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DAZU:
siehe auch Artikelgebrauch

QUELLEN

Gutzeit 1864, 182ff.
der. I. Hinweisendes. 1) an dein sein. In bessern Kreisen gilt: es ist an dem st. verhalt sich so für unedel, und zieht man : in dém vor. vgl. Grimm II. 967. β.
2) dém sein u. dér ihr, im Sinne von: dem od. der gehörig. Das ist dem sein Buch, der ihr Tuch, dem seins, der ihres, dem seine Bücher, der ihre Tücher. — Stärker hinweisend als sein u. ihr schlechtweg und auch keine Unbestimmtheit zulassend, die bei einfachem sein u. ihr stattfinden kann. — Ganz entsprechend ist: diesem sein, dieser ihr, u. jenem sein. vgl. II. 1. c.
II. Geschlechtswort.
1) Wegfall desselben.
a. Bei Superlativen wird, nach Grimm II. 987. 23, das Geschlechtsw. gew. beibehalten; doch hätten Neuere angefangen, sich darüber hinwegzusetzen, namentlich Göthe. — Hier nicht selten in ganz gew. Sprechweise. Feinster Flachs wir verkauft zu; schönsten Schnaps gewinnt man; geringste Gefahr läuft man; unnützeste Sorge. Daher erscheinen unserm Ohr mehre der aus Göthe angezog. Stellen nicht auffällig, während andre wöl in der That gewungen sind.
b. Bei regirten Genitiven, s. Grimm 989. c. Früher wie im nd. gew. Mit Bewilligung Elterleute u. Eltisten , 274; auf Ersuchen Eltermanns u. Eltesten, 349. IV. 11.; bei Verlust Wicht u. Wage. 349. IV. 1; bei Verborung sechs Ferdinge, ebda., nd. by verböring VI. Ferding. -
Als Genitiv wird von Grimm 1002. e. auch angesehn: wir gingen zu Müllers; Schwabens sind geistreiche Leute. Wahrscheinlicher ist das s Zeichen der Vielz., wie in Mädchens, Kinderchens, da man z. B. sagt: die 3 Müllers sind bei uns gewesen, d. h. die 3 Brüder od. Schwestern, die Schulzens, d. h. die Geschwister S.
c. Bei Benutzung des besitzigen Fürworts st. des Genitivs. Die Erklärung, heißt es in Grimm Gramm. 3. 351, des schon im mhd. vorkommenden, heute in d. Schriftsprache geächteten, (doch z. B. in Lessing zu findenden!), unter dem Volke weit verbreiteten Redegebrauchs: des Vaters sein Buch, der Mutter ihr Kleid, ist nicht deutlich. In Oberdeutschland wird sogar der vorausgehende Genitiv in den Dativ umgesetzt: dem Vater sein Buch, in der Mutter ihrem Bett, dem Göthe sein Gedicht; endlich: das ist ihnen ihr Rock. — In den russ. Ostseeprovinzen ist dieser Redegebrauch gäng u. gebe. Man geht aber noch einen Schritt weiter u. setzt das erste Hauptwort in den Nominativ — buchstäblich wie im Türkischen, heißt es in 175. 1354. ll4 —, was sich schon im nd. nachweisen lässt. [183] So findet sich 335. 148. (J. 1569): den 8. Nov. ßinth der hertzog ßzu curlhandt Ihre f. gn. gesanntenn tho Radthuße geweßen; ebda. 166 (J. 1570): der Herzog ßzu Curlandt Ire f. gn. geßantene bogerdenn. In der hochd. Zeit gewärt eine Kämmereirechnung v. 1650: (des) David sein(em) Fuhrmann 2 Thl. (gegeben), d. h. dem Fuhrm. des (Einspännigers) David. Ganz gew. sprechen wir: Göthe sein Gedicht, in Mutter ihrem Bett, mein Bruder sein Zimmer, mein Knecht seine Stiefeln; das sind meine, deine Schwestern ihre Kleider, seine, ihre Kinder ihr Spielzeug. Geht ein Vorwort voraus, so heißt es selbst: an meinen Schwestern ihren Kleidern ist viel zu verändern; durch meine Brüder ihre Schuld.
d. Häufig in d. Sprache der Dienstboten, in d. Anrede od. Mittheilung über die Herrschaft. Ein Kommender fragt das Dienstmädchen, ob der Herr od. die Frau zu Hause sein u. erhält zur Antwort: Frau, Herr, Fräulein, Jungherr ist oder sind eben ausgegangen; es wird Herrn Hofrat od. Frau Hofrätin sehr leid thun, dass .. . Was wünschen Fräulein? Was befehlen gnädige Frau? Fräulein, Jungherr befahl mir. — Dieser Redegebrauch trifft zusammen mit dem Untergebner gegenüber Hoch- u. Höchstgestellten: Majestät, Durchlaucht befahlen od. befahl. — Aber auch im Gespräch mit Dienstboten. Bei alte Frau, bei alte Herr war das anders; zu alte Herr kamen Viele.
e. Häufig im vertraul. Gespräch. Wer ist gekommen? Alte Müller! — Bertram in balt. Skizzen: hier, sagte alte Riegel.— Im Gespräch mit Kindern u. Thieren. Gib Mäulchen, gib Mundchen, gib Kußchen, Händechen, zeig Zähnecken; einem Hündchen: gib Pfotchen! Kommt Hundechen. kommt Katzenchen. Hierin gibt man wol einem lett. Einflüsse, nach.
f. Oft bei Nennung von Straßen und Thoren. Ich ging Sandpfortskasernenstraße zur Post; ich ging Karlspforte ein und Jacobspforte hinaus. Man erklärt diese Sprechweise für undeutsch. Man schreibt und spricht aber z. B. in Aachen: Vor Adelbertsthor, was selbst bei uns unstatthaft wäre.
g. Bei Kloster, Schloss, Burg, wird das Geschlechtswort manchmal ausgelassen, heißt es in Grimm 1008. — Hier seit jeher: auf, zu, in, unter Schloss Kokenhusen u.s.w., nicht aber: aus, zu, unter Gut Kroppenhof.
h. Ortsnamen bleiben wie Ländernamen bekanntlich ohne Geschlechtsw. vgl. Grimm Wörterb. 1007. 43 u. Gramm. 3. 422. — Alle unsre ältesten (plattd.) und ältern (hochd.) Schriftsachen weisen Beispiele des Gegentheils auf, nicht allein vor Städten, sondern auch vor versch. Gegenden u. Landgütern. Der Gebrauch des Geschlechtsw. war sehr allgemein, beginnt in den ersten Zeiten Riga's u. Livlands, u. hört erst Ende des vorigen Jahrh. auf. Na der Plesskow, in de Musschow, ut dem Bikeren (Bickern bei Riga), na der Schuien (Schujen in Livland) u.s.w. Ebenso in Kurland, wozu die Erlasse Kettlers eine Menge Beispiele liefern: bei der Illuxten, zwischen der Lautzen, zum Buschhof, auf der Ekau u. s. w.; aber auch: unter Ellern u. s. w. — Am Längsten erhielt sich der Gebrauch des Geschlechtsw. bei Olai, da z. B. B.-M. Shievelbein und Brotze noch in der 2ten Hälfte des 18. Jahrh. ganz gew. die Olei u. die Oleie, in der Olei schreiben; u. bei Pernau, von dem noch zu eben der Zeit B.-M. Zange in s. Beschreibung der Stadt n. Hupcl in s. topogr. Nachr. die alte u. die neue Pernau unterscheiden. Bis in die neueste Zeit aber hört man: die Bolderaa (Flecken) n. die Dünamünde (Festung), obgleich jeht Bolderaa u. D. schlechtweg durchdringen. Mülgraben u. Neuermülen, Güter bei Riga, heißen schon seit längerer Zeit nicht mehr der M. u. die N.
Dieser Gebrauch des Geschlechtsw. ist im nd. gewönlich, u. ging aus diesem in unser hochd. über. Hier u. da erklärt er sich auch daraus, dass manche Örtlichkeiten Livlands ihren Namen von den vorüberfließenden Flüsschen erhielten. Schon Hupel in 182 macht darauf aufmerksam, dass Schlösser u. Güter häufig ihren Namen von dem daselbst befindlichen Bache haben; auch Seßwegen habe vermutlich s. Namen vom Bach Zehswaine oder Zehsweine. Unrichtig ist aber anzunehmen, dass alle die vielen Örtlichkeiten Liv- u. namentlich Lettlands, welche gleiche Namen mit den nahe befindlichen Flüsschen haben — und dies kommt in ähnlicher Allgemeinheit in ganz Europa nicht vor! — von diesen Flüssen ihren Namen herleiten. Bei vielen wird nie zu entscheiden sein, ob die Benennung des Baches od. des dabei liegenden Gesindes oder Guts ursprünglicher ist; bei einigen kann kein Zweifel stattfinden, z.B. bei Embek (Pernau), Podel od. Walk, Bolderaa u. Mülgraben; bei einigen ist die Annahme nur wahrscheinlich, wie bei Riga, da die frühesten Nachrichten von keinem Flüsschen Rige, sondern nur von einem See u. Berg, vielleicht sogar Ort [184] Rige erzälen, und die in alter Zeit gew. Verbindung: Stadt van (der) od. tho (der)Rige nicht gedeutet werden darf: Stadt von oder zum Rigefluss. Gleichnamige Orts - u. Flussnamen sind in Livland aber folgende: Schlok od. Schlock. In einer alten Urk. heißt es: that wather, dat de slok het (jetzt Aa); Bebberbek am Bebberbach, Bersón an der Bersone, Laudohn, Kujen an d. Kuje, Tirsen an d. Tirse, Rujen an d. Ruje, Waidau an d. Waidau, Ermes, lett. Ehrgemes an der Ehrgem, Fellin am Fluss Fellin, Salis od. Saltze an d. Salis, Pernau am Pernaufluss; ferner in: Bolderaa, Mülgraben, Bickern, Riga, Padel, Podel od. Pödel (Walk), Embek (Pernau), Olei od. Olai, Klus od. Bergshof an der Klus (Neuermülen). Auch viele fremde Städtenamen bekamen früher d. weibliche Geschlechtsw., wie namentlich: die Plesschow od. Pleskau, die Musschow od. Moskau, die Wilda od. Wilde (Wilna). — Selbst Livland bekam zuweilen das Geschlechtsw. Aus reichstäglichem Beschluss das Lieffland beschutzen, 334. II. Öfters findet man auch: die Liefflande, ohne dass hierunter gerade die 3 Theile des alten Livlands zu verstehen sind.
Verschiedne Ortlichkeiten in u. bei Riga haben das Geschlechtsw. theils vor sich, theils nicht. Bei einem Theil ders. gilt die Weglassung für unedel, wie z. B. auf Weidendamm wohnen oder hingehn; auf Seifenberg, auf Grisenberg; auf, über, nach, unter Catherinendamm. Indessen reißt der Nichtgebrauch des Geschlechtsw. mehr und mehr ein, u. lässt sich schon Ende vor. Jahrh. nachweisen. So sagt Brotze 350. 22. 493: das Wasser hatte einen Abfall über Catharinendamm; ebda.: die Gegend zwischen Catharinendamm u. der roten Düna, Noch unedler, aber selbst gedruckt zu lesen sind: an oder nach Dünalant, an, bei od. nach Brückende, oder endlich Domsgang ohne Geschlechtsw.: in der Bude Domsgang gegenüber, 172. 1812. 19. Nicht unedel erscheint aber: auf Johannesdamm, auf Rankedamm, nach od. auf Kengeragge Kruseragge, Poderagge. Man kann annehmen, dass die Weglassung des Geschlechtsw. um so mehr um sich greift, je bekannter u. bewohnter die Örtlichkeiten werden. — Der Ausdruck „über Düna“ ist auch im Muude Gebildeter geläufig u. der Kürze wegen vorgezogen.
War ehemals bei Ortsnamen das weibl. Geschlecht Regel, so kam indessen auch das männliche vor. So schon in einer Urk. v. 17. Dez. 1383: in Podelis, quod aliter dicitur up den Walk, im Urkundenbuch Bunge's übersetzt: Zu Podel, anders genannt auf dem Walk; in einer Urk. u. 1393: tu dem Walke; in einer Urk. v. 1424: gegewen tho dem Walke. Ferner: das Fährgeld zum Bullen (jetzt: zu Bullen!), im mit. Erl. Kettlers v. 1570; zum Buschhof, im rig. Erl. Kettlers v. 1567; ut dem bikeren, aus Bickern.
Die ältere Sprache Deutschlands, im 15. u 16. Jahrh., zeigt bei Städten das Beiwort mit d. Fürwort gew. weiblich, allein stehendes Geschlechtsw. aber gew. männlich. Wenigstens weisen darauf allein Grimms Gramm. 3. 422 angeführten Beispiele, mit Ausnahme eines einzigen: Riga, nach Ditleb u. Detmar. vgl. Grimm Wörterb. II. 1007. 43.
2) Verwechselung des Geschlechtswortes. Hupel in 182. I. 146 sagt: der verwünschte aus der plattd. Sprache entlehnte Artikel de, welcher jedes Geschlecht bequem anzeigt, hat vielen Livländern das Gehör so benommen, dass sie öfters in Gefahr stehn, in dem Geschlechtsw. zu fehlen. Hupel selbst hat durchweg: das Fuhrlohn u. die Spanne st. der Spann (Eimer). — Noch häufiger als in Livland scheint die Verwechselung in Estland vorzukommen. Denn Hoheisel (322) führt an: der Almosen, der Antwort, der Koppel, der Wachstum, die Hinderniss. die Flecke st. der Fleck.
a. sächliches f. männliches. Lohn für sich und in Zusammensetzungen: das Arbeitslohn, gew. u. schon in 250; das Arztlohn, schon in einem Memorial v. 1614; das Macherlohn; das Fuhrlohn; das Bleicherlohn, rig. Ztg. 1856; das Frauenverein in Riga; das Abtritt (geheimes Gemach); das Herzschlag (Kalbsgeschlinge).
b. männliches f. sächliches. Der Garn; schöner Dachtgarn. 172. 1789; der Wachs; der Stroh; der Sigellack; der Fischbein. Die Kammerjungfern stibitzten den Fischbeinweg, Bertram balt. Skizzen; der Plätteisen; der Rührei; der Marks st. das Mark; der Lob (s. 3).
c. männliches f. weibliches. Der Schnur; der Trauer (Trauerkleidung); der Zeh.
d. weibliches f. männliches. Die Mohne st. der Mohn, namentlich wenn Mohnblüte gemeint ist; die Clubbe st. der Club, für Kurland schon in 319, für Estland neuerlichst in 322 angef., in Riga früher gew., jetzt wol selten; die Pulte st. der Pult (oft); die Fracke st. der Frack (jetzt selten); die Gurte st. der Gurt.
Bei manchen Hauptwörtern findet nur scheinbare Verwechselung statt, wenn nämlich die Vielz. als Einzal benutzt wird. Dazu geh.: die Schlafe st. der Schlaf am Haupt: [185] die Strange st. der Strang am Wagengeschirr; die Schöße st. der Schoß am Rocke. Nicht dazu gehören: die Bäche st. der Bach u. die Schichte st. der Stiefelschaft.
3) Verschiednes Geschlecht u. verschiedne Bedeutung. So: die Trauer in der gew. Bed., der Trauer: Trauerkleidung; das Lob in der gew.. Bed., der Lob: Zeugniss f. Dienstboten, das lobend od. tadelnd sein kann. Der Kalkun, als Schimpfwort f. Männer, das K., für Weiber: klotzige, plumpe, dumme Person; der Herzschlag u. das H., d. h. Lungen u. Herz vom Lamm od. Kalb.
4) Versächlichung, bei gewissen Örtlichleiten u. Einrichtungen. Das aus der Stadt hinausverlegte Jürgenshof (Siechenhaus); das bei Alexandershöhe gelegene Tannenruh (Gasthaus); in dem jenseits der roten Düna belegenen Alexandersböhe (Irrenanstalt).


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