hat die Probe abgeschlagen, hält, gibt keine Probe mehr, zeigt keine Perlen mehr, wenn das Probeglas angeschlagen wird. Wenn die Probe abgeschlagen, gibt der Branntwein mit dem vierten Teil Wasser sogen. Halbbrand. Gtz. I, 17. _ 17. sich a., durch einen Fall, Stoß oder Schlag verletzen. Er rannte im Dunkeln gegen einen Schrank und schlug sich tüchtig ab. Bevor eine Braut zum erstenmal in der Kirche aufgeboten wurde (von der Kanzel fiel), pflegten ihr die Freundinnen ein Kästchen zu schenken, in dem auf einem kleinen Kissen eine Miniaturkrücke und ein zierlicher Stäbchen (meist aus Elfenbein gedrechselt) lagen In Mitau wurde außerdem folgendes Verschen hinzugefügt: „Hold Liebchen, heut´ fällst du von der Kanzel herab; Leg´ unter das Kissen, sonst schlägst du dich ab!” Dieser Brauch erhielt sich bis zum Beginn des Weltkrieges lebendig. sich die Hand, den Kopf usw. a., verletzen. … bedauert man das arme Kind, welches sich schon zum dritten Mal beim Fallen den Kopf abgeschlagen. Inland 1858, 74. _ 18. part. abgeschlagen, ermattet, entkräftet: a. sein oder sich fühlen. Gtz. I, 17.

Masing DBWB, 120
abschlagen, Ferner gehört es sich, daß de Teig zuerst in der Backschüssel (Mulde) abgechlagen wird, bis er sich schält, dann wirkt man ihn auf einem mit Mehl besträuten Backbrette aus, wobei man ihn tüchtig klopft, um das Gähren zu befördern, und setzt ihn dann, leicht gedeckt, einer mäßigen Wärme aus. Mit. Kochb. 1876, 298.
¤ abschlagen, Nim junge hüner, wen sie halb gesotten, schlage den meinsten Teil davon ab, … (Kochbüchlein 73).
¤ Probe abschlagen, Um die Stärke des aus den Röhren fließenden Strahls zu rechter Zeit mäßigen und das Feuer darnach dämpfen zu können; auch ziemlich genau zu bestimmen, wie vielen Branntwein man erhalten werde, muß der aus den Röhren laufende Branntwein öfters probirt werden. Dies geschieht, wenn man ein kleines Gläschen … vor dem Auslauf hält und halb voll laufen läßt … (157). Wenn man nun dieses, oben mit dem Finger zugehaltene, Gläschen einmal schüttelt oder anschlägt; so sieht man gleich, ob es Probe hält, das heißt, ob Perlen entstehen. Hiebey muß man sich merken, daß auch der erste stärkeste Spiritus … keine Probe hält; und so lange muß er auch am stärkesten laufen; darauf …. hält er Probe, und muß derweilen mittelmäßig (nämlich eines Strohhalmes dick) laufen: dann aber hört erbald auf, Probe au halten, oder, nach der Kunstsprache: er hat die Probe abgeschlagen, das heißt, er hält keine Perlen mehr, wenn es angeschlagen wird; das Feuer muß alsdann sogleich sehr ermäßigt, und das im Vorlagefaß vorhandenes Quantum gemessen werden, um ungefähr zu wissen, wie viel man noch dazu könne laufen lassen, und wie viel guten Branntwein man überhaupt zu bekommen Hoffnung habe: … (Hupel, Oek. Handb. II, 156/7, Fußnote 82).
¤ abschlagen, sich, Wenn ein Fisch blau gekocht werden soll, muß man dafür sorgen, daß er im Wasser bleibe, nicht trocken gebracht werde, und sich den zarten Schleim nicht abschlage, vermöge dessen er nur blau werden kann. (LKWb 1817, 204).

Nottbeck 1987, 16
Ich habe mir den Kopf am Fenster abgeschlagen - gestoßen /E. K. L. R.


QUELLEN (Informanten)
Weinert, Paul: Riga
durch Stoß verletzt: Ich habe mich abgeschlagen.

Draht der/das
‣ Varianten: Drat

QUELLEN

Gutzeit 1886, 218
Drat. Wie auf Drat gezogen, d.h. ernst, steif u. stramm. Sitzen wie auf Drat gezogen. Gew.

Gutzeit 1892b, 14
Drat. Telegraphendrat. Per Drat antworten.

Nottbeck 1987, 27
Draht, ach du - Ausruf des Staunens / E.L.R.
Ach du Draht, wie hast du das geschafft?!

Kobolt 1990, 86
Draht n, seltener m. nhd. Draht m.
Teufel, z.B.: Weiß der Draht! - Hol's der Draht! Vielleicht Entstellung oder Weiterentwicklung des Hüllwortes mnd. drôst Teufel; Br.Wb. Droost Teufel; lbg. Droust Teufel, gern in Ausrufen; pomm. Droos „Wird auch unter den vielen Namen des Teufels gehöret“.

Drat der
‣ Varianten: Draht

QUELLEN

Gutzeit 1864, 196
im Sinne von Teufel, gew. Hol ihn der Drat! Hol's der Drat! balt. Skizzen v. Bertram; dér Drat, das habe ich vergessen; zum Drat, das ist verwünscht.

Sallmann 1880, 17
Drat als Bezeichnung des Teufels in den Redensarten Weiß der Drat, hol's der Drat, zum Drat, dér Drat (estn. trat der Heher, der altdeutsche Markwardt, Markolf-Garrulus glandarius -, der, wie schon die Bezeichnung als Markwort lehrt, in alten Zeiten mit göttlichen Eigenschaften ausgestattet, sich später es hat gefallen laßen müssen, unter die dämonischen Wesen versetzt zu werden, ganz so wie in Deutschland sein Leidensgefährte, der Kuckuck.

Gutzeit 1886, 218
Teufel. Sallmann in 390c. 17 sieht das Wort als estnisches an; estn. Trat der Heher, der altdeutsche Markwardt, Markolf, der sich hat gefallen lassen müssen, unter die dämonischen Wesen versetzt zu werden, ganz wir in Deutschland sein Leidensgefährte, der Kuckuck. Diese Angabe scheint mehr als gekünstelt. Denn erstlich kann nicht gesagt werden, dass Drat gerade Teufel bezeichnet, sondern nur in gleicher Bedeutung gebraucht ist, wie Deutscher, Geier, Kuckuck, Henker, Schinder, Drache, Hagel, Donnerwetter u.a. Wie man spricht: hol's der Drat, weiß der Drat u.s.w., so wird ebenso gut gesprochen: hol's der Henker, der Schinder, der Hagel, das Donnerwetter u.s.w., zum Henker, zum Donnerwetter noch 'mal! u.s.w. Zweitens ist der Name des Vogels Trat für Heher in Kur- und Livland ganz unbekannt, beiläufig, in Hupels estn. Wtb. v. 1780 u. 1818 findet sich dies Wort nur in Verb. mit pähkla, d.h. Nuss, pähkla-traat Nußpicker -; der Ausdruck Drat müsste zuerst in Estland entstanden u. von dort nach Lettland gebracht sein, was ganz unwahrscheinlich ist. Es fragt sich selbst, ob der estn. pähkla-traat auch als Beschönigung für Teufel im Gebrauch ist. - Man kann an Drat denken (den Drat pechen, eine Sache bös machen, Unheil stiften), an drat (schnell, rasch, kühn) u. an Dratz, drohende Feindseligkeit. Wahrscheinlich ist aber Drat eine Entstellung aus nd. draaf od. drake Drache (aus Papier), dann: Meteor, welches der Aberglaube für den Teufel gehalten hat u. wol noch hält, welcher den Hexen durch den Schornstein etwas zutrage. vgl. 479.

Seemann von Jesersky 1913, 112
Geld, aber auch Teufel: Hol ihn der Drat!


QUELLEN (Informanten)
Cubé, Leonid von
Drāt - Teufel. Ach du Drāt!

Ducks der
‣ Varianten: Dux

QUELLEN

Gutzeit 1864, 204
Schlag und namentlich Stoß in den Nacken, Nackenstoß. lett. dukst, Puff, Faustschlag.

Gutzeit 1864, 204
Ducks, der, duckiger Mensch, Schlafmütze. Das brem. Wörterb. erklärt Duks oder Dux: heimtückischer Mensch. Von ducken. Verschieden von Ducknack.

Gutzeit 1864, 204
Ducks od. Dux. ein Hundename. Im nd. Duks od. Dux beschönigende Benennung des Teufels. Oder das Latein. dux, franz. duc?

Gutzeit 1886, 222
Bei Berghaus (479) Dukks u. daaks, Schlag, Stoß. He krigt dukks od. duks, er krigt Schläge. In 390c. 62: Ducks unheilvoller, das Ende mit sich bringender Schlag; „er hat einen Ducks weg“, „dabei hat er sich den Ducks geholt“, d.h. da hat er den den Grund zu seinen unheilbaren Leiden gelegt.

Gutzeit 1892b, 14
einfältiger Mensch. Als Ducks ging er ins Ausland und kehrte als Ducks wieder zurück.

Seemann von Jesersky 1913, 113
Joh. Dulks, Stoß.

Gaffenspiel das

QUELLEN

Gutzeit 1892b, 21
Gaffenspiel. Sieht man hier Fiedler und Pfeifer aus Prag, Seiltänzer und Gaukler, obgleich diese „Tumeler und Kokeler“ so wie alle fahrende Leute mit ihrem Gaffenspiel, dessen man in weltlicher Hoffahrt zu des Teufels Diensten pflegt —, durch ein herrmeisterliches Gesetz verbannt sind, rig. Tagebl. 1891. 130 aus d. J. 1674 (Mitau). s. Kaffespiel.

Garküche die

DAZU:
des Teufels Garküche (id)

QUELLEN

Gutzeit 1877, 312
Garküche, in neuerer Zeit der Ausdruck für gewisse Speisehäuser niederer Art, entsprechend dem russ. Chartschéwnja (von chartsch oder chartschí, Essware, Lebensmittel). Die meisten derselben in Riga sind von Russen, einige von Hebräern gehalten. Daher russische und hebräische Garküchen. — Des Teufels Garküche, oft im Scherz für Hölle, Ungemach, Schwierigkeit. In des T. G. sich befinden oder geraten. Schon bei Stender; bei Lange, Bergmann u. Hupel fehlend.

Teufel der
‣ Varianten: Deiwel, Deubel

DAZU:
beim Teufel auf der Renne (id) 'Vorstadt'

QUELLEN

Bergmann 1785, 80
Deiwel, Teufel.

Hupel 1795a, 47
Deiwel, der, st. Teufel, ist falsche Aussprache oder Ziererey.

Inland 1836-1863, 6/1841, 719
niedersächsische Nachlässigkeit: Deibel für Teufel.

Gutzeit 1864, 180, 190
Deibel, Teufel.
Deiwel, oft f. Teufel, Hotz Deiwel! als Ausruf. Seltner ist Deibel.
Döiwel. Diese Schreibung ist von Bertram in s. balt. Skizzen gebraucht für die nicht selten so lautende Aussprache des Wortes Teufel: meine Perrücke geht zum Döiwel.

Westermann 1887, 387
Deiwel (nd. Form) Teufel.

Gutzeit 1892a, 16
Teufel. Wer Teufel nimmt je die Partie einer verlassenen Frau? Qui diable prend jamais le parti d'une femme sacrifièe? Eugène Sue I. 36. — Wenn der Teufel in Not ist, frisst er auch Fliegen, Sprüchw.: in der Not oder Bedrängniss nimmt man mit Allem vorlieb, oder fügt man sich in Alles.
Das Confect schmeckt wie der Teufel, d. h. sehr schlecht.
Auf Teufel hol, teufelmäßig, äußerst. Er jagte die Pferde, ritt, aß, trank auf Teufel hol; die Pferde liefen auf Teufel hol; er schrie auf Teufel hol; es regnete auf Teufel hol. Gew.
Als sei er in des Teufels Treibjagd hineingerathen, 361. 1890. 180.

Gutzeit 1898, 32
Teufel. Es (das) ist, um des Teufels zu werden, d. h. kann (mich) in Verzweiflung bringen, vgl. Grimms Wtb. 10).

Seemann von Jesersky 1913, 111
Deibel, Teufel
Deiwel, Teufel.
Deuwel, Teufel.

Masing 1926b, 15, 25
Auffällig ist ferner, dass gewisse Redensarten, in denen der Teufel eine Rolle spielt, hüben wie drüben gleich beliebt sind: Das geht auf Teufel komm raus! (Sprichw. 872; bd. auf Deiwel komm heraus!]. Da haben sie den Deiwel und keinen Sack! (Sprw. 2643). Friss (lüg, schrei etc.) du und der Teufel, dann fressen ihrer zwei! (Sprw. 2646; bd. ohne den Nachsatz). Deiwel noch eins! (Betcke, S. 22). Er wohnt beim Deiwel auf der Rinn „er wohnt sehr entlegen“ (Betcke, S. 22; südbalt.). Auf Deiwelhol fahren „scharf zufahren, auf die Gefahr, dass die Pferde draufgehen, dass sie der Teufel hole“(Frischbier, Wb. II, S. 517).
Deiwel „Teufel“ (Betcke, S. 22; vgl. mnd. duvel),..

Masing 1933, 63
Teufel Deiwel = Teufel

Kobolt 1990, 83
Deiwel m Teufel
mnd. duvel, duwel Teufel; westf. Duwel; Br.Wb. Düvel; lbg. Düwel, Douwel, Dübel; pomm. duwel; pr. Deiwel.

Kobolt 1990, 83
Deubel m Teufel
westf. Düwel Teufel; lbg. Dübel; plattd. Deubel Teufel; s. auch Deiwel!


QUELLEN (Informanten)

Beim Teufel auf der Renne (Rinde) 'Vorstadt', WL 5,35. 2mal im lett. Sprachb. belegt.


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