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d

QUELLEN

Gutzeit 1864, 172f.
Anlautend st. t in nicht wenigen Wörtern als Ueberbleibsel od. Einwirkung des nd.: Danne, dauen, Dauwetter, Daumel, daumlich, dausend, doll, dollen, Dollhaus, Dollheit, Drab, draben, Dräber, Dracht, Drift, düchtig. Noch vor 20-30 Jahren waren diese Wortformen gewönlich; jetzt verschwinden sie und erhalten sich nur in scherzhafter, vertraulicher und vernachlässigter Rede, od. im Munde des ungebildeten Mittelstandes. Indessen bevorzugt man noch gern: Dille, Docht, Dräber (Pferd), Dräberbah, Dräberschlitten, Dräbern (von Korn), Dreskammer, Drift (Tauben), Digel (Tigel).
In manchen Wörtern ist sowol d als t gebräuchlich. Daber u. Tafer, Dachtel u. Tachtel, Dalchen u. Talchen, daunend u. taunend, Dolle u. Tolle (am Bot), Draff u. Traff.
Inlautendes d war früher in siebender, vierder, neunder, zehnder, under, hinder st. siebenter, vierter u.s.w. Jetzt noch gew. in bladen, dudeln, bedutteln st. blatten, düteln, betudeln und fast durchweg in Brode, Brodes, in Borde, Wade (Netz) u. waden st. Borte, Wate u. waten. Als Überbleibsel des nd. außerdem häufig in Längde, Klagde, Krümbde, Wärmde, Räumde, Högde, Nägde f. Länge u.s.w.; auch engder, längder st. enger, länger.
t für an- und inlautendes d nur im Beginn des nhd. Zeitraums als Ueberbleibsel des mhd., welches auf dem platten Lande Livlands beim Adel u. bei Geistlichen nicht wenig verbreitet war u. auch in ihren Schriften nicht selten begegnet: Betruck, beträngt u. betranget, miltern, Verterb, Untertrucker.
dd häufig u. übergegangen aus dem nd.: schmaddern, schmuddern, spiddig, Flidder, fliddrig, fluddrig, pluddrig, pluddern, pladdern, gnaddrig, Dedder, verheddern, broddeln, bruddeln und viele and. Viele dieser Wörter erhalten, ebenso wie bei bb, eine gewisse Milderung hinsichtlich ihrer Bedeutung. Schmuddelig, suddeln, broddeln, bruddeln sind daher milder als schmutzig, sudeln, brodeln, brudeln.
Auslautend wird d deutlich gehört in: bland, blond, fad, Camerad u. mild, im Familiennamen Budberg (gespr. Budd'berg), in den Taufnamen Edgar, Edmund, Hedwig (in allen dreien edd') u. Ludwig (gespr. Lud'-, unedel Ludd'wig). - In der Aussprache nie mit t verwechselt; dt im Namen Klodt von Jürgensburg wie einfaches t.
Nachschleppend wird oft gehört in eben u. ebenso, gespr. ebend u. ebendso; in pfützendnass st. pfützennass; in Superlativ-Endungen, z.B. der erhabendste st. erhabenste, wie auch in Reval (vgl. 322). Oft wiederum verschluckt in nachlässiger Rede, z.B. in stehends, eilends, u. ebenso wie t in Superlativ-Endungen: am Vollendesten, die bedeutensten, der Gesittete, aber nicht: der gescheiste f. gescheidteste, wie Hoheisel (322) von Reval anführt.

Gutzeit 1886, 205
In Sprachlehren heißt es, dass die Auslaute in bat und Bad, Rad u. Rath, Gewand und gewandt u.s.w. schwer zu unterscheiden seien. Bei uns wird jedes auslautende d nach einem gedehnten Selbstlaute vollständig wie t gesprochen, nach einem geschärften aber wie tt. Daher lautet Rad wie Ratt. Rattmacher wie Rattmacher, Bad wie Batt, Tod dagegen wie Tot und Pfad wie Fat, Rath wie Rat, Gewand u. gewandt ganz gleich. Unsere Schule hat sich nicht mit der wunderlichen Unterscheidung von d und t zu beschäftigen u. das d ein weiches t, das t ein hartes d zu nennen.
Deutlich zu hören in mild, blond, bland, fad, Camerad, Findling, Händlein, Pferdlein u.a. auf lein, dagegen wie t in Fündchen, Pferdchen, Händchen u.a. auf chen. Das d in Findling u.s.w. wird halb zur ersten, halb zur 2. Sylbe gezogen, als wenn geschrieben stände: Find-dling, Händ-dlein, Pferd-dlein; - ebenso in Pfründner u.a. Das nd. d macht nicht selten den Übergang oder das Mittelglied zwischen hochd. t und slaw. oder lettischen d: Thür - lett. duris, litt. durrys, russ. дверь, goth. daurô;; Tropfen - nd. drope und drape, lett. drapes (Arzneitropfen); teuer - lett. dahrgs, russ. дорогъ Taube - nd. duve, lett. du(h)we.

durch2 Adv
‣ Varianten: durje
attr
ich hatte eine durje Nacht 'schlaflose, schlechte Nacht'
du hast wieder durje Strümpfe 'zerrissene und durchlöcherte Strümpfe'

QUELLEN

Krüger 1832, 333
durch [plattd. Einfluß]
Schnädchen, Krömer, Korst, er stillt (statt stiehlt), trüpfen, betrüpfen, Flicker, rujeniren, kahle Fihß, Kruhs, ein durger Sack (Verschwender) und Herzspohl (das Herz und der Kröbs im Apfel, auch Gehäuse genannt).

Gutzeit 1864, 209
durch, beiwörtlich. Besonders in Kurland; in Riga wol nur von Einzüglingen aus Kurland gebraucht; im Munde Rigischer nur im Scherz; den kurschen Gebrauch nachahmend; in Estland unbekannt nach 175. 1861. 4. - Ein durcher Eisgang in der Düna, wenn das Eis mit voller Kraft und in ganzer Masse zur See hinausgeht; durche Eisgänge vertiefen die Flussmündung. Durchen Lein haben, Durchfall; durche Stiefeln, Ärmel; eine durche Socke. - Ein durcher Sack bed. 1) einen Sack, der ein Loch od. Löcher hat; zuerst bei St.; 2) einen Verschwender. Zuerst in 319: ein durger Sack; daselbst aus dem nd. erklärt (?) - Im Scherz: ein Durcher, der durchgebrannt ist. vgl. entzwei u. zu. - das ch wird in Riga gew. wie ch, in Kurland wie g oder j gesprochen. - vgl. bei Grimm dürchel.

Gutzeit 1886, 224
durch als Beiw., vielleicht dem lett. zaurs nachgebildet. Bei Stender zuerst; ein durcher Sack, d.h. löchericht. Nach Livland, wie es scheint, aus Kurland herübergebracht. Ein durcher Sack heißt im Scherz auch ein Verschwender. Die ganze durche Nacht nicht schlafen; ein durcher Eisgang in der Düna, der alles an Sandbänken u. dgl. mit fortnimmt.

Westermann 1887, 388
durch häufig, namentlich in Kurland, attributiv gebraucht und alsdann flektiert, z.B. durche Stiefel (zerrissene), ein durcher Sack (Verschwender)

Kobolt 1990, 89
durch Adv., auch Adj. z.B.: durche Sohlen, d.h. kaputte Sohlen
mnd. dorch; plattd. dörch; nhd. durch.
Bestandteil zahlloser zusammengesetzter Verben.


QUELLEN (Informanten)
Weinert, Olga: Kurland
die durje Nacht - 'schlaflose, schlechte Nacht'
Ich hatte eine durje Nacht.
die durjen Strümpfe - zerrissene und durchlöcherte Strümpfe
Du hast wieder durje Strümpfe.

flämisch Adj
‣ Varianten: flamisch, flamsch

QUELLEN

Gutzeit 1864, 287
flämisch. Flämisch Lein, flämische Leinwand, flämisch Tischzeug, Handtücher nennt man ganz gew. die feinern in- u. ausländischen Leingewebe, welche geblümt od. gemustert sind. Früher kamen sie aus den Niederlanden, woher die Benennung. In Aachen Gebildzeug, linge ouvré. Hupel spricht nur von flämischem Drell, der künstlich od. nach ausländ. Art gewebt ist.

Gutzeit 1886, 276
flämisch. Brasche in 411 fürt flämisch in d. Bed. von arg, recht schlecht u. dgl. auf. So z. B. ein flämischer Bengel = wahrhafter Lümmel. Diese Bed. scheint sich auf Kurland zu beschränken.
flamsch, (-) flämisch. In einem Protokollbuch d. kleinen Gilde zu Riga v. 1602: eine große Flamsch-Decke, so auf das Brautbett gedeckt wurde, für 120 Mark getauft, vgl. 174. 1333. 411. Flamsch noch jetzt oft st. flämisch.

Hanflein das

QUELLEN

Gutzeit 1889b, 489
Hanflein, das, st. Hanfleinwand. Archangel'sches Hanflein. Das Wort, ebenso wie Hanfleinwand, eine sonderbare Zusammensetzung von Lein und Hanf!

Harl der

QUELLEN

Gutzeit 1889b, 489
Harl, der, gesprochen Harrl, die Faser des Lein- u. Hanfstengels, Stengelfaden des Leins oder Hanfes. Ein seit langem im rig. Flachs- u. Hanfhandel gebräuchliches Wort, das indessen nur in Lange's Wtb. angedeutet ist (das Häärle von Flachs), in Hupels Wörterbüchern sich nicht findet; er hat dafür Flachshaar. Wir haben Harl vermutlich aus dem nd. übernommen; es begegnet auch im Englischen. Das brem. Wörterbuch hat es nur von Flachs, u. erklärt harl, ein Härlein vom Flachse; es sei die Kleinerung von Haar. Diese Annahme ist indessen zu bezweifeln, da eine Kleinerung mit el dem Norddeutschen fremd ist.
Flachs von festem, gesundem, starkem Harl; dieser Flachs ist stark und sanft von Harl, fällt schwächer von Harl. Springt der Harl (des geweichten Flachses) von dem Schehben los, 169. 515; wenn Harl und Schehben sich gut von einander ablösen, ebda. Kronflachs muss von starkem, gesundem Harl sein, 133. Der livländische ordinäre Dreibandflachs kann schwächer von Harl sein, ebda. Die Instr. 381 schreibt: RigaerReinhanf muss von nicht zu kurzem, festenstarken Harl sein, der bei der Handprobenicht reißt; der Rigaer Ausschußhanf mussstark von Harl sein; Rigaer Paßhanf kann einen schwächeren Harl haben, doch darf derfelbe nicht mürbe sein; der Harl des Wrackhanfs darf nicht verrottet sein. — Die Instr. v. 1843: drujaner Hanf übertrifft die polnischen Sorten an feinem Harl; der Hanf, Wintergut genannt, zeichnet sich vorteilhaft vom Sommergut aus, dass er im Winter gehechelt n. bearbeitet und in Folge dessen bleicher von Farbe und weicher von Harl ist; Strusen Reinhanf muss lang u. stark von Harl oder Faden sein. — Drujaner Paßhanf muss z. Th. dieselben Eigenschaften haben, wie Drujaner Reinhanf, doch sieht man hier nicht so genau auf Farbe u. Länge des Harles. In dieser Instr. v. 1843 auch zu lesen: schwächeres Harl. — Ungewönliche Ausdrucksweisen (schlechte Übersetzung!) finden sich in 174. 1354. 198/199: der Flachs erwies sich als Harl und Samen schlecht, st. der Flachs war schlecht und der Leinsamen ebenso; Flachs- und Hanfharl kamen gar nicht zum Verkauf, st. einfach Flachs u. Hanf; man erhielt einen Flachsertrag von 3½ Korn, u. an Harl 25 Pud für den Tschetwerik, d. h. 3½ Korn Samen und 25 Pud Flachs.

Gutzeit 1892b, 24
Harl. Sie mussten gestehen, daß dieser Rositisch Flachß rein, und fein von Harlen, auch dahero mehr wehrt were, als sonst gemein Rositisch Guth, 365. 1680. vgl. Wörterschatz.

Kron-
‣ Varianten: Kronen-

QUELLEN

Gutzeit 1874, 98
Kron, bei verschiedenen Waren, eine Abkürzung von Krone, und zur Bezeichnung der vorzüglichsten Güte. Solche Waren heißen: Krónwaren. Von Pottasche gibt es 2 Hauptsorten; jede zerfällt in 3 Unterarten, nämlich Prima-Sorten oder Kron, gestempelt mit einem Doppelschlüssel, enkelt Schlüssel, u. Wrack, gestempelter. — Von Weidasche gibt es Kron. Bullen, Wrack u. Wrackswrack. Die erste wird mit einem Kreise (Zirkel) bezeichnet, die zweite mit einem Kreuz, Wrack mit einem Strich, Wrackwrack wird im Boden der Fässer mit einem Beil eingehauen, 182. II. Nach der Instruction (93) wird Kron gestempelt mit einem Kreise, in dem die 2 gekreuzten Schlüssel; Bullen mit B und Wrack mit W gestempelt. Für doppelt Schlüssel oder Crohn erkennen, d. h. für Tonnen- oder Spiegelasche, 109. — Von Talg unterscheidet 143: Kron und Brack.
Bei Häringen gilt Krön als die erste, vollkommen fehlerfreie Sorte. Als Kron wird der Hering erkannt, welcher blank, voll, gewichtig, weiß von Fleisch ist u. s. w., 281. Der Häringswraker hat mittelst seines Reißeisens die Tonne Kronhäringe mit dem Zeichen O zu versehen, und außerdem als Wrakzeichen eine Krone einzubrennen, 281. Schon die Handelsordn. von 1765 (149. §. 38) unterscheidet von Häringen: Kron-, Wrak- und Wrakswraken. Die Preise von den Kron-, Wrak- und Wrakswraken verzeichnen, d. h. von den Kronen (Kronhäringen) Wracken und Wrackswracken.
— Die Märken der Krongattungen von Flachs heißen: Kron, hell Kron, weiß Kron, puik Kron, Zins Kron u. s. w. Der Ballen Flachs hell Kron bekommt als Märke ein lateinisches N in schwarzer, und ein lateinisches K I in roter Farbe; weiß fein puik Kron die Märke W F P in schwarzer Farbe, K I in roter, 364. 82; Verkäufe von Kron u. Wracken, rig. Ztg. 1861, d. h. von Krongattungen und Wrackgattungen Flachs; die höheren Märken von Kron und Wrack fanden mehr Begehr als die niedrigen, rig. Ztg. 1863. Was bei der Wrake von Flachs für Kron zu schlecht befunden wird, davon wird ein Band durchgeschnitten, darum heißt es geschnitten, 133. Mit Ausnahme derjenigen Wrackflachsen, welche durch Bearbeitung in Kron übergehen, 306. 6. Die Instruction für die Hanf- und Flachswraker von 1794 unterscheidet von Flachs: Kron, Wrack und Dreiband. Die jüngsten Flachszufuhren haben auf den Preis von Kron keinen Einfluß ausgeübt, rig. Ztg. 1863. — Das Gewächs (Lein) lieferte in diesem Jahre ungewönlich viel Kron, d. h. Krongattungen von Flachs oder Leinsat.
— Alle Hölzer werden nach stattgehabter Wrake mit dem Wrakzeichen gestempelt, und zwar Kron durch das Zeichen einer über 2 kreuzweise zusammengelegten Schlüsseln schwebenden Krone (d. sog. Kronzeichen), 134. § 25. Die als Krohn befundenen Hölzer als Krohnen bezeichnen, 99.
In der Vz.: Kronen. Kronen bedangen 60 Rb. das Schiffpfund, d. h. Króngattungen von Flachs. Drei Schock Faßholz Kronen, 172. 1778. 66. vgl. Krone.
Das Geschlecht von Kron richtet sich nach dem verstandenen Hauptwort. Sonst der Kron = Kronflachs, die Kron = Kronsat, das Krön = Kronholz.
Alle Zusammensetzungen mit Kron haben den Ton auf Kron: Kronaschen, Kronflachs, Krongattungen. Von dieser Regel weichen die 3- oder 4fachen Zusammensetzungen zuweilen ab, indem sie den Ton auf das zweite Wort legen können. Man hört demnach Kronbotmasten und Kronbotmasten, Krondachpfannen u. 98 Kronasche — Krondachpfannen; Krondielenden, Kronkluftholz, Kronlichtentalg, Kronsäleinsat, Kronwagenschoss in ähnl. Weise. Die Zusammensetzungen mit Krons dagegen haben, der hiesigen Neigung folgend, dem zweiten oder Grundworte den Ton zu verleihen, den Ton auf diesem: Kronsabgaben, Kronsgelder, Kronsgüter u. s. w

Sallmann 1880, 69
Kron- in Zusammensetzungen, die mit ihrem fehlenden s als Zwischenlaut wohl von denen mit s zu unterscheiden sind und in denen durch das vorgesetzte Kron die Primawaare bezeichnet wird. Man hat Kronasche, -flachs, -häringe, -holz, -leinsaat, -tabak, -talg, das alles Kronwaare im Gegensatz zu Wrackwaare und als solche gemarkt, eine jede mit ihrem eigentümlichen Zeichen. Man hat auch Kronbalken, -breter, -dachpfannen, -dielen, -faßholz, -kluftholz, -kruken, -mästen etc.

Seemann von Jesersky 1913, 140
Kron, bester Gütz [?], Kron-Holz, Flachs, Heringe, Lachs etc.

Kobolt 1990, 162
Kron(en)- in Zusammensetzungen Bestandteil mit der Bedeutung erstklassig, erster Güte, erster Wahl, z. B.: Kronheringe, Kronlachs, Kronflachs, Kronware ...
mnd. kron - erstklassig, bester Art, z. B.: Kronasche; pr. kronegut vorzüglich.

Kronlein der/das

QUELLEN

Gutzeit 1889a, 49
der und das, wird in Grimms Wtb. erkärt als: eine Art Leinsamen, aus den Ostseeprovinzen kommend, von Riga aus verschifft, und dazu ein Beleg aus Möser geliefert. - Kronlein ist aber ein Wort, das weder in der angefürten, noch irgend einer anderen Bed. bei uns vorkommt und sich auch nicht aus Deutschland bezeugen lässt. Denn Lein ist teils die Pflanze linum usitatissimum, teils das aus der Pflanze Bereitete; letztere Bed. doch selten und meist nur in gehobener Sprache.

Kronleinsaat die
Kronsaat

QUELLEN

Gutzeit 1889a, 49
Kronleinsat, die, Kronsat. in Grimms Wtb. unter Kronlein ist angefürt, „dass ein Löbauer Haus in d. Augsb. Allg. Z. 1866 empfahl: echte neue Rigaer Kronsäleinsaat, also Leinsaat von Kronlein zum Säen, freilich in wunderlicher Gestalt.“ Da indessen Leinsat, wie Grimms Wtb. unter Leinsaat angibt, Leinsame ist, der Lein als Frucht zum Aussäen, so ist auch die Zusammensetzung Kronsäleinsat zu verstehen als Leinsame zum Aussäen, der Kron ist.

leinen

QUELLEN

Gutzeit 1882, 165
leinen, st. leihen, wurde vor 30—40 Jahren ganz gewönlich gesprochen. Ich lien ein Buch von ihm; lein mir Deinen Frack; gelienene Bücher muss man schonen.

Gutzeit 1889a, 59
leinen, bei Schornsteinfegern, mit dem an einem Seil, der „Leine“, befindlichen Besen oder der Kugel im Schornstein auf- u. abfaren, um ihn zu reinigen. Der Schornsteinfeger steht dabei oben auf dem Schornstein. Von leinen wird noch „durchleinen“ gebildet, 1) in derselben Bed. wie leinen, den Leinbesen durch den Schornstein füren, 2) Mit dem Leinbesen durch eine Öffnung, z. B. die einer Schornsteinkappe, den Schornstein leinen.

preußische Frauen

QUELLEN

Gutzeit 1890, 391
preußische Frauen. Ein seit 30—40 Jahren verschwundener Ausdruck. Preußische Fracht(Plan)Wagen fürten, hauptsächlich über Mitau, ausländische gewebte Zeuge nach Riga, welche bei der unbedeutenden Fabrikentwickelung im Inlande und bei dem noch geringen Eingangszoll viele Abnemerinnen fanden. Überdies gelang es, Manches durchzuschmuggeln oder wenigstens als Schmuggelware auszugeben. Man glaubte daher ebenso billig zu kaufen, wie von den Juden oder Jüdinnen aus Schagarren (den sog. Schagarrenjuden od. Schagarrenjüdinnen), wo sich vor etwa noch 35 Jahren in den hinteren Räumen der an der Hauptstraße befindlichen Buden ganze Lager von wirklich oder angeblich „verbotenen“ Waren befanden. — Die preuß. Frauen galten für gewandte, schlaue Schmugglerinnen und fanden Hilfe bei den Hehlerinnen. — „Preußisch Lein“ (ein Zeug) glaubte man nur bei den preußischen Frauen kaufen zu können.

Tausaat die
‣ Varianten: Thausat

QUELLEN

Gutzeit 1898, 32
Thausat, die. Man hat den Versuch gemacht, den Leinsamen Abends nach Sonnenuntergang auszusäen, ihn dann die Nacht hindurch liegen zu lassen und ihn des Morgens unter die Erde zu bringen. Man nennt das die Thausaat, und man hat dieselbe bei Erbsen, bei Gerste und bei anderem Getreide ebenso dienlich befunden wie bei dem Lein, Neue Bildergallerie f. d. J. 1795. S. 304.

Trumm
‣ Varianten: Trumme, Trummel

QUELLEN

Ewers 1831, 182
Trumm das Stück eines zerstörten festen Körpers.

Sallmann 1880, 42
Trumm soviel Zwirn, wie zum einmaligen Einfädeln gehört, eig. Fadenende, bes. der abgeschnittene Rest des Einschlags von Lein- oder Wollgeweben, deraus 1—2 Ellen Länge besteht; nd. drom, drum, auch mnd., ahd. das drum.

Sallmann 1880, 42
Trumme Röhre, eig. Trommel; bes. ein kegelförmiges Küchengeschirr aus Eisenblech zu rascher Erhitzung des Waßers. In anderer Bedeutung bezeichnet das Wort einen aus Bretern oder Steinplatten hergerichteten Grabenübergang.

Masing 1926b, 62
Trumm(e) „gehenkeltes Blechgefäss, unten breiter als oben, zum Erwärmen von Wasser“ (mnd. trumme „Trommel“).

Nottbeck 1987, 94
Trumm - Wasserkessel, Synon. f. gewaltig / E.K.L.R.
Der Trumm steht auf der Pliete - Ein Trumm von einem Kerl.

Kobolt 1990, 274
Trumm m großer Brocken, z.B.: Ein Trumm von Weib!
Br.Wb. Drum alles was abgebrochen und verkürzt ist; nhd. Trumm mdal. für: Ende, Stück, Fetzer.


QUELLEN (Informanten)
Schönfeldt, Alfred, Sen.: Riga, Petersburg, Estland; Tode, (Jo)hanna: Riga
[zu Sallmann] unbekannt


der Trumm 'Wasserkessel' (Riga um 1910: Dorpat um 1935; Modohn um 1910; Sassmacken; Südlivland 1896-1939; Libau um 1925; Reval; Goldingen um 1925; Werro um 1915).
der Trumm 'geschlossener Wasserkessel mit Schnabel und Henkel' (Dorpat um 1930; Riga um 1920; Ligat um 1930; Krs. Wolmar um 1910; Windau bis 1939; Reval um 1920; Dagö um 1910; Kurland um 1930; Krs. Talsen um 1939; Windau um 1910; Lettland um 1920; Pernau um 1930.
der Trumm 'Brotkasten' Rasik um 1910.
Trumme f. 'Mehlfaß' Reval.
die Trumme 'eingebauter Wasserbehälter im Herd' od. 'Metallgefäß' (Reval um 1930; Dorpat; Riga um 1910; Fellin; Kurland).
die Trumme 'Wasserkessel' (Riga bis 1914: Dorpat bis 1919; Reval um 1930; Werro bis 1919); Windau bis 1939; Livland bis 1914; Estland um 1920; Fellin um 1930; Walk um 1930; Igast bis 1913).


die Trumme od. Trummel 'Wassertopf' Kandau (Kurland) um 1930.
Trumm(el) 'Wasserkessel, Teekessel.


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