[BSS] Baltisaksa sõnastik

Deutscheesti keel

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Päring: osas

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Aussprache

siehe auch Halbdeutsch

DAZU:
siehe auch B, e1, -e3

QUELLEN

Lindner 1762
Riepel [nicht Rüpel], Bähne, Bähning

Bergmann 1785, 69
Strembing [ö]

Krüger 1832, 335
11) Daumfach, st. Dompfaff (der Vogel), ermindern (ermuntern, aus der Ohnmacht, der ganz schlechte Artikel de für alle Geschlechter Sing. und Plural, stehends, stehens, (stehend), liegens, reitens, - zum Schakane, schakaniren, prabbiren (probiren), von neiens (von neuem), bluttendig, in einem Blute, durch'n Stirn sehen, ... sind mehr oder weniger ein Prärogativ der gemeinen Classen.

Sallmann 1880, 25f.
Was die Aussprache betrifft, so liebt man im allgemeinen, abweichend von der jetzt in Deutschland angenommenen Sitte, noch die genuin französische. Wir hören Aristokratie, Diplomatie u. ä. mit s, Ceremonie, Comödie, Tragödie, Emil mit gedehnter Schlußsilbe, Accent, accompagnieren, Assecurance, Benefice, Comptoir, Concert, Correspondance, Port, practicieren, Fabrique, Procureur, Project, Senateur, Sortiment, Translateur u. a. mit fremdem Accent.

Sallmann 1880, 26
Die gleiche Vorliebe für französische Sprechweise zeigt sich in den vielgegebenen Namen Charles, Constant, Estelle, Etienne, Eugene, Gaston, Golon, Julie, Leonide,Maurice, Valerie

Westermann 1887, 388

Gutzeit 1892b, 23
ge. Hauptwörter mit vorlaufendem ge lassen gewönlich das Schluss-e nicht hören. Daher: Geank, Gestön, Gekrächz.

Eckardt 1904, 70
In Lettland geläufig: Karl - Kasche; Julius - Jusche; Eduard - Esche (Überall mit weichem sch [ž].

Eckardt 1904, 76f.
4. Betonung und Aussprache. Es werden uns in der Regel über unser Deutsch nicht wenig Komplimente gemacht. Kohl, Arndt und viele sonst, darunter auch Hamann und Herder, wissen unsre provinziale Sprechart zu rühmen, und wenn wir einen Teil des Lobes immerhin als einen Tribut der Courtoisie ansehen können, so bleibt es doch in der Hauptsache dabei, daß wir ein reines, sauberes, dialektfreies und „zierliches“ Deutsch reden, an dem mancher Fremddeutsche seine Freude hat. Es braucht uns diese Anerkennung aber nicht zu sehr zu Kopf zu steigen, denn wenn wir auch das Urteil im allgemeinen als zutreffend erachten und darüber gern quittieren, so erkennen wir doch bald, daß wir auch von den Fehlern unsrer Tugenden nicht freizusprechen sind. Dialektfrei in der Aussprache - das hat gewiß mancherlei für sich und schließt eine Menge von Unarten aus, die wir sonst wohl oder übel in den Kauf nehmen müssen, es bedingt nur diese Korrektheit und vor allem der Mangel an Modulation zugleich eine gewisse Mattigkeit, eine farblose Gleichförmigkeit, die etwas starres und lebloses hat. Nicht den Berliner oder Saschen nehmen wir zum Gegenpart, um uns mit ihm zu vergleichen, sondern etwa den Rheinländer, den Bayern, den Niederösterreicher oder auch den Niederdeutschen mit seinem Platt. Wie kernig und lebensvoll, wie voller Saft und Kraft, voll farbiger Nuancen mutet uns da jedes Wort, jeder Satz an, wogegen, bei unsrem Mangel an Akzentuierung, unsre gleichförmige, kaum je im Ton sich hebende oder senkende Rede sich daneben wie ein blutleerer Schatten ausnimmt. Wo das vielleicht weniger zutrifft, wie beim Kurländer, können wir ihn dieserhalb nicht beneiden, da der Tonfall hier etwas gezwungenes und unschönes hat. Der Kurländer spricht mit einem Knie oder Knix, wie jemand das bezeichnete, indem er stereotyp bei der Schlußsilbe des Satzes ruckweise aus der höheren Tonlage in die tiefere Terze einknickt. In der Vokalisierung aber und in der Aussprache einiger Konsonanten lehnt er sich sehr zum Nachteil des Wohlklanges an das Lettische an. Noch viel auffallender und unschöner ist das bei der prononcierten Sprechart der Estländer und Oeselaner in Bezug auf das Estnische der Fall, so daß wir wohl ohne Bedenken der ausgeglicheneren Sprache des [77] Rigensers und Livländers den Vorrang vor ihren Heimatgenossen einzuräumen haben, wiewohl auch sie von manchen Unarten nicht frei sind, die wir zum Teil gleichfalls auf das Konto der Anlehnung an die Landessprachen zu setzen haben.
Nun in specie die Aussprache des Rigensers:
Das o lautet hier häufig offener, als sonst gebräuchlich, namentlich vor dem Buchstaben r, also bei vor, Tor, Chor, verloren, geboren, wo man in der Provinz das geschlossene o hört.
Das a in dem Mitlaut au ist gleichfalls hier breiter und offener, als im Lande sonst; es hält etwa die Mitte zwischen dem sächsischen au, indem das u kaum mittönt, und dem livländischen dunkleren au, das fast wie „ou“ lautet. Danach ist beim Leipziger die „Fraa zu Haase“, beim Rigenser die Fra-u zu Ha-use, beim Livländer die „Frou zu House“. Diese letzte Aussprache kann wohl als die richtigere gelten. Im Alt- und Mittelhochdeutschen, wie noch heute im größeren Teil Deutschlands, hat das au die dunkle Färbung, Frau im Althochdeutschen, das Femininum von „Fro“, der Herr (das uns noch in Frohndienst und Frohnleichnam erhalten ist) lautete Frouwe - Herrin. Frau und Haus werden im Dialekt zu „Frau“ und „Hus“ - nie zu Fra und Has; im Französischen wandelt sich au in o und ou in u. Mithin überall ein Vorwalten des dunkleren Tones in der Aussprache.
Das „ch“ vor dem a wird guttural gesprochen, auch wo es in der Stammsilbe weich lautet, so bei den Eigennamen Richard, Reichardt, Borchardt, Burchardt. Es klingt hier überall wie ch vor o und u und wie in den Fremdwörtern (Bachanal, Astrachan).
Auffallend ist in Riga die inkorrekte Aussprache des Französischen. Man betont bisweilen die erste statt des letzten Silbe - Páletot für Paletót, negligiert den Nasallaut und das harte S im Anlaut - Salong für Salon, spricht das in wie en - cenquime und Pencenez - für cinquime und Pincenez, läßt beim Gebrauch von Fremdwörtern Buchstaben aus oder verstellt sie - kompelziert und pubbelziert hören wir oft statt kompliziert und publiziert. Gewiß sind das alles meist Nachlässigkeiten und Flüchtigkeiten, auf denen wir Balten uns alle im täglichen Gespräch vielfach ertappen können.
Zum Schluß aber müssen wir, um mit „Wippchen“ zu reden, die Rigaer Zunge noch an ihrer Achillesferse treffen.
[78] Der Rigenser zieht nämlich garnicht „über Düna - ins Grüne“, wie wir dessen zu Anfang unsrer Plauderei erwähnten, sondern „ieber Diena - ins Griene“. Ist es hier im Friehling schon scheen, so kann man sich bei gliehender Hitze und Schwielen Sommertagen nirgends anders so wohl fiehlen. Man bleibt dann auch im Grienen bis in den August hinein, wo die Winde kiehler wehen, die Tage kirzer und die Abende diesterer werden.
Haben wir so unsern Mitbürgern ein kleines Sündenregister vorgehalten, so fordert die Gerechtigkeit, daß wir ihnen im Großen und Ganzen das Zeugnis ausstellen müssen, daß sie sich in Tonfall und Aussprache von mancher Unart freigehalten haben, die ihren Heimatgenossen anhaften. Das Kurländerdeutsch hat viel mehr vom lettischen Klang - man rufe sich nur ins Gedächtnis die mit weichem s gesprochenen „Ausdritje“ - „Flosbritje“ und „Grasmitje“, die immerhin in Riga mit scharfem „s“ „Floßbricke“ und „Grasmicke“ lauten. Also 3 Anlehnungen an das Lettische beim Kurländer, gegen eine beim Rigenser, denn daß das scharfe i für ü wie das ee für ö dem Landesidiom nachgebildet ist, scheint auf der Hand zu liegen, da das Lettische die Umlaute ö und ü nicht kennt, während sie im nordlivländischen Deutsch intakt bleiben konnten, da auch dem Estnischen beide Umlaute, und zwar in reichem Maße und in vollem und prägnantem Klange eigen sind.
An auffälligsten und fremdartigstem aber klingt zweifellos das Deutsch der Estländer und Oeselaner, wobei es natürlich viele Abstufungen gibt.
Der Este, im Besitz einer volltönenden, vokalreichen Sprache, die sich eines eigenartigen, besonderen Wohlklangs rühmen darf, ist für den Rapport mit andern Idiomen überaus dürftig und mangelhaft ausgestattet. Seine Bemühungen, sich die fremde Sprache anzueignen, mißglücken nur zu leicht, und seine Entlehnungen aus ihr werden zu auffälligen Verstümmelungen. Es erklärt sich das aus der merkwürdigen Eigenart des Estnischen, das ja überdies einem fremden Sprachstamm angehört. Es kennt erstens einmal kein H, ebensowenig ein weiches S im Anlaut, verfügt über keinen einzigen Zischlaut, und entbehrt endlich, was am wunderbarsten ist, auch des F-Lautes.
Man kann sich danach eine Vorstellung davon machen, in welch hilfloser Lage sich der ungeübte Este befindet und welches [79] Kauderwelsch sich - um mich eines beliebten gequetschten Ausdrucks zu bedienen - dem Gehege seiner Zähne entringt, wenn er die ersten verzweifelten Versuche macht, das Deutsche und Russische zu radebrechen. Das H läßt er fort oder haucht es mühsam hervor, wo es nicht hingehört. Mit den Zischlauten ist er ebenso übel dran, er streicht sie einfach oder ersetzt sie durch ein scharfes S, das überall herhalten muß, auch für das weiche S im Deutschen. Wie geht es? - „Sso sselbtig, liebe Err - ich andel jetz mit Heier!“ Das F wird zum W, wie es in der „Oberpahlschen Freundschaft“ heißt: „Da nahm ich Wuchs mit lange Wanz.“ Nimmt man dazu das gequetschte dünne ei, das bei seiner häufigen Wiederkehr besonders häßlich mit hineinklingt, so begreift sich leicht, daß an grotesker, unfreiwilliger Komik Jeannot von Dünakant dem geborenen Esten im Stammelstadium seines Halbdeutsch nicht das Wasser reichen kann.
Wo nun das ostseeprovinziale Deutsch sich in Vokalisierung und Akzentuierung dem Estnischen anlehnt, oder gar dem estnischen Halbdeutsch mit dem mißtönenden ei-Laut und dem scharfen S, ist die kakophone Wirkung geradezu verheerend und es klingt das übrige Baltendeutsch, verglichen mit der Sprache vieler Estländer auch aus der besseren Gesellschaftsklasse, wie reine Musik.
Der Rigenser, der natürlich von diesen Unarten frei ist, hat überdies gegenüber dem Livländer eine wohllautendere Aussprache des „e“, das er in den Wörtern: Pferd, Meer, leer, schwer, er, wie ein gedehntes „eh“, nicht mit dem breiten ä-Laut spricht. Hierin macht er mit dem einzigen Wort „Beere“ eine Ausnahme, so daß bei „Erdbeere“ die Konfusion ihren Höhepunkt erreicht, da die beliebte Gartenfrucht beim Nordlivländer „Ärdbehre“, beim Rigenser aber „Ehrdbäre“ lautet.

Pokorny 1927, 100
Wie ich höre, führt Sievers die ostpreußische und baltische Intonation auf litauisches Substrat zurück. [sonst nichts dazu]

Krüger 1832, 322, 323
Namentlich ist das mit Recht so gerühmte ei des kurländischen Deutschen ein unverkennbarer Gewinn aus dem Lettischen. Denn schon in Nimmersatt fängt das häßliche ainer, kainer, ich maine sich an; und im Lettischen macht bekanntlich das ei und ai oft eine empfindliche Verschiedenheit des Begriffs aus.
... daß ein feines ei hier ganz zu Hause sind...

Krüger 1832, 324f.
2) Der Vocal, der nach der Vermehrung nothwendig lang ist (z.B. trugen, Hofes, Betruges) müßte es auch schon vor derselben seyn. Dem entgegen spricht man hier Betruck, Kluckheit, Tack, Krick (Krieg und dennoch Sieg?), Weck, er zohk, sie truken ihn.
Aber auch, wo es für andere Gegenden noch weniger zweifelhaft ist, liebt man hier den unrichtigen kurzen Vocal. Hutt, pl. Hitte; Tuch(ch), pl. Tichcher; Buch(ch), Bichcher; Fuchchen, Kuchchen, ruffen, beruffen, widderschon (st. schon wieder); eben so Fridderich, lidderich, Luddewig (und dennoch nicht Luddolph?).

Gutzeit 1864, 223
ei. In Estland soll die Aussprache dieses Doppellautes dem russischen ähnlich sein, nach 322. Dem wird im Inlande 1861. 4 widersprochen und behauptet, sie käme höchstens ausnahmsweise vor und sei allgemeiner im lettischen Theile Livlands. Gegen letzte Angabe werden wiederum Livländer streiten, und gewiss mit Recht, da ein Zerdehnen der Doppellaute in Livland ganz ungewönlich ist. Wir haben gesehn, wie sehr die Ansichten über die hier übliche Aussprache des e auseinander gehn. So geht es auch mit dem scharfen s der Estländer. Nachdem durchweg die Meinung gegolten hatte, dass dies scharfe s den Estländern eigentümlich und estnischem (nach Andern schwedischem) Einflusse zuzuschreiben sei, wird nun im Inlande 1861. 4 behauptet, dass die scharfe Aussprache des s nur in Reval und den Städten, nicht aber auf dem Lande Estlands vorkomme, und dieselbe dem vom Lande kommenden Estländer nicht minder auffalle als dem Fremden!

Krüger 1832, 327f.
[Intonation]: Eben so scheint mir das ermunternde und muthige Betonen zu Anfange der Frage ein Eigenthum des Nordens, wogegen z.B. der Holsteiner immer nach dem Ende hin singt und seine Frage halb bittend halb zweifelnd schließt. Man lasse Beide nach einander sagen „wäre Ihnen nicht noch etwas gefällig?“ so wird man des auffallenden Unterschiedes inne werden.
11) [Entrundung] Gleich dem Braunschweiger, Obersachsen und Preußen, haben auch wir hier kein ö und ü. Löhnen und Lehnen, Bühne und Biene, Züge und Ziege, gesünder und Gesinder (besser Gesinde), Gerücht und Gericht sind in unserer Mundart einerley; so wie Heulen und Heilen; woher ich auch schon Feuertage statt Feiertage gelesen habe, als ob durchaus canoniert werden müßte. Der Kurländer kann zwar besser weinen, reisen, verweilen, beneiden: aber er kann nicht richtig steuern, erneuern, säumen, läuten und Läutern. Unsern Leyern fehlen die Saiten, und auf Romulus Unkosten bewundern wir den Ruhm der remischen Remer, wofür Remus uns zu danken hat. Auch Culeur, Colehr (couleur) ist nicht so gar selten.

Krüger 1832, 328
[hyperkorrekte Rundung]: Ehe ich zum zweiten Kapitel übergehe, berühre ich nur noch Eine Sonderbarkeit. Wie die Halbwisserey immer am meisten wagt; so giebt es auch unter denen, die vom verfehlten ü gehört haben und das Französische wenig kennen, solche, die nun jedes i zum ü machen: vingt-süx, düx, düx-huit, dückes geküpertes Zeug u.s.f. Aehnlich ist Düadöhm (Diadem(; auf Oehre, mein Löhrer war ein röthlicher (redlicher) Mann.

Eckardt 1904, 327f.

Stegmann von Pritzwald 1952, 415
[Entrundung]


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