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Aasfresser der
‣ Varianten: Asfresser
de Aasfresser; et raipesööja
Die Hyänen, die Haupt-Asfresser unter den Säugethieren

QUELLEN

Gutzeit 1859, 52
Asfresser. Die Hyänen, die Haupt-Asfresser unter den Säugethieren, 176. 1836. 52

Abschnitt der
1. 'abgeschnittenes Stück'
Abschnitte von Papier 'Papierschnipfeln'
2. 'Stück Brot über die halbe Schnittfläche mit nur einer Seitenkruste'
‣ Synonyme: Ausschnitt

QUELLEN

Gubert 1645, 103 (1376)
afsnede: dat se uns unde unser kerken eynen afsnede deden
Reg. S. 739: afsnede, nd. = Vergütung, Abfindung

Bergmann 1785, 2
Abschnitt Abschnitte von Papier Papierschnipfeln

Sallmann 1880, 58
Abschnitt (oder Ausschnitt) Stück Brot über die halbe Schnittfläche mit nur einer Seitenkruste.

Gutzeit 1886, 15
Abschnitt oder Ausschnitt, Stück Brot über die Halbe Schnittfläche mit nur einer Seitenkruste“ 390c. 58. In Livland kaum.

Masing DBWB, 126
Abschnitt, m. (ápšnit) oder Ausschnitt (s.d.) Stück Brot über die halbe Schnittfläche mit nur einer Seitenkruste. Estl. Sallm. 58.

affen V
‣ Varianten: open
Vi, Vr

QUELLEN

Gutzeit 1886, 25
affen In dem Wolmarschen Landtagsbeschluss von 1543 steht: alle adeliche Jungfrauen enthalten sich alles Apens (Affens), sonderlich im Tanzen; die gemeinen Diener (schlechten Knechte) zumal enthalten sich des unhöflichen Scherzens und der Handgeberden mit denselben, unterlassen das Affen und betragen sich ihrem Stande gemäß (ett ßolen ßick ack alle Adelichen alles Apenß ßowoll mit bogeuenen als andern Jungfrowen ßunderlich im dantze, entholden -- ßik des Apenß gants und gar nalaten). Der obige Text findet sich bei Arndt (179. II. 210); Jannau (157. I. 437) gibt ihn wörtlich nach Arndt wieder. Brotze bemerkt in einer Anm. auf S. 317 (166a. VII./VIII.), dass in einer hochdeutschen Abschrift dieses Recesses geschrieben steht: Opens oder Küssens. Auch Russow benutzte Open. Unsere Geschichtschreiber haben Open oder Apen verschieden wiedergegeben. Willigerod (367. 165) mit Äffen, Thiel (220. 89) mit Gaffen (??) und Scherzen, Richter (347. I. 2. 400) mit: adelige Jungfrauen sollen sich, anders zum Beispiel, alles Gaffens, besonders im Tanzen, desgleichen ihre adeligen Tänzer des Küssens (??) und Liebäugelns, die gemeinen Diener aber des unhöflichen Scherzens und der Handgebährden mit ihnen enthalten. Man sieht, dass der nd. Text etwas Anderes besagt: es sollen sich alle Adelichen alles Affens oder Opens sowol mit begebenen als anderen Jungfrauen sonderlich im Tanze enthalten. Die Frage, weshalb ein Teil unserer Geschichtschreiber open und apen mit affen, äffen, hönen oder gar mit gaffen wiedergaben, bleibt noch zu erledigen. Aus der neueren Zeit fürt Bergmann (164 und 210) affen und äffen an; man sage sich üben (öven) von Personen, die sich lieben, liebäugeln. Jetzt ist affen gew. in der Bed. von Faxen machen. Sie ziert und afft sich, wo sie kann oder gehörig, d.h. nimmt allerlei gezierte Stellungen an, dreht die Augen, wirft den Kopf u. dgl. In Grimms Wtb. in anderer Bed.

beschicken V [h]
Vt

QUELLEN

Gutzeit 1859, 121
1) einen, mit Geschenken u. dgl. versehn. Er wurde von allen Seiten so beschickt, dass er nichts zu kaufen nötig hatte. Gew. Ältere Stellen sind: darnach ward er beschickt mit allerlei Sachen und Getränken, 194, Nyenstädt 46; die Abgesandten wurden von der Stadt wohl empfangen, beschickt (d.h. allerlei Geschenke zugeschickt), und, solange die Commission währte, ausgelöset (d.h. frei gehalten), 180.II.2.35. - 2) einen, zu ihm schicken, einen Brief, Boten. Inmittelst dieses Krieges beschicken, disputiren und beschweren sich die Könige unter einander, d.h. schicken zu einander, 195, Henning Chr. 281; so hatten sich ermelte Bürger mit Ew. Liebden heimlicher Weise beschicket, d.h. Boten einander gesendet. Nachrichten gegeben, 196.I.506 (J. 1558). Grimm erkärt einen beschicken: ihn berufen, holen lassen. In den dazu angef. Beispielen lassen sich indessen 3 von einander verschiedene Bed. entwickeln, a) einen schicken; b) zu einem schicken; c) nach einem schicken. Nur diese letzte Bed. geht über in die von: holen lassen, berufen. - 3) etwas. Die Städte des alten Livlands beschickten verschiedne öffentliche Versammlungen durch sog. Sendboten, 192.III.305; die Vieausstellung kann auch aus andern Gouvernements beschickt werden, rig. Ztng. 1857.117., d.h. mit aus and. G. hingeschickten Thieren versehen werden. - Das Zw. verlangt bei Sachen immer mit, bei Personen mit und durch. Über diese letzte Bed. vgl. Grimm 2) e.

Sallmann 1880, 97
jem. mit Geschenken überhäufen.

Gutzeit 1886, 132f.
1) Mein gnädiger H. ist mit Speise u. Getrenke beschicket u. tractiret worden, 351.XVII.3 u. 9; den Hertzig thor Mitta beschicken, 335.171. J. 1570, zu ihm Abgeordnete schicken; von der Verlobung bis zur Hochzeit beschickte der Bräutigam die Braut täglich mit warmem Gebäckliß, 174.1824.130 nach alten Hochzeitsordnungen. Eine Kunst- od. Gewerbeausstellung mit Gegenständen. - 2) einen, zu ihm schicken. Diese Bed. auch in d. plattd. Zeit. So im Testamente Tegetmeyers (196.XII.404.405): Leeth my de herr meister beschicken, ich wolde jo nenen uprohr maken u. gleich darauf: schickene an my de herr meister den schaffer: ick wolde my solckes entholden. Dann: do beschickede my de herr meister III mahl dorch de ridderschop: ik wolde my solckes entholden. do beschickede my de bischop von Dorpte dorch Wolffgang Loff: ich wolde doch by synen gnaden erschienen. Alle Stände haben bewilligt, das Reick zu beschicken, 369, d.h. um Hilfe anzusuchen, Gesandte hinschicken. Der Oberpastor wird vom Rath durch einen Notaren beschickt, om Texte zu einer Predigt aufzugeben, 422.202. - 3) Erze. Die Bleierze werden von dem Hüttenmeister beschickt, d.i. mit den nöthigen Zusätzen versehen, um das Schmelzen zu befördern, 395.X.362. In Grimms Wtb. 4) anders.


QUELLEN (Informanten)
Wender, Otto: Kattensack/Wierland, Reval, Dorpat
das Vieh beschicken - versorgen

Burse der

QUELLEN

Gutzeit 1886, 198
Das Denkelbuch d. rig. Raths enthält S. 231. J. 1454 folgendes: en hüs belegen tuffchen Jakob Bodekers huse und Lomans bürtze; S. 295. J. 1473: en hus - de hefft her nicolaus Boeckholt sunder de bone unde de keller bouen unde under desser bursen de horen to dessem anderen huse - unde waner dat her n. Boeckholt is vorstoruen so denn hat de burse horen unde tokommen her nikolaus synen erven. C. E. Napiersky begleitet die Worte bürtze u. burse mit einem Fragezeichen. Sie bedeuten, wie aus obigen Stellen ersichtlich, wenn auch auch kein eigentliches Wohnhaus, doch eine Art Gebäude. - Nach Grimms Wtb. ist das Wort in der Bedeutung von Ort der Zusammenkunft wahrscheinlich durch die Universitäten unserer Sprache zugefürt. Den ältesten Beleg dazu liefert es aus dem J. 1465, wo Burse als gemeinschaftliches Kosthaus der Studenten in Heidelberg vorkommt. Die obigen Stellen aus dem rig. Denkelbok gewären dazu eine bemerkenswerte Ergänzung u. wol auch Berichtigung. Erstlich nämlich enthält das rig. Denkelbok einen älteren Beleg als das Grimmsche Wtb. gewärt; zweitens bezieht sich unser Wort keineswegs auf ein Kosthaus von Studenten. Wenn ferner Grimms Wtb. bemerkt, dass das lat. bursa Beutel im Mittelalter die Bedeutung erhielt von conventiculum und contubernium Ort der Zusammenkunft, Schar, Rotte, dass diese letzte Bed. (Schar, Rotte) dem Worte Burse im Deutsch des 16. Jahrh. gewönlich sei und erst im 17. die Änderung des Begriffs und der Form des Wortes eintrete, d.h. die Bedeutung contubernium Rotte, Schar gehe über in die von contubernalis Bursch, Geselle; so werden auch diese Angaben durch livländische, unter Burs verzeichnete Belege widerlegt.
Das Wort bursa in der Bed. von Convict u. dgl. ist auch ins Poln. übergegangen, und selbst ins Russ. als бурса Kronspensionnat in geistl. Schulen. Beide Sprachen bilden daraus, die polnische bursak Stuben- od. Hausgenosse, die russische бурсакъ Kronsseminarist. Man erkennt, dass aus poln. und russ. bursa Burse sich kein Burs, Bursch entwickelte.

Gutzeit 1892b, 12
Zu den in den Nachträgen von 1886 gelieferten Belegen sind die folgenden nach dem rig. Erbebuch hinzuzufügen: en hus ... mit der burse, II. 108. J. 1505; twe bursen edder kleine wanhuse, ebda II. 501. J. 1525: eyn hus ... mit drien borssen, ebda II. 825. J. 1540. Die zweite dieser Stellen nennt burse ein kleines Wohnhaus; en hus mit der burse würde zu erklären sein: Haus mit der Herberge.

entmieten V [h]
Vt

QUELLEN

Gutzeit 1864, 258
entmieten, einen Gesellen, der schon in Arbeit steht, außer der schragenmäßigen Zeit an sich locken. Gadebusch (325) nach d. Schragen d. Dörpt. Schuster § 35.

DRWB II, 1578
(Gesinde) wegmieten, abspenstig machen.
1382 Stieda-Mettig 88,13 „synen knecht entmyden“

Entschluss der

QUELLEN

Gutzeit 1864, 258
Entschluss. Von Manchen fehlerhaftbetont, als wenn es Endschluss wäre.

DRWB II, 1600
... 1571 Ma... (?) Liv. IV 2, 186 „eynen engen entslath dar auer tho holden“

Feldmark

QUELLEN

Gutzeit 1886, 262
Feldmark, wurde ehemals die Stadtmark Rigas, das Patrimonialgebiet, genannt, vgl. Denkelbok d. rig. Raths S. 88 aus d. J. 1393 u. 1396.

DRWB III, 481
1279 Riga StR 32: bynen der ffelthmarkede unde doch buten der stath

geheien

QUELLEN

Gutzeit 1877, 324
geheien. In der Bed. von coire, stuprare hier, wie es scheint, ganz unbekannt gewesen, wenigstens nicht zu belegen; öfters, doch nur ehemals und nur in der Gestaltung gehien, im Sinne von hönen, verhönen, — In Grimms Wb. ist unerwänt geblieben die lautliche und begriffliche Übereinstimmung von geheien — gehien mit russ. (г)еби und (г)ебённа мать — gehei deine Mutter u. deine Mutter gehien: statt slaw. g deutsches h. Die erwänten russ. Volkswörter sind ebenso wenig wie die gleichwertigen ёбъ, ети твою мать und ядренна мать in den Wörterbüchern verzeichnet. Nur Linde's poln. Wtb. fürt auf poln. jebać, — ał, jebie, böhm. gebati sich fleischlich vermischen und den russ. Fluch jebiona mać; und Miklosich(etymolog. Wtb.): jeb—: asl. jebati futuere, s. jebsti, jebem, p. jebác, r. etъ ans ebtъ, altind. jabh, dzabh futuere. — Noch ist zu bemerken, dass selbst das russ. сукинъ сынъ sich mit dem deutschen „der Hündin Sohn“ deckt. Die deutschen Ausdrücke gehören der Geschichte an; die russischen genießen noch heute weiteste Verbreitung, fast wie das foutre der Franzosen, s. Gehie und Mutterbruder.

Hohn
‣ Varianten: Hon

QUELLEN

Gutzeit 1889a, 16
Hon und hönen. Grimms Wtb. sagt, dass die Beziehungen von Hohn zu Wörtern der urverwandten Sprache(n?) noch nicht klar sind und nur zweifelnd (zweifelhaft?) griech. ξύειν reiben, abschaben, fratzen, zerstampfen herangezogen werden können. - Nahe liegt gr. φδόνος Neid, Tadel aus Neid, Verkleinerung u. φδόνειν neiden, beneiden, φδονήτιχος neid- oder tadelsüchtig; auch cz. haniti tadeln, poln. ganić, kleinr. hanyty; entfernter russ. гнать (гонять) hetzen, verfolgen, drücken u.ä. bedrücken; hönen wäre ein Verfolgen mit Worten, Vorwürfen u.ä. Auch asl. huliti, russ. хулить tadeln, lästern, schmähen; lett. kauns Schande, Schmach, kauneht beschämen - da Hon in der ursprünglicheren Bed. Schmach, Schande bezeichnet - goth. haunjan erniedrigen, ahd. honjan.

Hühne der
‣ Varianten: Hüne

QUELLEN

Gutzeit 1898, 15
Hüne, der, Rise, gilt als entstanden aus Hunne. Hierfür könnte sprechen, daß für Hüne kein deutsches Ursprungswort nachgewiesen ist, was indessen bei vielen anderen Wörtern, auch bei Rise, der Fall ist; ferner, daß die älteren Quellen Hünen eben Hunne als gleichbedeutend stellen oder ansehen; dagegen aber, daß sich schwer dartun lässt, wie unter Wandelung des lat. u ein gedehntes ü entstanden, und daß der Volksname stets Hunne, nicht Hüne gelautet hat. Der Hinweis in Grimms Wtb., daß schon die älteren gelehrten Schriftsteller sich des Zusammenhangs von Hüne mit Hunne „bewußt“ gewesen, hat nichts Beweisendes. Wenn nun seit dem 13. Jahrh. der Begriff von Hunne auf den eines Risen übertragen worden (oder: sein soll!), so kann wolgefragt werden, wodurch eine solche Übertragung veranlasst wurde. Man liest hierzu in Brockhaus Conv.-Lex. v. 1877: „in seiner Beziehung verdunkelt, mochte das Wort Hün, welches angelsächsisch und altnordisch auch als Name germanischer Stämme vorkommt, leicht auf die Riesen übertragen werden, die unsere Vorzeit für ein zurückgedrängtes, abgestorbenes Volk hält.“ Die Ansicht von einer Verdunkelung (?) und einer Übertragung der Benennung auf Rise (woher?) ist wol im Stande, Bedenken zu erregen. Man könnte im Widerspruch mit der geltenden Ansicht vermuten, daß 1) das Wort Hüne in keinen Zusammenhang mit Hunne steht, und 2) daß es ein ursprünglich deutsches ist, von welchem das 13. Jahrhundert den ersten Nachweis liefert.

Kiek
‣ Varianten: Kik

QUELLEN

Gutzeit 1874, 30f.
Kik, der, 1) unerfahrener Mensch. So ein Kik! — Gewönlicher noch: Kik in die Welt, der, junger, unerfahrener Mensch, der gleichsam zum ersten Mal in die Welt sieht, sie nicht kennt. Ganz wie in Aachen: Kick in die Welt. vgl. Grimms' Wtb. Sp. 702. 4. ä. Der Kyk in de Koken entspricht unserem: Pottchenkiker. Hier das i stets gedehnt! —
2) der große, 1532 zu bauen angefangene, itzt aber verfallene Wartethurm zu Reval heißt kyk in de koken. „So nennt man sonst einen Mann, der in seinem Hauswesen gar zu genau auf alles achtet. Man pflegt aber auch einen solchen Wachtthurm Kyk int Land zu nennen, wie Frisch unter kiken anmerkt, vgl. R Richey Idiot. „Hamburg.“ Nach Gadebusch (325). — „Hefft he synen moedt aus dem Dwenger der Stadt, de Kyck in de Koken genömet, kölen willen, 195. Russow 119: „Schau in die Küchen, Name eines Zwingers oder Thurmes in Reval.“ vgl. Kike.

open V [h]
‣ Varianten: affen, apen
1. Vi de liebäugeln; et koketeerima
alle adeliche Jungfrauen enthalten sich alles Apens (Affens), sonderlich im Tanzen; die gemeinen Diener (schlechten Knechte) zumal enthalten sich des unhöflichen Scherzens und der Handgeberden mit denselben, unterlassen das Affen und betragen sich ihrem Stande gemäß
2. Vr de Faxen machen; et veiderdama

QUELLEN

Gutzeit 1886, 25
affen In dem Wolmarschen Landtagsbeschluss von 1543 steht: alle adeliche Jungfrauen enthalten sich alles Apens (Affens), sonderlich im Tanzen; die gemeinen Diener (schlechten Knechte) zumal enthalten sich des unhöflichen Scherzens und der Handgeberden mit denselben, unterlassen das Affen und betragen sich ihrem Stande gemäß (ett ßolen ßick ack alle Adelichen alles Apenß ßowoll mit bogeuenen als andern Jungfrowen ßunderlich im dantze, entholden -- ßik des Apenß gants und gar nalaten). Der obige Text findet sich bei Arndt (179. II. 210); Jannau (157. I. 437) gibt ihn wörtlich nach Arndt wieder. Brotze bemerkt in einer Anm. auf S. 317 (166a. VII./VIII.), dass in einer hochdeutschen Abschrift dieses Recesses geschrieben steht: Opens oder Küssens. Auch Russow benutzte Open. Unsere Geschichtschreiber haben Open oder Apen verschieden wiedergegeben. Willigerod (367. 165) mit Äffen, Thiel (220. 89) mit Gaffen und Scherzen, Richter (347. I. 2. 400) mit: adelige Jungfrauen sollen sich, anders zum Beispiel, alles Gaffens, besonders im Tanzen, desgleichen ihre adeligen Tänzer des Küssens und Liebäugelns, die gemeinen Diener aber des unhöflichen Scherzens und der Handgebährden mit ihnen enthalten. Man sieht, dass der nd. Text etwas Anderes besagt: es sollen sich alle Adelichen alles Affens oder Opens sowol mit begebenen als anderen Jungfrauen sonderlich im Tanze enthalten. Die Frage, weshalb ein Teil unserer Geschichtschreiber open und apen mit affen, äffen, hönen oder gar mit gaffen wiedergaben, bleibt noch zu erledigen. Aus der neueren Zeit fürt Bergmann (164 und 210) affen und äffen an; man sage sich üben (öven) von Personen, die sich lieben, liebäugeln. Jetzt ist affen gew. in der Bed. von Faxen machen. Sie ziert und afft sich, wo sie kann oder gehörig, d.h. nimmt allerlei gezierte Stellungen an, dreht die Augen, wirft den Kopf u. dgl. In Grimms Wtb. in anderer Bed.

Gutzeit 1887b, 310
open. Alles Opens und Küssens sowohl mit begebenen als anderen Jungfrauen sonderlich im Tantze sich enthalten, 194. R. R. d. F. E. 144 nach der Adelsbewilligung u. 1543. — Man erklärt open mit affen, obgleich es im nd. kein ope Affe gibt. Brotze (166a. VII. 317) erklärt, sich stützend auf eine hochd. Abschrift dieses Recesses, mit: küssen. Für open ist auch ögen gelesen worden, aber wol überhaupt falsch statt mnd. oven, sein Spiel mit Jemand treiben, narren, foppen.

Otvorack der

QUELLEN

Kiparsky 1936, 169
† otvorack m. (Belegt: noch ghegeven eynen pristaven van Nouwerden tor Narwe eyn stuveken wandes to eynen o t v o r a c k e n , steit 14. mc. Rig. Reval, 1494; UB. II, 1, 23). Der Herausgeber erklärt: otvorak = Rock mit Aufschlägen, Rabatten (ibid., S. 873). Die Quelle könnte ein ar. *οτъворотъкъ sein (vgl. r. отворотъ 'Rabatte (am Rocke)', отворотка 'liegender Frauenkragen' zu r. отворотить 'zurückschlagen, aufkrämpen').

Pfennig

vgl Pfund, Rubel, Scherf, Schilling, Schock, Sestling, Skot

QUELLEN

Gutzeit 1887b, 345f.
Pfennig (Fennig). Dies zur Zeit noch unaufgehellte Wort wird als entstanden angesehen aus einem fremden Stammwort, worauf die deutsche Endung ing hinweise. Das Stammwort hat man in Pfanne, Pfand u. pendere abwägen sehen wollen; übereinstimmender ist fenus Geld und pensio Wägung, Gewicht, Zalung, Abgabe, Auflage, Miethzins, Rente. Dem entsprechen auch die Bed., welche Schiller-Lübben auffüren: Münzstück jeder Art; ein Müuzstück bestimmter Geltung, gewönlich 1/18 eines Schillings, 1/240 eines Pfundes; Gelb überhaupt, u. in Zusammensetzungen, um die Abgaben, Gebür u. s. w. zu bezeichnen. — Die Anname einer Ungleichung(„Schmelzung“) des nt und nd im ahd. phautinc, phending u. s. w. zu en könnte nur in dem Falle Grundhaben, wenn Pfand und pendere das Stammwort wären. Das bereits im J. 777 begegnende peneg(a): XXX. scyllinge penega (vgl. Chaudoir, Aperçu sur les monnoies russes, St. Petersbourg 1836) stößt alle diese Zusammenbringungen mit pendere, pensio und fenus über den Haufen; auch den Beweis, den Grimms Wtb. aus der Endung ing hernimmt, welche sich ja auch in anderen Wörtern findet, die deutschen Ursprungs sind, wie z. B. Henning und Hennig, cheisuring, helbeling u. a. — Das Wort könnte, auch wenn es einem Fremdwort mit p entstammen sollte, ebenso gut mit f geschrieben werden, wie das aus panicum hervorgegangene Fench. Auch Fench hat sich hier u. da die Schreibung Pfennig gefallen lassen müssen. Die Gestaltung des Wortes wird immer auffallen können, wenn es einem Fremdwort entsprungen sein sollte; aus panicum ist ein Fennich begreiflich, aus minium Mennige od. Menning, aus paricus oder parcus Pferch — aber aus pendere, panctum (?), fenus ein Pfennig, Pfenning? — Das im Slawischen und Litauischen ebenfalls nachweisbare Wort ist in diesen Sprachen unzweifelhaft Entlenung aus dem Deutschen: slaw. пѣнязъ aus deutschem Pfenning kommt altrussisch im riga-smolensker Vertrag von 1229 vor als rigische Münze, nicht als russische.
Das Recht, von den aus der Stadt gehenden Erbschaften den Abschoß oder die Erbschaftsgabelle (zehnter Pfennig. Decimal) zum Besten des Stadtärars abzuziehen, 154. II. 457.
Sprüchwörtlich: Wer Pfenninge spart, kommt endlich zum Gulden, Stender.
In d. Ordnung d. rig. Tafelgilde v. 1425 steht: up synen pennyng, d. i. für seinen Pfennig (Geld). Vielleicht dafür zu lesen: umb. vgl. Grimms Wtb. 4) a.

rüen

QUELLEN

Gutzeit 1887a, 66
rüen, von Hänen, den Ruf rü ertönen lassen, bei Erblickung eines Raubvogels.

Silme die

QUELLEN

Sallmann 1880, 20
Silme, f. das tief ins Land einschneidende und dort sich ausbreitende Seewaßer (silm Auge, Loch, Schleuse, Meeresarm, schmale Meerenge und die tiefste Stelle derselben).

Ojansuu 1906, 93
[Anm.] Silme, die, das tief ins Land einschneidende und dort sich ausbreitende Seewasser = estn. silm G. silma (‹ silmä = finn. silmä) 1) Auge ... 3) Meeresarm, schmale Meerenge und die tiefste Stelle darin, Seemündung.

Suolahti 1910, 124
[zitiert Sallmann]

Kiparsky 1936, 68f.
Silme [silmə] f. 'das tief ins Land einschneidende und dort sich ausbreitende Seewasser' ‹ estn. silm '1) Auge, 2) Loch, Oehr..., 3) Meeresarm, schmale Meerenge und die tiefste Stelle darin, Seemündung'. - SALLMANN N. 20, OJANSUU 93, Anm. 1, SUOLAHTI 124. - Schon im J. 1507 für Arensburg belegt: ... over eyne sylm upp eynen holm, gheheten Szuddeszar ... (UB. II, 3, 143). Heute in E. und EL.


QUELLEN (Informanten)
Weiss, Lis-Marie: Reval
Silme Wasserstraße, Wasserluge

Barlöwen, Helene von: Kreis Wiek
Silme See, der mit dem Meere in Verbindung steht.

Krause, Irmgard: Riga
Silme (auch Datsche aus d. Russ. gamma dátscha) 'Landhaus, Sommerhaus'

Hansen, Alfred von
Silme Meeresarm, der bei niedrigem Wasserstand austrocknet.


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