[BSS] Baltisaksa sõnastik

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Päring: osas

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pfui Interj
‣ Varianten: fui

DAZU:
siehe auch Interjektionen

QUELLEN

Gutzeit 1887b, 354
pfui, fast durchweg fui lautend. Grimms Wtb. sieht es für entlent an aus gr. φευ, lat. phui (bei Plautus!), und die Gestaltungen phi, psi, fi aus griechlat. phi oder franz. fi. Das ist ganz unwahrscheinlich, ja ganz unglaubhaft; es mussten sonst auch russ. тьфу, тфу und фу oder poln. pfa, pfe, pfy dem griech., lat. od. deutschen entnommen sein. Bei uns, wie auch in Kur- und Estland sind für pfui od. fui noch gewönlich sich (in Achen fig oder fieg), foi und fä, welch letzteres - in poln. fa oder fe sich wiederfindet; und fu (bei uns und nd.), welches bei Plautus lat. fue lautet. Wir haben auch statt pfui die Ausdrücke woi und wui, doch in beschränkterem Gebrauch; foi ist auch der beruhigende Zuruf vieler Kutscher an Pferde, die irgendwie unbändig sind od. unruhig stehen. Der Kutscher... ließ von Zeit zu Zeit ein beruhigendes „Foi! Foi!“ hören, Pantenius, Rothes Gold S. 23. Fui, foi, fä, fi, sich u. s. w. sind offenbar nur Empfindungslaute oder Empfindungswörter, in denen f od. pf als Ausdruck des Ekels od. Unwillens gewissermaßen aus dem Munde hervorgestoßen wird; Entlenung aus dem Griechischen, Lateinischen oder Französischen ist zurückzuweisen. Stets ohne Rection gebraucht; der Gebrauch mit Wess-, Wem- u. Wenfall nicht begegnend und seltsam erscheinend. Statt pfui dich, pfui den Teufel! hören und sprechen wir nur: pfi und pfui (der) Teufel; statt pfui dich, schlechter Mensch, nur: pfui, du schlechter Mensch; statt pfui dem od. des Bösewichts nur: pfui, der Bösewicht. Daher auch die gewönl. Wendung: pfui Schande! d. h. schäme dich od. schämt euch. Dieses pfui Schande ist auch, nach Sallmann (390c. 111), besonders beliebt in Estland; er bemerkt, in Deutschland würde man sprechen: o wie!
Ganz gewönlich ist pfui nichts als ein Flickwort zur Andeutung einer Verneinung; nicht selten verstärkt durch Nein. Es sieht sehr nach Regen aus, sagt der Eine, und der Andere antwortet: pfui, es wird nicht regnen, st. das ist nicht zu erwarten. Was machst du hier? wird gefragt und geantwortet: Pfui, ich steh' nur so! — In derselben Weise wird dies fui in Petersburg gebraucht. So heißt es in 383. II. 167: „Pfui nein! statt einfaches Nein. Wirst du noch lange hier bleiben? — „Pfui! Nein!“ Bei den Fragen: Waren Sie schon in der Kirche, bei ihrer Geliebten, auf der Parade, im Klubb oder sonst wo? ist der Verneinungsfall immer mit einem pfui begleitet und soll nichts als das Nein verstärken.“ — Die rig. Ztg. v. 1876. 3 berichtete nach Berliner Blättern, dass die Interjection pfui in Liv.- und Kurland „nein“ bedeute. Auf die Frage: ich habe Sie so lange nicht gesehen — Sie sind doch nicht krank gewesen, könne man in Riga od. Mitau sehr oft die Antwort hören: o pfui, ich bin ganz gesund!Der Eintretende fragt: Ich störe doch nicht? und erhält die tröstliche Antwort: pfui, Sie sind sehr willkommen! — Sallmann (390 c. 111) sagt: pfui wird allgemein auch dann gebraucht,wenn durchaus nicht etwa ein hoher Grad des Abscheus od. Ekels ausgedrückt werden soll, dafür wird fä, foi od. fich gesagt, sondern nur etwas verneint werden soll: „Sie wollten ja aufs Land fahren?“ — „Pfui, die Pferde waren schon fort!“ - Ihre Tochter ist schon confirmirt? — Pfui nein, sie ist ja erst 15 Jahr alt.“ — Dieser Gebrauch des pfui reicht bis in den Anfang dieses u. das Ende des vorigen Jahrh. zurück.

Eckhardt 1896, 31
pfui bloß Verstärkurg einer Verneinung.

Seemann von Jesersky 1913, 155
pfui, fui, als Bekräftigung gebräuchlich. Für wie reizend, nett.

Stegmann von Pritzwald 1951, 182f.
Zur Gefühlsbetontheit der baltendeutschen Rede gehört ferner die Ausnutzung aller Verstärkungsmöglichkeiten: „Ist Ihre Tochter schon konfirmiert?“ - „Pfui nein!“ (Auch „pfuich, nein!“ mit lautlicher Verstärkung des Hauchtones). „Pfui“ ist also nicht Blasphemie, sondern energische Verneinung. Ähnlich etwa: „Hotz, ist das ein Wetter heute!“ („hotz“, „chotz“ aus gehauchtem p(h)otz in potz tausend, potz Blitz). Statt des Superlativs mit dem farblosen „sehr“ wählt man gern superlativische Doppelungen: „herzlich, herzlich willkommen“, „ein ganz, ganz klein bißchen“. Oder Steigerungen durch besondere Syntagmen: „Es war haarig nett!“, „Er war doll schmantig“ („schmantig“ von frz. „charmant“ unter Anlehnung an Schmant „Sahne“). Oder Komposita: „dreidammlig“ = sehr dammlig, „Doppelknot“ = ganz Angebildeter

Nottbeck 1987, 66, 67
Pfui - Ausdruck d. Ablehnung, Verneinung / E.K.L.R.
Oft ausgesprochen wie „Fuich, wo denkst du hin“.
Pfui Schande - Ausdruck des Tadels / E.K.L.R.
pfui Schande! Ein Junge weint nicht.

Kobolt 1990, 199
pfui, meist fui gesprochen, Interj. der Abscheu, oft auch lediglich zur Steigerung gebraucht, z. B.: Pfui Unsinn! Pfui wie nett! mnd. pfui di an! Interjektion des Unwillens; nhd. pfui!


QUELLEN (Informanten)
Lange, Harald: Riga, Südlivland
Pfui! Pfui, wie nett (wird hier nicht verstanden, denn pfui deutet auf was Schlechtes hin).

Kerkovius, Martha: Riga
pfui nur verächtlich, wie hier.
„pfui, wie schön!“ „pfui nein!“


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