[BSS] Baltisaksa sõnastik

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Päring: osas

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falzen V [h]
‣ Varianten: balzen
Vi

QUELLEN

Gutzeit 1886, 255f.
falzen, von Auer- und Birkhänen. Grimms Wtb. fürt balzen als Hauptgestalt des Wortes an und nebenbei falzen, obgleich dieses in den älteren u. ältesten Zeugnissen (zuerst bei Hans Sachs) vorkommt u. fast ausschließlich in den Schriftstellern über Vogelkunde. Grimms Wtb. erklärt: sich begatten u. bringt das Wort zusammen mit falten od. fügen plicare, striare, wahrscheinlich sich stützend auf die von ihm angenommene, eben angegebene Bedeutung. Diese ließe sich aufrecht erhalten, wenn sie als ursprüngliche anzusehen od. die alleinige wäre. Beides ist nicht der Fall. Hans Sachs sagt:
doch schaw auf des awerhannen falzen und scheuß in, wenn er lang thut schnalzen, und:
der aurhan seiner hennen lockt, wann er im Falzen ist.
In beiden Belegen ist Falzen die Brunst, das Brünstig sein, nicht die Begattung oder Parung.
Durchmustert man die naturgeschichtlichen Bücher über Vögel, so findet man das Wort falzen in zwiefachem Sinne gebraucht, 1) in einem engeren: Geschrei oder Lockruf der Auer- u. Birkhäne in der Brunst. Demgemäß sagt J. M. Bechstein in 395. I. 162 u. 163: Das Falzen geschieht auf folgende Weise: Der Hahn spaziert auf einem Baume herum, mit Fächerförmig ausgebreitetem Schwanze, vorwärts gestrecktem Halse, hängenden Flügeln und aufgeblasenem Kropfe, macht allerhand lächerliche Stellungen und Sprünge u. ein weit tönendes Geschrei, das dem Laute einer Sense gleicht, die man wetzet, durch welches er die Hennen herbeilockt. Solche versammeln sich denn auch unter dem Baume, wo er falzt (schreit, lockt). Vom Falzen des Birkhans sagt Bechstein (ebda III. 180): jetzt (im März) hört man in der Morgendämmerung in Wäldern und waldigen Gebirgen oft ein außerordentlich starkes Geschrei, welches das Wort Frau deutlich auszudrücken scheint, von einer Terze zur anderen in die Höhe steigt und durch ein besonderes Gurgeln u. Pullern begleitet wird. Dies ist das Falzgeschrei des Birkhans. Die Birkhähne falzen nicht blos auf den Bäumen, wie die Auerhähne, sondern auch auf der Erde, sträuben dabei die Federn, breiten die Flügel fächerförmig aus, schlagen mit denselben um sich, tanzen hüpfend auf den Ästen u. der Erde herum und schreien dazu. Auf dies Geschrei kommt die Birkhenne herbeigeflogen. - J. Latham (Übersicht der Vögel, übers. v. J. H. Bechstein, Nürnberg 1795) sagt (II. 2. 695): Das Geschrey, das der Auerhahn erhebt, ist dem Wetzen einer Sense nicht unähnlich; dieser Ruf gilt dem Serail seiner Weiber, die die Aufforderung erwarten. Dazu bemerkt d. Übersetzer: das Wetzen ist nur der Ausgang des Falzen, wie man diesen Lockgesang nennt, wo er ganz betäubt ist und vor Erregtheit weder hört noch sieht. Er besteht eigentlich aus folgenden Sylben u.s.w. - Hoppe (wohlred. Jäger) sagt: zu Ende des Märzes lässt der Hahn sich mit hellem Schnalzen hören. Dieses Schnalzens oder Schreiens wegen heißt der Auerhahn oder Gurgelhahn, franz. faisan bruyant. Auch Sloger (Handb. d. Naturg. d. Vögel, Breslau 1834) wendet Falzen nur auf die Laute an, welche der Auer- od. Birkhahn in der Begattungszeit hören lässt. Die meisten jungen Auerhähne versuchen sich gleich nach, manche sogar noch vor der Trennung von den Ihrigen im Falzen, obwol mit schwächerer Stimme; diejenigen, welche von anderen, stärkern abgedrängt, gar nicht zur Begattung gelangen, thun dies (d.h. falzen) auch weit länger, bis in den Juni, selbst Juli hinein. Oken (Naturgeschichte VII. 1. 594. J. 1837) sagt: der Auerhahn hat 6-7 Hennen, welche er mit großem Geschrey zusammenruft, das man das Balzen nennt. Er setzt sich dabey auf einen starken Ast eines Baumes...; das Geschrey dauert nur einige Secunden...; er wiederholt es jedoch oft. - Allen diesen Angaben entspricht daher auch Nemnichs Erklärung, von der Grimms Wtb. sagt: Nemnich will unter falzen-balzen die vox falconum ad coitum prurientium verstehen. - Die allgemeinere, zweite Bed. ist: brünstig, in der Brunst sein. Dieser Zustand bezieht sich eigentlich nur auf die Auer- und Birkhähne, wie auch einige andere Wildvögel, nicht auf die Hennen, auf das Tun derselben in der Parungszeit vor der eigentlichen Begattung. In dieser Hinsicht spricht man von der Falz oder Balz, dem Falzen od. Balzen, von der Falz- oder Balzstelle, Falz od. Balzzeit.
Aus dem Vorstehenden ergibt sich, dass unter Falzen od. Balzen nicht die Begattung selbst, sondern das eigentümliche Schreien od. Locken der Auer- u. Birkhäne u. ihre Brünstigkeit zu verstehen ist; das Falzgeschrei ist kein Geschrei während der Begattung, sondern in den Vorbereitungen zu letzterer. Das Wort ist entweder eine Nachamung der Lockrufe der Auer- und Birkhäne, ganz wie die Ausdrücke knappen, schleifen, schnalzen, grolzen, krülzen u.a., in Livland: kullern u. tschuchen. Woher es keineswegs auffallend ist, wenn, wie Grimms Wtb. unter balzen anfürt, „neuere Schriftsteller balzen für schreien nemen“: Alle Vögel balzten, klapperten u. Krächzten ihm Beifall zu, Musäus 2. 137. Oder es ist ein Stammwort, ein Wort für sich, wie russ. токъ, токать u. токовать.
Französische Wörterbücher geben Falz oder Balz wieder mit temps où les voqs de bruyère sont en amour, en chaleur; englische mit rut Brunst u. to rut, brünstig sein; to pair oder couple; lettische enthalten kein Wort, welches sich auf Auerwild wie unser falzen bezieht; das dafür angegebene Wort heißt auch laichen; die estnische Sprache scheint selbst ein solches doppelsinniges Wort nicht zu besitzen. In Wirklichkeit haben alle vorher erwänten Sprachen für unser falzen, insofern es das Knappen, Schnalzen, Schleifen, die Lockrufe der Auer- u. Birkhäne bezeichnet, oder, weiter gefasst, die Erregtheit der letzteren in der Parungszeit, keinen entsprechenden Ausdruck.
Hält man die engere u. weitere Bed. von falzen fest u. sieht von den irrtümlichen (Begattung, Ort u. Zeit der Parung) ab, so fällt auch die ganze, so überaus künstliche Auseinandersetzung in Grimms Wtb., welches falzen-balzen für éin Wort mit falten u. dem gewerblichen falzen ansieht. Um dies zu veranschaulichen, muss das b in balzen aus f in falten oder falzen, als entstanden durch einen Wechsel dieser Buchstaben, ausgegeben werden; und doch kann trotz alles Drehens u. Kehrens die dem jägerischen falzen innewonende Bedeutung nicht aus falten od. falzen herausgedeutet werden. Das böhmische tok Balz u. tokati balzen, das russ. токъ (Balz u. Parung des Auerwildes) u. тóкать balzen u. токовать (in älteren russisch-franz. Wtb. erklärt: crier (d'un coq de bruyère) u. bramer (von Hirschen) lässt sich nicht in токъ Fließen, Strom (von течь fließen), wiederfinden. Die lautliche Übereinstimmung zwischen beiden токъ beweist hier ebensowenig wie die zwischen den beiden falzen. Wie Grimms Aufstellung mit falten hat auch die Anname Frisch'ens, balzen sei entstanden aus ital. balzare springen, keinen Grund. Denn balzare hat nicht die Bed. vom jägerischen Falzen, und dieses auf balzare zurückzufüren, weil der Auerhan in der Parungszeit hin u. her springt, hätte nicht mehr den Grund, als wollte man falzen zurückleiten auf griech. βαλλιζειυ, weil er hüpfend hin u. her tanzt, oder gar auf slaw. plessati tanzen.

Gutzeit 1892b, 18
falzen, von Auerhänen. In derselben Bed. 1) wie im Wörterschatz (Nachträge von 1886) gebraucht von E. v. Rechenberg-Linten (Zustände Kurlands S. 49 u. 50): Man merkt sich die Gegenden, wo im ersten Frühjahr die Auerhähne die Weibchen anlocken, wo sie pfalzen, d.h. kollern und zischen. Fängt der Auerhahn an zu kollern, so muß der Moment des Zischens oder Pfeifens, der sog. Zungenschlag, abgewartet werden.


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