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† Abbiseer
‣ Varianten: Abbeseer, Abbezer, Ebbeseer
{russ. сѣpъ ? 'grau'}
‣ Belege: Dorpat
'ein geringwertiges Pelzwerk' de Grauwerk, Pelzwerk; et oravanahk
► QUELLEN
Kiparsky 1936, 201
† abbiseer, abbezer, ebbeseer 'ein geringwertiges Pelzwerk' ‹? - Aus sachlichen Gründen ist Entlehnung aus einer östlichen Sprache, am ehesten aus dem Russ., wahrscheinlich, doch lässt sich die Quelle nirgends nachweisen (vgl. STIEDA Apr. Monatsschr. XXIV, 622 f.; HILDEBRAND UB. I, 9, 46, Anm. 4; LASCH-BORCHLING s.v.). Die Belege sind spärlich (Dorpat, 1436 u. 1440; UB. I, 9, 46 u. 436; Hamburg, 1465; UB. I, 12, 191), man ersieht jedoch, dass abbiseers nach Tausenden gerechnet wurden, was auf Eichhörnchenfelle (sog. „Grauwerk“) deuten könnte. Vielleicht steckt im zweiten Teil des Wortes das ar. сѣpъ 'grau' (vgl. oben S. 174. s.v. poppelen)?
Ablader der
1. Kaufm. de Belader, Befrachter; et lastija; lossija
▫ Die resp. Reisenden und Ablader von Waaren werden ersucht, sich den Tag vor Abgang des Schiffes bei uns zu melden
▫ das Schiff N. sucht seinen (ihm unbekannten) Ablader rig.
▫ auf Wunsch der Herren Ablader wird die Versicherung auf Waaren entgegengenommen
▫ Capitain A. vom englischen Schiffe A., zum Laden bereit, fordert seinen ihm unbekannten Ablader auf, sich zu melden im Comptoir von N
▫ Capitain N., vom Schiffe N., nach Antwerpen für Holz befrachtet, sucht seinen Herrn Ablader
▫ Capitain N., in Hamburg für eine Ladung Hafer nach England befrachtet, sucht seinen Ablader, indem das Schiff zum Laden fertig liegt [Eine Bedeutung, die in allen Häfen Norddeutschlands gewöhnlich ist und unrichtig erläutert ist im Wörterschatz S. 10a.]
2. 'Ladungsempfänger, derjenige, der eine Schiffsladung zu empfangen hat' de Ladungsempfänger
▫ Die unbekannten A. von Säesat in dem Schiffe S. werden ersucht, sich zu melden im Comptoir von N. Rig. Ztg. 1856. 237. Oft. Bei Grimm: der sich in den Städten zum Ab- und Aufladen der Fracht gebrauchen lässt.
► QUELLEN
Gutzeit 1859, 10
Ablader Ladungsempfänger, derjenige, der eine Schiffsladung zu empfangen hat. Die unbekannten A. von Säesat in dem Schiffe S. werden ersucht, sich zu melden im Comptoir von N. Rig. Ztg. 1856. 237. Oft. Bei Grimm: der sich in den Städten zum Ab- und Aufladen der Fracht gebrauchen lässt.
Gutzeit 1886, 9f.
Ablader 1) Belader, Befrachter. Die resp. Reisenden und A. von Waaren werden ersucht, sich den Tag vor Abgang des Schiffes bei uns zu melden, Zuschauer von 1847; das Schiff N. sucht seinen (ihm unbekannten) A., rig. Ztg. 1859. 93; auf Wunsch der Herren Ablader wird die Versicherung auf Waaren entgegengenommen, rig. Ztg. 1860; Capitain A. vom englischen Schiffe A., zum Laden bereit, fordert seinen ihm unbekannten A. auf, sich zu melden im Comptoir von N, ebda 1859. 219; Capitain N., vom Schiffe N., nach Antwerpen für Holz befrachtet, sucht seinen Herrn A., ebda 1858. 171; Capitain N., in Hamburg für eine Ladung Hafer nach England befrachtet, sucht seinen A., indem das Schiff zum Laden fertig liegt, ebda 1860. 139. - Eine Bed. die in allen Häfen Norddeutschlands gew. ist und unrichtig erläutert ist im Wörterschatz S. 10a.
Masing DBWB, 80
Ablader, m. (áplādər) Befrachter, Verschiffer. Das englische Schiff „Amble”, Capt. C. Adler, sucht seinen A, Rig. Ztg. 1859, 91. Kaufm.
¤ Ablader „Damit nicht zur Verzögerung des Transports der Waren so wie zum Nachtheil der Uebersetzer und Boots-Eigenthümer, die Böte von den Kaufleuten und Schiffern beym Ein- und Ausladen ungebührlich aufgeschalten werden mögen, so ist der Correspondent oder Ablader verpflichtet, wenn der von ihm engagierte (17) Boots-Führer, dem darüber
Annighe
‣ Varianten: Annyga, Annyghe, Anye, Anyge, Anynge, Onyghe
{ar. агнъиъ; russ. ягня 'Lamm'}
'ein geringes Pelzwerk' et tallenahk
► QUELLEN
Gutzeit 1859, 59
Anyge, s. Annighe
Gutzeit 1894, 2
Anyge, Annyge, Anye, Anynge. Das Wort kann als eine Entstellung aus russ. ягня Lamm angesehen werden (agnus, agneau) und als Fell Lamm- oder Schaffell bezeichnen. Das Wort ягня ist einem Deutschen fast unaussprechbar; deutschem Munde und Ohr wurde es anbequemt durch Verdrehung der russ. Buchstaben g und n zu n und g; mit yge, ye, ynge suchte man das russ. End- я wiederzugeben. Das Umgekehrte findet statt in der Bezeichnung für ягляне Angeln (Engländer).
Wie bei Doinisse, Schewenisse und Grauwerk findet eine Übertragung der Begriffe statt; bei dem ersten Ausdruck von dem Tier auf das Fell - ebenso bei Anyge -, bei dem zweiten von einer Sache auf ein Fell, bei dem dritten von einem Fell oder der Fellfarbe auf das Tier, von dem das Fell stammt. Die Übertragung der Benennung des Pelztieres auf das Fell findet sich auch bei Lassitz oder Laste, welches Wort eigentlich Schneewisel bezeichnet, in der Handelssprache früherer Zeit aber durchweg dessen Fell oder Felle. s. Lassitz und Doinisse; vgl. auch Katze im Wörterschatz in der Bedeutung von Katzenfell.
Das in den revaler Zollbüchern gelesene amugen ist wol nicht Entstellung von Anyge oder Anye, sondern smugen zu lesen, und in diesem Wort das russ. смухъ Lammfell zu erkennen.
Kiparsky 1936, 201
† annyghe, anyghe, onyghe 'ein geringes Pelzwerk' ‹? - Kommt in den Urkunden stets im Zusammenhang mit abbiseer (s.o.) vor (Dorpat, 1436; UB I, 9, 46; Hamburg, 1465; UB. I, 12, 191). Entlehnung ist aus denselben Gründen wahrscheinlich, doch nicht nachweisbar (vgl. oben). Vielleicht als 'Lammfell' aus ar. агнъиъ 'Lamm'?
auslotsen V [h]
Vt de herauslotsen
▫ ein Schiff auslotsen [auch bildlich: etwas glücklich herausschaffen]
► QUELLEN
Gutzeit 1886, 84
auslotsen herauslotsen, ein Schiff. Auch bildlich, etwas glücklich herausschaffen.
Gutzeit 1886, 84
auslotsen ausloten. Im Leben des Capitän James Cooke v. Andreas Kippis, Hamburg 1789. I. 6. steht: die Tiefen d. Canals des Lorenzflusses auslootsen. wahrscheinlich falsch f. ausloten, da an Lootse schwerlich zu denken ist.
Barm die
‣ Varianten: Bärm, Bärme
de Hefe; et pärm
► QUELLEN
Bergmann 1785, 6
bärme ist niedersächsisch, Hefen (Gescht)
Hupel 1795a, 15
Bärm, der oder die Bärme, st. Hefen (ist niedersächsisch; der Engländer sagt Barm, welches man auch zuweilen in Deutschl. hört.
Gutzeit 1886, 106
Barm, die, Bärme. Frischen Häfen od. Barm, 329. 51. In Grimms Wtb. nach Hohberg.
Bat der/die/das
‣ Varianten: Baht, Bath, Bathe, Batt
► QUELLEN
Gadebusch 1780b, 219, 220
Bat oder Bath: Dieses alte Wort, welches auch Frisch hat, ist in Livland bey den Bauervorstreckungen noch jetzt gebräuchlich. Das Beywort Batlyck ist so viel als nützlich; und steht in Russow's livländ. Chronik Bl. 52. S.2. Diße Stillestand was mehr schlechtlick als batlick.“ Das Hauptwort, Bathläufer, steht in den livländischen Landesordnungen, S. 680 der letzten Ausgabe.
Das Zeitwort Baten ist so viel als nützen.
Hupel 1795a, 16
Bath, der und das, ist das Uebermaaß welches für vorgestrecktes Getraide anstatt der Zinsen bezahlt wird. Auf Kronsgütern muß der Bauer wenn er Korn borgt, ein Sechstel Bath bezahlen. Gewisse Leute sagen Korn auf Bath, und fodern dann für 2 vorgestreckte Löfe deren 3 zurück: wowider in Liefland obrigkeitliche Vobote ergangen sind.
Possart 1846, 181
Bath, der und das, ist das Uebermaaß, das für vorgestrecktes Getreide statt der Zinsen bezahlt wird.
Gutzeit 1859, 99
Bat, auch Baht und Bath geschrieben, die, Zins, den die Bauern bei Getreide-Darlehnen zu entrichten haben. Dies alte Wort, sagt Gadebusch, 151, ist in Livland bei den Bauervorstreckungen noch jetzt gebräuchlich. In 185, S. 686 wird verboten, von den Bauern einen größern Baht zu nehmen, als von sechs den siebenten. - Hupel erklärt: Übermaß, welches für vorgestrecktes Getreide anstatt der Zinsen bezalt wird. - Bunge 154. I. 453: „Beim Getreidedarlehen ist es gestattet, von sechs Maß, welche im Frühjahr dargeliehen werden, im nächsten Herbst das siebente Maß, also 16⅔ Proz. als Zins - Bath - zu nehmen. Auf Kronsgütern muss der Bauer, wenn er Korn borgt, ein Sechstel Bat bezalen; gewisse Leute geben Korn auf Bat. Von einer Tonne Getreide ein Lof Bat nehmen; ein Lof als Bat nehmen, entrichten. Die Bat wird nicht als jährlicher Zins berechnet; nur die einfache Bat darf gefordert werden.“ - Gadebusch (180) schreibt öfters: das Bath und Hupel führt das Wort als männlich und sächlich auf. Einige sprechen Batt.
Im 176 findet sich immer: der Bat. z.B. 1829. 146: der sog. Bat; 1833, 35: einen Bat von 6 Proc.; 1831. 125; der Bat für Getreide, das aus den Magazinen entlehnt wird. Es wird daselbst erklärt: Zubuße. Vgl. bei Grimm bede, bedhaftig, bedpflichtig und Bethe.
Sallmann 1880, 28
Bath, Nutzen, Zins, Vorteil, nd. bate; sprichwörtlich: alle Bathe hilft jeder Vorteil gilt.
Gutzeit 1886, 108
Bat u. Batt, die, Baht u. Bath, früher auch Bathe geschrieben. Gadebusch (151) führt zu diesem Wort aus Richey Idiot. hamburg. an das Zw. baten nützen und aus Russow batlyk nützlich. In Grimms Wtb. die Batte Gewinn, Vorteil; bei Stieler die Bate, Hilfe, Genesung; im brem. u. in Schiller-Lübbens mnd. Wtb. bate, die, Nutzen, Hilfe, Vorteil. Enem wat to bate geven, einem eine Beisteuer geben, bede freiwillige Gabe, Steuer. - Als mundartlich anzuführen 1) weil hochd. veraltet u. bei uns ohne End-e (Bat st. Bate); 2) weil die Bed. nicht Nutzen, Hilfe ist, sondern Getreidezins. Für jedes dargeliehene Tschetwert Korn wird zum Besten d. Bauermagazins ⅓ Bath entrichtet und dieses „Bathkorn“ dem Magazinbestande zugeschlagen. Findet ein namhafter entbehrlicher Überschuß im Magazin durch regelmäßige Abtragung der Bath statt, so wird derselbe zum Besten der Gemeine verkauft, livl. Bauer-B.O. v. 1850. In dieser Bed. entspricht Bat, meint Merkel, eher dem plattd. tobate Zuschuß, „Zubuße“ und dem in Deutschland üblichen „Ausmaß“. - Jannau (157. II. 380) sagt: der Wucher, der sich beim Ausleihen des Korns (Bath) eingeschlichen hatte. - In der livl. Bauer-BO. von 1850 steht: Bath bezahlen. - Für die verabreichten Vorschüsse wird kein Bath entrichtet, 416. 102; für jedes angeliehene Tschetwert Korn 1/14 Tschetwert als Zins oder Bath entrichten, ebda 103; bei regelmäßiger Abtragung der Bath, ebda; die Bath, ebda 106. - Der aus dem Bath entstandene Gewinn, 183. 234; 1/12 Lof Zuzahlung oder Bath für jedes aus d. Magazin geliehene Lof Korn, ebda.
Der älteste Beleg in d. rig. Bursprake v. 1376. § 12: dar se bate van nemen willen, Nutzen nehmen, Aufgeld, Wucher. Ebenso in späteren Burspraken. In Urk. v. 13. Juli 1406 in d. Bed. von Zins. Die andre Hälfte der Strafgelder sind von uns (dem Rathe) dem Amte vergönnet; solche mit aller ihrer Baht und Vollbohrt zu des Amts Besten und Notdurft zu verwenden, 253; Auslehner, Derjenige der Korn auf Batt ausgeliehen hat, 192. VI. 215 (Ordnung der Bauern). - Die Vz. lautet Baten u. Batten. Die Baten od. Batten auf dem Gute N. betragen 200 Lof, nämlich das im Bauermagazin angesammelte Batkorn. vgl. Bote.
Willigerod in 365 S. 109 sagt: eine besondere Steuer od. Bewilligung d. Adels im Fall eines Krieges hieß in Estland um 1300 Beda, entweder von petitio od. von Bath, einer Art Zehnten. Auch die Stadt Reval zahlte eine Steuer von d. Grundstücken, die Orbeda hieß.
Sallmann fürt an: alle Bathe hilft, jeder Vorteil gilt, als sprüchw., 390c. 28. In Livland kaum!
Masing 1926b, 70
Bat (veraltet) 'Zins, den die Bauern bei Getreidedarlehen zu entrichten hatten' (mnd. bate 'Vorteil, Gewinn, Zins')
Bath
‣ Varianten: Baht, Bat
► QUELLEN
Hupel 1795a, 16
Bath, der und das, ist das Uebermaaß welches für vorgestrecktes Getraide anstatt der Zinsen bezahlt wird. Auf Kronsgütern muß der Bauer wenn er Korn borgt, ein Sechstel Bath bezahlen. Gewisse Leute sagen Korn auf Bath, und fodern dann für 2 vorgestreckte Löfe deren 3 zurück: wowider in Liefland obrigkeitliche Vobote ergangen sind.
Petri 1802, 78
Bath für Uebermaas auf vorgestrektes Korn statt Zinsen
Possart 1846, 181
Bath, der und das, ist das Uebermaaß, das für vorgestrecktes Getreide statt der Zinsen bezahlt wird.
Gutzeit 1859, 99
Bat, auch Baht und Bath geschrieben, die, Zins, den die Bauern bei Getreide-Darlehnen zu entrichten haben. Dies alte Wort, sagt Gadebusch, 151, ist in Livland bei den Bauervorstreckungen noch jetzt gebräuchlich. In 185, S. 686 wird verboten, von den Bauern einen größern Baht zu nehmen, als von sechs den siebenten. - Hupel erklärt: Übermaß, welches für vorgestrecktes Getreide anstatt der Zinsen bezalt wird. - Bunge 154. I. 453: „Beim Getreidedarlehen ist es gestattet, von sechs Maß, welche im Frühjahr dargeliehen werden, im nächsten Herbst das siebente Maß, also 16²∕³ Proz. als Zins - Bath - zu nehmen. Auf Kronsgütern muss der Bauer, wenn er Korn borgt, ein Sechstel Bat bezalen; gewisse Leute geben Korn auf Bat. Von einer Tonne Getreide ein Lof Bat nehmen; ein Lof als Bat nehmen, entrichten. Die Bat wird nicht als jährlicher Zins berechnet; nur die einfache Bat darf gefordert werden.“ - Gadebusch (180) schreibt öfters: das Bath und Hupel führt das Wort als männlich und sächlich auf. Einige sprechen Batt.
Im 176 findet sich immer: der Bat. z.B. 1829. 146: der sog. Bat; 1833, 35: einen Bat von 6 Proc.; 1831. 125; der Bat für Getreide, das aus den Magazinen entlehnt wird. Es wird daselbst erklärt: Zubuße. Vgl. bei Grimm bede, bedhaftig, bedpflichtig und Bethe.
Sallmann 1880, 28
Bath, Nutzen, Zins, Vorteil, nd. bate; sprichwörtlich: alle Bathe hilft jeder Vorteil gilt.
Gutzeit 1886, 108
Bat u. Batt, die, Baht u. Bath, früher auch Bathe geschrieben. Gadebusch (151) führt zu diesem Wort aus Richey Idiot. hamburg. an das Zw. baten nützen und aus Russow batlyk nützlich. In Grimms Wtb. die Batte Gewinn, Vorteil; bei Stieler die Bate, Hilfe, Genesung; im brem. u. in Schiller-Lübbens mnd. Wtb. bate, die, Nutzen, Hilfe, Vorteil. Enem wat to bate geven, einem eine Beisteuer geben, bede freiwillige Gabe, Steuer. - Als mundartlich anzuführen 1) weil hochd. veraltet u. bei uns ohne End-e (Bat st. Bate); 2) weil die Bed. nicht Nutzen, Hilfe ist, sondern Getreidezins. Für jedes dargeliehene Tschetwert Korn wird zum Besten d. Bauermagazins ⅓ Bath entrichtet und dieses „Bathkorn“ dem Magazinbestande zugeschlagen. Findet ein namhafter entbehrlicher Überschuß im Magazin durch regelmäßige Abtragung der Bath statt, so wird derselbe zum Besten der Gemeine verkauft, livl. Bauer-B.O. v. 1850. In dieser Bed. entspricht Bat, meint Merkel, eher dem plattd. tobate Zuschuß, „Zubuße“ und dem in Deutschland üblichen „Ausmaß“. - Jannau (157. II. 380) sagt: der Wucher, der sich beim Ausleihen des Korns (Bath) eingeschlichen hatte. - In der livl. Bauer-BO. von 1850 steht: Bath bezahlen. - Für die verabreichten Vorschüsse wird kein Bath entrichtet, 416. 102; für jedes angeliehene Tschetwert Korn 1/14 Tschetwert als Zins oder Bath entrichten, ebda 103; bei regelmäßiger Abtragung der Bath, ebda; die Bath, ebda 106. - Der aus dem Bath entstandene Gewinn, 183. 234; 1/12 Lof Zuzahlung oder Bath für jedes aus d. Magazin geliehene Lof Korn, ebda.
Der älteste Beleg in d. rig. Bursprake v. 1376. § 12: dar se bate van nemen willen, Nutzen nehmen, Aufgeld, Wucher. Ebenso in späteren Burspraken. In Urk. v. 13. Juli 1406 in d. Bed. von Zins. Die andre Hälfte der Strafgelder sind von uns (dem Rathe) dem Amte vergönnet; solche mit aller ihrer Baht und Vollbohrt zu des Amts Besten und Notdurft zu verwenden, 253; Auslehner, Derjenige der Korn auf Batt ausgeliehen hat, 192. VI. 215 (Ordnung der Bauern). - Die Vz. lautet Baten u. Batten. Die Baten od. Batten auf dem Gute N. betragen 200 Lof, nämlich das im Bauermagazin angesammelte Batkorn. vgl. Bote.
Willigerod in 365 S. 109 sagt: eine besondere Steuer od. Bewilligung d. Adels im Fall eines Krieges hieß in Estland um 1300 Beda, entweder von petitio od. von Bath, einer Art Zehnten. Auch die Stadt Reval zahlte eine Steuer von d. Grundstücken, die Orbeda hieß.
Sallmann fürt an: alle Bathe hilft, jeder Vorteil gilt, als sprüchw., 390c. 28. In Livland kaum!
befrachten V [h]
Vt
► QUELLEN
Gutzeit 1859, 107
Nicht blos von Schiffen, sondern auch Schiffern. Ist ein Schiffer befrachtet, 148.
Gutzeit 1886, 118
ein Schiff, zu einer Fracht dingen. Capitän N., in Hamburg für eine Ladung Hafer nach England befrachtet, sucht seinen Ablader, indem sein Schiff zum Laden fertig liegt, rig. Ztg. 1860, 139, d.h. zur Frachtannahme bedungen, sucht seinen Belader; Capitän N., vom Schiffe N., nach Antwerpen für Holz befrachtet, sucht seinen Ablader, rig. Ztg. 1858. 171; Capitän H., vom Schiffe A., befrachtet für eine Ladung Sleepers von den Herren G. und S. in London, u. zum Laden bereit, sucht seinen Ablader, ebda 1859. Zur Holzladung befrachtet einkommende Schiffe, 287; Schiffer, die zu einer Rückladung befrachtet sind, ebda; ist ei n Schiffer befrachtet u. kriegt die Ladung nicht ein, so soll der Frachter (der das Schiff frachtet) schuldig sein, 148. - Statt befrachtet auch: verfrachtet.
Beischlag der
► QUELLEN
Bergmann 1785, 9
beyschlag (schwed. bislag) Altan (vor einem Hause über welchen man in das Haus gehet.)
Hupel 1795a, 23f.
(aus dem Schwed.) soll nach Bergm. Anzeige ein Altar seyn. Einige bezeichnen dadurch ein Obdach vor der Hausthür.
Gutzeit 1859, 112
schwed. bislag, ein Altan, nach Bg.; zuweilen auch ein Obdach vor der Hausthür, nach Hup. Nach Hoffm. bed. es Stufen oder einen Steinsitz vor dem Hause; nach Grimm was einem aufgeschlagenen Gebäude neben beigeschlagen wird, ein besonderes Fachwerk, eine stufenartige Erhöhung vor dem Hause u.s.w. In Hamburg noch jetzt; bei uns wol selbst die Benennung schon unbekannt.
Gutzeit 1886, 123
Nach W. Seidel (488.29) ein Ausbau von Stein od. Holz vor den Hausthüren. Oft führen mehrere Stufen hinauf u. dieser Platz diente in früherer Zeit dazu während des Sommers den Hausbewohnern den Genuß der frischen Luft zu verschaffen.“ In 350.XV.3. J. 1473 werden bylage erwänt. Brotze bemerkt dazu: „Byslag ist ein Sitz vor der Hausthür, u. hieß noch vor wenigen Jahren in Riga Beischlag. Es war eine Bank zu beiden Seiten der Thür, in der Stadt von Stein, in der Vorstadt von Holz. Noch jetzo (1798) ist ein solcher Beischlag bei dem Schwarzhäupterhause und einigen alten Häusern.“ Ausführliches über die Beischläge in Brotze's Denkmälern, im Inhaltsverzeichnis. - Die hochschädlichen Beischläge möchten abgeschafft werden, 336. - Vor Krugseingängen u. Gutshäusern noch heute.
Masing 1926b, 56
Beischlag „Bank aus Stein oder Holz vor der Haustür“ (mnd. bi-slah; Schumann, S. 20 Bislagg; Frischbier I, S.64)
Flügge-Kroenberg 1971, 10
Beyschlag. Damals als Ausdruck für „Altan“ gebräuchlich.
benaut part Adj
‣ Varianten: penaut
► QUELLEN
Lindner 1762, 223
niedersächsisch, s. Richey S. 172. so viel, als beklommen in Krankheiten.
Gutzeit 1886, 128
in Hamburg, penaut, soviel als benommen, 320; soviel als beklommen in Krankheiten, 480.223. Auch in Rademacher's Erfahrungsheillehre vom Niederrhein. Jetzt wol unbekannt. vgl. in Grimms Wtb. benauen.
Gutzeit 1892b, 6
In Grimms Wtb. ist benauen erklärt: beklemmen. Davon benaut. vgl. Nachträge von 1886. Hinzuweisen wäre auf franz. penaut bestürzt, beschämt, verlegen, verdutzt, verblüfft, dem das Hamburger selbst in den Buchstaben entspricht.
Bigoet der
► QUELLEN
Gutzeit 1886, 145
Früher auf Festlichkeiten waren gewönlich: heinsche (heidnische) Kuchen u. der Bygoet. Rußwurn in 404. 1865. 27 erklärt: Beigott, Götze, ein Backwerk. - Man könnte an Beiguss, Sauce denken. Schiller-Lübben fragen: bigôt, Beiguß, Dessert? - Im poln. ist bigos, (bei welchem Worte in Linde's Wtb. auf deutsch Beguß erinnert wird) ein Ragoût, im russ. пигусъ eine saure Suppe mit Gurken. Berghaus (479) hat bigöte, Brühe, die man über Fleisch- oder Mehlspeise gießt (in Hamburg). Nach allem diesem ist Bigoet schwerlich ein Backwerk.
blöde Adj
'schüchtern, verlegen, befangen'
‣ siehe auch Blödigkeit1
► QUELLEN
Conradi 1861, 41, 42, 14..?, 153
sagte Clara und reichte ihm etwas blöde die Hand.
Ella erzählte, Friedrich war etwas blöde.
Er ist noch sehr jung und etwas blöde, das entschuldigt ihn wohl, wenn er sich Ihnen bis jetzt noch nicht genähert.
Rode war weder blöde noch linkisch in Gesellschaft, aber zurückhaltend und schweigsam.
Rig. Almanach 1870, 42
Ebenso entstand ein geschwisterliches Verhältnis zwischen ihm und den Friedreich'schen Töchtern, der gesetzten, damals 12 jährigen Marie und der wilden und doch zugleich blöden zehnjährigen Anna.
Pantenius 1872, 30
Der Kleine ist blöde, d.h. er fremdet sich. (schüchtern)
Masing 1926b, 53
„verlegen“ (mnd. blode „verzagt“); Blöde Hunde werden nicht fett „Ohne Dreistigkeit kein Erfolg“ (P. Wriede „Hamburger Volkshumor“, Quickborn-Verlag zu Hamburg, S. 51 Blöde Hunn' ward selten fett).
Nottbeck 1987, 21
schüchtern, scheu /E.K.L.R.
Sie sieht so nett aus, ist aber sehr blöde.
►
QUELLEN (
Informanten)
Undritz, Margarete: Reval
zurückhaltend, gehemmt
Petersen, Herbert: Fellin, Dorpat, Reval; Fircks, Baronesse Marie von: Kurland (Hasenpoth, Budbaben)
verlegen, schüchtern
Engelhardt, Hans Dieter von: Dorpat
töricht
Bullenchor der
► QUELLEN
Gutzeit 1886, 193
in d. rig. Domkirche ehemals. Von den päbstlichen Bullen also benannt, die von diesem Chor verlesen wurden. Unter dem sog. Bullenchor befindet sich der Grabstein des letzten Erzbischofs v. Riga, Markgraf Wilhelm († 1563). vgl. 220. 132.
Gutzeit 1892b, 11f.
Teil der rigischen Domkirche seitwärts neben dem Altarchor. In diesem Bullenchor befindet sich das Grabmal des letzten Erzbischofs Wilhelm, Markgrafen von Brandenburg († 1563). Ein Abbildung in Bergmanns livl. Geschichte S. 35. In Brotzes Annales rigenses (348) S. 134 liest man Folgendes: Erzbischof Wilhelm wurde am 25. August 1563 in der Domkirche beerdigt. Sein Grabmal soll, so eine Handschrift, so der Burgemeister Depkin besitzt, beym Altar, dem Bischof Meinhard gegenüber von der ERden aufgemauert sein. Jetzo findet sich daselbst kein Monument, obgleich einige aus der Mauer vorragende Steine die Vermutung geben, daß eines da gewesen. Indeß findet sich in einem Winkel der Domkirche, in dem sog. Bullenchor, ein zierlicher 8 Fuß rhl. langer gehauener Stein, der einen Erzbischoff, als auf dem Paradebett liegend in völligem Ornat vorstellt. Das Haupt ruhet auf einem Küßen, neben ihm liegt zur Rechtender Patriarchenstab, zur Linken der Bischoffsstab. Am rechten Arm hängt die Stole herab, und unten am Kleide ist IHS gestickt. Die Schönheit dieses Monuments läst vermuthen, daß es zu dieser Zeit verfertiget und Wilhelms Monument sey, welches von der ersten Stelle weggenommen und hieher verlegt worden ist. - Eine neuere Beschreibung in 404. 1886. 11.
In Betreff der Benennung ist von Jacob Benjamin Fischer die Vermutung ausgesprochen, dass sie von den dort verlesenen päpstlichen Bullen herrühre. Diese Vermutung ist von Späteren ohne Fragezeichen, gewissermaßen als Tatsache und selbstverständlich, wiederholt worden. Erst im Jahre 1887 (vgl. 451. 51-54. J. 1887) ist diese Anname als unbegründet angesehen und behauptet, dass der Bullenchor, eine Empore über dem Bullen- oder Bollenstall gewesen und sich in dem nördlichen Teile der Kirche befunden habe; die Benennung Bullen- oder Bollenstall sei gleichbedeutend mit der Bräutigamscapelle, und Bulle - Bolle das Wort Bule - Bole, und Stall = Stelle. Überzeugender wäre diese ERklärung, wenn die Ausdrücke schon in mnd. Zeit nachgewiesen werden könnten; sie begegnen aber erst im 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit konnte sich aus Bule weder Bulle noch Bolle bilden und ebensowenig Stall in der Bedeutung von Stelle genommen werden. Die Zeit der Erwänung verbietet indessen auch die Anname, dass die Benennung von den päpstlichen Bullen herrürt. Denn im 17. Jahrh. wurden keine päpstliche Bullen in der rigischen Domkirche verlesen. Wir müssten also von der Zukunft erwarten, dass sie uns Zeugnisse von dem Vorkommen der Ausdrücke in der mnd. Zeit liefere. Das steht bisher noch aus, ebenso dass sie in Deutschland vorgekommen sind. Bedenklich erscheint auch, dass kein Zeugniss, wenigstens aus unsrer früheren Umgangssprache, auszuweisen ist, dass Bule - Bole in der Bedeutung von Bräutigam oder Gemal vorgekommen und statt Bule und Bole gesprochen sein sollte Bulle und Bolle. Hinzuweisen dürfte daher sein auf den Ausdruck Bollenschmaus, welchen die Hamburger gebrauchten in der Bedeutung von Männerschmaus, Schmaus, an dem nur Männer teilnemen, nach der Erklärung im Grimmschen Wtb.: Bullen = Stiere. Der Scherz konnte auch in Riga die Bräutigame benennen Bollen oder Bullen, wie in Hamburg die Männer überhaupt. vgl. Bräutigamskapelle.
Dirne die
► QUELLEN
Lindner 1762, 224f.
ein gutes deutsches Wort, so auch biblisch ist, wird hier, wenn von Dienstbothen die Rede ist, mehr gebraucht, als Mädchen auswärtig, oder in Preußen bey Niedrigeren Margelle, s. Bock S. 33. In Hamburg hört man die Deeren rufen. Eine Zofe, in Sachsen ein Kammermädchen, ist hier ganz unbekannt, wie auch das Hamburgische Gören, oder kleine drelle Jungens.
Gutzeit 1864, 188
Nach 320 [Lindner, Gedanken [1759)] soll in d. Mitte vorig. Jahrh., wenn in Riga von Dienstboten gesprochen worden, Dirne häufiger zu hören gewesen sein, als Mädchen. - Das hat sich ganz geändert.
Drelle der
‣ Varianten: Drell, Drille
► QUELLEN
Gutzeit 1864, 200
Drelle Unfreier durch Kauf oder Gefangennehmung. 347. I. 2. 146. Die Drellen wurden den Freien entgegengesetzt, Ebda. 142.
Gutzeit 1864, 200
Drille, der. Arndt 179. II. 126: der Herr mag die Drillen behalten, wenn er ihre Drillschaft mit einer Mark löset. In einer Urk. v. 1424. Arndt bemerkt dazu: Drillen sind Leute, die von einer Herschaft zur anderen ziehn. - Gadebusch, der diese Bemerkung (325) anzieht, verweist auf Richey's Idiot. Hamburg. im Worte Trill, auf Ihre's Werk unter Träl, und auf Drell, welches im Wisbyschen Stadtgesetze Knecht bezeichne.
Transehe-Roseneck 1890, 15
Drellen ‹an. thräl (Bunge, geschichtliche Entwicklung S. 11)
Tobien 1930, 5
Drellen Leute, die entweder Kriegsgefangene waren oder ihr Leben durch ein Verbrechen verwirkt hatten, oder aber durch Kauf aus heidnischen Landschaften erworben worden waren. Die „Drellen“ bildeten die völlig rechtlose Klasse der Landbevölkerung... [vgl. Transehe, Schollenpflichtigkeit 500]
DRWB II, 1106
Drell - unfreier Knecht. (11. Jh. Ags.) 1300 Riga StR 179; 1407 Reval StR II 22; Gutzeit; Falk-Torp [??] II 1293.
Dreskammer die
‣ Varianten: Dreeskammer, Tresekammer
► QUELLEN
Bergmann 1785, 17
dreßkammer, Sakristey (in Frisch Treschkammer)
Hupel 1795a, 240
Treskammer, die, st. Sakristey. (Es wird wie Trähskammer ausgesprochen, soll aber vielleicht Trese- oder Tresorkammer heißen.)
Gutzeit 1864, 200
bei Grimm Drese- und Tresekammer. Bei Gadebusch (325) Dreskammer, bei Bg. u. St. Dreßkammer; gesprochen gew. Dräs- auch Drästkammer. Gadebusch (325) sagt: jedermann in Preußen spricht Dreskammer, welches so viel bed. als eine Kammer, in der dder Schatz der Kirche verwahrt wird. - Jetzt, wenigstens in Riga, bei Gebildeten verdrängt durch Sakristei. - In Livland hier u. da auch Scherkammer u. Gärbekammer (-), lett. gehrkammeris, d.i. Kleiderkammer, vom lett. gehrbes, Kleid. Sonderbar ist, dass sowol Dres- als Gärbekammer mit Hilfe englischer Wörter auf dieselbe Bed. (Kleiderkammer) zurückgef. werden können. Denn dress ist Kleidung, Anzug, und garb Gewand, Tracht. Ganz ähnlich ist das russ. Risniza, von Risa, kirchliches Gewand.
Sallmann 1880, 49
Sakristei, von ahd. drëso Schatz; in Bremen, Hamburg und Lübeck ist Trese das geheime Archiv, in welchem die ältesten u. wertvollsten Urkunden aufbewahrt werden.
Seemann von Jesersky 1913, 112
Dre(e)skammer, o. Raum hinter dem Altar, Sakristei.
Mitzka 1923, 18
Drēskammer - Sakristei
Masing 1926b, 57
Drēskammer „Sakristei“ (mnd. tresekamere; Schumann S. 22 Tres „die Trese in der Marienkirche, Aufbewahrungsort wertvoller Urkunden“; Frischbier I S. 150 Drēskammer, Trēskammer)".
DRWB II
Verweis auf Tresekammer.
Durchfracht
► QUELLEN
Gutzeit 1864, 210
Dúrchfracht, Frachtzahlung durch ein Land. 176. 1836. 152.
Gutzeit 1886, 224
Frachtbeförderung über eine Zollgrenze weg nach einem entfernteren Zollgebiet, 390c. 99; die Dampferlinie zwischen Riga und Hamburg nimmt Durchfrachten nach Moskau, Charkow, Zarizyn, Tula, Orel u. Nischni-Nowgorod zu festen Sätzen an, 391. 1885. 59.
DRWB II, 1157
einziger Beleg
dwatsch Adj
‣ Varianten: twatsch
► QUELLEN
Bergmann 1785, 18
toll, närrisch
Hupel 1795a, 55
d.i. närrisch, albern.
Petri 1802, 101
Twatsch, d.i. albern, dumm, aberwitzig, träumerisch.
Pabst 1848, 40f.
Zu verwundern ist es aber nicht, wenn wir hier im Lande, wo die Gebildeten sonst ein sehr reines Hochdeutsch sprechen 15), bemerken, wie sich echt plattdeutsche Wörter und Wortformen in der hochdeutschen Sprache mancher Deutschen, besonders auf dem Lande und in den weniger gebildeten städtischen Kreisen, zwar spärlich genug, erhalten haben, wozu die Wörter Rute, für Raute, d.i. Fensterscheibe, Schleef, d.i. ein größerer hölzerner Löffel.
Schapp, für Schrank, Döntchen, für kleine lustige Geschichte oder Schnurre, dwatsch, für toll, enkelt, für einzeln, ein hoches Haus, mank für zwischen, grieplachen für heimlich hohnlachen, hier als Beispiele aus Estland und zum größern Theil aus Reval dienen mögen.
Gutzeit 1864, 214
(ᴗ), sehr albern od. sehr dumm. Schon Bg. Gew. Nie Twatsch. vgl. Grimm.
Sallmann 1880, 30
als nd.
Seemann von Jesersky 1913, 114
o.w. einfältig, albern
Masing 1926b, 54
dwatsch 'verrückt' (Schumann, S. 86; Grube S. 17; Frischbier I S. 162).
[ebd. 25: zum Anlaut]
Munier-Wroblewski 1927-1931, 60
Was für eine dwatsche Idee!
Vegesack 1935, 204
dumm
HWbGA 1936, 202
'verrück', nd. Rest.
Grosberg 1942, 196
dummerhaft
Verwalter Drauding meinte, Tomson sei einfach dwatsch.
Stegmann von Pritzwald 1952, 413
verrückt
Flügge-Kroenberg 1971, 29
unsinnig
Nottbeck 1987, 28
verrückt / E.K.L.R.
Er war schon immer etwas eigen, aber jetzt ist er dwatsch.
Kobolt 1990, 92
Adj., Adv. einfältig, verschroben, verrückt.
mnd. dwasich töricht; lüb. dwatsch; Br.Wb. dwatsk in Hamburg; dumm; lbg. dwatsch töricht, dumm, verschroben, halb verrückt; pomm. dwatsch albern, sinnlos; Elb. dwatsch verrückt.
►
QUELLEN (
Informanten)
Kerkovius, Martha: Riga
doof. s. auch appeldwatsch.
Kentmann: Karin: Riga
etwas verrückt
Lange, Harald: Riga, Südlivland
dwatsch, apeldwatsch - verrückt, verschroben.
Er ist völlig dwatsch geworden.
Dwatsch reden 'unüberlegt sprechen [Riga 1913-39]
Ecker der/die
‣ Varianten: Öcker
► QUELLEN
Bergmann 1785, 18
Eckern - Eicheln
Gutzeit 1864, 220
Ecker, gewisser Beamter am Zoll. Aus der Concursmasse weiland Herrn Ober-Ekkers von F. In 351. XXI . 6. 1803. Noch jetzt in Pernau: Maßaufseher und Ekker. In d. rig. Zeitg. 1854 steht: Öcker.
Gutzeit 1886, 227f.
Ecker. Die revalsche Kaufhauso. von 1679 (87) hat: Schnupftücher-Eckern ins Groß 12 Dos.; Kragen-Eckern. „Ekern od. Ekkern nennt man in Hamburg, bemerkt Berghllus (479), die eichelförmigen umsponnenen Holzknoten, die ehedem an der Kragenschnur, an den Ecken der Hals u. Schnupftücher, wie auch als Knöpfe an Leibröcken u. Ueberziehern getragen und mit Schnüren zusammengehalten wurden. Auch an den Dolmans der Husaren und an Manns- und Frauenkleidern“. — Das Wort bedeutet was jetzt bei d. rig. Posamentiren Eichel heißt, nd. Ekker od. Ekkel.
Gutzeit 1887b, 305
Öcker, an den russ. Zollstätten, besondere Beamte, jetzt aufgehoben, rig. Ztg. 1854. Eine ungewönl. Schreibung für Ecker.
Flage die
‣ Varianten: Pflage
► QUELLEN
Lindner 1762, 226
Flage (die) in Deutschland der Jammer, das schwere Gebrechen, in Preußen das Höchste, die schwere Noth. Flage heißt im Niedersächs. ein verfliegend Wetter von Wind und Regen, s. Rich. S. 57. Flaagweise bedeutet strich oder abwechselnder Weise, (per intervalla) s. Bock S. 11. Daher kann dieser abwechselnde Zufall die hiesige Benennung haben, wie die Rose, (erisypelas) in Hamburg zufällig de hilge Ding heißet, s. Rich. S. 95.
Hupel 1795a, 65
Flage, die, ist die Epilepsie der Kinder. (Einige glauben es müßte eigentlich Plage heissen, daher sezt Lange beides zusammen.)
Gutzeit 1864, 287
Flage, die ein gew. Ausdruck f. Fallsucht u. fallsuchtähnliche Anfälle, nicht blos kleiner Kinder (Eclampsie), sondern auch Erwachsner. Schon Lindner erklärt: die Flage, in Deutschland der Jammer, das schwere Gebrechen, in Preußen das Höchste, die schwere Not. Nach Einigen, z.B. Lange, eigentlich Plage, s. flagweise.
Sallmann 1880, 31
Flage Fallsucht, pl. Flügen bes. die fallsüchtigen Kinderkrämpfe; nd. flage fliegendes Wetter, eine dicke Regen-, Hagel- od. Donnerwolke, die, vom Winde getrieben, rasch vorüberzieht.
Gutzeit 1886, 276
Flage bekommen, Haue, Prügel.
Gutzeit 1887b, 349
Pflage, st. Flage, bei Bergmann und Hupel. Letzterer bemerkt, Einige behaupteten, es müsste eigentlich Plage heißen, daher setze Lange beides zusammen. Im Lettischen plahga Plage und Flage.
Gutzeit 1892b, 19
[Flage, die, Sumpf, Mor, 411. II.]
Masing 1926b, 48
Flage - Epilepsie
Flage (nordbalt.) = (mnd. vlage 'Anfall'; Frischbier I, S. 194 Flage 'Wutanfall').
Habicht 1956, 216
Flage - eine Krankheit
gelber Mond
‣ siehe auch Mond
► QUELLEN
Masing 1931, 33
Gelber Mond 'Gebäckform'
[zu Hörnchenform] (oder in die Kategorie der Kringel?] gehören die gelben (offenbar mit Safran gefärbten) Monde, die neben gelben Kringeln und andern feineren Backwerk zu den Spezialitäten der rigischen Losbäcker gehörten ..' vgl. Hamburg v. Holstein „Eiermaan“
gersteln
‣ siehe auch gegersteltes Brot
► QUELLEN
Gutzeit 1889b, 345f.
gersteln. Nach Vorschrift des Schragens der rig. Los- und Kuchenbäcker v. 1685 soll als Meisterstück angefertigt werden: gegerstelt Brodt, das Stück zu 6 Groschen, rein gesäuert Roggen-Brodt ebenfalls zu 6 Gr. das Stück. Später, in der Tukkumschen Brottaxe von 179.. heißt es: das Amt der Bäcker hat allezeit, der bisherigen Gewohnheit nach, gegerstelt Brodt zu halten. — Königsbergs gegersteltes Brot ist zu haben beim Bäcker N. in Riga 1871. In Grimms Wtb. das Brot gersteln, wiederholt aus dem Ofen ziehen und mittels eines Wischers aus Gerstenstroh mit Wasser netzen, um der Rinde ein glänzendes Ansehen zu geben. — Ein Bäcker Rigas erklärt gegersteltes Brot als „eine Art aus Grob-Roggenmehl angefertigten Brotes; kommt hauptsächlich in Hamburg vor“. Ein andrer Bäcker schreibt Folgendes: „Der Unterschied von unserem Schwarzbrode besteht darin, dass es nicht gebrüht und nicht so säuerlich ist. Gleich nachdem das Brod aufgemacht ist, wird es auf einen eisernen Schieber gesetzt und zwischen das Feuer des Ofens geschoben, bis es eine gewisse Kruste hat. Dann wird es herausgenommen, um die Gährung zu erhalten. Nachdem es geschnitten und gefettet, kommt es in den Ofen“. — Das im rig. Bäckerschragen (260) erwänte gegerstelte Brot ist also Roggenbrot.
Hanfspinner der
► QUELLEN
Gutzeit 1889a, 4
Hanfspinner, der, in 466. II 744 (J. 1404) hannespynner, in der Worterklärung die Hanfspinner waren in Hamburg Hilfsarbeiter der Reepschläger. — In Grimms Wtb. nur Hanfspinnern, ohne Erklärung. Doch wol eine, die Hanf zu Faden oder Zwirn spinnt.
Gutzeit 1898, 13
Hanfspinner, waren, wie der Schragen der rig. Hennipspinner v. 1436 offenbart, die späteren Repschläger. Sie waren keine Hilfsarbeiter der Seiler, da sie nicht blos garen zu slaen hatten, sondern auch towe (touwe). vgl. Nachträge v. 1889. S. 4.
Herberge die
1. et teenijatemaja
2. et häärber
► QUELLEN
Hupel 1795a, 93
Herberge, die, bezeichnet zuweilen das Wohnhaus auf einem Herrnhofe; doch noch öfter ein zur Wohnung für den Amtmann oder für das Hofsgesinde bestimmtes Nebengebäude.
Sallmann 1880, 122
Herberge Seitengebäude eines Herrenhauses, eig. Gesindewohnung.
Gutzeit 1889a, 8
Herberge. Im J. 1648 hatte der rig. Rath in der Vorstadt eine russische H. errichtet, in der die russischen Kaufleute wonen und ihre Handelsgeschäfte machen mussten. Der Herberge stand ein Herbergsvater vor. vgl 347. II. 2. 264. vgl. Lehrer-, Leuteherberge u. Amtsstube.
Gutzeit 1889b, 513f.
Herberge. Ausgesprochen: Herr—berrge. 1) Ehemals Wohnung, u. zwar:
a) des Bischofs, der Ordensgebietiger u. A. öfters in 369a. Jeder ging in seine Herberge, ebda.; sind wir (der Bischof) in unserer Herberge in Hermann Schreibers Hause nicht sicher gewesen, 348. VIII. 3; damit ist mein gn. Herr nach seiner H. abgeschieden, 351. XVIII. 7; im Hause, da der Bischof damals zur H. lag, 194. Nyenst. 90; nachdem der Hochmeister mit seinen Ritterbrüdernin seine H. kam, 194. Brandis 131.
b) der Stadt Riga, Wohnraum für Fremde. Der Stadt herberghein der marschalkes straten, im Denkelbok unter 1471, vgl. 196. XI. 1. 179.
c) überhaupt. Sie (die Fremden) sollen bei Bürgern zur H. liegen, 349. XX. 1. 62. J. 1592. — Und noch jetzt. Daher: Herberge geben einem, Hupel in 444. J. 1818, einen beherbergen.
Gegenwärtig: 2) der Zünfte. Sogenannte Willkommenschilder von Silber, wie solche die Gesellen beim Meisterwerden der Herberge zu verehren pflegen, 172. 18l4. 40. — Jede Zunft hat das Recht, ein besonderes Haus oder Lokal(Amtsstube, Herberge) zur Abhaltung ihrer Versammlungen u. s. w. zu haben, 234.8. Daher: Fuhrmanns-Ligger-Messer-Herberge, Gesellenherberge u. a. vgl.Grimms Wtb. 7) und Herbergsvater.
3) Nebenhaus, und zwar a) ein Hilfs- oder Nebengebäude auf einem Gutshofe für den Amtmann oder für das Hofsgesinde, Hupel. Herberge heißt in Kurland, bemerkt 319. 130, das zweite Wohngebäude in den Höfen. Man findet wol auch mehr als eine Herberge, die große, die kleine u. s. w. genannt. Ihre Bestimmung ist für Lehrer, Schule, Wirtschaftsbeamte, auch zu Schlafquartieren für Gäste. Baumgärtel (445. 16) erklärt: ein auf jedem (Guts)Hofe befindliches Nebengebäude, in welchem der Amtmann, die Hofmutter, Gutshandwerker und überhaupt diejenigen Hofsleute wohnen, die weder in die Knechtswohnung, noch in das herrschaftliche Haus gehören, b) überhaupt. Herberge von vier Zimmern und anderen Gemächlichkeiten, 172. 1785. 453. Hupel bemerkt, dass man mit Herberge zuweilen das Wohnhaus auf einem Herrnhofe bezeichnet. (In diesem Sinne wol jetzt ganz ungebräuchlich!); öfter aber ein zur Wohnung für den Amtmann oder für das Hofsgesinde bestimmtes Nebengebäude.
Pantenius 1907, 22
Grosberg 1942, 38
Herberge - Wohnhaus
Gegensatz zu einer baufälligen Riege, also „festes Haus“; S. 316.
Ränk 1971, 21ff.
[ausführlich]
Nottbeck 1987, 36
Herberge Knechtshaus auf Gütern f. Saisonarbeiter E.K.L.
Die Herberge musste renoviert werden.
►
QUELLEN (
Informanten)
Weinert, Paul: Riga
die Herberge. Auf den Gesinden wurde die Herberge auch als Altsitz für den Austragsbauer benutzt.
Herberge 'Gutshaus, wenn es kein Schloss war'
1. Dorpat
2. Ubja by Wesenberg 'Wohnhaus für Arbeiter'
3. Libau-Riga 'ein kleines Wohnhaus als Altensitz gedacht'
4. Riga 'Knechtehaus'
5. Popragger Kr. Tulsen, Gemeinde Erw..hlen? 'Unterkunft für Arbeiter'
6. Riga 'Wohnhaus für die Dienstboten'
7. Tergeln bei Windau ohne Erklärung
8. Mitau, früher Paplacken 'ein meist großes Haus für Angestellte, wie Schreiber, Wagger'
9. Neuenburg-Pastorat. Kurland 'Wohnhaus der Knechte (meist Deputatknechte)'
10. Riga 'Wohnung der Knechte'
11. Riga, Hagensberg 'einfaches Wohnhaus'
12. Gut Iggen/Kr. Talsen 'Wohnung für Knechte'
13. Mitau 'Knechtswohnungen'
14. Dorpat und Umgebung 'für ledige männliche Gutsbedienstete u. Handwerker'
15. ---[ausgeschnitten]
16. Kandau/Lettl. 'Pächterwohnung'
17. Riga 'Landarbeiterhaus'
18. Riga, geb. 1902
19. Neu-Rahden 'Arbeiterwohnhaus'
20. Riga und Süd-Kurland 'Haus mit Kleinwohnungen (Stube und Küche) für Knechte'.
21. Libau 'Wohnhaus'
22. Kurland 'für Dienstleute'
23. Wolmar/Livland 'das Wohnhaus auf den Bauernhöfen'
24. Reval 'bewohnt von den Landarbeitern'
25. Gut Rickholtz, Kr. Wiek 'Ledigenhaus'
26. Riga 'Knechtswohnungen'
27. Talsen / Kurland 'das kleine Wohnhaus im Hof'
28. Heuhausen, Kr. Hasenpott 'Wohnhaus für Pächter od. Landarbeiter'
29. Estland 'bei einem großen, reichen Bauernhaus, auch im Estnischen: „Herberg“; auch kleineres Gutshaus wurde so genannt'
30. Kurland - Libau 'Knechtswohnung'
Jagd die
► QUELLEN
Gutzeit 1889a, 21
Jagd. Beide Stuten sind vorzüglich Jagd gegangen, rig. Ztg. 1881. 111. s. Kosak.
Jagd, fliegende. Damals waren noch die fliegenden Jagden an der Tagesordnung. Es kam vor, daß Dein Vater ausritt, um ein paar Hasen zu schießen und erst nach acht Tagen zurückkehrte weil er von Wald zu Wald bis tief ins Unterland hineingejagt hatte, Pantenius. Im Gottesländchen I. 129.
Gutzeit 1889b, 560
Jagd, wird stets Jacht (ᴗ) gesprochen, die Vz. Jagden wie Jachten (ᴗ). Diese Aussprache ist keine neue und lässt sich durch folgende ältere Belegstellen bezeugen. Jachtschlitten, 349. XXIV. 2; eine Gelegenheit, wo auch angenehme Jagdten sind, 172. 1794. 219.
Fliegende Jagd. Man hörte noch am 8. März die „fliegende Jagd“ die Wälder durchschallen, rig. Ztg. 1867. 82.
Die Jagd lösen. Und nun ward die übrige Jagd gelöset, 338. 88.
Eine Jagd Kinder, Menge, Hetze. Nie in Hamburg u. Holstein.
Gutzeit 1892b, 26f.
Jagd, fliegende. Die Parforce — hier sogenannte fliehende oder auch fliegende Jagd, mit Jagdhunden, die nach der Spur das Wild mit lauter Stimme verfolgen — war aber die Hauptsache und nur derjenige, der eine solche Jagd mit mehreren Koppeln Hunde auf seinem Gute hielt, war durch Sitte und Gewohnheit berechtigt zu verlangen —, E. v. Rechenberg-Linten, Zustände Kurlands S. 40; in Kurland, wo noch bis vor etwa 15 Jahren die sogenannte fliegende Jagd (nicht Flugwildjagd, sondern eine Jagd mit Koppelhunden und nur berittenen Jägern) bestand, Dünaztg. 1892. 46.
Gutzeit 1894, 19
Jagd, fliegende, die Jagd mit einer Meute Bracken, zum Unterschiede von der eigentlichen Parforce-Jagd, weil bei der fliegenden Jagd auch die berittenen Jäger mit Schießgewehren bewaffnet sind, dagegen die Parforcejäger nur Hirschfänger als Waffe führen, Baron Nolde in Jagd und Hege II. 82.
Kasten der
► QUELLEN
Gutzeit 1874, 19f.
Kasten. 1) Gin alter Kasten: alter hinfälliger Mann. In Grimms Wtb. Sp. 265. 2.c. von schlechten Kutschen, alten Schiffen; Sp. 266. 4.c. von schlechten alten Häusern. Hier auch in diesen Anwendungen gew. vgl. Pudel. —
2) Gefängniss. Der Wachtknecht sollte die Ringfahrer auftreiben, die Pferde in den Marstall bringen, und das Volk aus den Schlitten in den Kasten und den Kaak setzen, 350. XXIV. 1. Brotze bemerkt: Kasten soll wol Verhaft anzeigen. Es ist aber Gefängniss. Daher Hofeskasten, „Verwahrungsort für zu Strafende im Gutshofe,“ nach Buddenbrock in 193. H. 1219. Vgl. Grimms Wtb. Sp. 267. 4. —
3) Freudenhaus. In 20 Riga gew. In den Kasten fahren; ausd em Kasten sich seine Frau nehmen; im Kasten sein Geld verludern. Daher Kastenbesen, Kastenmädchen, Kastenwirt. Wie in Hamburg, vgl. Grimms Wtb. Sp. 267. 4. Vertraulich und für kleinere Einrichtungen: Kästchen. Ein Kästchen(unter-)halten, von einer solchen Wirtin. — [S.19f.]
4) Noahs Kasten, für etwas sehr altes. Ein Kleid aus Noahs Kasten; Silberzeug aus Noahs Kasten hervorholen. Gew. In Grimms Wtb. 267. 5 aus Ostpreußen belegt. — [S.20]
5) der Stadtkasten. Kämmerei. Aus der Stadt Kasten entfangen (Geld), 349. XXII . 1. Bei derselben Kasten oder Kammern sollen sitzen als Verwalter der Burgemeister, ein rathend Eltermann großer Gilde und ein rathend Eltermann kleiner Gilde, 349. XIV. 12. Das Salz verkaufte er an den Kasten, 335. 267. Aus dem Kasten oben (im Rathhause), aus dem Kasten unten Geld empfangen, 349. XXIII. 1. J. 1585. vgl. Kämmerei 1). — Oft: der Gemeine Kasten. Soviel als der gemeine Kasten belangend, derselbige soll, 344. 1. J. 1589. Allerdings Gut müßte erst heißen, es wäre an den Kasten gekommen, und das wil „nicht haften, so sei es in der Cämmerei gekommen, und die Cämmerei sei an den Kasten gebracht, T. Frölich 1613. 349.IV. 1. 'Vorrats-Kasten u. Rusche Kasten,275.30. vgl. Unterkasten u. Grimms Wtb.3. Hinsichtlich der Abstammung ist. russ. kasná anzumerken. — [S.20]
6) Kasten in Öfen. Ofen von dreien Kasten, 172. 1784. 143. — [S.20]
7) Todeskasten, Sarg. Viel Nägel zum Todes Kasten, 349. XI. 1; in anderen Handschriften: zur Todes Kisten. Diese Bed. ist in Grimms Wtb. unter Kasten nicht bemerkt, unter Kiste 9) nur vermutet. [S.20]
Sallmann 1880, 122
Kasten, wie in Hamburg, schlechtes Haus, Bordel.
Masing 1926b, 57
Kasten „Bordell“ (mnd.kast. kass „Gefängnis“; Schumann, S. 21 Kass'n „Gefängnis“, Horenkass'n „Bordell“; Frischbier I, S. 343/4).
S. 9: auch opr.
Kobolt 1990, 142
Kasten m Freudenhaus
lbg. Kasten Freudenhaus; pr. Kasten Bordell;
Kiek
‣ Varianten: Kik
► QUELLEN
Gutzeit 1874, 30f.
Kik, der, 1) unerfahrener Mensch. So ein Kik! — Gewönlicher noch: Kik in die Welt, der, junger, unerfahrener Mensch, der gleichsam zum ersten Mal in die Welt sieht, sie nicht kennt. Ganz wie in Aachen: Kick in die Welt. vgl. Grimms' Wtb. Sp. 702. 4. ä. Der Kyk in de Koken entspricht unserem: Pottchenkiker. Hier das i stets gedehnt! —
2) der große, 1532 zu bauen angefangene, itzt aber verfallene Wartethurm zu Reval heißt kyk in de koken. „So nennt man sonst einen Mann, der in seinem Hauswesen gar zu genau auf alles achtet. Man pflegt aber auch einen solchen Wachtthurm Kyk int Land zu nennen, wie Frisch unter kiken anmerkt, vgl. R Richey Idiot. „Hamburg.“ Nach Gadebusch (325). — „Hefft he synen moedt aus dem Dwenger der Stadt, de Kyck in de Koken genömet, kölen willen, 195. Russow 119: „Schau in die Küchen, Name eines Zwingers oder Thurmes in Reval.“ vgl. Kike.
klönen
‣ Varianten: klenen, klöhnen
► QUELLEN
Gutzeit 1874, 54
klönen Gew. in den Bed. von 1 und 2.a. des Grimmschen Wtb.: klagen, jammern Das ö lautet häufig ganz deutlich, sonst wie e (ä).
Sallmann 1880, 34
klönen klagen, jämmern
Seemann von Jesersky 1913, 135
klönen w. klönen, lange schwätzen, klagen.
Masing 1926b, 55
klönen „jammern“ (Grimme, S. 160; Schumann, S. 82; Frischbier I, S. 368).
Grosberg 1942, 49, 347
klönen stöhnen, jammern
Kobolt 1990, 149
klenen, klönen schw. V. jammern, klagen, quengeln
Siev. klönen, klaehnen scheätzen, sich geruhsam über alltägliche Dinge unterhalten; vorklönen vorklagen; Br.Wb. klönen mit durchdringender Stimme reden, in Hamburg: klagen; pomm. klönen schwatzen, klagen, trösten; pr. klänen, jammern, winseln; schl. klönen regional: mit jämmerlicher Stimme reden; nhd. klönen niederd. ugs. für: gemütlich plaudern, schwatzen, auch: klagen.
►
QUELLEN (
Informanten)
Lange, Harald: Riga, Südlivland
klöhnen klagen, in den Ohren liegen, jammern (Riga + Südlivl.)
Sie klöhnt den ganzen Tag, weil ...
Das Geklöhne ist nicht mehr zum Anhören.
klöhnen gnaddern 'schlechter Laune sein' (Riga um 1930)
klöhnen 'schlwatzen' (Riga bis 1914)
Klüzchen das
► QUELLEN
Gutzeit 1874, 57f.
Klüzchen, Klößchen, als Speise. Klützchen, Klüten, in Hamburg auch so, anderswo in Deutschland und auch hier Klümpchen, in Preußen Keilchen, 320. Im brem. Wtb. Klütje, Mehlklößchen, vgl. Grimms Wtb. unter Kloß 3).
Knucke die
‣ Varianten: Knocke, Knuke
'Flachsbündel'
► QUELLEN
Hupel 1795a, 119
s. Flachsknucke.
Gutzeit 1874, 65
die, in eine Wulst zusammengedrehter, gehechelter Flachs, Knuke, Kaude, Knocke, Hupel.
Linum rigense et Czernoviense vulgo knucken, 349.XV.3. In Deutschland Knocke, nur in Hamburg Knuck. vgl. Flachsknucke und Knuke. - Flachs, Hilligen, Marienburger, Knucken und Dreiband, 280. J. 1764, d.h. Knuckenflachs.
Gutzeit 1874, 65
Knuke, die, Knucke. Alle Knuken und Handvollen müssen bei der Abwrakung der Flachsen genau besichtigt werden, 133. Kronflachs darf höchstens in einigen Knuken oder Handvoll lose Schäwen haben, 133; Knuken oder Handvollen, 142. Einige andere Belege vgl. unter Handvoll.
Sallmann 1880, 50
zusammengedrehtes Flachsbündel, bestehend aus 3 bis 4 Risten oder Strähnen, mnd. knucke.
Gutzeit 1889a, 39
Stender hat: in Knucken schlagen, d.h. Knucken zusammendrehen.
Gutzeit 1892b, 29
Knucke, Knuck, Knuke, Knocke. Die Flachswraker sollten von jedem Fuder nicht mehr Jummel als ein Knuck nehmen, 365.1682; gestalt denn ein Flachswraker jüngsthin von 2½ Fuder 9 Knuken Flachs genommen -; behaupteten, sie nähmen nicht mehr als ein Knuken Jummel von einem Fuder, 365.1680.
knucken
► QUELLEN
Hupel 1795a, 120
den Flachs, heißt ihn in Kauten drehen.
Gutzeit 1874, 65
Flachs, knocken, ihn in Kauten drehen, Hupel. In Deutschland knocken, nur in Hamburg knucken. Indem der Bauer schlecht oder ganz ungehechelten Flachs knucket, 182.II.
Sallmann 1880, 50
den Flachs in Zöpfe binden
Krude
► QUELLEN
???
Krude Livonas Blumenkranz (hg. v. G.T.Telemann) [Bd.1] Riga+Dorpat 1818, S. 145 ff. [UB Hamburg]
Mackensen 1765, Winkelmann ... 165. „Was bedeutet das Wort Krud in der alten Hand...disten?“ Kleine in nord. Miscellanen mangelhaft ... Livl. Ritterwelt [?] „gemalen und gebracken krücke“
1502 Krautbeutel
Krud = Konfekt ? 1577 Rezept für borstkrudt (Brustkraut) (dieses abgedruckt)
Kulla
{estn. kuld, G kulla 'Gold'}
‣ vgl Kullachen
► QUELLEN
Lindner 1762, 230f.
Kulla ist esthnisch, und bedeutet mein Lieber, ein Liebkosungswort. Es ist nicht nöthig, das Wort aus America herzuholen, wo es hieß, das der Engländer Freund Attakullakulla, oder der kleine Zimmermann, seine Dienste zum Frieden angeboten. Hamburg. Corresp. 1760 u.[?] 209.
Petri 1802, 84, 90
Culla oder Kulla, ein Schmeichelwort wie pai, aus dem Ehstnischen, etwa, mein Goldchen, Zuckerchen.
Kulla, Kullakenne, Kullachen, ein Schmeichelwort aus dem Ehstnischen, welches so viel als Goldchen, Liebchen, Theurer, heissen soll.
Ojansuu 1906, 88
Kulla. „Ein ehstnisches Schmäuchelwort, das aber bey den hiesigen Deutschen beynahe das Bürgerrecht erhalten ..." [zitiert Arvelius, Für Geist und Herz]
Kiparsky 1936, 47
Kulla ‹ estn. kuld (gen. kulla) 'Gold' wird in der Bed. 'mein Lieber' bereits im J. 1759 erwähnt (LINDNER S. 16, Fussnote) und hatte im J. 1787 „schon beynahe das Bürgerrecht bey den hiesigem [estländ.] Deutschen erhalten“ (ARVELIUS Für Geist und Herz III, 14; vgl. OJANSUU 88). Heute ist es kaum mehr gebräuchlich.
labbrig Adj
‣ Varianten: labberig
► QUELLEN
Bergmann 1785, 42
labbrig, nicht solid.
Hupel 1795a, 135
labbrig st. nicht solid, führt Bergm. an; vielleicht soll es schlabbrig heißen.
Hoheisel 1860, 28
Labbrig st. „fade, geschmacklos“ z.B. das schmeckt labbrig; auch in figürlichem Sinne: das ist ein labbriger Menschen = ein fader, charakter- und energieloser Mensch.
Pantenius 1880, 65
labberig schwach
Gutzeit 1882, 129
labbrig, unkräftig in Geschmack und Wesen. Gew. Bergmann erklärt (kaum zutreffend): nicht solid. Eine labbrige Suppe, labbriges Brod, ein labbriger Mensch, ein wässriger, kein Interesse erweckender. — Zuweilen: labbrig etwas thun, ohne Thatkraft, saumselig, lapperig. Hupel war es unbekannt. Hennig (468) hat labbrich nur von Speisen; in Hamburg soll man dafür libberich sprechen.
Worms 1899, 397
labberig "... ungewaschen fühlt man sich verdammt labberig.“
Seemann von Jesersky 1913, 142
labbrig, o.w. fade, kraftlos.
Masing 1926b, 24
labbrig, labberig dünn (von einer Suppe etc.), kraftlos
zu mnd. labben (vgl. Frischbier II 2) „lecken“
Flügge-Kroenberg 1971, 30
labberig - für leichte Speisen.
Nottbeck 1987, 52
labberig - fade, geschmacklos / E.K.L.R.
Das Dessert schmeckte ausgesprochen labberig.
Kobolt 1990, 169
labb(e)rig Adj., Adv. wässerig, kraftlos, geschmacklos.
lbg. labberig fade, schal, weichlich, schlaff, ungewürzt; nicht in Ordnung befindlich; pomm. labbrig weichlich und widerlich; pr. labb(e)rig flau, fade, weichlich; altm. labbrig kraftlos; nhd. labb(e)rig niederd. für: schwach, fade, schal, weichlich.
►
QUELLEN (
Informanten)
Meder, Lydia: Riga
labbrig fade, glibbrig
Berlitz, A.: Lettland
labbrig fade
† Lasten pl
‣ Varianten: Lasteken, Lastken
► QUELLEN
Kiparsky 1936, 165
† lasten, last(e)ken f. pl. 'Wieselfelle' ‹ ar. ластъка r. ласка, лáсица, dial. лáстикъ 'Schneewiesel (Mustela nivalis)'. Für Riga schon 1286 belegt (UB. I, 3, 198) und bis ins 17. Jh. im ganzen Baltikum gebräuchlich. Vgl. GUTZEIT II, 151-152 und STIEDA Apr.. Monatsschrift XXIV, 699. In Lübeck kommt lasten erst 1370 vor (vgl. SCHILLER-LÜBBEN s.v.) und beruht dort wohl auf Entlehnung aus dem Bd.
Bielfeldt 1964, 19
Lasten, Lastken Pl. 'Wieselfelle' in Reval (14. Jh.), Riga (13. Jh.), Livland (14. Jh.), Lübeck (14. Jh.), Hamburg (Lastiken), Braunschweig (Lübben 2, 631); im Baltendeutschen bis ins 17. Jh. (Kiparsky 165); auch bei B. Waldis, der sich Anfang des 16. Jhs. in Riga aufhielt. Aus russ. Laska, lastka. Die junge Bezeugung von Lasten (Dähnert 268) wird aus diesem Schrifttum stammen. Dagegen stammen Laschitz, Lasitz im alten Steirischen (Unger-Khull 427), Lassitz in einer obd. Quelle des 16. Jhs. (DWb.s.v.), lasitze a. 1506 in Leipzig, Laschitze in Wbb. des 19.Jhs. aus Formen wie sloven. lasica, tschech. lasice (russ. lasica). Laski-Felle im 19. Jh. ist eine neue Entlehnung aus russ. laski pl.
Nachmann der
► QUELLEN
Gutzeit 1887b, 271
im Wechselgeschäft. Jeder kauft ihn (den Wechsel) von seinem Vormann, und verkauft ihn an seinen Nachmann, C. Krüger, der Kaufmann, Hamburg 1818. II. 318 und öfters.
nächstdemig Adj
► QUELLEN
Gutzeit 1887b, 272
nächstdémig. nächst dem erfolgend. Auch in Hamburg: die nächstdemige Verordnung.
nitteln
► QUELLEN
Sallmann 1880, 37, 74
nitteln nörgeln, in krittelnden Tönenmurren, bekritteln.
nitteln und kritteln
Gutzeit 1887b, 291f.
nitteln. Gadebusch (325) sagt: nütteln, mussitare, iterum iterumque aliquid aegre ferre atque id verbis exprimere. Ein echtes liefländisches Wort, welches Hr. Professor Lindner schon angemerket. Pictorius hat nüseln, in Hamburg sagt man: nukkern. Das von Lindner (480. 233) angefürte nütteln ist von ihm indessen erklärt: zerren, sich zanken, also in abweichender Bed. von unserem nitteln. Ein ganz anderes Wort ist das in Grimms Wtb. unter notteln angefürte nütteln.
Nitteln bedeutet: an Allem etwas auszusetzen haben, und mit einer gewissen Kleinigkeitskrämerei oder Spitzfindigkeit dabei verfaren. Nitteln an etwas, an einem, allerlei Kleinigkeiten tadelnd hervorheben. Er hat an Allem zu nitteln; er hat immer etwas zu nitteln. Bergmann (210) erklärt kritteln. — Nitteln mit einem, ihn nörgeln. — Auch in Estland. Sallmann erklärt: nörgeln, in krittelnden Tönen murren, bekritteln, 390c. 37. Zu „den glücklichen und durch ihren Wohlklang sich empfehlenden Paarungen“ zält Sallmann (390c. 74): nitteln und kritteln. Benitteln erklärt er (S. 97) in verdrießlichem Ton kleinlich bekritteln. Ob nitteln auf Nadel, engl. needle oder auf Neid zurückzuleiten? vgl. benitteln.
id Rauhes Haus
► QUELLEN
Sallmann 1880, 127
Rauhes Haus wie in Hamburg, Erziehungsanstalt für Verwahrloste.
Rucksenstall
► QUELLEN (Informanten)
'Schweinestall'
Riga, Hamburg
Schmackpfund
► QUELLEN
Gutzeit 1898, 139
Schmackpfund, soll, nach Jakobsohn (vgl. Grimms Wtb.), ein zu Riga, Stockholm und Hamburg gewönliches Gewicht sein, zu Riga 400 Pfund halten und 4 dortige Schmackpfunde gleich 5 Schiffpfunden in Lübeck sein. — Für Riga ist mir der Ausdruck nicht vorgekommen und in keinem Schriftstück aufzufinden.
Schrage
‣ Varianten: Schra
► QUELLEN
Sallmann 1880, 40
Schrage Zunftordnung; in Hamburg die an einer Tafel öffentlich ausgehängte Verordnung; von isl. skraa schreiben. Skra in der Bedeutung „Schrift“ kommt zur Zeit der Hansa in deren Niederlagen vor, nirgends sonst, auch nicht in den Ordnungen für die deutschen Vereine in Schonen, Schweden, Norwegen, zur Bezeichnung des aufgeschriebenen Gewohnheitsrechts jener Verbindung niederdeutscher Kaufleuteund Städte (Vgl. Sartorius, UrkundlicheGeschichte des Ursprungs der deutschen Hanse, ed. Lappenberg II, 17).
Eckhardt 1896, 30
Schrage Zunftordnung. eigtl. Holzgestell, Sägebock; a,d, Hansezeit.
Lasch 1921, 43ff.
Schra(ge)
Masing 1926b, 78
Schrage „Zunftordnung, -Statut“ (mnd. schra, schrage). Wettgericht „Niedergericht in Bagatellsachen“ (mnd. wedde „Pfand; Strafgeld; Polizeigericht“).
►
QUELLEN (
Informanten)
Schönfeldt, Alfred, Sen.: Riga, Petersburg, Estland; Tode, (Jo)hanna: Riga
(Sallmann: bekannt)
Schragen der
► QUELLEN
Lindner 1762, 232
Schragen, gewisse Einrichtungen der Bürgerschaft, s. Rich. S. 240.
Hupel 1795a, 212
Schragen heißen hier Handwerks- und Zunft-Verordnungen, auch Handwerksgebräuche (aber nicht Gestelle), wie in etlichen Gegenden Deutschl.).
Gutzeit 1898, 159f.
Schragen, der, selten Schrage, der, die mnd. Gestaltung, ebenso wie Schra für altn. skrá, eigentlich Pergamentstreifen, dann Verordnung, Satzung; in Riga insbesondere auf Handwerksämter bezogen, daher auch, obwol schlecht, Amtsrolle. In Grimms Wtb. Schrae, die, welches wir nicht verwenden. T. Frölich (274) braucht die und der Schrage; im plattdeutschen Texte steht desse schraa. Sonst findet man: schra, skra und schraa.
Gadebusch (325) sagt, „daß zwar Richey und Frisch dieses Wort haben, aber nicht in dem Verstande, wie es in Liefland gebräuchlich ist. Lindner erklärt es durch: Einrichtungen der Bürgerschaft. Ich habe dieses Wort außer Liefland nicht gehört, woselbst es die Ordnung bedeutet, welche die Glieder einer gewissen Gemeinde in den Städten beobachten müssen. Die liefl. Städte haben eine große und eine kleine Gilde, jede hat ihren besonderen Schrägen. Es giebt auch einen allgemeinen Schragen für die Handwerker vom 1. März 1669, der in der Landtagsordnung d. 143 = 182 zu finden ist. Das geschriebene Recht der Stadt Apenrade heißt Skraa, die deutsche Übersetzung des Soestischen Rechts Schraae. Die Göttinger Anzeigen bemerken, daß es ein altes Wort sei, dessen Überbleibsel sich mehr unter den Dänen und Norwegern, als Deutschen, erhalten habe. Das Wort Skraa bedeutet soviel als Beschreibung, Schrift, und kommt von dem alten nordischen Worte skraae, ich schreibe her. In Dänemark heißen Skraa die Ordnungen und Satzungen, welche die Handwerkszünfte oder andere Communitäten unter sich errichtet haben“. — E. Pabst in 379. I. 385. Anm. sagt: „Die Schra, Schrage, Schrag, Schragen, heute der Schragen, ist das altn. skra und bedeutet ursprünglich eine Schrift überhaupt, hernach ein schriftlich abgefaßtes Statut für Korporationen und Städte Norddeutschlands; so auch für das Comptoir in Nowgorod. In Riga, Reval, Dorpat gang und gebe für gewisse Genossenschaften, vgl. n. n. Misc. 11/12. 212. Das Wort kam wohl aus Wisby nach Nowgorod und zu uns“. — Sallmann (390c. 40) sagt nach Sartorius-Lappenberg(Urkundliche Geschichte des Ursprungs der deutschen Hanse, II. 17): „Schrage, Zunftordnung; in Hamburg die an einer Tafel öffentlich ausgehängte Verordnung; von isl. skraa, schreiben. Skra in der Bedeutung „Schrift“ kommt zur Zeit der Hansa in deren Niederlagen vor, nirgends sonst, auch nicht in den Ordnungen für die deutschen Vereine in Schonen, Schweden, Norwegen, zur Bezeichnung des aufgeschriebenen Gewohnheitsrechts jener Verbindung niederdeutscher Kaufleute und Städte“.
Eine Schrage setzen, 242; einen Schragen vergunnet und gesetzet haben, 239; alldieweil kein Schrag kann gehalten werden, 185. 145. Riga kennt einen kaufmännischen (großgildischen) Schragen von 1354, einen allgemeinen Handwerkerschragen von (1352 und) 1656; jedes besondere Handwerksamt hat besondere Schragen.
Gutzeit 1898, 160
Schragen, st. Schrangen. Fleischschragen und Brodschragen, 194. Nyst. 54. vgl. Grimms Wtb. Sp. 1621. g.
Gutzeit 1898, 160
Schragen. Arbeit, so auf dem Stuhl und auf dem Schragen gemachet werden kann, 261. J. 1685, Schragen der rig. Seidenstricker und Knopfmacher.
Kobolt 1990, 245
Schragen m Gestell mit zwei Paar gekreuzten Beinen.
mnd. schrage Gestell aus zwei Paar gekreuzten Beinen; westf. Schragen Gestell; Br.Wb. Schrage Gestell mit gekreuzten Beinen; pomm. Schrage pr. Schrage(n) Gestell mit drei oder vier Füßen; platt. Schrach schräges Gestell, Schragen Bahre.
Schuje
‣ Varianten: Schuie, Schujje, Skuje
► QUELLEN
Lindner 1762, 226
[nicht als Stichwort] Fichten (Gränen) ... Schujen sind das Laub davon, welches man ausstreuet. Andre nennen den Baum selbst Schujenbaum.
Er wächst kleiner als die Tanne, unter breiter das Laub ist falber und die Stachsln länger, doch weniger spitz. Ob er der auswärtigen Fibe [?] näher komme, kann man nicht völlig ausmachen.
Hupel 1795a, 213
Schuje, die, oder der Schujenbaum, ist in Lettland der Gränbaum oder die deutsche Tanne (Pinus abies; nicht wie Bergm. meint die Fichte.)
Eckhardt 1896, 28
Schujen pl. Tannenreisig
Gutzeit 1898, 164
Schuie und Schuje, die, Tanne, Gräne. In Grimms Wtb. nur nach Nemnich Schuje und Schujenbaum, — ganz ohne Erörterung des Vorkommens und der Herkunft. Das Wort ist ein lettisches und wird bei uns Schui-e, seltener Schui—je gesprochen. Hupel (182. II) sagt: Gräenbaum, im Rigischen Schuje, lett. skuije, auch egle, in Deutschland Tanne. — In 176. 1837. 134 heißt es aus Reval: Gräne, in Riga Schuje genannt, Tanne, Abies, lett. skuje, ist der Baum, dessen Gezweige, in halbfingerlange Stücke zerhauen, in allen Häusern aus dem Lande wie in der Stadt als Zierde sowol, als auch wegen seines frischen Duftes ausgestreut wird. Diese Sitte ist jetzt fast abgekommen. Aber zum Bestreuen des Weges, den ein Leichengefolge bis zum Thor oder bis zu einergewissen Grenze macht, werden ihre Zweige bis diese Stunde angewandt, und mit dem Namen Grünstrauch bezeichnet.— Diese Bemerkungen gelten nicht ganz für Riga; Gräne ist das hiesige Wort, ebenso wie Tanne, die niemals oder selten Schuie genannt werden; allgemein gebräuchlich ist aber die Vielzal Schuien, d. h. die kleingehackten Zweige der Tanne, Tannenreisig, Tannengrün, was in Reval, selten bei uns, Grünstrauch genannt wird. Das Ausstreuen (Streuen) von Tannenreisig in den Straßen wird bereits erwänt beim Einzüge Stefan Bathorys in Riga im J. 1582; das Ausstreuen von Tannenreisig zugleich mit Sägespänen bei Beerdigungen ist in Riga und ganz Livland ein gewönlicher und althergebrachter Gebrauch, und nimmt seinen Anfang beim Trauerhause oder bei der Kirche, wenn in ihr die Trauerfeierlichkeit stattfindet; auf Kirchhöfen auch allgemein vom Kirchhofs eingange bis zur Grabstelle.
Die Straße bei Beerdigungen mit Schujen ausstreuen, 174. 1823. 307. Man nennt das kurz: streuen. Es war gestreut, es war nicht gestreut, man streut.
Miklosich (etymolog. Wtb.) stellt zu lett. skuja das russ. хвоя Tangel und Äste von Nadelholz, kroat. und serb. hvoja Zweig u. a.
Seemann von Jesersky 1913, 170
Schujen, frische Tannenzweige, let. skuja, Fichte.
Kiparsky 1936, 111
Schuien [šuiən] f. pl. 'kleingehackte Zweige der Fichte (= bd. Tanne)' ‹ lett. skujas pl. id. Dazu: Schujenbaum 'Pinus abies'. - Dieses letztere Wort ist zwar bei GRIMM in der Bedeutung 'deutsche Tanne' belegt, doch erst aus NEMNICHS Lexicon (Hamburg, 1793-95), während bd. Schujen bereits von LINDNER (Riga, 1759) erwähnt wird. NEMNICH wird das Wort aus einem bd. Idiotikon, vermutlich aus BERGMANN, der auch Schujenbaum 'Gränbaum oder Tanne' anführt, übernommen haben. - Riga (vgl. GUTZEIT III, 164).
Sass 1963, 47
[Bouillon mit Klimpchen] Vor dem Hause Felliner Straße 7 sind Schujen gestreut, Schujen und Sägespäne. Jeder weiß, was das bedeutet. Die Paradentür steht weit offen. Neugierige und Bekannte, die sich später in den Zug einreihen wollen, warten, zu beiden Seiten aufgebaut. Vorübergehende verlangsamen den Schritt, als jetzt die schwarzen Männer...
►
QUELLEN (
Informanten)
Petersen, Arnold von: Riga; Jaksch, Margareta: Riga
Schujen Tannenzweige
Korn Karl von: Riga; Glasenapp, Anna von: Antzen bei Werro, Wenden
Schuj(j)en abgehackte Tannenäste
Tittelbach, Hertha: Riga
Skuje Kiefer WL 3,44
Spann der
‣ Varianten: Spannen
'(Melk)Eimer' de Eimer, Melkeimer; et ämber, pang
‣ vgl Bauerspann, Bierspann, Borkspann, Butterspann, Dracht, Lispfundspann, Milchspann
► QUELLEN
Lindner 1762, 13, 236
Spanne(n) für Eimer
Bergmann 1785, 66
der Spann, ein Eimer: es regnet wie mit Spänne gegossen, f. als ob es mit Eimern gösse.
Hupel 1795a, 220
Spann(e), die Eimer
Spann oder Spanne, heißt außer der gewöhnlichen Bedeutung, auch ein Eimer, Schöpfeimer. Es regnet wie mit Spänne (Spännen) gegossen. Sprüchw. st. als ob es mit Eimern göße. - Ein Spann Pferde, hört man zuweilen st. Gespann, Zug.
LUB, VIII/658, VIII/753 § 24, IX/ 564
Grimm 1854-, 10,1/1890
Spann, der 'Eimer'
Im niederdeutschen sprachgebiet ein gefäsz aus holz, das auf einem Arme getragen wird ... trägt wol vpn seiner Eigenschaft, durch Umspannung mit dem arme getragen zu werden, seine Bezeichnung, doch bleibt die Erklärung zweifelhaft, da auch Zugehörigkeit zu span (A II 2k) nicht ausgeschlossen ist, vor allem häufig in nd. Feuerlöschordnungen erwähnt.
span (Ebda S. 1864) niederdeutsch bei Böttchern und danach auch allgemein span, spahn, das aus brettlein verfertigte hölzerne gefäsz, Zuber, brem. wb. 4,933. mnd. span, auch als masz, aber auch mit vocalkürze spann, vgl. dazu votspohn.
Gutzeit 1859, 102
Bauerspann, der 1) zwei Bauerspänne Wasser, 227. 285; 2) Anspann.
Hoheisel 1860, 31
Spann st. Eimer, hölzernes Gefäß zu Flüssigkeiten (lett.)
Schiller-Lübben 1875, IV/301
span, ein hölzernes (gehänkeltes) Gefäß, vom Eimer, Zuber unterschieden.
Efte dar een vur upstunde, dar brenge en iewelk spanne unde ketele to unde helpe darto, dat it geleschet werde. Rig. Burspr. v. 1376 (Rig. Stadtrecht hrsg. Napiersky p. 205). Belege Lübeck, Hamburg, Mecklenburg.
Sallmann 1880, 41, 44, 112
Span Eimer.
Neben nd. Bütte, estn. püts, tritt, dem Hochdeutschen entnommen, der Zuber (ahd. zwipar, von zwei und përan tragen, das Gefäß mit zwei Griffen); dem entspräche der Eimer, ahd. einpar, statt dessen aber — denn Ember, estn. ämber, Ammer wird nur selten gehört — der niederd. Span allgemein Aufnahme gefunden hat.
es regnet wie mit Spännen gegoßen, wie auf einen todten Hund, von heftigem, anhaltendem Regen.
Gutzeit 1886, 101, 231
[Balge] Für Kalkbalge, Molden, Spannen. 349. XXII 3. J. 1648.
Spann Eimer, nur in der Wiedergabe d. russ. ведро, als Maß gebräuchlich, sonst: Spann.
Eckhardt 1896, 30
Spann allgemein nd.
Sitzungsberichte 1901, 41f.
Herr Inspector Oberlehrer C. Mettig sprach über den Ausdruck „Spann“. Nach den Ausführungen des Redners hat man in dem Ausdruck Spann keinen mit Eimer synonymen Provinzialismus zu sehen, wie das wohl geschehen ist, denn die Bezeichnung Spann findet sich im ganzen Gebiet der niederdeutschen Mundart; ferner werden gelegentlich Spänne neben Eimern genannt, woraus hervorzugehen scheint, dass man zwischen beiden einen Unterschied gemacht hat. Der Unterschied ist nach Mettig in der Form zu suchen: beide Gefäße sind gehenkelt und werden mit der Hand oder am Arm hetragen, beim Eimer sei aber, wie beim Zuber, der Boden kleiner als die obere Oeffnung kleiner sei als der Boden. Herr Oberlehrer Mettig spricht die Vermuthung aus, dass das letztere Gefäss erst von den Niederdeutschen nach Livland eingeführt worden sei, und im Lettischen „spanis“, im Livischen „pann“ und im Estnischen „pang“ genannt wurde; der Unterschied zwischen den Begriffen Eimer und Spann sei im Laufe der Zeit verloren gegangen. Dieser Vermuthung wurde von verschiedenen Seiten widersprochen und darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Wurzel des Wortes Spann im Russischen und wohl bei allen nördlichen Völkerstämmen finde.
Masing 1926b, 8, 61
Spann Eimer, im 17 Jh. als Lehnwort im Lettischen.
Spann „Eimer“ (mnd. span „hölzernes Gefäss“; Schumann, S. 17).
Gahlnbäck 1929, 85
der Spann - eine zinnerne Schenkkanne.
Grosberg 1942, 55, 190
der Spann - Eimer (lettisch)
Andrens hatte ... einen Spann Wasser bereit gehalten
und dann gibt es ... und Kaffee spannweise
Sehwers 1953, 278, 207
Spann, lett. spañnis, spaņgis, spainis 'Spann, Eimer' stammt aus mnd. span ein hölzernes Gefäß. Im Lett. ist das Wort in den Sprachdenkmälern des 17. Jh. bezeugt, vgl. Mancelius, Phras. lett. XXII (1638) „ein Spann, Spannis“
spañnis 'Spann, Eimer' aus mnd. span 'ein hölzernes Gefäß'. In den baltischen Urkunden ist span 1376 verzeichnet, vgl. Napiersky. Die Quellen des Rigischen Stadtrechts 205... Im lett. ist spannis bei Mancelius im Lettus (1638) („Melckspan, spannis, Spannis) bezeugt. Entlehnt ins Lett. im 15. oder 16. Jh.
Habicht 1956, 371
Spann Eimer (war gleichzeitig auch ein altes Hohlmass)
Winter 1959, 379-81
???, VI/560
Spann ein skand., durch die Handelssprache der Hanse den südlichen Küstenstrichen der Ostsee vermitteltes Wort ... anord. spann, nisl. norw. schwed. spann, dän. spand. [Wortkarte auf Sp. 561-562. Spann an der Küste zw. Lübeck u. Wismar, dann om Rostock]
Frederiksen 1960/1962, 97
[Verweis auf Winter 1959]
Vegesack 1963, 28
der Spann Eimer
Trübners DWB, VI
Spann In norddt. Umgangssprache steht Spann von Holzgefäßen, die man auf dem Arme trägt, gewiß, weil man sie mit einem Arm umspannen kann. So erscheint das Wort im nd. Feuerlöschwesen... In der Umgangssprache von Est- und Livland wurde Spann für 'Eimer' gebraucht.
Sass 1963, 53, 88
In reicher Auswahl liegen sie auf splittrigen Holzbänken, hängen über verrosteten Nägeln an den Bretterwänden. Frische Schnittblumen leuchten aus Zinkspännen*; und wenn die Blumenfrauen zu Tisch sind oder mal müssen, dann verschwinden sie eben und lassen ihre Schätze ruhig liegen und hängen. Wer wird schon was nehmen?!
... und Blechformchen, Spännchen, Gießkannen, Schaufeln, Schiffchen, Bällen „für die Kinderchen“. Dazu die Aussteuer an Som- /.../ ebenfalls mit Plaidrollen, Tschemodans, Futterkörben, Hutpaudeln, Vogelbauern, Hunden imponierend ausgelastet. Man steigt in den Fuhrmann, fährt zum Tuckumer Bahnhof seltener zum Dampfer, und rollt alsbald über die Eisenbahnbrücke dem Strande zu.
Goertz/Brosse 1973?, 34
Spann: nd. Bezeichnung, das hd. Wort ist Eimer.
Uustalu 1982, 156
[zitiert Gubert (17.Jh.)] Die Milch-Spenne soll man bißweilen mit Knoblauch bestreichen (258): mnd. span 'ein hölzernes (gehenkeltes) Gefäß, vom Eimer, Zuber unterschieden, ein Gefäß, darin etwas mit den Händen od. auf einem Arm getragen wird' (Sch.-L.).
Nottbeck 1987, 86
Spann - Eimer / E.K.L.R.
Der Spann kippte um.
Kobolt 1990, 254
Spann m Eimer
schwed. spann Eimer; mnd. span hölzernes (gehenkeltes) Gefäß, von Eimer und Zuber verschieden; water-, melk-, fisch-span; estn. pang (Lehnwort aus dem Deutschen) wotisch pang (zeitweilig Ordensgebiet mit deutschem Spracheinfluß); Br.Wb. Span Zuber; pomm. Spann Gefäß: Water-Spann, Melk-Spann, Fisch-Spann; dän. spand Eimer; schl. Spang, Spann hölzerner Milcheimer.
►
QUELLEN (
Informanten)
1. Gut Namtsen / Kr. Talsen, von 1922-39 in Talsen, 2. Lesten (1918-27 Kliggenhof by Riga (1927-39) 'Melkeimer', 3. Pastorat Schloß Scheiyen (?) Kr. Wenden 'Melkeimer', 4. von 1904-18 in Südwierland 'Melkeimer', 5. Groß-Jungfernhof 'Melkeimer', 6. Reval u. Dorpat 'Melkeimer', 7. Reval bzw. Rickholz Kr. Wiek 'Melkeimer', 8. Goldingen u. Riga 'Melkeimer', 9. Gut Sank by Pernau 'Melkeimer', 10. Neuhausen, Kr. Hasenpott 'Eimer'
Weiss, Lis-Marie: Reval
der Spann - Eimer. Es gießt wie aus Spännen (beim Regnen)
Schönfeldt, Alfred, Sen.: Riga, Petersburg, Estland; Tode, (Jo)hanna: Riga
(bekannt) Schönfeld: Ob die Notiz „lettisch“ bei Grosberg wohl zutrifft?
Im Dänischen: spand
Rall, Gerhard: Weissenstein, Reval
im Plattdänischen bekannt, auch in Flensburger Gegend, auch auf Rügen bekannt, aber „das sagen nur ganz einfache Leute.“ In Schweden auch bekannt.
der Spann 'Eimer', WL 1,2. Bauske, Wolmar
Stremel
‣ Varianten: Strämel
‣ siehe auch absticken, absträmeln
► QUELLEN
Frische 1766, 221
Stremel, ist ein schmaler Lappen, den man von Leinwand, Zeug oder Pelzwerk, als unnöthig und überflüßig abschneidet. S. Richey Idiot. Hamburg S. 296.
[nicht ausdrücklich als in Liefland gebräuchlich gekennzeichnet]
Bergmann 1785, 69
Strämel oder Striemel, der Streifen.
Hupel 1795a, 229, 231
Strämel, der, d.i. ein Streifen (Leinwand u.d.g.)
Stremel s. Strämel
Seemann von Jesersky 1913, 176
Strämel, w. Streifen, Stück. Einen guten Strämel abgeschlafen.
Mitzka 1923, 18
Strēmel Streifen
Masing 1926b, 65
Striemel, Strēmel „Tuchstreifen; auch in weiterer Bedeutung“ (mnd. stremel „langer, schmaler Streifen von Leinewand, Tuch, Papier etc.“; H. B. Grube a. a. O., S. 57 Strämel; Frischbier II, S. 379 Streimel, Strīmel, pltd. Strēmel).
Nottbeck 1987, 88
Stremel - schmales Stück / K.L.R.
Schneide mir doch noch einen Stremel vom Kuchen ab.
Kobolt 1990, 262
Stremel, Striemel, Strämel m (Kuchen)streifen
mnd. stremel langer, schmaler Streifen; westf. Striemel Streif, Schnitz; Br.Wb. Stremel langer, schmaler Streifen; Siev. Strem(m)el langer, schmaler Streifen; pomm. Stremel langes, schmales Stück; pr. Striemel, Streemel.
►
QUELLEN (
Informanten)
der Strämel 'Streifen' z.B. Stoffstreifen (Libau, Riga 1910-1939, Mitau 1914)
Tode, (Jo)hanna: Riga
Strēmel Streifen
der Stremel 'Streifen, Stoffstreifen' Reval um 1910, Kurland um 1930; Riga um 1910/1913-39; Estland um 1930; Mitau um 1930; Libau um 1930; Krs. Windau um 1939; Dorpat um 1930; Ligat um 1930; Walk um 1930; Lettland um 1920; Doblen; Zobeln.
Stremel 'Streifen, auch Landstreifen' Im Werroschen um 1914.
Strehmel 'Streifen' Riga um 1930; Libau um 1930.
Beritz, Alide: Goldingen, Rujen (Kurland, Livland)
der Strehmel Streifen (Land o. Stoff).
Zeisig
► QUELLEN
Fischer 1778, 99
Zeisig, Zeisichen, in Livland Zieschen ... lett. Zitskens.“
Livona 1818 , 61
Livona's Blumenkranz 1818 [UB Hamburg]: Gedicht a.d.J. 1654 abgedruckt.
"... Leve My / Wick Dy / Myn Zibbing un myn Zeisken“*
Ziesken heißt nach dem Plattdeutschen so viel als Zeisig.
Stegmann von Pritzwald 1952, 413
1654 „Myn Engelken, myn Zisken“*
* Zieschen, nicht Zeisig, wie Mitzka nach Tillmann übersetzt, sondern Soucischen (niederl. soecysjo) „kleines ...istchen [zu bezweifeln!]
Zibbing
‣ Varianten: Zibing
{lett. cibiņa, ciba 'Huhn (in der Kindersprache)'}
► QUELLEN
Livona 1818 , 61
Livona's Blumenkranz 1818 [UB Hamburg]: Gedicht a.d.J. 1654 abgedruckt.
"... Leve My / Wick Dy / Myn Zibbing un myn Zeisken“*
Mit dem Worte Zibbing benannt man in Livland die kleinen jungen Hühner.
Rig. Almanach 1886, 87
das Zibbing Hühnchen, Keuchel.
(der Kammerdiener Albert schäkert mit der Zofe Nanny)
".. und dann können Sie den Koffer festschnallen, ich kann das nicht, meine Hände sind zu schwach.“
... „Zeigen Sie doch Ihre lieben schwachen Händchen her, Fräulein Nanny. ... Ja, solch ein molliges Zibbing kann ja auch nicht schwere Schnallen anziehen.“
Munier-Wroblewski 1927-1931, 228
Zibbing „wie geht es Zibbing?“ (Zibbing = Keuchelchen). „Zibbing war der lett. Kosename“
Kiparsky 1936, 119f.
Zibbing [tsibiŋ] n. 'Hühnchen; Kosewort für kleine Mädchen' ‹ lett. cibiņa dem. von ciba 'das Huhn in der Kindersprache'. K. und LL. (z.B. MUNIER-WROBLEWSKA Sonnenwende 228).
MITZKA 57.58 bringt einen Beleg (myn Zibbing und myn Ziesken) aus dem J. 1654, doch ist das Hochzeitsgedicht, aus dem der Beleg stammt, erst 1818 gedruckt und weicht gerade in Bezug auf Zibbing von der handschriftlich belegten Variante des Jahres 1654 ab.
s. Käsemilch
►
QUELLEN (
Informanten)
Heinrichson, Irmgard: Riga
Zibbing Grieben mit Zwiebeln, WL 3,48.
Zibbing Butterfaß, WL 3,13.
‹ lett. vgl. Zibchen. Ca 10x im lett. Spr. belegt.
Zibing Holzgefäß (für Neunaugen) WL 3,8. ‹ lett. 1x im lett. Spr. belegt.
Zibbing 'Butterfaß' Wenden, Lettland.
Zibbing Quark s. Käsemilch.
WL 4,34. 1 mal im lett. Spr. belegt.
Tonbank
‣ Varianten: Donbank, Thombank, Tombank, Toonbank
► QUELLEN
Grimm 1854-, XI/1, 755
Tonbank 'Ladentisch'. nach nl. toon-bank; nordd. Kaufmannssprache, bei Hamburg.
Gutzeit 1864, 192
Donbank, gewönlicher Tonbank, Lette, Laden- od. Zaltisch genannt. Blutspuren, die bis hinter die Donbank (des Wechslers) führten. 174. 1837. 92.
Pantenius 1872, 359
die Thonbank Ladentisch
Pantenius 1880, 1
Thonbank - Theke, Verkaufstisch.
Gutzeit 1886, 150
Tonbank Zwei Tonbänke mit eschenem Blatt, rig. Ztg. 1859, obere Platte (Stichwort: Blatt)
Gutzeit 1892a, 20
Thombank, st. Thonbank, Ladentisch, s. Tonbank. Thombank, einer Gewürzbude. 172. 1801. 142.
ZdADS 1910, 395
Tonbank = Ladentisch des Kaufmanns, als balt. Ausdruck notiert in ZdADS: Toonbank (auch sonst Nordwestdeutschland, Hessen, Mecklenburg, Preußen)
Seemann von Jesersky 1913, 179
Tonbank Verkaufstisch.
Mitzka 1923, 20
Tonbank Ladentisch
Masing 1926b, 61f.
Tonbank „Verkaufstisch, Ladentisch“(mnd. tonen „zeigen, vorlegen, bes. von Waren“; Schumann, S. 17 Tonbank „Schanktisch, Ladentisch“; Frischhier II, S. 405 Tōmbank, Tōnbank) „Ladentisch“).
Sass 1963, 23
Was hier in fest gezimmerten Buden über die Tonbank hinweg feilgeboten wird, was uaf Dutzenden von Bügeln unter dicht gefugten Dächern zum Verkauf hängt oder hochgeschichtet auf der Lette liegt, ist neu, solide, dauerhaft. Wer nach etwas Handfestem für die Minna sucht oder für den noch immer höflichen Dwórnik* [=Hausmeister] zu Weihnachten oder für die alte Balod in Assern (bei der es die schönsten Erdbeeren gibt - das Pfund 600 Gramm -
Nottbeck 1987, 92
Tonbank - Theke, Tresen / K.L.R.
An der Tonbank führte er das große Wort.
►
QUELLEN (
Informanten)
Tonbank, Tombank Verkaufstisch, WL 1,23.
Tonbank 'Verkaufstisch' Bauske