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Leitud 22 artiklit

abnehmen V [h]
‣ Belege: Kurland, Livland, Riga
1. Vt de wegnehmen, konfiszieren; et ära võtma, konfiskeerima
…daß es … zween verdächtigen Juden ein Fuchspferd … abgenommen habe
2. Vr de abbrauchen; et võtma (sisse või ära)
Sie haben noch wenig abgenommen '(von der Medicin) eingenommen'
3. Vt 'durch Malerei, Photographie bildlich wiedergeben' de zeichnen; et üles võtma; kujutama
In Lebensgröße abnehmen, abgenommen
die Gegend ist von der Seite des Waldes abgenommen
er und seine Frau lassen sich abnehmen
er versteht nicht abzunehmen
sehr glücklich abgenommen sein (fast gleich: getroffen)
Ich will mein Bild abnehmen lassen 'mich malen oder photographiren lassen'
4. Vt 'eine Lieferung zustimmend übernehmen' de empfangen; et (vastu) võtma
Rekruten abnehmen
ein Haus abnehmen 'ein Haus, das im Bau fertig ist, empfangen'
bei einer Pferdeaushebung wurde der … Fuchswallach … von der Kommission „abgenommen”
eine Parade abnehmen
5. Vi de zielen; et sihtima, kirbule võtma
Beim Schießen muss man gut abnemen, um zu treffen
6. Vt de entwöhnen; et võõrutama
ein Kind abnehmen [gew., wie im Russischen]
7. Vi de abnehmen; et alla võtma (kaalus), kahanema
Ich habe entsetzlich abgenommen
ein so starkes Abnemen deutet auf ein schweres Leiden. [Dieses „Abnemen“ ohne Yusaty bezieht sich nur auf die körperliche Fülle, nicht z.B. auf die Schwächung des Körpers oder Geistes. Man spricht wie in Deutschland: seine Geisteskräfte nemen ab, aber nicht: er nimmt ab in Bezug auf die Geisteskraft).]
In solchen Gegenden aber, wo Kiefern und Grähnen rar, und dagegen gute Laubholz-Stämme an Ellern, Espen und Birken vorhanden sind, da sollen die ersten Sorten zu denen Hofes-Gebäuden geschonet, und zu denen Bauer-Gesindern keine andere als Laubholz-Balken angewiesen werden, wie dann selbige, wenn sie vom December bis zum Ende des Februar und zwar in abnehmenen (!) Mondlicht, gehauen, abgescheelet und gut getrocknet worden, um ganz unverwerfliches Bauholz abgeben
8. Vt de abräumen; et koristama
Hast du den Tisch noch immer nicht abgenommen?

QUELLEN

Gutzeit 1859, 13
abnehmen, 1) abbrauchen. Sie haben noch wenig abgenommen, d.h. (von der Medicin) eingenommen. 2) einen, etwas, zeichnen, durch Malerei, Photographie bildlich wiedergeben. In Lebensgröße abnehmen, abgenommen; die Gegend ist von der Leite des Waldes abgenommen; er und seine Frau lassen sich abnehmen; er versteht nicht abzunehmen; sehr glücklich abgenommen sein (fast gleich: getroffen). Ich will mein Bild abnehmen lassen, d. h. mich malen oder photographiren lassen. Gew. In einigen Worterb. findet sich dies Wort in der Bed. von zeichnen, in andern, wie Grimm, nur von abconterfeien.

Sallmann 1880, 79
abnehmen durch Malen, Zeichnen, besonders Photographieren, aufnehmen; eine zu prüfende Lieferung, zustimmend übernehmen, besonders Rekruten.

Gutzeit 1886, 12
abnemen, 3) empfangen, eine Lieferung, zustimmend übernemen; Rekruten, empfangen. Auch in 390c. 79; ein Haus, das im Bau fertig ist. — Eine Parade über Truppen, st. abhalten, nach dem Russ., rig. Ztg. 1867. 138. — 4) Heu, abmähen; Kartoffeln, auf- oder ausnemen, aus dem Felde. — 8) zielen. Beim Schießen muss man gut abnemen, um zu treffen. — 6) Ein Kind, entwönen. Gew. Wie im russ. — 7) Ohne Beisatz, gew. in der Bed. von: magrer werden. Ich habe entsetzlich abgenommen; ein so starkes Abnemen deutet auf ein schweres Leiden. Dieses „Abnemen“ ohne Zusatz bezieht sich nur auf die körperliche Fülle, nicht z. B. auf die Schwächung des Körpers oder Geistes. Man spricht wie in Deutschland: seine Geisteskräfte nemen ab, aber nicht: er nimmt ab (in Bezug auf die Geisteskraft).

Gutzeit 1892b, 1
abnehmen einen Hafen. Hunde, die einzeln einen alten Feldhasen, ohngeachtet der von ihm gemachten schnellen Wendungen (Haaken) ergreifen (abnehmen) konnten, E. v. Rechenberg-Linten, Zustände Kurlands S. 48.
4) Heu, abmähen; Kartoffeln, auf- oder ausnehmen. aus dem Felde.

Masing DBWB, 93f.
abnehmen, st. (ápnēmən) 1. wegnehmen, konfiszieren. …daß es … zween verdächtigen Juden ein Fuchspferd … abgenommen habe … Mitauer Ztg. 1798, № 74. _ 2. ordnungsgemäß empfangen (vgl. Abnahme 2.) Mein Vater hatte dasselbe [Kordonhaus] … für Rechnung der Krone erbaut, und leider war es noch nicht „abgenommen” worden. Bienemann II, 200. … bei einer Pferdeaushebung wurde der … Fuchswallach … von der Kommission „abgenommen” … Rig. Rdsch. 1929, № 244. _ 3. † „das Licht abnehmen” heißt, das Licht schneutzen. FGuH, 4. _ 4. Heu a., abmähen; Kartoffel a., auf- oder ausnehmen. Gtz. N 1886, 12. _ 5. ein Kind a., entwöhnen. Gtz. N 1886, 12. _ 6. † eine Rödung (s.d.) a., Reste verkohlter Bäume entfernen. …/ nachdeme säumte er ja nicht / sein Land / … abzunehmen und zu reinigen / und dasselbe … auff die frische Asche zu besäen / … H.v. Neidenbg. 22. _ 7. † einen Hasen a., fangen. Hunde, die einzeln einen alten Feldhasen … ergreifen (abnehmen) konnten, gehörten … zu den Seltenheiten … Rbg-Lint. 48. ? _ 8. die Hunde a., koppeln. Georg rief den Pikör herbei. „Peter, nimm die Hunde ab! Wenn die jetzt der Spur folgen, so läuft der Boll noch meilenweit.” Ropp, Elk. 38. _ 9. zielen. Auf die nächste [Schnepfe] … werde ich von der Seite a. Guleke 50. _ 10. die Überkleider ablegen. Nehmt ab! .. wir setzen uns gleich zu Tisch. Carlile 82. _ 11. † abbrauchen. Sie haben noch wenig abgenommen, d.h. von der Medizin eingenommen. gtz. I, 13. _ 12. durcht Zeichnen, Malen, Photographieren bildlich wiedergeben. Herr Hentsch … offerirt sich mit seiner Geschicklichkeit im Silhouettieren … Er nimmt halbe und ganze Figuren in gleichen Familien … ab. Mit. pol. Ztg. 1796, Beilage z. 84. Stück. Die Gegend ist von der Seite des Waldes abgenommen; er versteht nicht abzunehmen. Gtz. I, 13. Heute wohl nur: photographieren. Hast du dich nicht auch wieder mal a. lassen? Holm Kerkh. 209. _ 13 abmagern. Er hat stark abgenommen.
¤ abnehmen „Offt kommt einem Viehe die jähe Uber-Blut an: … Ist es eine Kuh, nimt sie einen Tag vorher an der Milch ab.” (Neuer und Alter Curländischer Hof-, Land-, Schreib- und Haus-Calender 1727) s. auch abkanten
¤ abnehmen s. Abschließung!
¤ abnehmen „IX … In solchen Gegenden aber, wo Kiefern und Grähnen rar, und dagegen gute Laubholz-Stämme an Ellern, Espen und Birken vorhanden sind, da sollen die ersten Sorten zu denen Hofes-Gebäuden geschonet, und zu denen Bauer-Gesindern keine andere als Laubholz-Balken angewiesen werden, wie dann selbige, wenn sie vom December bis zum Ende des Februar und zwar in abnehmenen (!) Mondlicht, gehauen, abgescheelet und gut getrocknet worden, um ganz unverwerfliches Bauholz abgeben.” (Herzogl. Forstpatent, Peter, Mitau 29.XII.1769. _ Gedr.)

Nottbeck 1987, 16
K.L.R.

abspritzen V [h]
1. Vt de ausspritzen
eine Feder abspritzen 'eine Feder, die Tinte, die an ihr haftet, durch ein Schnellen zwischen den Fingern entfernen'
einen Malerpinsel abspritzen [weniger als ausspritzen]
2. Vt, Vr de abschütteln; et (end) raputama
ein Hund, der im Wasser gewesen, spritzt dasselbe oder sich ab
3. Vt de bespritzen, einspritzen; et piserdama
ist die Wäsche schon abgespritzt?

QUELLEN

Gutzeit 1859, 20
abspritzen, 1) eine Feder, die Tinte, die an ihr haftet, durch ein Schnellen zwischen den Fingern entfernen; einen Maler pinsel. Weniger als ausspritzen. 2) ein Hund,der im Wasser gewesen, spritzt dasselbe oder sich ab. Sinnv. abschütteln. 3) zuweilen st. bespritzen, einspritzen. Ist die Wäsche schon abgespritzt?

Sallmann 1880, 78
abspritzen die Wäsche, bespritzen

Masing DBWB, 137
abspritzen, sw. (ápšpritsən) 1. Tinte von einer Feder von einer Malerpinsel a., durch ein Schnellen zwischen den Fingern entfernen. Gtz. I, 20. _ 2. Wasser aus dem Fall durch Schütteln des Körpers entfernen. Der Hund spritzt das Wasser (sich) nach dem Bade ab. Btz. I, 20. Sallm. 78.

auflaufen V [h/s]
1. Vi
Bei seinem schnellen Gesuche lief der Hund dem Wilde auf
2. Vi Seem. 'auf Grund geraten' de stranden
3. Vr
Ein goldenes Sümmchen läuft sich bald auf. 'kommt bald zusammen'
4. Vi
Wenn den Kühen der Leib sehr aufläuffet, welches man insgemein die Parr nennet
Blatter oder Plarr ist eine Krankheit, welche Ochsen und Kühe gemein haben, und daraus zu erkennen ist, wenn ihnen der Leib sehr aufläuft und das Athemhohlen schwer ankommt

QUELLEN

Zink 1880, 389
Blatter oder Plarr ist eine Krankheit, welche Ochsen und Kühe gemein haben, und daraus zu erkennen ist, wenn ihnen der Leib sehr aufläuft und das Athemhohlen schwer ankommt

Gutzeit 1859, 59
auflaufen Ein goldenes Sümmchen läuft sich bald auf, kommt bald zusammen

Gutzeit 1886, 67
auflaufen Bei seinem schnellen Gesuche lief der Hund dem Wilde auf, 333. 74. - Wenn den Kühen der Leib sehr aufläuffet, welches man insgemein die Parr nennet, 412. 43.

Kobolt 1990, 47
auflaufen st. V. stranden. nhd. auflaufen Seemannspr.: 'auf Grund geraten'

Beschleunigung die

QUELLEN

Gutzeit 1886, 133
Die Ärzte sprechen v. einer abnormen Beschleunigung der Blutbewegung in gleichem Sinne wie: vermehrte Schnelligkeit der Blutbewegung; sie sprechen von einem beschleunigten Pulse (p. acceleratus), in ders. Bed. wie häufiger Puls (p. frequens) u. unterscheiden den häufigen Puls von dem schnellen (p. celer), sehr uneigentlich, da schnell u. häufig im Begriffe zusammenfallen. Der pulsus celer wäre ein schnellender. Dies Mittel bewirkt eine Beschleunigung des Pulses; der Puls ist etwas beschleunigt, d.h. rascher als der Norm nach.

Besemer der
‣ Varianten: Besmer
et päsmer, margapuu

QUELLEN

Ewers 1831, 205
hölzerne Schnellwaage

Gutzeit 1859, 123
Besemer oder Besmer. Grimm sagt: „Besemer od. Desem, eine Art Wage in den holsteinischen Haushaltungen.“ „Ein undeutsches Wort, das mit dem Worte Besen nichts zu schaffen hat.“ Parrot meinte, das Wort sei ein russisches und müsse eigentlich heißen Besmen (gespr. Besménn), welches wörtlich: ohne Veränderung, nämlich des Gewichtes, bedeute. Vgl. 175. 1836.14. Diese Ableitung ist aber der russischen Wörterbildung nicht entsprechen, und sodann ist erwiesen, dass der Gebrauch des Besmers von der Ostsee her den Russen bekannt wurde.
Hier, wo diese Art Schnell- oder Balkenwege gäng und gäbe ist, finde ich das Wort zuerst in dem plattdeutschen Civiloquium Riga's von 1375 und in der ebenfalls plattd. Bursprake von 1412. Geschrieben ist daselbst das Wort: besmer. Nie wird es 3sylbig gesprochen, und nur hier und da so geschrieben, z.B. 151 und 157. Gesprochen und geschrieben wird auch Beßme (weiblichen Geschlechts!); in Reval und Riga auch Beßmer, vgl. 91 und 172.1769.40; endlich Besmett und Besmitt. Gadebusch schreibt auch Besmar, 180.IV.1.277. - Alle Pfündigere und Beßmare, findet man 197, in d. Verordnung über Maß und Gewicht. Die rig. Anzeigen (172) haben: Besmer, 1794.124, und Bessemer, 1799.223. Hinsichtlich der Aussprache ist zu bemerken, dass das c theils gedehnt, theils geschärft, das s theils scharf, theils weich lautet. Daher sprechen wir: Bes'mer, Beßmer und Bes'semer.- In Posen (163) Inßert.

Sallmann 1880, 16
Besmer ‹ schwed. Besman die aus einem Stab mit bleibeschwertem Kolben bestehende Schnellwage, die an einem Bindfaden im Gleichgewicht gehalten wird.
r. besmen, dän. bismer, holst. Besemer.

Gutzeit 1886, 136ff.
Besmer. Ihre in Glossar. suiogoth. lat. leitet das schwed. besman od. besmar ab vom ital. peso a manu d.i. libra manualis Handwage. Passarge (vgl. Frischbier in 476) meinte, daß das isländische badm-r Baum dem Worte zu Grunde [..........]sigkeit, bezwstyd, russ. безначальство Unordnung u.a. In der Bed. Unveränderlichkeit kommt aber poln. bezmian nicht vor und Unveränderlichkeit wäre doch kein Wort, um eine Schnellwage zu bezeichnen. Die andere poln. Gestaltung przeźmian, welche ins Böhmische als prezmen übergegangen, lässt geradezu gar keine Deutung zu, wenigstens keine dem bezmian - безменъ entsprechende. Das poln. bezmian scheint außerdem nicht in der Schriftsprache vorzukommen; es ist wahrscheinlich dem Russischen entlehnt, wie das böhmische dem Polnischen. Die südlichen Slawen kennen das Wort überhaupt nicht und gebrauchen d. dafür geltenden griechischen Ausdruck statira; als altslawisch wird безменъ auch von Fr. Miklosisch im Lex. pal. slow. nicht verzeichnet. Selbst der verstorbene Akademiker Ssresnewsky, welcher über die angeblich aus dem Skandinawischen ins Altrussische übergegangenen Wörter in s. Мысли объ исторiи русскаго языка С.-П. 1850 seine Ansichten dargelegt hat, kann keine Beweise für die russ. Herkunft des Wortes Besmen liefern, meint aber, man dürfe nicht unberücksichtigt lassen, dass nicht blos im Polnischen besmian = przezmian = przemian sich vorfinde, wo a richtig ѣ vertrete, sondern auch im Böhmischen prezmen, welches in 2 zusammenfallenden Bedeutungen: Schnellwage und Wippgalgen begegne. Die oben befindlichen Angaben über den polnischen u. böhmischen Ausdruck tun dar, wie nichts bedeutend dieser Hinweis ist. - Die Erklärung: ohne Veränderung könnte übrigens nur in dem Umstand Berechtigung finden, dass das in dem Kolden liegende Gewicht keine Veränderung, keinen Wechsel erleidet. Die Handhabe dagegen, mag sie an einer Schnur oder an einem Schieber angebracht sein, welche die Schwere des zu wiegenden Gegenstandes bestimmt u. dadurch gerade die Hauptsache ist, wechselt beständig, wird beständig verschoben. Fr. Miklosich (Etymologisches Wörterbuch der slaw. Sprache, Wien 1886, S. 8, verzeichnet: batmanu, russ. батманъ neben безмѣнъ ein bestimmtes Gewicht. Daneben безменъ kleinruss. bezmin, poln. bezmian, etc., nordtürkisch batman, altnord. besman, bismann u.s.w. - Das von Miklosich russisch genannte бáтманъ oder батмáнъ ist aber keineswegs russisch, sondern ein ins Russische aufgenommenes türkisch-tarisches Wort, welches ein Gewicht verschiedener Schwere bezeichnet. Die Schwere dieses Gewichts wird sehr abweichend angegeben. In Kasan soll es nach Einigen 3 Pud, nach Anderen 10 ..., in Astrachen 15, in Taurien 8, in Georgien 12 ..., nach Anderen in Taurien u. Transkaukasien 28 Pud sein! Jedenfalls aber beschränkt sich das Wort auf die ehemals türkisch-tatarischen Gebiete des russischen Reichs. Zweitens dürfte es bedenklich sein, батманъ und безменъ neben einanderzustellen, da die Begriffsverschiedenheit eine Vereinerleiung nicht gestattet. Drittens begegnet das russ. безменъ zuerst im Norden Russlands u. das altn. besman in den skandinawischen Reichen, wohin das türkischtatarische Wort einen Einfluss sicherlich nicht geübt hat.
Der älteste mir bekannte Beleg des Wortes stammt aus den J. 1203-1209. In den Rechten der Lübecker, welche ihnen auf den Märkten zu Skanoer u. Falsterbo auf Schonen von König Waldemar II erteilt worden, heißt es: posset vendere cum pondere et besemere et cum punder. Dagegen in d. Briefe Waldemars, Königs von Dänemark, v.J. 1326: bysmer; in der Erweiterung u. Bestätigung der Freiheiten Lübecks durch den König v. Schweden wiederum: Besmer. (vgl. Sartorius-Lappenberg, Gesch.d.D. Hansa II.12) Es dürfte daher keinen Grund haben, anzunemen, dass unser Besmer sich schon sehr früh aus schwed. besman entwickelt habe, wie Sallmann in 390c. 16. angibt.
Die älteste Schreibung bei uns, in der rigischen Bursprake von 1376, ist Besmer, in der nächst folgenden von 1405 Besemer; Besmen kommt bei uns nicht vor, auch kein Bismer, welches im Dänischen, u. kein besman, welches im Schwedischen begegnet. Das schwed. besman weicht durch „man“ von dem dän. bismer ab, steht dagagen dem russ. безменъ nahe; das dän. bismer steht wiederum in Übereinstimmung mit unserem u. dem niederd., in Holstein u. Preußen gebräuchlichen Besmer. Wie das Niederseutsche aus Besen Desen und Desem bildet, so auch aus Besmer ein Desemer. Wie soll sich aber nd. desem (nach Boss im Holsteinschen) oder desen (bei Berghaus und Frischbier), welche durch ihr d statt hochd. b ganz dem Worte Besen entsprechen, aus Besemer entwickelt haben? Sollen es nur Verstümmelungen od. Verkürzungen von Besemer sein? Berücksichtigt man die lautliche u. begriffliche Übereinstimmung von Desem (Schnellwage) u. Besen und das für Besen von Grimm angenommene goth. bisma, ferner die äußerliche Ähnlichkeit zwischen einem Kehrbesen u. dem Desem (Besmer), bei welch' letzterem der Kolben dem Strauchbündel, der Baum dem Stiel des Besens entspricht; so scheint es nötig, eine weitere Untersuchung über den in Grimms Wtb. enthaltenen Ausspruch anzustellen: Desem = Besemer hat mit Besen nichts zu schaffen.
Wenn als ursprünglich oder wenigstens älteste Wortgestalt das schwed. besman oder das russ. безменъ (Besménn) angesehen werden, so ist ersichtlich, dass das Niederdeutsche, das Dänische und unser hiesiges Deutsch die Endungen en und an in er verwandelt, ihrer Sprechweise anbequemt hat. Das Littauische hat bezmenas angenommen, dem Polnischen od. Russischen folgend, Letten und Esten - auffallend genug - das deutsche Wort: besmeris od. besmers (bei Lange indessen auch besmens) die Letten, päsmer die Esten.
Mit richtigem Bessemer abpassen, 328. 217; mit dem Besemer abwegen, ebda 218; in einer anderen Stelle ebda: Beßmer.
Der rigasche Mechaniker G.H.Steuwer hat die rohe, seit Jahrhunderten übliche Einrichtung des Besmers in ausgezeichneter Weise verbessert durch die Anbringung eines Schiebers, statt der an der Handhabe befindlichen Schnur. Dies sind die Steuwerschen Besmer, welche die früheren fast ganz verdrängt haben.

Masing 1933, 63
Besmer - Schnellwage

Grosberg 1942, 221, 320
Bessemer (ss - stimmhaft) - Schnellwaage
ein Klümpchen Wachs am Bessemer zu befestigen

Stegmann von Pritzwald 1952, 412
Besemer, Besmer „Balkenwaage“

Flügge-Kroenberg 1971, 8/9
Ganz klar ist die niederdeutsche Herkunft dieses Wortes. Es bedeutet eine einfache Handschnellwaage. Dieser Ausdruck ist auch in Schweden und Dänemark, manchmal in einer etwas veränderten Form zu finden. Eine in Norddeutschland seit alter Zeit gebrauchte primitive Hauswaage, sie stellt eine Vereinfachung der ungleicharmigen Schnellwaage mit Laufgewichten dar. Der Besemer besteht aus einem Waagebalken, der an einem Ende mit einem Haken zum Aufhängen des zu wiegenden Gegenstandes versehen ist und in einer Hülse mit Zunge verschoben wird, bis ein Gleichgewicht mit der zu wiegenden Last erzielt wird. Sehr interessant ist, daß man solch eine Schnellwaage in sehr kleiner Ausführung schon in Pompeji gefunden.

Besmer
‣ Varianten: Besemer
Besemer
et päsmer, margapuu

QUELLEN

Bergmann 1785, 8
ein dänisches Wort uns ein dänisches Gewicht, die Schnellwage.

Hupel 1795a, 22
Besmer, der (aus dem Dänischen; eigentlich Beasamer) ist eine hölzerne Schnellwage, deren sich Deutsche, Russen und Bauern durchgängig bedienen.

Sallmann 1880, 16
[schwed. Einfluß] Dagegen ist aus besman schon früher Besmer geworden (vgl. Sartorius a.a.O. II, 12.312.425.494, wo sich besemer, bisemer, bysmer findet), die aus einem Stab mit bleibeschwertem Kolben bestehende Schnellwage, die an einem Bindfaden im Gleichgewicht gehalten wird, r. besmen, dän. bismer, holst. Besemer.

Masing 1926b, 59
Bĕsmer (stimmhaftes s) „Schnellwage“ (mnd. besemer; Schumann, S. 17; Frischbier I, S. 75).

Sprach-Brockhaus 1950
der Besemer, Besmer - Schnellwaage mit Laufgewicht.
lt. slav. a.d. Türkischen, russ. безменъ

Kobolt 1990, 65
Schnellwaage, Laufgewichtwaage, Riga schon 1325.
mnd. besemer 'eine Art Wage, die durch eine mit Blei ausgegossene Kolbe, auf einem Seil schwebend, die Last gegenüber bestimmt“; pomm. Besemer, Bäsemer 'Hand-Waage, Schnellwaage: Elbing: Besemer 'Handwage von Stock mit Bleiknopf; Schleswig-Holstein 1977: Bes(e)mer.


QUELLEN (Informanten)
Lange, Harald: Riga, Südlivland
Bessemer - Handwage

Freytag-Löringhoff, Udo Baron: Gut. Rawen (Kurland)
Bes(e)mer . Waage. Durch die Gewichtswaagen stark außer Gebrauch gekommene Aufhängewaage, mit Kolbenskala-Laufschiene u. Aufhängehaken, obenauf der Griffbügel (in Mecklenburg noch unter der Bezeichnung „der Däsen“ bekannt). Bsp. man setzte uns als Kinder in eine Hängematte, knüpfte siese an dem Haken fest u. hob uns mit dem Bügelgriff zum Wiegen in d. Höhe. (Kurland, u., m.W., im ganzen Baltikum).

Neander, Lena von: Riga, Kurland; Petersen, Herbert: Fellin, Dorpat, Reval; Beritz, Alide: Goldingen, Rujen (Kurland, Livland); Anderson, Harry: Dorpat; Schlau, Wilhelm: Livland, Mitau; Seefeld, Gotthard, Baron: Pussen, Kreis Windau
Beritz: Form einer Holzkeule mit Gewichtsbezeichnungen


Wage ohne Gewichte (meistens aus Messing) 05.0425

Bombengewicht das

QUELLEN

Gutzeit 1859, 141
Schnellwage mit Bombengewicht. 172. 1814. 12.

einschießen

QUELLEN

Gutzeit 1864, 243
einschießen, 1) durchschießen, einsinken, wie das in Morästen u. tiefen Schneelagen auf Wegen bei eintretendem Thauwetter geschieht. Nur von Pferden u. Vieh. Die Pferden schossen beständig ein, sie schossen bis an den Bauch ein. Vgl. Grimm 6. — 2) Wild, todt schießen u. einbringen. Bei St.: todtschießen.

Sallmann 1880, 103
einschießen in einem Morast, einsinken.

Gelehrter der

QUELLEN

Gutzeit 1877, 333
Gelehrter. Einen Gelehrten ausmachen, stud., ein Art Trinkzweikampf. — Man machte Gelehrten aus ohne Ende. Das „Gelehrten Ausmachen“ ist ein Trinkduell, 465. 99.

Gutzeit 1898, 13
Gelehrter. vgl. Nachträge v. 1886. Harmloser und einfacher, als H. Bosse (1851—57) in 465. S. 89 mitteilt, spielte sich die Sache ab bis zu Ende 1839. Einer der Kneipenden forderte einen anderen auf, einen Gelehrten mit ihm zu „trinken“ oder „auszumachen“. Wer am Schnellsten und Meisten die Gläser (Punsch oder Bischoff) leren konnte, war der Sieger; der Vernünftigere, welcher Maß zu halten verstand, der Unterliegende.

Boehm 1904, Sp. 102
Die Sitte der Bierskandäler und ihre Formen sind von deutschen Universitäten übernommen: man unterschied den „Bierjungen“, den "Gelehrten" und den Kirchhof, dies wie es scheint eine landschaftliche Umbenennung und Umformung des deutschen „Gottesackers“. Doch während bei diesem acht Gläser geleert werden mußten (Kluge), ist dem strengeren nordischen Brauch erst Genüge geschehen, wenn einer der beiden Parten unter dem Tische lag. Zur Entschuldigung meiner Landsleute sei die Bemerkung gestattet, daß ich während meiner ganzen Studienzeit nur einmal Zeuge des rohen Brauchs gewesen bin, und damals waren die Beteiligten ein Russe und ein Lette.

Gesuch das

QUELLEN

Gutzeit 1889b, 353
Gesuch, das. Bei seinem schnellen Gesuche lief der Jagdhund, zumal wenn er über Wind war, dem Wilde auf, 330. 74. vgl. Grimms Wtb. unter Gesuch 1).

heidi Adv

QUELLEN

Gutzeit 1889b, 505
heidi. Zur Bezeichnung des Schnellen und Lustigen. Heidi, heidi rufen sich die Kinder zu, wenn sie Pferdchen spielen; mit einem Heidi liefen die Kinder davon. Das ist ein Heidi! eine wilde Jagd. — Der Ton fällt gew. auf die letzte.

Seemann von Jesersky 1913, 125
heidi, w. weg, fort. Da war das Geld heidi.

Knippat

QUELLEN

Masing 1924-1926, 420
Knippat kl. Junge
4) Kníppăt (gehört wohl zu mnd. knippe, vgl. Lübben-Walther a.a.O. D. 179: „knippe(n) ..., Schnellen mit dem Finger, Fingerknips“ und Weigand-Hirt a.a.S. 1078: „Knips ... Schnippchen, leichter Schlag ... Zwerg, Knirps ... Nebenform von Knipp ..." Die Endung - at auch in Pluckat „Habenichts“, vgl. mnd. plucken „im Kleinhandel verkaufen“ und Luppat „Lump“.)


QUELLEN (Informanten)

Knippat kleiner Junge WL 4,48. 3x im lett. Spr., 1x im estn. belegt.

Knippchen das
‣ Varianten: Knipchen

QUELLEN

Gutzeit 1874, 62f.
Knipchen, meist Knippchen, das, von Bergmann erklärt mit: Schnipchen, von Hupel mit: Schnipfchen oder Klippchen. Weiln er für dem Eltermann Knipchen geschlagen, gestrafet mit 60 Mk., 349. XXI. 1. 1650/51; Knipchen auf einen schlagen, ebda., J. 1649/51. Hochdeutsch: Knippchen, Schnippchen, nd. Knipken. Ein Bauerarzt, der mit einem Knipchen auf sein Eisen zur Ader lässt, Stender, d. h. mit einem schnellenden Druck.

Sallmann 1880, 34
Knippchen Schnippchen.

Gutzeit 1889a, 38
Knippchen, Schnippchen. Ein K. in der Tasche machen, nicht offen mit seinem Tadel, Spott u dgl. hervortreten. Ähnlich wie die Faust in der Tasche ballen.

knipsen

QUELLEN

Worms 1905, 87
knipsen: Tante legte die Brille fort, knipste mit ihrem Fungerhut am Finger auf und ab und ...

Seemann von Jesersky 1913, 137
knipsen, w. mit den Fingern fortschnellen.

Masing 1926b, 11
knipsen - schnellen (opr. + bd.)

Külken das

QUELLEN

Gutzeit 1874, 114
Külken, das, hochd. Käulchen, Kügelchen. Die Schnellkugeln oder Külcken, globuli, 353. 58; die Marmel-Külcken, globuli marmorei, ebda. Es ist nd. und dasselbe was Kulken und Küliken. vgl. zu diesem Wort das lett. kilkeni und Knüpkülichen.

Kurier der
‣ Varianten: Courier

QUELLEN

Gutzeit 1864, 172
Courier. Grimm sagt, man brauchte es sonst auch f. Lauf. In diesem Sinne noch seht. Im vollsten, schnellsten C. fahren, laufen, reiten; Courier fahren od. reiten: sehr schnell, wie ein Courier.

Meisterschaftssystem das

QUELLEN

Gutzeit 1892b, 34
Meisterschaftssystem, zum schnellen Erlernen einer Sprache. Eine Methode der Neuzeit.

Nu

QUELLEN

Gutzeit 1887b, 295
Nu, Augenblick. Wir kennen und gebrauchen dies Wort nur in Verbindung mit in: im Nu und in einem Nu, im schnellsten Augenblick, niemals mit an, auf oder von. Es erinnert an lat. ad nutum. — Wenn Nu, für welches Einige auch Nun benutzt haben, ein verhauptwörtlichtes Nebenwort sein sollte, so könnte die Sprachlehre nur ein sächliches, kein männliches Nu oder Nun als richtig anerkennen. Wir bei uns empfinden es als männlich. —
Die Belege, die in Grimms Wtb. zu Nun und Nu geliefert sind, wollen ihnen nur den Begriff von kürzester Augenblick zu erkennen. Sie lassen aber als zutreffender zwei Bedeutungen finden, von 1) das Jetzt, die Gegenwart, und 2) von: schnellster, kürzester Augenblick. Die letztere insbesondere und fast ausschließlich in der Verbindung mit in, aber auch anderen Vorwörtern; die erste z. B. in den unter 1) angefürten Belegen: Man redt von Zeit und Ort, von Nun und Ewigkeit; wie daß wir in dem kurzen Nun nicht unserm Leibe gütlich thun. In Verb, mit Vorwörtern ist von den Schriftstellern Nu vorgezogen dem Nun. Wenn sie beide angezeigte Bedeutungen nicht unterscheiden, so kann das als Ausname angesehen werden oder aus der Ansicht hervorgegangen sein, dass das Nun und der (das) Nu ein und dasselbe, Nun aber das gemaltere, bessere Wort wäre.

Pastellbote

QUELLEN

???, 40
Pastellbote, welche die nächsten Wege durch Urwald und Sümpfe benutzten, wurden in allen Zeiten im Baltikum zur schnellen .....ichtbaren (?) Übermittlung verwandt.

Punder der

‣ Synonyme: Punderchen

QUELLEN

Gutzeit 1887b, 406
Punder, der, „das Schiffpfund zur Fuhr,“ 180. III. 2. 151. In alten Zeiten Livlands 1) große Wage, in Schiller-Lübben erklärt: große Schnellwage, pondarium. Punder wird von Besmer unterschieden. So wird im Inventar, d. rig. Kaland v. 1572 erwänt: i oldt iseren punder ohne lodere und 1 besemer. 2) Gewicht von ½ livl. Talent (Lispfund). Diese Bed. wird von Schiller-Lübben nur aus Livland belegt und zwar aus Urk. u. J. 1225 und 1294, russ. пундарица. - Es muss auffallen, dass Punder in Livland ebenso wie Besmer (безменъ) im Russischen sowol eine Wage als ein Gewicht bezeichnet.

Gutzeit 1890, 406
„das Schiffpfund zur Fuhr,“ 180. III. 2. 151. In alten Zeiten Livlands 1) große Wage, in Schiller-Lübben erklärt: große Schnellwage, pondarium. Punder wird von Besmer unterschieden. So wird im Inventar. d. rig. Kaland v. 1572 erwänt:i oldt iseren punder ohne lodere und 1 besemer. 2) Gewicht von ½ livl. Talent (Lispfund). Diese Bed. wird von Schiller-Lübben nur aus Livland belegt und zwar aus Urk. v. J. 1225 und 1294, russ. пундарица. - Es muss auffallen, dass Punder in Livland ebenso wie Besmer (безменъ) im Russischen sowol eine Wage als ein Gewicht bezeichnet.


QUELLEN (Informanten)
Engelhardt, Hans Dieter von: Dorpat
Ist dein Punder voll? Bist du satt? (Punderchen) WL 3,21

rupps Interj

QUELLEN

Gutzeit 1887a, 70
rupps, zur Bezeichnung des Schnellen. Rupps, war er davon, vgl, rups in Grimms Wtb.

schnallen

QUELLEN

Gutzeit 1898, 148
schnallen, einen, 1) drängen, schrauben, quetschen; 2) schnellen, betrügen.


QUELLEN (Informanten)

schnallen essen, WL 3,21. 1x im estn. Spr. belegt.


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