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A
1. de A (Buchstabe im Alphabet); et A; lv A
Wer A sagt, muß auch B sagen (id)
Das ist von A bis Z erlogen (id)
2. de A(hleburger) (als Zeichen auf Heringstonnen bedeutet Ahleburger Heringe)

QUELLEN

Gutzeit 1859, 1, 465
A wird nicht gern in ä umgelautet, ebensowenig wie o in ö, und u in ü. Ohne Umlautung erscheinen die Wörter unserm Ohr verständlicher, und wir sprechen daher Vaterchen, Handchen, Katzchen und Aderlasser. Nur in wenigen Fällen findet die Umlautung statt, wo selbst das Hochdeutsche sie nicht darbietet, in Gläser st. Glaser, Mäkler statt Makler, Ältermann st. Altermann, be-äuget st. beauget, bläuen st. blauen. In noch andern findet sie theils statt, theils nicht, wodurch aber nicht selten die Bed. des Wortes eine verschiedene wird, so Halschen und Hälschen, Haschen und Häschen, Kammerchcn und Kämmerchen, Kätzchen und Kätzchen, Schalchen und Schälchen, Vaterchen und Väterchen, Parchen und Pärchen, graulich und gräulich.

Gutzeit 1886, 2
A als Zeichen auf Heringstonnen bedeutet Ahleburger (Heringe).

Masing DBWB
A, n. (ā) Buchstabe im Alphabet. Wer A sagt, muß auch B sagen. Das ist von A bis Z erlogen. A als Zeichen auf Heringstonnen bedeutete Ahleburger (Heringe), vgl. Gtz. N 1886, 2.

Aal der
‣ Varianten: Ahl
'anguilla vulgaris' de Aal; et angerjas; lv zutis
Beym Donner-Wetter lassen sich leichtlich fangen Ahl / Karpen / Forellen
Allgemein verbreitet ist die Annahme, daß der Ahl nachts Erbsenbeete besucht
Ahl sind ungesunde Fische / denen / die einen schwachen Magen / den Stein und die Gicht haben
Man sol ihn wohl saltzen / Ingwer und Pfeffer nicht vergessen
Wilt du essen vom Ahl / Laß bleiben Käß das Mahl / Sonst die Stimme leidet Noht / Dir zu Schaden und Spott. Wo du wilt sicher seyn / Trinck offt was geschenckt ein
Wie ein Aal drückt Reinecke sich hinein einer Bodenwelle dem Walde zu
Da wird er […] sehr verlegen, wickelt sich aber so glatt wie ein Aal, will mir einreden…

DAZU:
(glatt) wie ein Aal (id) 'körperlich und geistig gewandt'
Aal aß er, Supp´ aß sie [Satz zum Schnellsprechen, angeblich französisch]
grüner Aal 'nicht geräucherter Aal' [veraltet]

QUELLEN

Masing DBWB, 3
Aal, m. (āl) anguilla vulgaris. Beym Donner-Wetter lassen sich leichtlich fangen Ahl / Karpen / Forellen. Sal. Gub. 110 (1688). Allgemein verbreitet ist die Annahme, daß der A. nachts Erbsenbeete besucht. Ahl sind ungesunde Fische / denen / die einen schwachen Magen / den Stein und die Gicht haben. Man sol ihn wohl saltzen / Ingwer und Pfeffer nicht vergessen…. Wilt du essen vom Ahl / Laß bleiben Käß das Mahl / Sonst die Stimme leidet Noht / Dir zu Schaden und Spott. Wo du wilt sicher seyn / Trinck offt was geschenckt ein. Sal.Gub. 111/112. Gegenwärtig übliche Zubereitungsarten: der A. wird gekocht, gebraten, geräuchert, auf Kohlen geröstet und mariniert, in Gelee gekocht. Die Bezeichnung grüner A. ist heute nicht mehr üblich. _ In Vergleichen: (glatt) wie ein A. körperlich und geistig gewandt. Wie ein Aal drückt Reinecke sich hinein einer Bodenwelle dem Walde zu. Th. Heinr. 69. Da wird er ... sehr verlegen, wickelt sich aber so glatt wie ein Aal, will mir einreden… Pantenius, Wilh. Wolfsch. 113. _ Satz zum Schnellsprechen, angeblich französisch: Aal aß er, Supp´aß sie.

id Ä-ä machen
‣ Varianten: A-a machen
Kindersp. 'die Notdurft verrichten' de Kacka machen; et kakama
Willst du nicht ä ä machen? [wird kleinen Kindern von der Mutter als Aufforderung zur Verrichtung der Notdurft zugeredet]

QUELLEN

Gutzeit 1886, 2
Ä-ä machen die Notdurft verrichten. In der Kinderstube gew. Ob derselben Abstammung wie das bei Grimm angefürte hier wol unbekannte aà, ist zu bezweifeln; wahrscheinlicher ist ä ä dem Wehrufe ä entnommen. Willst du nicht ä ä machen? wird kleinen Kindern von der Mutter als Aufforderung zur Verrichtung der Notdurft zugeredet. vgl. pipi und pipi machen (pissen). - A-a sagt Berghaus (479) ist ein uraltes Wort, gleichsam ein Naturlaut, der einen Druck bezeichnet. In der Kindersprache: Dreck, Koth, Unflath, A-a doon, A-a maaken, seine Notdurft verrichten.

Masing DBWB, 2
A-a spr._ A-a! Alarmruf kleiner Kinder, die ihre Notdurft verrichten wollen, und Zuruf, den Erwachsene an kleine Kinder richten, um sie zu dieser Verichtung zu ermuntern.

abängstigen V [h]
Vr 'durch Angst kraft- oder mutlos werden' de sich ängstigen; et hirmuma, heituma

QUELLEN

Hupel 1795a, 1
abängstigen, sich, d.i.: durch Angst kraft- oder muthlos werden, sich sehr angreifend ängstigen

Masing DBWB, 11
{abängstigen, sich, sw. (ápeŋstijən) sich intensiv und dauernd ängstigen, durch Angst kraft- oder mühelos werden, sich sehr angreifend ängstigen. Hupel. Id.1.}

Kobolt 1990, 31
abängstigen schw. V. refl. sich ängstigen nhd. ängstigen

abblühen V [h/s]
1. Vi de verblühen; et ära õitsema
die Linden haben abgeblüht, der Jasmin, die Syringen haben abgeblüht [von Bäumen und größeren Sträuchern: „haben“]
Die Levkojen sind abgeblüht. [von kleinen Gewächsen gewöhnlich „sind“]
Der Gärtner gibt Blumen zum Abblühen 'auf die Zeit ihrer Blüte'
2. Vi Kaufm. 'den Glanz verlieren (von Pelzwerk)'
3. Vt de abbleuen, verprügeln
und ist wohl mit druckenen schlägen abgeblühet

DAZU:
es blüht ab (id) 'die Wolken, die Gewitter verkündeten, verziehen sich'
vgl aufblühen

QUELLEN

Gutzeit 1859, 3
abblühen Nach Gadebusch (151) soll es von Zobeln gebraucht werden, die ihren Glanz verloren haben. Den Glanz verlieren?

Gutzeit 1859, 3
Abblühen Der Gärtner gibt Blumen zum Abblühen; N.N. bekommt Blumen zum Abblühen: auf die Zeit ihrer Blüte.

Gutzeit 1886, 3
abblühen 1) von Pelzwerk, den Glanz verlieren. Ein Ausdruck der Pelzhändler, f. Bazar 1858 Nr. 21. - 2) Es blüht ab, die Wolken, welche Regen oder Gewitter verkündeten, verziehen sich. s. aufblühen.

Gutzeit 1894, 1
abblühen Von Bäumen und größeren Sträuchern sagen wir: die Linden „haben“ abgeblüht, der Jasmin, die Syringen „haben“ abgeblüht; von kleinen Gewächsen gewönlich „sind“. Die Levkojen sind abgeblüht.

Masing DBWB, 20
abblühen, sw. (ápblǖən) 1. zu Ende blühen. Von Bäumen u. größeren Sträuchern sagt man: sie haben abgeblüht, von kleineren Gewächsen meist: sie sind abgeblüht. Gtz. N 1894, 1. _ 2. N. N. bekommt Blumen zum A.: auf die Zeit ihrer Blüte. Gtz. I, 3._ 3. Es blüht ab, die Wolken, welche Regen oder Gewitter verkündeten, verziehen sich. Gtz. N 1886, 3. _ 4. vom Pelzwerk: den Glanz verlieren. Abblühen, splendore carere, wird von Zobeln gebrauchet, die ihren Glanz verlohren haben. Gadebusch, Gelehrte Beyträge zu den Rig. Anz. 1763, 107. _ 5. abbleuen, verprügeln … und ist wohl mit druckenen schlägen abgeblühet, hab ihn behandelt … {Riga. Vogteirechnung 18.XI.1617.} *Rig. St. Bibl. Mskpt. 550, {26} ) Rigensia 21 (1617).

Abend der
1. 'Tageszeit zwischen 7 und 11 Uhr abends' de Abend; et õhtu
Um 8 wurde zu Abend gegessen
n'Abend
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben (id)
Noch ist nicht aller Tage Abend (id)
Je später der A., je lieber die Gäste 'Wenn man einen Gast zu längerem Bleiben nötigen will'
Den Vogel, der zu früh singt, frißt am Abend die Katze
Erscheinet er … gegen Abend / so hofft man wenig Regen / oder gut Wetter [Wetterregel über Regenbogen]
Am Abend schaut er nach dem Himmelskahn aus 'er bebachtet die Formation der Wolken, ob sie von Ost nach West oder von Nord nach Süd liegen; im letzteren Falle ist gutes Wetter zu erwarten, während im ersteren schlechtes droht'
Ist im Winter der Himmel am Abend rot, so gibt es am nächsten Tage starken Frost.Ohne Wolken rot untergehende Sonne läßt auf schönes Wetter am nächsten Tage schließen
Wenn am Abend das Gras trocken ist, läßt das für den folgenden Tag Regen erwarten; viel Tau am Abend verheißt einen klaren Tag
Item / wen die Krähen ... auff den Abend groß Gerschrey machen … solches … bedeut … Regen. Sal. Gub. 74
Wenn die Mükken und Fledermäuse auffn Abend umherflattern / das bedeut gut Wetter
Geht beim Heimziehen der Kühe am Abend eine rote Kuh an der Spitze der Herde, so ist am folgenden Tage schönes Wetter zu erwarten; geht eine schwarze Kuh voran, so muß man auf Regen gefaßt sein
An dem Abend, an dem man den neuen Mond zum ersten mal sieht, wird man Glück haben [Volksglauben, Riga]
Wenn der erste Schnee des Jahres am Abend oder in der Nacht fällt, werden viele alte Leute im Lauf des Jahres sterben [Volksglauben, Riga]
Zeigt sich abends eine Eule im Hof, so ist in demselben Jahr ein Todesfall im Hause zu erwarten [Volksglauben, Riga]
Man soll am Abend keinen Brotlaib anschneiden: es bringt keinen Segen [Volksglauben, Riga]
Wenn man am Morgen singt, bekommt man am Abend ein Geschenk
Wer am Abend pfeift, den quält der Teufel in der Nacht (id)
Wer am Abend mit den Füßen schaukelt, der schaukelt den Teufel
Wer am Abend die Fenster wischt, der schläft in der Nacht unruhig
Wer am Abend das Zimmer (über die Schwelle hinaus) fegt, der fegt den Segen (das Glück) mit hinaus 'Wenn man am Abend das Zimmer nicht aufgeräumt hat, dann stoßen sich nachts die Engel an den unordentlich umherstehenden Gegenständen und kommen nie wieder'
Wenn Kinder am Abend mit Licht und Feuer spielen, werden sie nachts das Bett nässen
Spinne am Morgen – Kummer (Unglück) und Sorgen; Spinne am Abend – erquickend und labend
2. 'Abendessen'
Kommst du heute zum Abend?
3. 'In Zusammensetzungen: gesellige regelmäßige Veranstaltung im Hause, oft ohne Rücksicht auf die Tageszeit' de Abendgesellschaft, Kränzchen; et õhtu (õhtune koosviibimine (peo-, muusika- jne))
Der heilige Abend, Weihnachtabend
auf einen Abend gehen, gebeten sein 'Abendgesellschaft, soirée'
Leseabende, Missionsabende, Tanzabende, Singabende, Quartettabende, Bibelabende, Pastoralabende, Musikabende, französische Abende, englische Abende, italienische Abende, Augustiner-Abende
4. 'Vorabend eines Festes'
heiliger Abend 'Weihnachtsabend'

QUELLEN

Gutzeit 1859, 4
Abend Der heilige Abend, Weihnachtabend. Auf einen A. gehen, gebeten sein, Abendgesellschaft, soirée. Gew.

Sallmann 1880, 114
Abend, nicht Kränzchen, heißen die geselligen regelmäßigen Vereinigungen im Hause; es gibt ihrer, dem nordischen häuslichen Sinn entsprechend, eine ganze Menge: Leseabende, Missionsabende, Tanzabende, Singabende, Quartettabende, Bibelabende, Pastoralabende, Musikabende, französische Abende, englische Abende, italienische Abende, Augustiner-Abende

Gutzeit 1886, 5
Abend! Statt: guten Abend! sagt man oft: n'Abend (spr. Nabend).

Masing DBWB, 35ff.
Abend, m. (ábənt, āmt) 1. Tageszeit a) sieben Uhr abends bis elf Uhr abends._ Um 8 wurde zu Abend gegessen. b) Grußformel: guten Abend, ´n Abend! c) Redensarten: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben._ Noch ist nicht aller Tage A._ Wenn man einen Gast zu längerem Bleiben nötigen will: Je später der A., je lieber die Gäste. _ Den Vogel, der zu früh singt, frißt am Abend die Katze. _ d) Wetterregeln: Item? / wenn aus der auff- oder niedergehenden Sonnen lange Strahlen steigen / ob gleich die Sonne sonst klar ist: Item / wen die Sonne im Untergang sich in eine Wolcke verkreucht / solches alles bedeutet Regen. Wenn die Sonne liecht-rohten Wolcken untergeht / das bedeut Wind. Wenn die Sonne schön helleuchtend untergehet / das bedeut gut Wetter. Sal. Gub. 63. Regenbogen … Erscheinet er … gegen Abend / so hofft man wenig Regen / oder gut Wetter. Ebenda 65/6. Am Abend schaut er nach dem Himmelskahn aus, d.h. er bebachtet die Formation der Wolken, ob sie von Ost nach West oder von Nord nach Süd liegen; im letzteren Falle ist gutes Wetter zu erwarten, während im ersteren schlechtes droht. Grosb. Meschw. 76. Wenn beim Sonnenuntergang der Himmel blutrot gefärbt ist, sagt man für den nächsten Tag Wind (Sturm) voraus. Wenn die Sonne wie ein roter Ball ohne Strahlen im Dunst untergeht, ist mit großer Hitze zu rechnen. Wenn die Sonne in Wolken untergeht, ist es ein Zeichen, daß es am nächsten Tag regnen wird. Geht die Sonne gelb, ohne Strahlen unter, so ist Kälte zu erwarten. Ist im Winter der Himmel am Abend rot, so gibt es am nächsten Tage starken Frost. Ohne Wolken rot untergehende Sonne läßt auf schönes Wetter am nächsten Tage schließen. _ Wenn am Abend das Gras trocken ist, läßt das für den folgenden Tag Regen erwarten; viel Tau am Abend verheißt einen klaren Tag. Durften abends Kräuter und Blumen besonders stark, so gibts am nächsten Tag Regen. _Item / wen die Krähen ... auff den Abend groß Gerschrey machen … solches … bedeut … Regen. Sal. Gub. 74. Wenn die Mükken und Fledermäuse auffn Abend umherflattern / das bedeut gut Wetter. Ebenda 75. Wenn abends die Mücken besonders stark stechen, regnet es am folgenden Tage; wenn sie abends tanzen, so wird am nächsten Tage das Wetter schön. _ Geht beim Heimziehen der Kühe am Abend eine rote Kuh an der Spitze der Herde, so ist am folgenden Tage schönes Wetter zu erwarten; geht eine schwarze Kuh voran, so muß man auf Regen gefaßt sein. _ e) Volksglaube: An dem Abend, an dem man den neuen Mond zum ersten mal sieht, wird man Glück haben. Riga. : Wenn der erste Schnee des Jahres am Abend oder in der Nacht fällt, werden viele alte Leute im Lauf des Jahres sterben. Riga. Zeigt sich abends eine Eule im Hof, so ist in demselben Jahr ein Todesfall im Hause zu erwarten. _ Man soll am Abend keinen Brotlaib anschneiden: es bringt keinen Segen. Riga u. Um[gebun]g. Wenn man am Morgen singt, bekommt man am Abend ein Geschenk. Dpa. Man soll am Abend im Zimmer nicht pfeifen, sonst ruft man den Teufel herbei (Wer am Abend pfeift, den quält der Teufel in der Nacht. ) Riga. Wer am Abend mit den Füßen schaukelt, der schaukelt den Teufel. Riga. Wer am Abend die Fenster wischt, der schläft in der Nacht unruhig. Riga. Wer am Abend das Zimmer (über die Schwelle hinaus) fegt, der fegt den Segen (das Glück) mit hinaus. Riga. Wenn man am Abend das Zimmer nicht aufgeräumt hat, dann stoßen sich nachts die Engel an den unordentlich umherstehenden Gegenständen und kommen nie wieder. Riga. Wenn Kinder am Abend mit Licht und Feuer spielen, werden sie nachts das Bett nässen. Allg. Spinne am Morgen – Kummer (Unglück) und Sorgen; Spinne am Abend – erquickend und labend. Allg.(mitunter auch: Spinne am Mittag – Glück am Drittag). _ 2. Abendessen. Kommst du heute zum Abend? _ 3. In Zusammensetzungen zur Bezeichnung regelmäßig stattfindender geselliger Veranstaltungen, oft ohne Rücksicht auf die Tageszeit: Leseabend, Singabend, Kartenabend usw. _ 4. heiliger A. Weihnachtsabend; (seltener) Vorabend eines anderen kirchlichen Festes; Vorabend des Kommerstages. Dpt. stud.

Abendrede die
‣ Belege: Reval

Morgenrede und Abendrede stimmen bei ihm nicht überein (id) [von Menschen, die ihre Meinungen oder Absichten schnell ändern]

QUELLEN

Masing DBWB, 39
Abendrede, f. (á̅(b)mtrēdə) in der RA: Morgenrede und A. stimmen bei ihm nicht überein, von Menschen, die ihre Meinungen oder Absichten schnell ändern. Reval.

abfahren V [h/s]
1. Vt de abführen; et ära viima, ära vedama; lv aizvest
die in den Strusen abgebrachten Saten, ehe dieselben ausgeladen und abgefahren werden
den Schutt abfahren lassen
2. Vt de zurücklegen; et läbi sõitma
Die 40 Werst kann man in einem Futter abfahren 'zurücklegen ohne zu füttern, ohne die Pferde rasten zu lassen'
3. Vi de hinunterfahren, hinabfahren; et alla(mäge) sõitma
hier müssen wir abfahren 'vom Berge hinunter'
4. Vi 'von einem Hauptwege in einen Nebenweg kehren' de abbiegen; et ära keerama, kõrvale pöörama
hier fährt man ab nach K. 'man kehrt ein, um nach K. zu gelangen'
5. Vi de abgleiten (schnell); et maha lipsama, otsast ära tulema
das Beil wird vom Stiel abfahren oder ist abgefahren
6. Vi bildl. 'sterben'

DAZU:
mit jmdm. kurz abfahren (id) 'kurze Sprünge mit ihm machen' [Grimm und Hoffmann haben: abfahren lassen, was hier nicht gebräuchlich ist]

QUELLEN

Gutzeit 1859, 5
abfahren 1) sehr gew. st. abführen. Die in den Strusen abgebrachten Saten, ehe dieselben ausgeladen und abgefahren werden, 95; den Schutt abfahren lassen; 2) von einem Hauptwege in einen Nebenweg kehren. Hier fährt man ab nach K.m, d.h. kehrt man ein, um nach K. zu gelangen. 3) schnell abgleiten. Das Beil wird vom Stiel abfahren oder ist abgefahren; 4) mit Jemand kurz abfahren, kurze Sprünge mit ihm machen. Grimm und Hoffmann haben: abfahren lassen, was hier nicht gebräuchlich ist. 5) hinunter od. hinabfahren. Hier müssen wir abfahren, d.h. vom Berge hinunter.

Gutzeit 1886, 5
abfahren 6) Die 40 Werst kann man in einem Futter abf., d.h. zurücklegen ohne zu füttern, ohne die Pferde rasten zu lassen.

Masing 1931, 26
abfahren sterben

Masing DBWB, 40f.
abfahren, st. (ápfārən) 1. mit einem Fuhrwerk wegschaffen. Die Stämme werden … auf Raggen verladen und abgefahren. Grosberg. Meschw. 208. : 2. fahrend eine Strecke zurücklegen. Die 40 Werst kann man in einem Futter a. zurücklegen, ohne die Pferde zu füttern. Gtz. N 1886, 5. _†3. mit jem. kurz a., kurze Sprünge mit ihm machen. Gtz. I, 5.

abfellen V [h]
‣ Varianten: abfillen, abfüllen
Vt de abhäuten (ein totes Tier); et nülgima
Von dem gestorbenen Viehe werden keine Heute berechnet, weiln man sie nicht hat abfullen laszen

QUELLEN

Bergmann 1785, 1

Gutzeit 1859, 5
abfellen, ein todtes Thier abhäuten.

Gutzeit 1859, 5
abfillen ein todtes Thier, abhäuten. Schon Bg. und Hup. (Id. 2)

Sallmann 1880, 79
abfellen abhäuten

Masing DBWB, 44
abfellen, sw. (ápfel̅ən) ein Tier abhäuten.

Masing DBWB, 45
abfi(ü)llen, sw. (ápfilən) ein Tier abhäuten. Bergm. 1. Von dem gestorbenen Viehe werden keine Heute berechnet, weiln man sie nicht hat abfullen laszen. {Rechenschaftsbericht d. Amtmannes v. ...nnenhof ?? 1677/8} V.B. Landv. III. 130 (1677/8).

Abfuhr die
‣ Varianten: Abfuhre
1. 'Wegführen des Hausrates und dgl. an einen anderen Ort; auch die dazu erforderlichen Pferde und Wagen' et äravedu; väljavedu; veorakend
der abgehende Amtmann bekommt (freie) Abfuhr 'erhält die erforderlichen Pferde und Fuhrwerke, um seine Habe fortzuschaffen'
So bekommt z. B. der abgehende Arrendator oder Amtmann (freye) Abfuhre. Hupel Id. 2. _ 2.
Alle Kaufleute, so unserem Lande Ab- und Zufuhr thuen 'Waren aus und zuführen'
Die Pleskauer bieten für Roggen 9 Rb. und wollen die Abfuhr selbst machen
2. de Transportkosten; et veoraha
Ich zahlte 560 russ. Rubel mit Abfuhr für den Kubikfaden [Holz]
3. Stud. 'Verwundung, die einen Hieberduellanten nötigt, von der Mensur abzutreten' et abfuhr

QUELLEN

Hupel 1795a, 2
Abfuhr, die, nennt man theils das Wegführen des Hausraths u.d.g. an einen andern Ort, theils die dazu erforderlichen Pferde und Fuhrwerke: sonderlich wenn diese unentgeldlich geliefert werden; so bekomt z-B. der abgehende Arrendator oder Amtmann (freye) Abfuhre.

Gutzeit 1859, 6
Abfuhr, die, Wegführen des Hausrates und dgl. an einen anderen Ort. Auch die dazu erforderlichen Pferde und Wagen. Der abgehende Amtmann bekommt (freie) A., d.h. erhält die erforderlichen Pferde und Fuhrwerke, um seine Habe fortzuschaffen. Hupel schreibt Abfuhre.
Früher galt es für Ausfuhr aus dem Lande, ebenso wie Zufuhr für Einfuhr ins Land. z.B. Alle Kaufleute, so unserem Lande Ab- und Zufuhr thuen, 196. II. 129 und 131. d.h. Waren aus und zu führen. Gegenwärtig bedeutet letzteres nur Anfuhr innerhalb des Landes, und Abfuhr fast nur das Ausführen aus Strusen, aus Böden Speichern, oder die Wegfuhr von Schutt u. dgl. Die Pleskauer bieten für Roggen 9 Rb. und wollen die Abfuhr selbst machen, 176. 1835. 159.

Masing DBWB, 49
Abfuhr, f. (ápfūr). 1. Pferde und Fuhrwerk, die zum Wegschaffen von Hausrat u. dgl. erforderlich sind. So bekommt z. B. der abgehende Arrendator oder Amtmann (freye) Abfuhre. Hupel Id. 2. _ 2. Transportkosten. Ich zahlte 560 russ. Rubel mit Abfuhr für den Kubikfaden [Holz]. RvSLeb. II, 221. _ 3. Ausfuhr. _ 4. Verwundung, die einen Hieberduellanten nötigt, von der Mensur abzutreten. Stud. Dorp.

Masing DBWB, 49
Abfuhre, f. (ápfūrə) Abfuhr 1. (s.d.)

abfüttern V [h]
1. Vt de füttern; et söötma
der Fuhrmann will erst etwas abfüttern und dann weiter fahren
Tiere abfüttern
die Hunde waren schnell abgefüttert
2. Vt 'Menschen eine Mahlzeit vorsetzen' de verpflegen; et toitma
die Kinder, die Gäste abfüttern
3. Vt de abweiden
seine Gerste, sein Heuschlag ist ihm abgefüttert worden
4. Vt veralt. 'als Futter verbrauchen' et söödaks kasutama
viele hatten alle Strohdächer abgefüttert 'das Stroh der Dächer war dem Vieh zu fressen gegeben'

QUELLEN

Hupel 1795a, 2
abfüttern heißt 1) einem Thier Futter geben; 2) zuweilen gar Speise den Leuten geben, pöb.; 3) abweiden, z.B. seine Gerste (Gerstenfeld) oder sein Heuschlag ist ihm abgefüttert worden.

Gutzeit 1859, 6
abfüttern 1) füttern. Der Fuhrmann will erst etwas abf., und dann weiter fahren. 2) abweiden. Sein Heuschlag, sein Gerstenfeld ist ihm abgefüttert worden.

Gutzeit 1886, 6
abfüttern 3) Viele hatten (des Futtermangels wegen) alle Strohdächer abgefüttert, 182, I., d.h. das Stroh der Dächer zur Fütterung benutzt.

Masing DBWB, 51
abfüttern, sw. (ápfütərn) 1. füttern. Der Fuhrmann will erst etwas a. und dann weiter fahren. Gtz. I, 6. Hupel Id. 2. _ *2. Tiere a., füttern. Die Sonne war … aufgegangen … Die Hunde waren schnell abgefüttert. Stillm. 35. _ 3. Menschen eine Mahlzeit vorsetzen. Die Kinder, die Gäste a. Hupel Id. 2. _ 4. abweiden. Seine Gerste, sein Heuschlag ist ihm abgefüttert worden. Hupel, Id. 2. _ 5. † als Futter verbrauchen. Viele hatten alle Strohdächer abgefüttert, das Stroh der Dächer war dem Vieh zu fressen gegeben. Hupel Top. I, 104.
¤ abfüttern, „Erst sollten die Alten und ein Teil der Jugend, später die Uebrigen abgefüttert werden.” Carlile. Skrauja 71.

abgehen V [h/s]
1. Vi 'die Schule nach ihrer Absolvierung verlassen' de absolvieren (nach beendigtem Kursus, also aus der obersten Klasse, vorzugsweise der Gymnasien. Man geht nicht ab von der Universität, sondern verlässt sie. Daher sind Abgehende dasselbe, was Abiturienten); et lahkuma (koolist)
dieser Schüler geht zu Weihnachten ab 'geht zur Universität'
er ging aus Prima ab
unsere im vorigen Semester abgegangenen Brüder
siehe auch Abgang
2. Vi 'ein Amt niederlegen' de verabschieden; et erru minema
die Elterleute sollen alle zwei Jahre umbgekohren werden, undt wan die alten abgehen, sollen sie … den Amb(t)herren Rechnung zu Thuen schuldigk sein
3. Vt 'nacheinander besuchen'
dieser Arzt geht all seine Kranken zu Fuß ab
4. Vt de abnutzen; et ära kasutama; läbi kulutama (käies)
ich fürchte, dass ich meine Male oder Billete nicht werde abgehen können 'alle von mir genommenen Billete benutzen'
die Stiefel, die Hacken der Stiefeln schief abgehen 'schief abnutzen'
5. Vi 'aus dem Körper ausgeschieden werden'
der Wurm ging ab (id) [im Kartenspiel, wenn man eine unerwünschte Karte losgeworden ist]
siehe auch Abgang
6. Vi 'durch Witterungseinflüsse schwinden' de auftauen
der Weg geht ab 'der Winterweg schwindet'
inzwischen war die Schlittenbahn fast ganz abgegangen
7. Vi 'verkauft werden, an den Mann gebracht werden'
in manchen Häusern gehen die Töchter ab wie warmes (Weiß)brot
8. Vr 'sich durch Gehen abnutzen'
die Schuhsohlen gehen sich ab

DAZU:
mit Tode abgehen (id) 'sterben'
ob eines meisters … kinder … mit todte abgiengen

QUELLEN

Gutzeit 1859, 7
abgehen 1) der Weg ist leicht abzugehen, abzumachen. Bei Grimm etwas Äehnliches aus Goethe: einen Kreis abgehen. 2) dieser Arzt geht all seine Kranken zu Fuß ab. 3) dieser Schüler geht zu Weihnachten ab, zur Universität; er ging aus Prima ab. 4) Nunmehr sein die Bischoftümer ganz abgegangen, hergegen 3 weltliche Fürstentümer entstanden und aufgerichtet, d.h. haben aufgehört, sind eingegangen, 194. in Brandis Chr. 3. - 5) ich fürchte, dass ich meine Male oder Billete nicht werde abgehen können, d.h. alle von mir genommenen Billete benutzen; die Stiefel, die Hacken der Stiefeln schief abgehen: schief abnutzen.

Gutzeit 1886, 7
abgehen 6) Solen gehen sich ab, nutzen sich ab durch Gehen. - 7) Der Weg geht ab, der Winterweg schwindet. Schon in Russow 122a: affgahn. - Eine Farbe geht ab, verliert sich. - 3) von der Schule, nach beendigtem Cursus, also aus der obersten Classe, vorzugsw. der Gymnasien. Man geht nicht ab von der Universität, sondern verlässt sie. Daher sind Abgehende dasselbe, was Abiturienten und Abiturienten.Prüfungen die Prüfungen der Abgehenden, vgl. Abgang.

Masing DBWB, 54
abgehen, st. (ápjēən) 1. die Schule, die Universität nach ihrer Absolvierung verlassen. … unsere im vorigen Sem. abgegangenen Brüder … C. Prot. d. Fr. Rig. 20. I. 1828. _ 2. ein Amt niederlegen. die Elterleute sollen alle zwe Jahre umbgekohren werden, undt wan die alten abgehen, sollen sie … den Amb(t)herren Rechnung zu Thuen schuldigk sein. Rig. Fuhrleuteschr. 1605, §13. (St-Mg 218). ( _3. mit Tode a. sterben. Ob eines meisters … kinder … mit todte abgiengen. Rig. Schlosserschr. 1593, §27 (St-Mg 453). Auch noch vielfach im 19. Jh.) _ 3. aus dem Körper ausgeschieden werden; auch bildl. der Wurm ging ab. R.a. im Kartenspiel, wenn man eine unerwünschte Karte losgeworden ist. Pern. _4. durch Witterungseinflüsse schwinden. Der Weg geht ab, der Winterweg (s.d.) schwindet. Gtz. N 1886,7. Inzwischen war … die Schlittenbahn fast ganz abgegangen. Engelhardt, DRnR. 24. _ 5. verkauft werden, an den Mann gebracht werden. In manchen Häusern gehen die Töchter ab wie warmes (Weiß)brot. _ 6. sich a., sich durch Gehen abnutzen. Die Schuhsohlen gehen sich ab. Gtz. N 1886, 7.
¤ abgehen, So soll … der Secretarius … verpflichtet seyn, alle die Briefe vnd was sonsten außm Gericht abgehen mag, … Doch sollen keine Briefe abgehen, sie seyen dank von sämbtlichen Gerichte übergesehen und bewilligt … Was aber das … selbst behauptet, so außm Gerichte abgehet, das soll vom Präsidenten … unterschrieben werden. Buddenbr. Bd. II, S. 39, IX. 1630. s. Winterweg (Zettelkarton)!

id abgekankerte Kledaschenabkankern
unedel. de abgetragene Kleidung; et närud, räbalad

QUELLEN

Kerkovius, Martha: Riga
WL 6, 42

id abgestochen Werk
de (eine Art Pelzarbeit)
siehe auch abstechen

QUELLEN

Gutzeit 1886, 7
abgestochen Werk 242: Art Pelzarbeit

abkromen V [h]
‣ Varianten: abkrömeln, abkrömern
1. Vt 'Krumen machen' de abkrümeln, abkrumen
2. Vr 'sich mühsam abarbeiten' de sich abkräpeln

QUELLEN

Bergmann 1785, 1
abkrömern abkromen statt abkrumen wie Brot

Hupel 1795a, 3
abkrömern oder abkromen st. Krumen machen.

Gutzeit 1859, 10
abkromen und abkrömeln, abkrümeln. Schon bei Bg.

Sallmann 1880, 77
abkromen sich mühsam abarbeiten

Gutzeit 1886, 9
abkromen sich, s. abkräpeln.

Masing DBWB, 78
abkromen, sw. (ápkrōmən) abkrümeln. Bergm. 1, Hupel Id. 3.

Masing DBWB, 78
abkrömern, sw. (ápkrö̅mərn) = abkromen. Bergm. 1, Hupel Id. 3.

Ablage die
1. de Entfernung
die Ablage dieser Stadt von Riga
2. veralt. de Warenlager
… dasz sich Neimand einen Ablage derer aus Leifland … kommenden Wahren in der Vorstadt zu halten unterstehen … solle
3. veralt. 'zeitweilige Unterkunft'
er musz auch ein klein Losament vor den Ambtman daselbst gebauet werden, damitt wan er dahin kombt, sein Ablage haben möge
4. veralt. 'Mietwohnung auf dem Lande'
… wie auch nicht zuverstallen, dasz die teutschen a. bey den bauren haben …
eine adeliche Herrschaft … hat auf ihrem Erbguthe für einen billigen Preiß ein Ablage zu vermiethen; sie wünscht, dasz ein Schneider … diese Wohnung zu beziehen sich entschließen möchte
5. 'dauernder unentgeltlicher Aufenthalt auf dem Lande für mittellose Personen'
Ablage, daß, heißt überhaupt eine Wohnung auf eine Zeitlang, sonderlich die unentgeldliche in dem Bezirk eines Landgutes
auf Ablage sein, bleiben, leben, wohnen, liegen 'einen solchen Aufenthalt genießen'
auf Ablage liegen 'bei einem freie Wohnung haben, beherberget werden'
Daß Papa nicht bei mir auf Ablage bleiben will
auf Ablage sein 'stellenlos, erwerbslos sein'
6. de Ablegen
in Rechenschafts-Ablage

QUELLEN

Gutzeit 1859, 10
Ablage Die A. dieser Stadt von Riga, Entfernung.

Gutzeit 1886, 10
Ablage In Rechenschafts-Ablage.

Masing DBWB, 80f.
Ablage, f. (áplāʒər) 1. † Warenlager. … dasz sich Neimand einen A. derer aus Leifland … kommenden Wahren in der Vorstadt zu halten unterstehen … solle. Bulm. AuU I, 387. (1720). _ 2. † zeitweilige Unterkunft. er musz auch ein klein Losament vor den Ambtman daselbst gebauet werden, damitt wan er dahin kombt, sein A. haben möge. V. B. Landv. III, 432/3 (1638). _ 3. † Mietwohnung auf dem Lande. … wie auch nicht zuverstallen, dasz die teutschen a. bey den bauren haben … Hahn Dom. 139 (1663). eine adeliche Herrschaft … hat auf ihrem Erbguthe für einen billigen Preiß ein A. zu vermiethen; sie wünscht, dasz ein Schneider … diese Wohnung zu beziehen sich entschließen möchte. Mit. Nachr. 19.X.1772. _ 4. dauernder unentgeltlicher Aufenthalt auf dem Lande für mittellose Personen. A., daß, heißt überhaupt eine Wohnung auf eine Zeitlang, sonderlich die unentgeldliche in dem Bezirk eines Landgutes. Hupel Id. 3. _ auf a. sein, bleiben, leben, wohnen, liegen, einen solchen Aufenthalt genießen. auf A. liegen, bey einem freye Wohnung habe, beherberget werden. Bergm. 2. Daß Papa nicht bei mir auf A. bleiben will. … Worms, Überschw. 186. _ In erweitertem Sinn: auf A. sein., stellenlos, erwerbslos sein.

id abnehmendes Licht
‣ Varianten: Abnehmend-Licht
'Zeit des abnehmenden Mondes' de abnehmender Mond; et kahanev kuu, vana kuu
im abnehmenden Licht 'abnehmendem Monde'
‣ Synonyme: abnehmender Monat

DAZU:
KOMM: Nach dem Volksglauben dürfen gewisse Verrichtungen nicht bzw. nur bei abnehmendem Licht vorgenommen werden, je nachdem, ob sie eine Vermehrung Steigerung, Stärkung oder eine Verminderung, Schwächung, Beseitigung von Dingen, Zuständen, Eigenschaften bewirken sollen. Dies gilt besonders für land- und hauswirtschaftliche Arbeiten.

QUELLEN

Gutzeit 1886, 12
abnemend. Im abnehmenden Licht, 328. 15, abnehmenden Monde

Masing DBWB, 93ff.
abnehmend Licht, n. (ápnēmənt liχt) Zeit des abnehmenden Mondes. Nach dem Volksglauben dürfen gewisse Verrichtungen nicht bezw. nur bei abnehmendem Licht vorgenommen werden, je nachdem, ob sie eine Vermehrung Steigerung, Stärkung oder eine Verminderung, Schwächung, Beseitigung von Dingen, Zuständen, Eigenschaften bewirken sollen. Dies gilt besonders für land- und hauswirtschaftliche Arbeiten. Wann ein Haußwirt sein Land pflüget / so nehme er die Zeit in acht / daß er sein Gärstenland im abnehmenden Monat umbpflüge und zuegge /den der alte Mond machet das Land fAuU und mürbe / faulet und vertilget auß die Wurtzeln des Unkrauts / … H. v. Neidenbg. 13/14. Im alten Mond kräncket oder reyset der Habern und wächst nicht wohl /stehet er auff dem Felde in etwas zu lange / so bricht er mit dem Stroh und allem danieder und verschwindet vom Felde / wie der alte Mond / … eb. da 20. Und muß allerhand Saht / die da Wurtzel setzen oder unterwerts wachsen soll / im abnehmenden Mond gesäet werden; eb. da 93. Drey Tage für dem vollen Mond / soll man in den Gärten säen / was hoch über die Erde wachsen soll. Aber Wurtzel-Gewächs / als Burkanen / Rettig und dergleichen 2 oder 3 Tage nach dem vollen Mond. Sal. Gub. 17. Alles Saat-Korn soll man im neuen Licht dreschen / Im alten Licht kan man es wol meyen … eb. da 117. Junge Pferde / junge Bullen … soll man im abnehmenden Licht leichten lassen. eb. da. 18. Haare soll man nicht bei a. Licht schneiden lassen, sonst wachsen sie langsam und gehen später aus. Bei a. L. darf man nicht schlachten, denn das Fleisch wird welk und kraftlos. Auch darf man nicht Tiere bei a. L. zur Begattung zulassen – die Frucht wird kraftlos. Von schwächlichen, vorzeitig alternden Personen sagt man, sie seien bei a. L., bei alt Licht, geboren. Die Zeit des a. L.s empfiehlt mitunter die Volksmedizin für Handlungen, die das Schwinden gewisser Leiden bezwecken. Will man etwas wieder die Würme brauchen, so thue mans im a. L., denn da sind sie schwach. Kurl. Rezepb. 110. vor die schwere Noth … eine … Persohn, so diese Kranckheit hat, … muß … daß … Waßer … im a. L. bekommen … eb. da. 259 f. Ein … Waßer für den Schlag … Grüne Eichen Mispeln im a. Mond genommen … Livl. Rezeptb. 10f. Wenn einem Pferde in den Augenwinckelen innwerts viel roht Fleisch wächset / … / so sol man es im a. Mond schneiden lassen. Sal. Gub. 144. Um Warzen zu vertreiben, muß man bei a. L. frische Fische kochen und mit dem Schaum die Warzen bestreichen. Riga.
¤ abnehmend (es Licht) … u. Allerhand Salat säet man auch mit abnehmenen Licht/ … …Majus. Pflantzen müssen versetzet werden mit abnehmenen Licht / das ist den 20/21/22/23 May. Wer sich verspätigt hat / muß es thun am 18/19/20 Junii. (Kurl. Schr. u. H. Kal. 1693).

Kobolt 1990, 33
abnehmendes Licht nhd. abnehmender Mond

abquästen V [h]
Vt de peitschen (mit der Rute); et piitsutama

QUELLEN

Bergmann 1785, 2

Hupel 1795a, 3
... geisseln

Gutzeit 1859, 14
abquästen, mit Ruten peitschen. Ein altes Wort.

Sallmann 1880, 78
abquästen mit Ruthen streichen

Masing DBWB, 103
abquästen, sw. (ápkwest̅ən) mit Ruten peitschen. Bergm. 2. Hupel Id.3. J.v. Adelung. Gtz. I, 14. Sallm. 78.

Abraham der

DAZU:
er hat (Vater) Abraham gesehen (id) 'er ist betrunken'
ich fühle mich (sitze) wie in Abrahams Schoß (id) 'bequem, geborgen'
KOMM: Abraham und Isaak / Die zankten sich um´n Zwieback, / Der Zwieback ging entzwei, / und Isaak kriegt´ ein Ei (bzw. Abraham behielt das Ei, bzw. Entstand ´ne Keilerei)
KOMM: Abra(ha)ms Haus, eine Figur im Kurni(k)spiel, s. d.: von den fünf zylindrischen Klötzchen, die zu einem Spielfeld gehören, werden vier aufrecht, aber nicht senkrecht hingestellt, und zwar so, daß ihre oberen kreisrunden Schnittflächen zusammengestoßen, während die unteren weiter von einander abstehen; auf die Mitte der aus den vier oberen Schnittflächen gebildeten Rosette wird das fünfte Klötzchen senkrecht aufgestellt. Die Figur heißt auch Turm.

QUELLEN

Masing DBWB, 104f.
Abraham, m. (ābraham) † R.a. Er hat (Vater) Abraham gesehen, er ist betrunken, Gtz N 1886, 12.; noch um 1890. _ Ich fühle mich (sitze) wie in Abrahams Schoß, bequem, geborgen. _ Abraham und Isaak (ī́zak) Die zankten sich um´n Zwieback, (Der Zwieback ging entzwei, und Isaak kriegt´ ein Ei. bzw. A. behielt das Ei, bzw. Entstand ´ne Keilerei,) _ Abra(ha)ms Haus, eine Figur im Kurni(k)spiel, s.d.: von den fünf zylindrischen Klötzchen, die zu einem Spielfeld gehören, werden vier aufrecht, aber nicht senkrecht hingestellt, und zwar so, daß ihre oberen kreisrunden Schnittflächen zusammengestoßen, während die unteren weiter von einander abstehen; auf die Mitte der [105] aus den vier oberen Schnittflächen gebildeten Rosette wird das fünfte Klötzchen senkrecht aufgestellt. Die Figur heißt auch Turm.

id Abraham gesehen habenAbraham
1. 'betrunken sein' et jommis olema
2. 'langes Leben hinter sich haben' de uralt sein; et muldvana olema
he hett all Abraham se'en 'er hat schon lange gelebt, ist nicht unerfahren'

QUELLEN

Gutzeit 1886, 12
Abraham. Er hat Abraham gesehen, ist betrunken, Stender. In 479: he hett all Abraham se'en, er hat schon lange gelebt, so Manches mitgemacht, ist nicht unerfahren.

abregen V [h]
1. Vt veralt. de erwähnen
Und sollen die verordneten kerlsz, sozu Tische dienen, … , niemandt aus dem abzuregten kreitze hier langen
2. Vr 'sich nach einer Aufregung beruhigen' et maha rahunema
Reg dich ab! (id) 'Begieß dich mit kaltem Wasser!'

QUELLEN

Masing DBWB, 106
abregen, sw. (áprējən) 1. † erwähnen. Und sollen die verordneten kerlsz, sozu Tische dienen, … , niemandt aus dem abzuregten kreitze hier langen … St.-Mg 674 (1593) _ 2. sich nach einer Aufregung beruhigen, in der R.a. Reg dich ab! Begieß dich mit kaltem Wasser! Riga.

absagen1 V [h]
1. Vt de aussprechen, entscheiden
Sprechen, erkennen und rechtlich absagen wir Jasperus u.s.w.
2. Vt 'ohne Ausdruck wiedergeben' de hersagen; et maha vuristama
sein Pensum absagen

QUELLEN

Gutzeit 1859, 15
absagen, 1) aussprechen, entscheiden. Sprechen, erkennen und rechtlich absagen wir Jasperus u. s. w., 194. in den Ritterrechten d. F. E. 147. 2) hersagen ohne Ausdruck: sein Pensum.

Masing DBWB, 110f.
absagen, sw. (ápzāʒən) 1. † aussprechen, entscheiden. Sprechen, erkennen und rechtlich a. Wir Jasparus, Ertzbischoff … Mon. Liv. ant. III, 2. 147. (1516). _ 2. † ohne Ausdruck hersagen. Sein Pensum a., Gtz. I, 15. _ 3. └ sich von 111etw. a. _ 4. └ absägen. Bergm. 2. Hupel Id. 4. Gtz. I, 15; N 1886, 14.
¤ absagen, „Adell soll ein dem andern nicht absagen. Wofern einer von Adell … dem Andern … feindlich absagen würde …” (Mon. Liv. Ant. III, 2, Ritterr. d. F. E., S. 142.) „Da jemandt sich vunterstehen würde, einen Landtfriedbrecher oder Absager zu herbergen …” (ibid. 143.)

Abschauer der/die/das
‣ Varianten: Abschäuer, Abschur
‣ Belege: Riga
1. 'bedachter, aber offener Raum' de Abdach, Wetterdach, Regendach; et varjualune
Hofraum mit Abschnüren zur Bauer-Einfahrt bequemlich
ein Abschauer rund herum bezäunet und mit Krippen und Reddeln versehn
Abschauer für Reisende und Einkehrende
eine Abschauer zur Einfahrt
ein Krug mit einer Abschauer zur Bauern-Einfahrt
Hof mit einem gewölbtem Abschauer
gepflasterte Abscheuren
2. 'durch eine Seitenwand abgesonderte Stelle in einem Zimmer'
3. 'an eine Gebäudewand sich anlehnender Geräte- oder Wagenschuppen' de Schoppen, Hütte, Regenhütte, Verschlag; et kuur
wo sie (die Schweine) unter einem Abschauer leben
In einem … Hause sind … fünf … Zimmer mit … einem Stall auf 4 Pferde und einer Abschauer für einen Wagen zur Miethe zu haben

QUELLEN

Hupel 1795a, 4
Abschauer 1) ein Schoppen, eine Hütte, Regenhütte; 2) eine gesonderte Stelle in einem Zimmer; 3) ein Abdach

Gutzeit 1859, 15
Abschauer, der, in der ältern Sprache auch die und das, Abdach, Wetterdach, Regendach. Nach Hup. auch 2) eine abgesonderte Stelle in einem Zimmer, und 3) ein Schoppen, Hütte, Regenhütte. Das sehr gew. Wort, das bei Hoffm., nicht aber bei Grimm steht, ist, wie die Einrichtung, hier ein sehr altes. Die folgenden Beispiele werden vielleicht nicht unnütz sein. Eine Abschaur, 172. 1708. 224; Hofraum mit Abschnüren zur Bauer-Einfahrt bequemlich, 172. 1768. 9; ein Abschauer rund herum bezäunet und mit Krippen und Reddeln versehn, 172. 1786. 60; Abschauer für Reisende und Einkehrende, 172. 1780. 20; eine Abschauer zur Einfahrt, 172. 1781. 266; ein Krug mit einer Abschauer zur Bauern-Einfahrt, 172. 1781. 275; Hof mit einem gewölbtem Abschauer, 172. 1786. 101. In der Mh. auch Abschäuer: gepflasterte Abscheuren. 172. 1804. 61.

Hoheisel 1860, 31
Achauer, Abschauer, ein besonderer Behälter zum Aufbewahren von Holz, Vorräthen usw.

Sallmann 1880, 58
die durch eine Seitenwand abgetheilte Stelle eines Zimmers

Gutzeit 1886, 14
die abgetheilte Stelle im Zimmer, 390a. 411. In Estland, nicht in Livland!
Abschauer, die abgetheilte Stelle im Zimmer, 390c. 411. In Estland, nicht in Livland!

Westermann 1887, 387
in Estland: die durch eine Scherwand abgetheilte Hälfte eines Zimmers; in Kurland; kleine Scheune; in Livland ungebräuchlich

Seemann von Jesersky 1913, 99
Scheuer, Wetterdach

Masing 1926b, 56
Abschauer „bedachter, aber offener Raum; durch eine Scherwand abgeteilte Stelle eines Zimmers“ (R. Trögel „Friedr. Ludw. Jahn und die deutschen Mundarten“ in der Zeitschr. für deutsche Mundarten, Heft 1/2 1922, S. 70 abgeschauert, schwache Form neben abgeschoren in der Bedeutung von „durch Planken abgetrennt“...; mnd. schūr „Scheuer, Schuppen“ und scheren „zuteilen; abteilen“; Grimme, S. 159).

Mitzka 1927/1928, 172
Abschauer - rein hochdeutsch, vielleicht aus dem Nd. umgesetzt.

Masing DBWB, 113
Abschauer, m. im 18. Jh. auch n. und f. (ápšōər) 1. abgesonderte Stelle in einem Zimmer. Hupel Id. 4; durch eine Scherwand abgeteilte Stelle eines Zimmers. Sallm. 58; kleiner, als Schauer abgeteilter Raum, Verschlag. Stryck. _ 2. an eine Gebäudewand sich anlehnender Geräte- oder Wagenschuppen. Hahn-Asuppen?; kleiner, leichter Anbau aus Brettern. Stryck. In einem … Hause sind … fünf … Zimmer mit … einem Stall auf 4 Pferde und einer A. für einen Wagen zur Miethe zu haben. Rig. Anz. 1769, 130/1. _ 3. = Abdach (s.d.) … ein großer Hofraum und ein A. auf eine Menge Pferde. Mit. Intell. Bl. 17. III. 1808. Die Fuhrmannpferde standen im „A” – einem bedachten, … aber offenen Raum . im Wirtschaftshof. Bienemann I, 205. Hierher gehört vielleicht auch folgende, nicht ganz klare Stelle: Eine Amtsstube unterm Lubbendach mit etlichen Steigen auffzugehen, selbiges unter einen brettern A. V.B. Landv. 132 (1677/8). _ 4. In den Akten (des Zeitraums zwischen 1660 und 1710) wird der wandähnliche Abschluß zwischen dem Gemeinderaum und dem Altarraum mit den Worten „Schrankenwerk” oder „A” bezeichnet. Campe, Baugestaltung 23.
¤ Abschauer, „ … mit allen … Nebengebäuden, als Stallungen, … Badstube, Eiskeller, Riege, Abschauren …” (Rig. Anz. 1769, 51).

Uustalu 1982, 155
[zitiert Gubert (17. Jh.]: An den Rigen soll man an der Nord-Ost-Seite ain Abschur halten (91); mnd. schūr n. u, schure f. 'Schutz. Schirm; konkr. Ort, der Schutz, Obdach gewährt, Scheune' (Schl.-L-). Ins Estnische übernommen: kuur 'Scheune, Scheuer, Schuppen' (Wiedemann).

abschauern V [h]
‣ Varianten: abschäuern
1. Vt 'mit einem Regendach versehen'
einen Platz abschauern
2. Vt 'einschließen und absondern'
einen Raum abschauern [Hupel Id. 4]
3. Vi 'aufhören zu regnen'
es hat abgeschauert 'der Schauerregen ist zu Ende'

QUELLEN

Gutzeit 1859, 15
abschäuern, 1) einen Platz, mit einem Regendach versehen. 2) einen Raum einschließen und absondern. Wie auch Grimm angiebt.

Sallmann 1880, 58, 80
abschauern durch eine Scherwand abtheilen

Gutzeit 1886, 14
abschauern, zl. Es hat abgeschauert, der Schauerregen ist zu Ende.

Masing DBWB, 113
abschauern, sw. (ápšōərn) 1. einen Platz. a., mit einem Regendach versehen. Gtz. I, 15. _ 2. Es hat abgeschauert, der Schauerregen ist zu Ende. Gtz. N 1886, 14.

abschlägig Adj
1. de abschlächtig, abschüffig, abhängig (von Wegen)
der Weg wird abschlägig und löchericht
2. de abschläglich, auf Abschlag, auf Abrechnung
abschlägig zalte ich 100 Rubel

QUELLEN

Gutzeit 1859, 17
abschlägig, 1) abschlächtig, abschüssig, abhängig, von Wegen. Schon bei Hup. als häufig vorkommend angef. 2) abschläglich, auf Abschlag, auf Abrechnung, z. B. abschlägig zalte ich 100 Rubel.

Gutzeit 1886, 17
abschlägig, von Wegen, schief abschüssig. Abschlägig Weg, da man leicht schlenkern und umschlagen kann, St.; der Weg wird abschlägig und löchericht, 182. I., man wirft leicht um.

Masing DBWB, 120
abschlägig, adj. (ápšlējiχ) 1. a. sagt man oft von Wegen st. abschüßsig, abhängig. Hupel Id. 4. _ 2. abschläglich (s.d.), auf Abschlag, auf Abrechnung. A. zahlte ich 100 Rubel. Gtz. I, 17.
¤ abschlägig, Der wohlthätige Schnee macht das Reisen bequemer und erleichtert die Verführung unserer Produkten nach den Seestädten ungemein; aber schwerbeladene Fahrer verderben bisweilen die beste Bahn: der Weg wird abschlägig und löchericht; man wirft leicht um. Hupel, Top. Nachr. I, 530.

abschmanden V [h]
‣ Varianten: abschmänden, abschmanten, abschmänten
Vt 'den Rahm abnehmen' de abrahmen; et riibuma (koort)
abgeschmändete Milch

QUELLEN

Hupel 1795a, 4
abschnanden oder abschmänden

Gutzeit 1859, 17
abschmanden und abschmänden, abrahmen, den Rahm abnehmen. Das erstere wol nur im Infinitiv gebräuchlich. Abgeschmändete Milch, gesprochen: abgeschmänd'te. Ersteres schon bei Hupel, letzteres schon bei St.

Masing DBWB, 122
abschmanden, sw. (ápsmandən) d.i. abraamen, die Sahne (liefl. den Schmand) von der Milch obern abnehmen. Hupel Id. 4.

abschneiden V [h]
1. Vt 'durch Schneiden abtrennen' et läbi lõikama, ära lõikama
er hat sich den Hals abgeschnitten 'den Hals, die Kehle durchschnitten, um sich zu tödten' [bei Grimm finden sich ähnliche sonderbare Redensarten, die bei abschlagen angeführt sind]
(Ein) abgeschnitten (Stück) Brot klebt (hält) nicht (mehr) (id) 'Nach einem Zerwürfnis sind die alten freundschaftlichen Beziehungen kaum wieder herzustellen.'
Von einem Brot, das verschenkt wird, schneidet man ein Stückchen ab, das im Hause bleibt [Riga, Dorpat: Volksglaube]
Ausgekämmtes oder abgeschnittenes Haar muß man verbrennen. Kriegen es die Vögel, so tragen sie es zu Nest, und dem Geschorenen fällt das Haar aus. [Riga, Dorpat: Volksglaube]
Einem kleinen Kinde darf man die Nägel nicht abschneiden, sondern muß sie abbeißen, sonst gedeiht das Kind nicht. [Riga]
Abgeschnittene Haare soll man verbrennen, sonst bekommt man Kopfschmerzen. [Riga]
2. Vt
Sie spielten Whist mit dem Strohmann. Dieses Spiel zu dreien, mit Abschneiden, ist das schwierigste … alles Kartenspiele.
Wir schneiden ab oder spielen Preference. Aber neulich, als wir abschnitten, mogelte der junge Schneider.
3. Vt
Die Töpfer, Maurer, Schornsteinfeger sprechen, daß der Wind den Rauch eines Schornsteins abschneide 'ihn nicht frei herausströmen läßt, ihn zurückstößt … und dadurch ein Rauchen der Öfen und Küchen veranlaßt'
Wie der Wind an der Ausgangsöffnung eines Schornsteins den Rauch abschneidet, so wird auch der Zug in einem Ofenrohr abgeschnitten 'die richtige Strömung der Luft oder des Rauches nach oben gestört oder verhindert durch einen Gegenzug, … durch ein stärkeres oder hinderndes Strömen der Luft bzw. des Rauches nach anderer Richtung'

QUELLEN

Gutzeit 1859, 18
abschneiden. Er hat sich den Hals abgeschnitten, d. h. den Hals, die Kehle durchschnitten, um sich zu tödten. Bei Grimm finden sich ähnliche sonderbare Redensarten, die bei abschlagen angeführt sind.

Gutzeit 1886, 15
abschneiden vom Rauch. Die Töpfer, Maurer, Schornsteinfeger sprechen, dass der Wind den Rauch eines Schornsteines abschneide, d.h. ihn nicht frei herausströmen lässt, ihn zurückstößt, u. dgl. und dadurch ein Rauchen der Ofen und Küchen veranlasst. Um das Abschneiden des Rauchs zu verhüten, werden Kappen verschiedener Art auf die Schornsteine gesetzt oder diese selbst erhöht. - Wie der Wind an der Ausgangsöffnung eines Schornsteins den Rauch abschneidet, so wird auch der Zug in einem Ofenrohr abgeschnitten, d.h. die richtige Strömung der Luft oder des Rauches nach oben gestört oder verhindert durch irgend einen Gegenzug, d.h. durch ein stärkeres oder hinderndes Strömen der Luft, bez. des Rauches nach anderer Richtung; der Rauch „Quält sich“ in solchem Falle im Schornstein und die Küchen u. Öfen rauchen oder „ziehen“ schlecht.

Masing DBWB, 124f.
abschneiden, st. (ápsnä̅dən, ápšnēdən) 1. R.a. (Ein) abgeschnitten (Stück) Brot klebt (hält) nicht (mehr): Nach einem Zerwürfnis sind die alten freundschaftlichen Beziehungen kaum wieder herzustellen. Riga, Dpt. Volksglaube: Von einem Brot, das verschenkt wird, schneidet man ein Stückchen ab, das im Hause bleibt. Bertram, Wagien 96. Ausgekämmtes oder abgeschnittenes Haar muß man verbrennen. Kriegen es die Vögel, so tragen sie es zu Nest, und dem Geschorenen fällt das Haar aus. eb. da 104. Abgeschnittene Haare soll man verbrennen, sonst bekommt man Kopfschmerzen. Riga. Einem kleinen Kinde darf man die Nägel nicht abschneiden, sondern muß sie abbeißen, sonst gedeiht das Kind nicht. Riga. _ 2. * Sie spielten Whist mit dem Strohmann. Dieses Spiel zu dreien, mit Abschneiden, ist das schwierigste … alles Kartenspiele. KGKupffer LL 82. Wir schneiden ab oder spielen Preference. Aber neulich, als wir abschnitten, mogelte der junge Schneider. eb.da 115. _ 3. Die Töpfer, Maurer, Schornsteinfeger sprechen, daß der Wind den Rauch eines Schornsteins abschneide, d.h. ihn nicht frei herausströmen läßt, ihn zurückstößt … und dadurch ein Rauchen der Öfen und Küchen veranlaßt … Wie der Wind an der Ausgangsöffnung eines Schornsteins den Rauch abschneidet, so wird auch der Zug in einem Ofenrohr abgeschnitten, d.h. die richtige Strömung der Luft oder des Rauches nach oben gestört oder verhindert durch einen Gegenzug, … durch ein stärkeres oder hinderndes Strömen der Luft bzw. des Rauches nach anderer Richtung … Gtz. N 1886, 15.

Abschnitzlis das
'abgeschnittene Stücke von Papier' de Papierschnitzel, Papierschnipfel; et (paberi)tükike
vgl Abschnittlis

QUELLEN

Hupel 1795a, 4
... soll man nach Bergmanns Vorschlag lieber Papierschnipfeln nennen

Gutzeit 1886, 15
Abschnitzlis, abgeschnittene Stücke von Papier, Papierschnitzel, Hupel. vgl. Abschnittliss.

Masing DBWB, 126
Abschnitzlis, n. (ápsnitslis) = Abschnittlis, (s.d.) Hupel Id. 4.

abstoßen V [h]
1. Vt, Vr '(sich) durch einen Stoß verletzen' de stoßen; et (end) ära lööma
ich habe mir den Kopf, den Finger, den Fuß, das Auge, die Nase abgestoßen 'durch Stoßen gegen einen Gegenstand beschädigt'
sie hat sich tüchtig abgestoßen
2. Vt de zerstoßen; et peenestama
soll ich alle Mandeln abstoßen?
3. Vt 'Unkraut mit dem Abstoßeisen entfernen' de ausstoßen; et kõplama
den Garten abstoßen
4. Vt 'eine Sache zu Ende bringen'
wir Sachführer vereinigten uns und stießen die Sache ab

DAZU:
sich die Hörner abstoßen (id) 'zahm werden' [von heftigen, eigensinnigen Menschen]
der Tod wird mir das Herz abstoßen
damit es (die Krankheit) dir nicht wie Gift das Herz abstoße

QUELLEN

Gutzeit 1859, 21
abstoßen, 1) stoßen, durch einen Stoß verletzen. Das ab giebt hier nicht die Bed., dass durch den Stoß etwas abgeschlagen, abgestreift, abgeschunden werde, sondern verstärkt nur die Bed. des einfachen Zw. Wie bei abschlagen entstehen hier durch Redeweisen, die sonderbar sind, hier zu Lande aber keinem auffallen, ebensowenig wie sich den Kopf, die Hand zerstoßen! Ich habe mir den Kopf, den Finger, den Fuß, das Auge, die Nase abgestoßen, durch stoßen gegen einen Gegenstand beschädigt. Nie sagt man: Du hast, er hat mir den Kopf abgestoßen. Sich abstoßen, sich durch einen Stoß verletzen. Sie hat sich tüchtig abgestoßen, d. h. irgend einen Theil des Körpers gestoßen.
2) verstärktes stoßen oder zerstoßen. Soll ich alle Mandeln abstoßen?
3) Unkraut mit dem Abstoßeisen entfernen, ausstoßen. Den Garten abstoßen.

Hoheisel 1860, 24
abschlagen, abstoßen: er hat sich den Kopf, den Finger abgeschlagen, abgestoßen st. zerschlagen, gestoßen (lettisch)

Sallmann 1880, 110
Eigentümlich sind auch die durch Zusammensetzung mit an, ab gebildeten Redensarten, wonach sich einer den Kopf abschlägt, die Zehe abtritt, den Finger absticht, das Ohr abfällt, die Nase abstößt, die Hände abfriert, d. h. durch Anschlagen, Treten, Stechen, Fallen, Stoßen, Frieren verletzt, […]

Gutzeit 1886, 18
abstoßen, 4) eine Sache zu Ende bringen. Wir Sachführer vereinigten uns und stießen die Sache ab. — 5) sich die Hörner, bildl. von heftigen, eigensinnigen Menschen, zahm werden. — 6) Der Tod wird mir das Herz abstoßen, 352. XVI. 3; damit es (die Krankheit) dir nicht wie Gift das Herz abstoße, 352. XVIII.

Eckhardt 1896, 31
sich den Kopf abstoßen. hd. Neuschöpfung

Masing DBWB, 145
abstoßen, st. (ápštōsən) 1. Unkraut a., mit einem dazu bestimmten Gerät entfernen. Den Garten, den Weg a. Gtz. I, 21. _2. stoßen, zerstoßen. Soll ich alle Mandeln a.?Gtz. I, 21. _ 3. Arbeiten a., erledigen. In welchen Fächern bist du examiniert worden? _ 4. sich a., sich durch einen Stoß verletzen. Sich den Fuß a. J.v. Adelung.

abtanzen V [h]
1. Vt 'das Brautpaar tanzend in die Brautkammer (Schlafzimmer) begleiten'
die Braut 'die Gäste tanzten um die Braut in einem Kreise umher, wobei ihr, wenn sie nicht Witwe war, der Kranz oder die Krone unter Gaukeleien abgenommen wird'
siehe auch Brauttanz
2. Vt et maha mängima (pruudipärga)
den Brautkranz und die Toffeln abtanzen [die Neuvermählten werden umringt, die junge Frau von den Fräulein, der junge Ehemann von den jungen Herren, und nachdem die beiden die Augen verbunden sind, schließt man den Kreis und singt ein Lied. Der junge Ehemann, der dabei den Hut auf dem Kopf hat, nimmt ihn ab und setzt ihn blindlings Jemandem aus dem Kreise auf. Die junge Frau thut das mit ihrem Kranze, und wer Hut oder Kranz erhielt, der hat Anwartschaft auf baldige Verheirathung. Der junge Ehemann wird aus dem Kreise der Jünglinge entlassen und von einem zweiten Kreise, den verheiratheten Herren, aufgenommen, die junge Frau desgleichen, indem sie mit der Haube geschmückt wird.]
der Kranz musste doch abgetanzt werden 'es musste deswegen Tanz stattfinden'
So trödelten wir bis nach 4 Uhr, wo der Myrtenkranz abgetanzt wurde. Den Kranz erhielt Emma Rosenpflanzer, den Hut …Pabe
3. Vt de tanzen; et tantsima
einen Fuß abtanzen
wenn ich nur abzutanzen krieg 'wenn ich Gelegenheit zum Tanzen finde'

QUELLEN

Gutzeit 1859, 22
abtanzen, 1) die Braut, s. Brauttanz. 2) den Brautkranz und die Toffeln. Der Kranz musste doch abgetanzt werden, d. h. es musste deswegen Tanz stattfinden. In Deutschland ist die Bed. abweichend.

Sallmann 1880, 77
abtanzen den Brautkranz abtanzen, indem der Braut von den im Kreiß sie umtanzenden der Brautkranz oder die Krone unter Acherzen abgenommen wird

Masing DBWB, 149
abtanzen, sw. (áptantsən) 1. tr. […] daß […] die Gäste […] um die Braut in einem Kreise umhertanzten, wobey ihr, wenn sie nicht Witwe war, der Kranz oder die Krone unter Gaukeleien abgenommen wird, welches die Braut abtanzen, heißt. Hupel Id. 33. Wie aber die Braut ihren Kranz abtanzte und ich ihn bekam, ward mir etwas unangenehm zumute … Sally von Kügelgen 198. Am Hochzeitstage wird Hut und Kranz abgetanzt, d.h. die Neuvermählten werden umringt, die junge Frau von den Fräulein, der junge Ehemann von den jungen Herren, und nachdem die beiden die Augen verbunden sind, schließt man den Kreis und singt ein Lied. Der junge Ehemann, der dabei den Hut auf dem Kopf hat, nimmt ihn ab und setzt ihn blindlings Jemandem aus dem Kreise auf. Die junge Frau thut das mit ihrem Kranze, und wer Hut oder Kranz erhielt, der hat Anwartschaft auf baldige Verheirathung. Der junge Ehemann wird aus dem Kreise der Jünglinge entlassen und von einem zweiten Kreise, den verheiratheten Herren, aufgenommen, die junge Frau desgleichen, indem sie mit der Haube geschmückt wird. Bertram, Wagien 102. _ 2. einen Fuß abtanzen, tanzen. Mitau, Schülersp. 1939. _ 3. └ intr. tanzen. Wenn ich nur abzutanzen krieg, Gelegenheit zum Tanzen finde. SvJ, 39.
abtanzen, „So trödelten wir bis nach 4 Uhr, wo der Myrtenkranz abgetanzt wurde. Den Kranz erhielt Emma Rosenpflanzer, den Hut …Pabe.” (J. Kolbe 28. III. 1839).

Abtritt der
1. 'primitiver Abort' de heimliches Gemach, Heimlichkeit; et väljakäik, kemmerg
Hätte in seinem Hofe einen Abtritt, der ganz voll wäre
auf dem Abtritt sein
auf den Abtritt gehen
Abtritt nehmen (id) [um seine Notdurft zu verrichten]
was seinen Abtritt beträfe, so habe derselbe Seegrund
vgl Abgang
2. de Abgang, Fortgang; et eemaldumine, lahkumine (lühikeseks ajaks)
Nach kurzem Abtritt antwortete der Erzbischof ... 'nachdem er sich auf kurze Zeit in ein anderes Gemach begeben'
hierauf nahm der Bischof seinen Abtritt 'ging od. trat ab'
3. de Abtreten; et ametist lahkumine; ameti üleandmine
beim Abtritt seines Amtes seinem Nachfolger 'bei Überlassung seines Amtes an den N.'
4. Stud. 'Scheide der Weiber, Blechdose, Knochendose, Nadeldose'
???

QUELLEN

Gutzeit 1859, 22
Abtritt. Sehr gewöhnlich hört man das Abtritt, wenn dies Wort heimliches Gemach bedeutet. In jeder and. Bed. als heimliches Gemach gegenwärtig kaum gebräuchlich. Es wird ersetzt durch: Abgang, Abtreten, Abtretung, Fortgang.

Gutzeit 1886, 19
Abtritt. 2) Nach kurzem A. antwortete der Erzbischof, 369 K., d. h. nachdem er sich auf kurze Zeit in ein anderes Gemach begeben. Hierauf nahm der Bischof seinen A. ebda, ging od. trat ab. Öfters. Zu Grimms Wtb. — 3) Abtritt nehmen (um seine Notdurft zu verrichten). Stender. — 4) Beim Abtritt seines Amtes seinem Nachfolger, 349. IV. 11, bei Überlassung seines Amtes an den N. — 1) Der Abtritt oder die Heimlichkeit, 353. 30. Auf dem A. sein, auf den A. gehen. — 5) Nach A. Stein stud. für Scheide der Weiber, Blechdose, Psalter, Knochendose, Nadeldose.

Gutzeit 1892b, 1
Abtritt, der, heimliches Gemach. Hätte in seinem Hofe einen Abtritt, der ganz voll wäre, 365. J. 1700; was seinen Abtritt beträfe, so habe derselbe Seegrund, 365. 1698. Des Alters wegen!

id Abt von Mömpelgard
{franz. Montbéliard 'Mömpelgard'}
de bräsig

QUELLEN

Masing DBWB, 147
Abt von Mömpelgard, s. bräsig.

id ab und zu
1. de zuweilen, ab und an, hin und wieder; et vahetevahel
2. selten. de hin und zurück, ein und aus; et edasi-tagasi
die ab und zu gingen
sich kleiner Fahrzeuge zum Ab- und Zusegeln bedienen
siehe auch ab-2

QUELLEN

Gutzeit 1859, 2
ab und zu Bed.: zuweilen; nie: auf und ab oder hin und her. Die Bed.: hin und zurück, hinein und hinaus hat es aber bei ältern livl. Schr., (und auch in den Wörtern ab- und zuführen, Ab- und Zufuhr). So Brandis Chr. 131: in derselben Haven und Stremen ab- und zureisen (lassen); Nyenstädt Chr. 115: Die ab und zu gingen, wo wir jetzt sagen: ein und aus; ebenda 93: frei Geleite ab und zu.

Gutzeit 1886, 2
ab und zu. Sich kleiner Fahrzeuge zum Ab- und Zusegeln bedienen, 70.

Seemann von Jesersky 1913, 100
ab und zu R. ab und an, hin und wieder, bisweilen

ach Interj
mit Ach und Krach, ach und wie
1. de (bedauernd, klagend); et ah!
Ach! da brach der zarte Alabaster
2. de (staunend); et ohoh!
welches dem Beschauer ein staunendes „Ach!” abnötigte
3. de (wirkliches oder fingiertes Interesse an einer Mitteilung des Gesprächspartners ausdrückend); et ah nii?
„Was Sie sagen!” Ja, ein Graf Groot…”, warf er Gefragte lässig hin. Der Balte sagte nicht als: „Ach?” Vielleicht verschlug Bewunderung ihm die Rede.
4. de (zur Einleitung einer Vergewisserungsfrage); et ah
Ach, die beiden, die immer so fein gekleidet herumliefen, die meinen sie?
Fängt er Fische? Ach nicht?
5. de (zur Einleitung einer Bitte)
Ach, reichen sie mir doch, bitte, die Butter! [Ein alter baltischer Edelmann soll seine Kinder folgendermaßen ermahnt haben: „Kinder, seid freundlich zu den Dienstboten! Sagt nicht: „Bringen Sie…!”, sondern: „Bitte, bringen Sie …!”, und wenn euch das zu schwer wird, dann sagt wenigstens: „Ach, ….!”]
6. de (bei unwilliger Ablehnung einer unberechtigten oder lästigen Zumutung); et ah
Ach, laß mich zufrieden!
7. de (bei der Zurückweisung einer wenig glaubhaften Mitteilung oder wenig plausiblen Erklärung); et ah
„Ach, geh doch,” sagt Carl ungläubig, „wie wird nur der Kater sich auf den Tisch schlafen gelegt haben…”
8. de (in Antworten und Erwiderungen, um eine Angelegenheit als harmlos, bedeutungslos, unkompliziert zu kennzeichnen); et ah
„Ach, Strunt,” entgegnete Nanny
Ach, es ist nichts Besonders. Ich wollte Ihnen nur sagen […]
„Was führt Sei her, womit kann ich …?” „Ach, wissen Sie, eigentlich komme ich so selbstig, wie der Kurländer am liebsten kommt.”
„Seit wann bist du denn zu dieser Überzeugung gekommen?” „Ach, schon immer…”
9. de (im Sinn von beiläufig, übrigens); et ahjaa
Ach, was ich noch sagen wollte
Ach, das hätte ich beinah vergessen
10. de (zum Ausdruck beginnenden Verstehens) (⁓ so)
Ach so, Sie rauchen Zigaretten, meinetwegen…
11. de (zusammenfassend und abschließend, mit dem Nebenton der Resignation) (⁓ ja)
Ach ja, man hat´s nicht leicht
„Ach ja”, sprach sie und starb (eines seligen Todes; ihr letztes Wort war „Schnaps!”).
12. de (in Verbindung mit einer scheltenden Anrede)
„Ach du Grünschnabel”, war die entrüstete Antwort…
13. de (ebenso in Form und Sinn, aber auf eine dritte Person bezogen)
Ach du Schubjack (einer)! 'so ein Schubjack!'
14. de (ebenso, aber ohne Beziehung auf eine Person – eine Art Stoßseufzer oder Verwünschung); et ah sa, oh (sa)
Ach du liebe Zeit!
Ach du meine Güte!
Einmal sprang er auf und sagte: „Ach du Draht!” das wußten wir, daß er etwas vergessen hatte.
Ach du Deiwel!
Ach du Schmerz!
Ach du Gemeinheit!
Ach du Pest!

DAZU:
Ach du lieber Augustchen (-ing) (id) [die Endung des Namens Augustin wird als Diminutivendung aufgefast und iŋ gesprochen oder durch –chen ersetzt]
Ach Gottchen, sprach Lottchen, sieben Kinder und kein Mann (was fang ich Arme an?)! (id)
Ach Gottchen, sprach Lottchen und schwang sich aufs Pottchen (id)
siehe auch Interjektionen

QUELLEN

Masing DBWB, 169ff.
ach, interj. (ax) 1. bedauernd, klagend. Ach! da brach der zarte Alabaster, … Dah. bild. 45.
2. staunende … welches dem Beschauer ein staunendes „Ach!” abnötigte. Dah. bild. 45.
3. wirkliches oder fingiertes Interesse an einer Mitteilung des Gesprächspartners ausdrückend, etwa im Sinn von: „Was Sie sagen!” Ja, ein Graf Groot…”, warf er Gefragte lässig hin. Der Balte sagte nicht als: „Ach?” Vielleicht verschlug Bewunderung ihm die Rede. Holm. M.G.a.V. 10.
4. zur Einleitung einer Vergewisserungsfrage. Ach, die beiden, die immer so fein gekleidet herumliefen, die meinen sie? Rig. Rdsch. 7.IX.1937. Fängt er Fische? Ach nicht? ebda. 6.IV.1935.
5. zur Einleitung einer Bitte. Ach, reichen sie mir doch, bitte, die Butter! Ein alter baltischer Edelmann soll seine Kinder folgendermaßen ermahnt haben: „Kinder, seid freundlich zu den Dienstboten! Sagt nicht: „Bringen Sie…!”, sondern: „Bitte, bringen Sie …!”, und wenn euch das zu schwer wird, dann sagt wenigstens: „Ach, ….!”
6. bei unwilliger Ablehnung einer unberechtigten oder lästigen Zumutung. Ach, laß mich zufrieden! Worms, Th. fr. 111.
7. bei der Zurückweisung einer wenig glaubhaften Mitteilung oder wenig plausiblen Erklärung. „Ach, geh doch,” sagt Carl ungläubig, „wie wird nur der Kater sich auf den Tisch schlafen gelegt haben…” T. Alice, I.M. 92.
8. in Antworten und Erwiderungen, um eine Angelegenheit als harmlos, bedeutungslos, unkompliziert zu kennzeichnen. „Ach, Strunt,” entgegnete Nanny. Dorn, A., 88. Ach, es ist nichts Besonders. Ich wollte Ihnen nur sagen …. Pantenius, I. B. d. V., 233. „Was führt Sei her, womit kann ich …?” „Ach, wissen Sie, eigentlich komme ich so selbstig, wie der Kurländer am liebsten kommt.” Worms, Erdk. 192. „Seit wann bist du denn zu dieser Überzeugung gekommen?” „Ach, schon immer…” Holm, Kerkh. 473.
9. im Sinn von beiläufig, übrigens. Ach, was ich noch sagen wollte. Ach, das hätte ich beinah vergessen.
10. a. (so), zum Ausdruck beginnenden Verstehens. Ach so, Sie rauchen Zigaretten, meinetwegen… Pantenius. IBdV, 48.
11. ach ja, zusammenfassend und abschließend, mit dem Nebenton der Resignation. A. ja, man hat´s nicht leicht. R.a. „Ach ja”, sprach sie und starb (eines seligen Todes; ihr letztes wort war „Schnaps!”).
12. in Verbindung mit einer scheltenden Anrede. „Ach du Grünschnabel”, war die entrüstete Antwort… Pantenius, I.B.d.V., 64.
13. ebenso in Form und Sinn, aber auf eine dritte Person bezogen. Ach du Schubjack (einer)! so ein Sch.!
14. ebenso, aber ohne Beziehung auf eine Person – eine Art Stoßseufzer oder Verwünschung. Ach du liebeZeit! Ach du meine Güte! – Einmal sprang er auf und sagte: „Ach du Draht!” das wußten wir, daß er etwas vergessen hatte. Beibl. z. K.E. 1931, 183. Ach du Deiwel! Ach du Schmerz! Ach du Gemeinheit! Ach du Pest!
15. Mit Ach und Krach, mit genauer Not. Und da kam er auch mit A. u. Kr. Bertram B.Sk. III. 106.
16. ach und wie, „Wenn er nur könnte, so würde er schon”, sagt der eine, und der andere bekräftigt mit: ach und wie! Gtz. N 1886, 22. Ach du lieber Augustchen (-ing): die endung des Namens Augustin wird als Diminutivendung aufgefast und iŋ gesprochen oder durch –chen ersetzt. _ Ach Gottchen, sprach Lottchen, sieben kinder und kein Mann (was fang ich Arme an?)! _ Ach Gottchen, sprach Lottchen und schwang sich aufs Pottchen.

id ach du liebes GottchenGottchen
de (zum Ausdruck des Staunens); et oh heldus!, heldeke!

QUELLEN

Vegesack 1963, 69

id ach Herr Je
‣ Varianten: Ach-Herr-Je, Achherrje

der Ehemann macht ein Gesicht, wie Ach-Herr-Je 'macht ein erbärmliches Gesicht'
das kommt vom vielen Achherrje, von Ausschweifung in der Liebe
siehe auch ach

QUELLEN

Gutzeit 1886, 22
ach Herr Je. Der Ehemann machte ein Gesicht, wie Ach-Herr-Je, 321. 75, d. h. macht ein erbärmliches Gesicht. — Das kommt vom vielen Achherrje, von Ausschweifung in der Liebe.

id ach mein Himmel
‣ Varianten: ach mein Elend!
'Hilf Himmel, weh mir!' et armas taevas!
siehe auch Interjektionen

QUELLEN

Bergmann 1785, 2
ach mein Himmel, und ach mein Elend, für hilf Himmel, weh mir!

Achsel die
de Schulter; et õlg
nichts auf die schwere Achsel nemen 'alles leicht nemen'

DAZU:
Axel Weiß läßt grüßen! (id) [Neckender Zuruf der Schülerinnen, wenn die Achselbände einer Kameradin sichtbar werden]

QUELLEN

Gutzeit 1886, 22
Achsel. Gewönlich ist: nichts auf die schwere Achsel nemen, d. h. alles leicht nemen.

Masing DBWB, 171
Achsel, f. (áksəl) Axel Weiß läßt grüßen! Neckender Zuruf der Schülerinnen, wenn die Achselbände einer Kameradin sichtbar werden. Riga 1926.

Achterkorn das
‣ Varianten: Afterkorn
'bei der Getreidereinigung abfallende minderwertige Körnersorte' de Hintergetreide
‣ Synonyme: Ächter, Achterliss

QUELLEN

Bergmann 1785, 2
Achterkorn

Gutzeit 1859, 25
Achterkorn Sollen nach Hupel [Id. 4: „nach Bergm. Anzeige“] Einige st. Afterkorn sprechen. Gewiss auch weniger anstößig! Auch St. hat es.

Masing DBWB, 175
Achterkorn bei der Getreidereinigung abfallende minderwertige Körnersorte. Bergm. 2. Stender II, 25. Hupel Id. 4.
Achterkorn, n. (áxtərkorn) Hintergetreide, bei der Getreidereinigung abfallende minderwetige Körnersorte. Bergm. 2. Stender II, 25. Hupel Id. 4.

id ach und weh
de Not, Weh; et häda
Der Prinz sieht aus wie ach und weh
ein Ach- und Wehkerl
mit was Ach und Weh der Mensch in diese Welt gebohren werde

QUELLEN

Gutzeit 1886, 22
ach und weh. Der Prinz sieht aus wie ach und weh, 321. 109; ein Ach- und Wehkerl, ebda 5. Mit was Ach und Weh der Mensch in diese Welt gebohren werde, 343. 9.

id ach und wieach
et ja kuidas veel!
wenn er nur könnte, so würde er schon -, sagt der eine, und der andere bekräftigt mit: ach und wie!
wären die Kirschen reif, so würden die Sperlinge sie schon abfressen, sagt der eine, und der andere bekräftigt mit: ach und wie! 'und wie würden sie fressen!'
ach und wie schrie er vor Schmerz, sprang er vor Freude! 'sehr laut u. dgl.' [das wie hat den Ton]

QUELLEN

Gutzeit 1886, 22
ach und wie, elliptische, sehr gewönliche Redensart. Wenn er nur könnte, so würde er schon —, sagt der eine, und der andere bekräftigt mit: ach und wie! — Waren die Kirschen reif, so würden die Sperlinge sie schon abfressen, sagt der eine, und der andere bekräftigt mit: ach und wie! d. h. und wie würden die fressen! — Man hört: ach und wie schrie er vor Schmerz, sprang er vor Freude! — d. h. sehr laut u. dgl. Das wie hat den Ton.

Masing DBWB
ach […] ach und wie, „Wenn er nur könnte, so würde er schon”, sagt der eine, und der andere bekräftigt mit: ach und wie! Gtz. N 1886, 22.

Ackermähre die
‣ Varianten: Ackermäre
de Ackerpferd; et tööhobune
‣ Synonyme: Ackergaul

DAZU:
er säuft als (wie) eine Ackermähre (id) 'wie ein Bürstenbinder'

QUELLEN

Bergmann 1785, 2
Ackermähre er säuft als eine Ackermähre, f. wie ein Bürstenbinder

Gutzeit 1859, 26
Ackermäre, Ackerpferd. Bg. (210) führt an: Er säuft als (wie) eine Ackermähre, für: wie ein Bürstenbinder.

Masing DBWB, 177
Ackermähre, f. (ák̅ərm rə) Ackergaul, in der R.a.: Er säuft als eine Ackermähre, für: wie ein Bürstenbinder. Bergm. 2.

Ackermann der
de Bauer, Landwirt; et põllumees

DAZU:
ein Ackermann soll sein ein Wackermann (id)

QUELLEN

Gutzeit 1886, 23
Ackermann. Ein Ackermann soll sein ein Wackermann, 328. 2.

Addingen pl
{lett. adiņi, atdieņi}
de Sommerroggen; et suvirukis
die Einname an Addingen

QUELLEN

Masing DBWB, 179
† ↑ Addingen, pl. (ád̅iŋən) Sommerroggen. Die Einname an Addingen ... A° 91 … ist auszgeseiet 2 Lop Addingen. V.B.Landv. III, 140 (1591). Fw. ‹ lett. adiņi in gl. Bed. Kiparsky F.i.B.79.

Kiparsky 1936, 79
Addingen pl.? 'Sommerroggen' ‹ lett. adiņi, atdieņi id. - Belegt für Honighof (Holmhof?) L. im J. 1588-89; Vgl. BULMERINCQ Landvogtei S. 140-141.

adelig Adj
‣ Varianten: adelich, adlig
'dem Adel angehörend'; 'den Adel betreffend, ihm gemäß' de adlig; et aadli(-)
ein adeliches Gut 'Edelgut oder Rittergut'
Die adelichen Güter waren in ersten Zeiten dreierlei Art: Allodialgüter, Güter der gesammten Hand und Lehngüter
adeliche Freiheiten eines Gutes zur Krügerei
die Privatgüter hatten folgende adeliche Freiheiten: 1) die Schatzfreiheit; 2) Branntweinsbrand, Krügerei und Mühlrecht, freie Nutzung der Wälder, Jagd und Fischerei; 3) Gerichtshegung über die Bauern. Daher heißt es: der Stadt Riga ist das Recht, so sie in Üxküll und Kirchholm gehabt, mit einwohnendem Eigenthum unter adelicher Freiheit vermehret
Gütchen mit adelichen Rechten 'mit den Rechten zu brauen, brennen und verschenken'
adeliche Höfe 'Edelhöfe'
adeliche Beisitzer 'vom Adel od. aus dem Adel gewählte'
kein Edelmann, der nicht einen adelichen Sitz in selbigem Kirchspiel hat 'Edelsitz, Edelhof'
Umwandelung adelicher Bauern in freie Ackerleute 'dem Adel gehörende od. Adelsbauern'
adlige Kirche
beim Hofgericht in Dörpt wurde 1630 eine adeliche und eine gelehrte Bank eingerichtet.
vornehme adeliche Leiche

QUELLEN

Gutzeit 1859, 26
adelich. Ein adeliches Gut, Edelgut oder Rittergut; adeliche Freiheiten eines Gutes. 193. II. 588: die Berechtigung eines adelichen Gutes zur Krügerei; Gütchen mit adelichen Rechten. 172. 1791. 278, d. h. mit dem Rechte zu brauen, brennen und verschenken; adeliche Höfe, 193. II. 2. 1829, Edelhöfe; adeliche Beisitzer, 172. 1787. 156, vom Adel od. aus dem Adel gewählte; kein Edelmann, der nicht einen adelichen Sitz in selbigem Kirchspiel hat, 193. II. 2. 1820, Edelsitz, Edelhof; Umwandelung adelicher Bauern in freie Ackerleute. 176. 1831. 169, d. h. dem Adel gehörende od. Adelsbauern. Man sieht,dass dies Beiwort, wie viele in der deutschen Sprache sehr gewöhnliche, in unangemessener Verbindung gebraucht wird, und häufig durch eine andere Wendung ersetzt werden sollte.

Gutzeit 1886, 24
adelich. Die adelichen Güter waren in ersten Zeiten dreierlei Art: Allodialgüter, Güter der gesammten Hand und Lehngüter, 350. X. 1. 2; die Privatgüter hatten folgende adeliche Freiheiten: 1) die Schatzfreiheit; 2) Branntweinsbrand, Krügerei und Mühlrecht, freie Nutzung der Wälder, Jagd und Fischerei; 3) Gerichtshegung über die Bauern. Daher heißt es: der Stadt Riga ist das Recht, so sie in Üxküll und Kirchholm gehabt, mit einwohnendem Eigenthum unter adelicher Freiheit vermehret, ebda. — Beim Hofgericht in Dörpt wurde 1630 eine adeliche und einegelehrte Bank eingerichtet, 350. XI. 1. 98. — Vornehme adeliche Leiche, 350. XIV. 7. J. 1657.

Masing DBWB, 179f.
a.e Bauern, Bauern adliger Grundherren. die Umwandlung a.er B. in freie Ackersleute. Prov. bl. KLE
1831, 169. adeliger Beisitzer, vom Adel oder aus dem A. gewählter. ... Riga, im Gewissens-Gericht, den 6ten April 1787. P.R. von Rennenkampff. Adelicher Bezsitzer. Rig. Anz. 1787, 156. _† adelige Freiheit, Vorrecht des Adels. Hingegen soll die schädliche Baur-Krügerez ... auch bez denen / so aus den Städten oder sonsther auff Bauer-Lande sich setze / ... krügen und herbergieren / und keine Adeliche Freiheit haben / ... verbohten sein. Lieffl. II, 1820 (1686/7/. _ † adeliger Sitz. Edelsitz. Kein Edelmann, der nicht einen adelichen Sitz in selbigem Kirchspiel hat, mag der Bauern halber, so ihm daselbst zugehören, sich des Juris patronatus anmaaßen. Buddenbr. a.a.O.* - † adeliges Vormundschaftsamt: ist die Behörde, welche alle Vormundschaftssachen adelicher und bürgerlicher Personen im ganzen Kreise besorgt. Jede Stadt hat ihr besonderes. Hupel Id. 254.

DRWB I, 434ff.
adelig ahd. adallih (adv. adallicho), mhd. adallich (adv. adelliche, adelik), mnd. adel, ael, nnl. adelijk, ags. æðele

Adelsbuch das
'Verzeichnis aller Edelleute eines Gouvernements' et aadlinimistu, aadliregister, aadliraamat
ins Adelsbuch eingetragen
‣ Synonyme: Adelsmatrikel

QUELLEN

Gutzeit 1859, 26
Adelsbuch, Verzeichniss aller Edelleute eines Gouvernements. Ins Adelsbuch eingetragen, 176. 1831. 211. Schon bei Hupel [Id.].

Masing DBWB, 180
Adelsbuch, n. (ā́dəlsbūx) ist das Verzeichniß aller Edelleute eines Gouvernements. Hupel. Id. 4.

Ader die
1. de Musterung (im Holz), Maser; et (puidu)süü
zu Wrackwrack gehört das Holz, das über der Ader gespalten ist
als Kronholz ist nur solches Eichenholz zu erkennen, welches nicht über die Ader gespalten oder gehauen ist
2. et soon
man nimmt den Krebsen die schwarze Ader 'deren Mastdarm'

DAZU:
einem zu(r) Ader lassen (id) [häufig statt einen]

QUELLEN

Gutzeit 1859, 27
Ader, 1) im Holze. Zu Wrackwrack gehört das Holz, das über der Ader gespalten ist, 134. 2) im Schwanze der Krebse, die schwarze Ader, deren Mastdarm. Man nimmt den Krebsen die schwarze Ader, 155. — Einem zu(r) Ader lassen, häufig st. einen.

Gutzeit 1886, 24
Ader. Als Kronholz ist nur solches Eichenholtz zu erkennen, welches nicht über die Ader gespalten oder gehauen ist, 448. § 7.

id adjes auchadieu

id adlige FisematentenFisematenten

id Adolf blitz!
de hau' zu!; et las käia!, põruta!

QUELLEN

Seemann von Jesersky 1913, 100
Adolf blitz! hau' zu!

Advocat der
'in Tassen zubereiteter Punsch'

QUELLEN

Gutzeit 1886, 25
Advocat nannte man, nach Hupel [Id. 5. 182], zuweilen den in Tassen zubereiteten Punsch.

Affe der
'alberner Mensch' de Narr; et tola
sich einen Affen anlegen (id) 'sich betrinken'

QUELLEN

Gutzeit 1886, 25
Affe, der, sich einen Affen anlegen, Rausch. 448. § 7.

Masing 1926b, 75
Affe. „alberner Mensch“ (Schumann, S. 70 Ap „Narr“).

Affenschwanz der
Schimpfw. 'junger Laffe, sehr beweglicher Art, der in seinen Bewerbungen den jungen Damen possierlich erscheint'
so ein Affenschwanz! [gutmütiges Scheltwort, bes. für einen gezierten Menschen; beschönigend ist: Affenschwänzchen]
er ist mir wie ein Affenschwanz hinterdrein (id) 'überall nachgehen, nachfolgen'

QUELLEN

Gutzeit 1859, 27
Affenschwanz. Als Schimpfwort: So ein Affenschwanz! Er ist mir wie ein Affenschwanz hinterdrein. Bei Grimm eine Art Spiel oder Tanz.

Gutzeit 1886, 25
Affenschwanz, junger Laffe, sehr beweglicher Art, der in seinen Bewerbungen den jungen Damen possirlich erscheint. — Wie ein Affenschwanz hinterdrein sein, bildl., überall nachgehen, nachfolgen. — Beschönigend ist: Affenschwänzchen.

Masing 1926b, 75
Affenschwanz, s. Affe (Frischbier I, S. 17 Affenschwanz, Affenzagel pltd. Apezagel, Schimpfwort).

Kobolt 1990, 36
Affenschwanz m. gutmütiges Scheltwort, bes. für einen gezierten Menschen; beschönigend ist: Affenschwänzchen; ostpr. Affenzagel

Agurke die
‣ Varianten: Augurke
{russ. огурокъ 'Gurke'}
‣ Belege: Estland, Livland, Lettland
de Gurke; et kurk

QUELLEN

Lindner 1762, 222
Agurke, oder Gurken, ist einerley

Hupel 1774-1782, 522
Gurken, liefl. Agurken

Hupel 1795a, 5
Agurke, die, st. Gurke, hört man häufig (vielleicht nach dem Russ. doch findet man es auch in Ludwig's deutsch-englischen Lexicon.) Bergm. führt auch Augurke an.

Gutzeit 1859, 27
Agurke Gurke. Schon Hupel führt es an, und meint, es sei nach dem Russ. gebildet. Es wird aber auch in Deutschland gebraucht. Zuweilen und im Scherz hört man Ajurke od. Aujurke, welches letztere auch Grimm aus einem ältern Schrift anf. Bg. hat auch Augurke.

Kiparsky 1936, 144
Agurke [agúrkə] f. (auch: Augurke) 'Gurke' ‹ dial. огурокъ (gen. огурка) id. Obgleich das bd. Wort erst 1688 belegt ist (Rigasche Stadtblätter 1833.S. 52) und GRIMM ein Aujurke bereits 1639 (aus OLEARIUS moscovit. Reisebeschreibung) anführt, so ist es wahrscheinlicher, dass das heutige d. dial. Ajurke, Agurke (vgl. GUTZEIT I, 27) aus dem Bd., und nicht umgekehrt, stammt. Bei direkter Übernahme des Wortes aus p. ogórek (gen. ogórka) würde man ein d. *Ogurke erwarten und nur über das Bd. konnte die der russ. Aussprache entsprechende Form mit anl. a- ins Deutsche gelangen. - E.L.K.

id akademisches Jahr
'die Zeit vom 15. August des einen Jahres bis zum 15. August des nächstfolgenden' et akadeemiline aasta

QUELLEN

Gutzeit 1886, 26
akademisches Jahr, die Zeit vom 15. August des einen Jahres bis zum 15. August des nächstfolgenden, 390c. 114.

id akademisches Viertel
'die Viertelstunde nach angesetztem Anfang einer Sitzung, in welcher auf die Ankunft der Aingeladenen gewartet wird.' et akadeemiline veerand
das akademische Viertel ist vorüber

QUELLEN

Gutzeit 1886, 26
akademisches Jahr […] — Akademisches Viertel, die Viertelstunde nach angesetztem Anfang einer Sitzung, in welcher auf die Ankunft der Eingeladenen gewartet wird. Das akademische Viertel ist vorüber.

Akzisnik der
{russ. акцизникъ}
‣ Belege: Estland, Livland, Kurland
de Akzisebeamter; et aktsiisiametnik

QUELLEN

Masing 1924-1926, 407
1) Aktsiznik, Aktsižnik. (Die Ableitungssilbe -nik ist russisch; vgl. Kartjožnik und Cholŏtnik); Akzisefink (Walksche Gegend. Vgl. d. Zusammenstellungen „Schmierfink, Schmorfink“ etc.

Kiparsky 1936, 144
Akzisnik m. 'Akzisebeamter (auch als Scheltwort gebraucht)' ‹ r. акцизникъ id. MASING Schelten S. 407. E.L.K., heute fast ausgestorben

Grosberg 1942, 261, 320
s - stimmhaft; russisch

Allegri der/die/das
{russ. аллегри 'Ball, Maskerade nebst Lotterie' Kiparsky 1936, 144}
‣ Belege: Estland, Livland, Kurland
'Fest, einschl. Lotterie'
Lotterie-Allegri

QUELLEN

Sallmann 1880
Allegri, n. Lotterie, nach dem Ital., bei uns indirekt aus dem Ruß.

Kiparsky 1936, 144
Allegri m. 'Ball, Maskerade nebst Lotterie' ‹ r. аллегри id. - SALLMANN N. 10. - E.L.K.

Kobolt 1990, 37
Allegri, meist: Lotterie-Allegri f Fest, einschl. Lotterie. Deutsch-balt. Ausdruck unbekannter Herkunft, eventuell von allegro abgeleitet

allein Adv
de ununterbrochen, nur
so allein sprach sie 'nur in diesem oder solchem Sinne'
sie schlugen sich, dass es allein knallte 'dass man nichts als Knall hörte'
laufends allein
stramm allein
sachtens allein
furstens ?? allein

DAZU:
allein wie ein Finger (id) 'fingerallein'
allein sein 'einen Rausch, eine „Tabakspfeife“ haben' [Riga. 1879]

QUELLEN

Gutzeit 1859, 29
allein. Häufig in folgenden Redensarten. So allein sprach sie, d. h. nur in diesem oder solchem Sinne; sie schlugen sich, dass es allein knallte, d. h. dass man nichts als Knall hörte.

Gutzeit 1886, 28
allein sein, einen Rausch, eine „Tabakspfeife“ haben. Riga. 1879.

Seemann von Jesersky 1913, 101
allein, ununterbrochen, nur: laufends allein, stramm allein, sachtens allein, furstens allein.

Kiparsky 1936, 192
allein wie ein Finger, s. fingerallein

id allein seinallein
'einen Rausch, eine „Tabakspfeife“ haben'

QUELLEN

Gutzeit 1886, 28
allein sein, einen Rausch, eine „Tabakspfeife“ haben. Riga. 1879.

id allein wie ein Fingerfingerallein

QUELLEN

Kiparsky 1936, 192

id alle Jubeljahre
'ganz selten' et haruharva
Du schreibst mir ja nur alle Jubeljahre

QUELLEN

Seemann von Jesersky 1913, 129
Jubeljahr, alle 'sehr selten'


QUELLEN (Informanten)
Schönfeldt, Sigrid: Riga

allererst Adv
'nicht früher als' de frühestens; et kõige varemalt
die Abwrakung der gebahnten Hölzer allererst nach acht Tagen vornehmen

DAZU:
zu allererst (id) 'ganz am Anfang'

QUELLEN

Gutzeit 1859, 29
allererst, nicht früher als. Die Abwrakung der gebahnten Hölzer allererst nach acht Tagen vornehmen, 99. Oft.

Gutzeit 1886, 28
allererst. Zu Allererst, St. und gew. Zu allerletzt, ganz zuletzt.

alt Adj
‣ Varianten: oll, olt
alte Bude, alte Kalesche, alte Kratsche, alte Nudel, alte Pfeife, alter Einschnitt, alter Knacker, alter Teepott, alter Ziegenbock, alte Schachtel, altes Weib, alte Trulle, alte Ziege
1. de verdorben
altes Fleisch
das Fleisch ist alt, wird im Sommer bald alt
Fleisch vor dem Altwerden schützen [man gebraucht dies Wort auch von geräucherten Strömlingen, Milch, Butter, Käse, jedoch seltener; sehr häufig von Eiern]
ein altes Ei ist zufällig in den Teig gekommen
unter 5 Eiern, die man auf dem Markte kauft, findet sich gewiss ein altes
die Milch hat einen alten Geschmack 'eigentümlich unangenehm durch beginnende Verderbniss'
alte Butter [schon bei St.]
2.
Alt-Georgi 'Georgi alten Styls'
Alt-Jakobi
Alt-Johanni [der Gegensatz ist Neu-Georgi, Neu-Johanni]
3. 'nach dem Alten, wie es bisher Gebrauch war'
Sehr gew. jetzt und in ältern Verordnungen, in denen man häufig nachm alten findet
altem nach
nach altem Gebrauch
nach dem Alten
dem Alten zuwider 'dem alten Herkommen oder Gebrauche entgegen'
4. de altbacken
altes Brod 'altbackenes Brot'
5.
die älteste Karte 'höchste' [hier und da]
6.
Bohnen im alten Mist säen
7.
altes Haus 'Student in den letzten Halbjahren' [Gew.]
8.
nur nicht übereilt, und die Alte geschlossen 'die Birkhenne als Mutter der Jungen'
9. 'älter: mit größerer Erfahrung im Dienst'
Älterer Rath in der Gouvernementsverwaltung
älterer Secretär 'Obersecretär, älter im Dienst' [Wendungen nach dem russ.]
älterer Lehrer 'Oberlehrer'
älterer und jüngerer Gehilfe, Sekretär, Geschäftsführer etc. [offizielle Bezeichnung für die betr. Beamten von höherem oder niederem Rang]

DAZU:
alter Mensch muß krepieren, junger Mensch sich veramüsieren (id)
siehe auch alte baltische Tänze

QUELLEN

Gutzeit 1859, 30
alt. 1) Häufig im Sinne von verdorben. Altes Fleisch, das Fleisch ist alt, wird im Sommer bald alt; Fleisch vor dem Altwerden schützen. Man benutzt dies Wort auch von geräucherten Strömlingen, Milch, Butter, Käse, jedoch seltener; sehr häufig von Eiern; ein altes Ei ist zufällig in den Teig gekommen; unter 5 Eiern, die man auf dem Markte kauft, findet sich gewiss ein altes. Die Milch hat einen alten Geschmack, d. h. eigentümlich unangenehm durch beginnende Verderbniss. — Schon St. hat: alte Butter.
2) bemerkenswert in den Verbindungen wie Alt-Georgi. Alt-Jakobi, Alt-Johanni, st. Georgi alten Styls. Der Gegensatz ist Neu-Georgi, Neu-Johanni.
3) nach dem Alten, wie es bisher Gebrauch war. Sehr gew. jetzt und in ältern Verordnungen, in denen man häufig nachm alten findet. —
4) altes Brod, st. des hier unbekannten: altbackenes.
5) Die älteste Karte, höchste. Hier und da.

Sallmann 1880, 114
Aelterer und jüngerer Gehilfe, Sekretär, Geschäftsführer etc., offizielle Bezeichnung für die betr. Beamten von höherem oder niederem Rang.
altes Weib eine Art hausbackener Kuchen.

Gutzeit 1886, 30
alt. 3) Dem Alten nach, d. h. wie bisher üblich war, 251 u. 295; altem nach, 265, nach altem Gebrauch; nach dem Alten, 275. Dem Alten zuwider, 349. XV. 4, d. h. dem alten Herkommen oder Gebrauche entgegen. —
6) Bohnen im allen Mist säen. 328. 124
7) Altes Haus, Student in den letzten Halbjahren, 324. Gew.
8) Nur nicht übereilt, und die Alte geschlossen, 333. 71, d. h. die Birkhenne als Mutter der Jungen. —
9) Älterer Rath in der Gouvernements-Verwaltung; älterer Secretär st. des früher üblichen Wortes: Obersecretär, älter im Dienst. Wendungen nach dem russ. Ebenso älterer Lehrer st. Oberlehrer. [gestrichen?]

Seemann von Jesersky 1913, 152
oll, olt, o.w. alt

id alte Bude
de altes Häuschen; et osmik

QUELLEN

Vegesack 1935, 310
alte Bude - altes Häuschen

id alte Kalesche

QUELLEN

Vegesack 1963, 37
alte Kalesche

id alte Kratsche
'altes Weib' et vanamutt
‣ Synonyme: alte Nudel, alte Pfeife, alte Schachtel, alte Trulle

QUELLEN (Informanten)

Wachtsmuth, Wolfgang: Riga
alte Kratsche altes Weib

id alte Nudel
‣ Belege: Riga
'alte Frau' et vanamutt
‣ Synonyme: alte Kratsche, alte Pfeife, alte Schachtel, alte Trulle

QUELLEN

Masing 1924-1926, 422
6) Alte Nudel (Riga)

id alte PfeifePfeife
‣ Belege: Lemsal, Pernau
'alte Frau' et vanamutt
‣ Synonyme: alte Kratsche, alte Nudel, alte Schachtel, alte Trulle

QUELLEN

Masing 1924-1926, 422
7) Alte Pfeife (Lemsal, Pernau).

id alter Einschnitt
'alte Feindschaft' et vana vimm
Mir ist mit deiner Familie alter Einschnitt (im Kerbholz)

QUELLEN

Pantenius 1880, 87
alte Feindschaft. Mir ist mit deiner Familie alter Einschnitt (im Kerbholz)

id alter Knacker
'Greis' et vanatoi
‣ Synonyme: alter Knaster

QUELLEN

Masing 1924-1926, 421
1) alter Knacker, alter Knaster (vgl. Weigand-Hirt a.a.O. S. 1071: „Knaster ... brummiger, mürrischer Tadler, bei Bürger Ged. 286 ... knastern, v.: rasseln, auch zornig knurren, zanken, schon im 16. Jh.“)

id alter Knaster
'brummiger, mürrischer Tadler' et vana toriseja

QUELLEN

Masing 1924-1926, 421
1) alter Knacker, alter Knaster (vgl. Weigand-Hirt a.a.O. S. 1071: „Knaster ... brummiger, mürrischer Tadler, bei Bürger Ged. 286 ... knastern, v.: rasseln, auch zornig knurren, zanken, schon im 16. Jh.“)

id alter Mensch muss krepieren, junger Mensch sich veramüsierenkrepieren

QUELLEN

Vegesack 1935
alter Mensch muss krepieren, junger Mensch sich veramüsieren

id alter Ziegenbock
‣ Belege: Riga
'alter Junggeselle' et vanapoiss

QUELLEN

Masing 1924-1926, 422
4) ... in der Bedeutung „alter Junggeselle“ für Riga belegt

id alter Teepott
'vergesslicher Mensch' et unupea
du bist ein alter Teepott

QUELLEN (Informanten)

Weinert, Paul: Riga
alter Teepott - vergesslicher Mensch. Du bist ein alter Teepott.

id alte Schachtel
'alte Frau' et vanamutt
‣ Synonyme: alte Kratsche, alte Nudel, alte Pfeife, alte Trulle

QUELLEN

Masing 1924-1926, 422
alte Schachtel

id altes WeibWeib
{russ. баба 'Weiblein'}
‣ Belege: Riga, Dorpat, Rasik
'Festgebäck' de Napfkuchen
vgl Baba

QUELLEN

Sallmann 1880, 114
altes Weib eine Art hausgebackene Kuchen

Kobolt 1990, 37
altes Weib Napfkuchen
vermutlich Übersetzungslehnwort aus russ. baba Weiblein, Napfkuchen.

id alte Ziege
'alte hagere Frau' et vanamutt, krõhva

QUELLEN

Masing 1924-1926, 422
10) alte Ziege (vgl. C. Schumann a.a.O. S. 72 „Zeg, olldrög Zeg hageres Weib“.)

id alte Trulle
‣ Belege: Kurland
'alte Frau' et vanamutt
‣ Synonyme: alte Kratsche, alte Nudel, alte Pfeife, alte Schachtel

QUELLEN

Masing 1924-1926, 422
9) alte Trulle (für Kurland belegt. Vgl. Weigand-Hirt a.a.O. S. 1080.)

id Altflickerei treiben

Die Bäcker, die Schlachter, die Handschuhmacher und die Fuhrleute klagten über Militair und andere Russen, (die Fuhrleute auch über die Esthen), daß sie ihnen durch ihre Einmischung die Nahrung verkümmerten; der Rath unterstützte diese Beschwerden, […] nur hier und da mit beschränkenden Bedingungen; z. B. daß die Bäcker eine Taxe erhalten, […] daß die Soldaten nicht bloß Altflickerei treiben, sondern auch, falls sie dazu tüchtig, auf Neu-Arbeit, von den Amtsmeistern als Gesellen beschäftigt werden möchten.

QUELLEN

Gutzeit 1886, 31
Altflickerei treiben, Die Bäcker, die Schlachter, die Handschuhmacher und die Fuhrleute klagten über Militair und andere Russen, (die Fuhrleute auch über die Esthen), daß sie ihnen durch ihre Einmischung die Nahrung verkümmerten; der Rath unterstützte diese Beschwerden, […] nur hier und da mit beschränkenden Bedingungen; z. B. daß die Bäcker eine Taxe erhalten, […] daß die Soldaten nicht bloß Altflickerei treiben, sondern auch, falls sie dazu tüchtig, auf Neu-Arbeit, von den Amtsmeistern als Gesellen beschäftigt werden möchten. 174. 1823. 366. [Rigaische Stadtblätter] J. 1723.

id Altfranken Holz

QUELLEN

Gutzeit 1886, 31
Altfranken Holz, St. I., st. Alfranke oder Alpranke.

id altgriechischer Glaube
'der Glaube der russischen Altgläubigen'

QUELLEN

Gutzeit 1886, 31
altgriechischer Glaube, derjenige der russ. Altgläubigen.

id altlichtlich sein
'ein altes Aussehen haben'
‣ Synonyme: nach Altlicht aussehen
siehe auch Altlicht

DAZU:
KOMM: So bezeichnet man stillbeschauliche, ruhige junge Leute, die nichts von den gewöhnlichen Äußerungen einer lebendigen Jugendkraft zeigen

QUELLEN

Gutzeit 1886, 32
altlichtlich sein, alt aussehen, wie in Altlicht geboren

id altlivländisches Birkenwasser
'mussierendes Getränk aus dem Saft der Birken'

QUELLEN

Vegesack 1963, 64
altlivländisches Birkenwasser mussierendes Getränk aus dem Saft der Birken

id altlivländische Zeit
'ost-mitteleuropäische Zeit'

QUELLEN

Vegesack 1935, 81
altlivländische Zeit ost-mitteleuropäische Zeit

Altweib das
{russ. баба 'altes Weib'}
1. de Napfkuchen, Aschkuchen, Puffer ?
oder die dicke Julie buk ein „alt Weib“, wie man bei uns zu Lande den russischen Namen „Baba“ wortwörtlich verdeutschte.
2. de Hebamme; et ämmamoor
3. 'alte Frau' et eit, moor

QUELLEN

Bergmann 1785, 3
Altweib ein Kuchen, aschkuchen genannt. Asch bedeutet in oberdeutschland ein Gefäß welches oben weit ist, unten aber spitzig zuläuft.

Hupel 1795a, 5, 6
Altweib heißt ... 1) eine Art von Schüssel- oder Aschekuchen
2) eine Hebamme (nach einer Übersetzung aus dem Ehstn.)
3) überhaupt ein altes Weib

Petri 1802, 104
Altweib heißt eine Bäuerin, die als Hebamme oder als Arzt, si dii placet, - gebraucht wird.

Hollander Kochbuch 19.Jh., 58
Alt Weib zu backen

Wehren 1812, 99
ein alt Weib zu machen

Gutzeit 1859, 31
Altweib oder Alt-Weib (Ton auf dem 2ten Wort), 1) ein brodartiges Backwerk, das im Poln. und Russ. baba, in einigen Strichen Deutschlands und in Frankreich babe genannt wird, und auch unter dem Namen Aschkuchen u.s.w. bekannt ist. Bei uns kennt man für dieses Backwerk nur den Namen Altweib.
2) nach Hupel eine Hebamme - wie er meint, nach dem Estnischen. Da aber die Bezeichnung altes Weib, oder baba in Deutschland und slavischen Gegenden ebenfalls gewöhnlich ist, so mögte diese Annahme zu bezweifeln sein.

Gutzeit 1886, 32
Altweib ein Altweib heißt, bemerkt Hupel in 182. I., jede Bäuerin, die sich als Hebamme oder Arzt gebrauchen läßt. Sie haben bisweilen nicht wenig Einfluß selbst in guten deutschen Häusern. - [Das Gebäck Altweibs wird in vielen Familien Rigas auch Puffer genannt.]

Masing 1931, 38
Alt Weib - Napfkuchen. Dasselbe wie Babe (s.d.)

Kiparsky 1936, 189f.
Altweib [altvéḭp] m. 2) Hebamme r. бaбa id. […] In der Bed. ist es heute selten, war aber im 18.-19. Jh. nach HUPEL 6, GUTZEIT N98 32 sehr häufig gewesen, was man auch an der Lehnübersetzung estn. vananaene 'Hebamme' sieht. Bei GRIMM kommt Altweib nur in der Bed. 'vetula' vor.

Taube 1944, 117
oder die dicke Julie buk ein „alt Weib“, wie man bei uns zu Lande den russischen Namen „Baba“ wortwörtlich verdeutschte.

Kobolt 1990, 37
Altes Weib n Napfkuchen
vermutlich Übersetzungslehnwort aus russ. baba 'Weiblein, Napfkuchen'


QUELLEN (Informanten)

Altweib, Babe; Baranki; Bulke; Kalatsche, Kulitsch, Schulik
Baigel, Challe (?)
Karrasch, Karbitz (?), Platzing
Seppik
Kithe

id am Dieden
‣ Belege: Goldingen
'Fußboden'
siehe auch Diele

QUELLEN (Informanten)

Hollimann, Oskar: Riga
[aus Redensarten meiner Grossmutter] (am Dielen ??)

id am Ende
‣ Varianten: amende, amenn
‣ Belege: Estland, Kurland, Livland
de vielleicht, möglicherweise
am Ende kommt er doch

QUELLEN

Flügge-Kroenberg 1971, 29
amenn - vielleicht

Nottbeck 1987, 17
am Ende vielleicht, möglicherweise. / E.K.L.
am Ende kommt er doch.

Kobolt 1990, 38
amende Adv. vielleicht. ostpr. amend vielleicht

id am Schlafittchen nehmenSchlafittchen
'am Kragen nehmen' et kraest kinni võtma

QUELLEN (Informanten)

Tode, Wally: Libau, Riga
am Schlafittchen nehmen am Kragen nehmen

id am Schlafitt haltenSchlafitt, Schlafittchen
'am Kragen festhalten'
er erfasste mich am Schlafitt

QUELLEN (Informanten)

Vietinghoff-Scheel, Robert von: Groß-Jungfernhof Kreis Riga
am Schlafitt halten - er erfasste mich am Schlafitt

id am Wanden

QUELLEN (Informanten)

Hollimann, Oskar: Riga
am Wanden gemeint ist die Zimmer- oder Hauswand

an1 Präp Akk, Dat
1. de (statt einfachem Dativ)
sag es an ihn
er hat es an mir gesagt
gib es an ihn
2. de (oft in Konstruktionen mit Dativ statt Akkusativ)
an der Thür klopfen, poltern
ich will das an der Wand anstellen
keine von den Russen an der Stadt gebrachte Waren auflegen
3. de (in Konstruktionen mit Akkusativ statt Dativ)
die Reihe ist an mich

DAZU:
Loch an Loch, Riss an Riss, Blüte an Blüte an einem Zweig
Er hat doch nichts àn sich, wodurch er lächerlich erscheinen könnte (id)
es ist an dém (id) 'es verhält sich so'
an was ist er gestorben? 'woran ist er gestorben?'
ich habe viele Worte an mir für angenommen
siehe auch Rektion

QUELLEN

Bergmann 1785, 3
an ich habe viele Worte an mir für angenommen; die Reihe ist an mich, st. an mir

Petri 1802, 82
an gieb es an ihn; sag es an ihn; er hat es an mir gesagt

Gutzeit 1859, 34
an Die ältere Sprache gebrauchte häufig die Construction mit dem Dativ, wo die hochdeutsche den Accusativ fordert. Beispiele finden sich eine Menge in allen ältern Druckschriften Rigas, so in den Verordnungen für die Handelsämter. Wenn nasses Gut an der Wage gebracht wird; keine von den Russen an der Stadt gebrachte Waren auflegen u.s.w. - So wie man früher sprach und schrieb, schreibt man gegenwärtig nicht mehr; in der gewöhnlichen Umgangssprache findet sich aber diese Dativ-Constrution ebenso allgemein bei an, wie bei auf und in. Namentlich wird noch gern der Dativ gebraucht, wenn auch das Zw. mit an zusammengesetzt ist, z.B. ich will das an der Wand anstellen, st. an die Wand stellen.

Gutzeit 1886, 37f.
an mit Acc. statt einfachem Dativ. Etwas an einen sagen, statt einem sagen. Storch, (454.II.440) sagt, diese Redensart höre man zuweilen sogar unter gebildeten Leuten in Petersburg; er meint, sie sei ein Ruthenismus. In Livland ist derselbe gewönlich, in ähnlichen Wendungen, z.B. er hat das an mich [ge]geschrieben, an mich geschickt; gib das an Karl, sag' das an Ernst, leih das an Fritz. In diesen Wendungen ist an nicht russisch; die russische Sprache kennt sogar diese Wendung nicht und gebraucht den Dativ. Überdies sind die angef. Wendungen auch hochdeutsch, wenn gleich nicht edel.
In der gewönl. Sprechweise oft mit Dativ statt Accusativ. An der Thür klopfen, poltern, seinen Namen (an) schreiben.
In Rechnungen: an ein Frack angefertigt; an 4 Lucht Fenstern; an gelieferte 50 Faden Balken; an das Hausschild geschrieben, an 2 Zimmer ausgestrichen 6 rbl; an 4 Räme 2 Mal gestrichen 80 Kop.
Loch an Loch, Riss an Riss, Blüte an Blüte an einem Zweig.
Er hat doch nichts àn sich, wodurch er lächerlich erscheinen könnte.
Es ist an dém, d.h. verhält sich so. Schon in Russow Chronik 66a. ydt ys an dem.
an waß, nd. an wat, st. woran. In 476: an was ist er gestorben? - Bei uns ebenso gew. wie auf was, um was u.a.

Gutzeit 1886, 32
am Bei Zeitbestimmungen wird st. am oft der Accusativ benutzt. Er traf den 17. August in Riga ein. Die Megde und Ammenkoste sollen den Abent (d) anfangen, 309. 3.

anbrennen V [h]
1. Vt 'bebrennen, einbrennen' et sisse kõrvetama (märgistust)
sollen sie (die Messer) die Gefäße mit dem Bezeichnungseisen anbrennen
fürs Anbrennen der Hölzer mit des Eigners Eisen
dem Holze bloß die Länge anbrennen 'das Zeichen, wie lang es ist, durch Brennen auftragen'
die Wracken mit W anbrennen
2. Vt 'heftig anschlagen, anwerfen' et paiskama; virutama; põrutama
er brannte das Beil an die Wand 'warf es dahin'
er brannte an mit dem Kopf (an die Wand) 'schlug sich gegen dieselbe'
3. Vi 'übel ankommen' et kõrvetada saama
der ist für seine Unvorsichtigkeit gehörig angebrannt
mit seinem Jähzorn wird er noch einmal anbrennen

DAZU:
Milch ist angebrannt (id) [Frauen sagen, ihre Narung (Milch) sei angebrannt, wenn sie einige Zeit hindurch nicht abgesogen ist.]

QUELLEN

Gutzeit 1859, 35
anbrennen. 1) bebrennen, einbrennen. So schon in städtischen Verordnungen. Sollen sie (die Messer) die Gefäße mit dem Bezeichnungseisen anbrennen, 101 ; fürs Anbrennen der Hölzer mit des Eigners Eisen, 143; dem Holze bloß die Länge anbrennen, d. h. das Zeichen, wie lang es ist; die Wracken mit W anbrennen, 99. 2) anschlagen, anwerfen. Ebenso werden noch gebraucht anfeuern, ankeilen, anknallen. Er brannte das Beil an die Wand, warf es dahin; er brannte an mit dem Kopf (an die Wand), schlug sich gegen dieselbe. 3) übel ankommen. Der ist für seine Unvorsichtigkeit gehörig angebrannt; mit seinem Jähzorn wird er noch einmal anbrennen. Die Bed., die Grimm anführt von der Aa.: er ist angebrannt, d. h. verliebt oder verrückt, hat es hier nie.

Sallmann 1880, 81
anbrennen heftig anschlagen

Gutzeit 1886, 39
anbrennen 2) Für Anbrennen der Tonnen mit dem Wrackzeichen, 281. 43. - 4) Frauen sagen, ihre Narung (Milch) sei angebrannt, wenn sie einige Zeit hindurch nicht abgesogen ist.

anbrüchtig
‣ Varianten: anbrüchig
'schadhaft' et haige
anbrüchtige Schaafe (id) 'anbrüchige Schafe'

QUELLEN

Gutzeit 1886, 39
anbrüchtige Schaafe, st. anbrüchige, 412. 49.

id aneinander kommen
'in Streit geraten' et riidu minema
weil ich mit M etwas aneinandergekommen wäre

QUELLEN

Gutzeit 1886, 40
aneinander kommen, in Streit geraten. Weil ich mit M. etwas aneinandergekommen wäre, 361. 1885. Feuilleton Beilage 5. 19. Gew.

id anerinnerlich sein
de sich erinnern; et mäletama
anerinnerlich sein einer Sache 'sich erinnern'
siehe auch aner-

QUELLEN

Gutzeit 1886, 40
anerinnerlich sein einer Sache, sich erinnern, erinnerlich sein, 349. IV. (J. 1676).

Angel die
1. 'Fischfanggerät' de Angel; et õng
2. 'Stützhaken einer Türhänge' de Angel (bildl.); et (ukse)hing
zwischen Thür und Angel sein (id) 'in Ungewissheit sein, wie handeln'
das Maul nicht schließen können, weil es aus den Angeln gefallen

QUELLEN

Gutzeit 1859, 38
Angel in beiden Bed. bei uns nur weibl. Geschlechts

Gutzeit 1886, 41
Angel Bei uns stets weiblich und nur oder hauptsächlich im Sinne von Fischangel; im Sinne von Thürangel, Stützhaken einer Thürhänge, nur bildlich: zwischen Thür und Angel sein ... Angel heißt das Schloss der Muschel, welches die beiden Schalen zusammenhält, 395, X. 209, lat. cardo. - Das Maul nicht schließen können, weil es aus den Angeln gefallen (aus Pinter), ist in Grimms Wtb. nicht erklärt; es bedeutet: aus dem Gelenk; wir sprechen dafür: aus dem Haken gefallen. - in der Bed. von Spitze, Stachel ganz unbekannt.
Angel ist, sagt das brem. Wtb., eine Endung, mit der einige Schimpfwörter sich schließen, als Luusangel, lausiger Mensch, Luurangel, heimtückischer Mensch. Vielleicht sind die alten Angeln (Volk) bei den übrigen Sachsen in schlimmem Ruf gewesen. vgl. unter Anger

angenehm Adj
angenehmer Peter
'gut, wohltuend, ansprechend'
angenehmer Peter (id) 'Fünfzigrubelschein'

QUELLEN

Gutzeit 1886, 42
angenehm das estländische Lieblingswort für Personen, Sachen, Handlungen, Ereignisse, Erlebnisse. Angenehm ist ein frischer Luftzug, eine anregende Unterhaltung, eine gute Musik, eine zusagende Lectüre, der bequeme Reisewagen, eine ansprechende Gesellschaft, ein stärkendes Seebad, eine gelungene Luftfahrt, ein lieblicher Sommeraufenthalt, eine froh verbrachte Ferienzeit, eine behagliche Wonung, ein wohlschmeckender Wein oder Kuchen, eine gute Zigarre, eine trefflich mundende Speise; der höchste Grad des „Angenehmen“ ist sein, 390c. 114

id angenehmer Peter
'Fünfzigrubelschein'
siehe auch Währungen

QUELLEN

Sallmann 1880, 112
holde Kathrine als Bezeichnung eines Hundertrubelscheins, wie angenehmer Peter für den Fünfzigrubelschein und Blaubart für den Fünfrubelschein.

id angezogener Gestalt
'solcher Gestalt'

QUELLEN

Gutzeit 1886, 42
angezogener Gestalt nach Brotze's Erklärung in 351. XVII. 11, solcher Gestalt


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