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abbiegen V [h/s]
1. Vi 'beim Gehen, Fahren oder Reiten einen Nebenweg einschlagen' de abkehren; et ära pöörama
sie gehen bis zur Kirche, und biegen dann links ab
2. Vt de herabbiegen, herunterbiegen; et alla(poole) keerama
Kessel, dessen Rand an einer Seite abgebogen ist

QUELLEN

Gutzeit 1859, 3
abbiegen 1) beim Fahren oder Gehen abkehren. Sie gehen bis zur Kirche, und biegen dann links ab. 2) herab- oder herunterbiegen. Kessel, dessen Rand an einer Seite abgebogen ist, 172. 1788. 7.

Masing DBWB, 16
abbiegen, st. (ápbījən), herabbiegen. Der Rand des Kessels ist an einer Seite abgebogen. Rig[ascher]. Anz[eiger]. 1788, 7. {_2. beim Gehen, Fahren oder Reiten einen Nebenweg einschlagen. Am Kruge Adsel müssen wir rechts abbiegen) Engelhardt, DRnR 63.}

einfahren
‣ Varianten: einfaren

QUELLEN

Krüger 1832, 339
Einkommen, auf ein paar Stunden einfahren (vom Lande zur Stadt), ist ein nicht sehr zu empfehlender Provinzialismus. Dagegen ist Einfahrt sehr löblich; denn das Wort umfaßt Pforte und Anfahrt zugleich. So sagt auch Gehöft mehr als Hofraum und es kann bequemer seyn, z.B. mein Gehöft hat zu wenig Raum. -

Gutzeit 1864, 230
einfahren. 1) einen Weg, bes. Sommerweg. durch häufiges Fahren wegsam machen, ebnen. 2) einkehren, in einem Kruge od. Einkehrhof, namentlich wenn man die Stadolle benutzt. 3) die Thore einfahren, 472. 1785. 35. s. ausfahren.

Sallmann 1880, 104
einfahren (trs. u. intrs.) (in die Stadt) zu ergänzen

Gutzeit 1886, 234
einfaren, 2) einkehren, auf d. Reise. Schon bei Lange. Die Bed. erweitert sich in 3) bei dem Besitzer einer Einfart einkehren und kaufen. Daher: Fart bei dem nicht ein, er hat schlechte Ware, wird Bauern gesagt, die man von Jemandes Kundschaft abziehen will. 4) einfallen, bei einem Bankrott verlieren. Er ist eingefaren mit 10000 R. bei N. 8. Huch: hinein faren. 5) zur Stadt faren. Den 31. des Morgens im Regen eingefahren, um ..., 174. 1885. 186. J. 1788. Gew. — 6) 4 Zucker, Braune, lang und breit eingefahren, rig. Ztg. 1886. 120, d. h. im langen und breiten Anspann.
Grimms Wtb. sagt, „weil man sich den Donner als einen Wagen vorstellte, so heißt es vom Blitz, er sei eingefahren. „Dass dies ein Irrtum, tun andre Zusammensetzungen dar: das Beil fürt ab (vom Stiel), losfaren auf einen, zufaren auf einen, mit Heftigkeit auf einen eindringen. Das Faren bezieht sich daher nur auf eine schnelle Bewegung, ebenso wie fliegen.

Seemann von Jesersky 1913, 115
gehen, kommen in die Stadt. Wenn kommste wieder ein.

Jahrmarkt der

QUELLEN

Petri 1802, 92
Mark und Markt werden oft verwechselt, z.B. dreier Herren Mark oder Markt, d.i. ein Fleck oder Stück Landes, an welchem die Grenzen von drei Landgütern zusammenstoßen. Manche sagen auch der Jahrmarcht, oder wohl gar der Gahrmarcht.

Gutzeit 1889a, 22
Jahrmarkt. Das Placat v. 1671 (vgl. 193. II. 1. 592.) fürt auf Kirchen-, Capellen-, Hof-, Kruge- u. Winkeljahrmarkte — sie alle sollen abgeschafft werden.

Gutzeit 1889b, 562
Jahrmarkt. Das Russische hat daraus. Jármorka gemacht. — Durch den Vergleich mit dem Herzog von Kurland entstand 1615 in Riga der erste Jahrmarkt, der vom 10. bis 20. Juni zu halten versprochen wurde, 157. II. 219. Jetzt vom 29. Juni bis zum 10. Juli. — Die Jahrmärkte auf beide Marie'n (der noch jetzt sog. Jahrmarkt und der Hungerkummer), 174. 1824. 191. Jahrmarkt schlechtweg ist in Riga der zu Johanni stattfindende.. — Dienstboten bekommen in Riga „zum Jahrmarkt“, d. h. zu Johanni ein Geldgeschenk. — In Dorpat durften die Russen nur im „großen“ Jahrmarkt verkaufen, 180. III. 1. 106.

Kammer die

vgl deutsche Kammer, große Kammer, schwarze Kammer

QUELLEN

Hupel 1795a, 105
Kammer, die, heißt 1) jedes Zimmer z.B. Volkskammer st. Gesindestube; 2) ein durch Wände eingeschlossener Raum z.B. die Windkammer, wo das ausgedroschene Getraide von der Spreu gereinigt wird u.s.w. 3) die kaiserliche Oekonomie oder Behörde wo die Kronsabgaben berechnet werden.

Gutzeit 1874, 10
Kammer, die. Zu den ähnlichen Benennungen der verschiedenen Sprachen wäre in Grimms Wtb. auch das russische Kamorka anzuführen gewesen. 1) ehemals: gewölbter Raum, Gewölbe. Nach einer Verordnung v. 1630 in 174. 1832. 202—5 sollen die Waren in die Steinhäuser und Kammern gebracht werden; die Fremden sollen während des Jahrmarktes — nach einer Verordnung von 1640 für die rig. Krämer — in den Kammern unter dem Rathhause ausstehen, wo die nicht verkauften Waren unter den Schlüsseln der Kettherren und Kramerältermannes gelagert blieben, vgl. 174. 1832. 209—10. Demnach: eine Art Gewölberaum. —
2) jedes kleinere Zimmer, welches nicht gerade von der Herrschaft benutzt wird. Daher Leutekammer Mädchenskammer, Volkskammer (Gesindestube). Noch jetzt, wie bei Hupel.
3) ein durch Wände eingeschlossener Raum, z. B. die Windkammer, wo das ausgedroschene Getreide von der Spreu gereinigt wird. Hupel. —
4) die Kaiserliche Oekonomie oder Behörde, wo die Kronsabgaben berechnet werden. Hupel.
5) die sog. Brautkammer auf den rig. Gildestuben, als Hochzeitskammer, als Schlafgemach der jungen Eheleute. Dieweil auch bis daher Bräutigam und Braut, wenn sie nach Hause gebracht, viele Unlust und Unkosten vorgenommen, soll hinfürder der Bräutigam mit der Braut, solche Unkosten zu vermeiden, dieselbige Nacht auf der Gildestuben in den Kammern bleiben u. schlafen. Aus einer Hochzeitsordg. v. wahrscheinlich 1458 in 174. 1834. 225. vgl. Brautkammer. Da der Gebrauch der Gildekammer als Brautkammer ein sehr alter u. hervorragender ist, so wird dieser Versammlungsraum der Ältesten noch jetzt gewönlich Brautkammer genannt. Die älteste Nachricht davon, dass sich die Ältesten in der „Brautkammer“ (Brutkammer) versammelten, findet sich in 335. S. 213 u. 225, beide v. J. 1572. —
6) Versammlungsraum der ältesten der Bürgerschaft großer u. kleiner Gilde in Riga, Brautkammer. Der Ausdruck ist in diesem Fall entweder die Abkürzung der Wörter Braut- od. Schlafkammer, oder soll den Gegensatz des Nebengemachs (Kammer) zu dem Hauptversammlungsraum der Bürger (Stube) andeuten. Ihm wird die Stube entgegengesetzt, d. h. der Versammlungsraum der gemeinen Bürgerschaft, oder der Gildesal. Wenn ein neuer Aeltermann soll erwälet werden, sollen die Ältesten in der Kammer, und die Brüder auf (oder in) der Stuben nach der Reihe sich niedersetzen; alsdann soll der Kämmerer in der Kammer von den Eltesten, und der Dockmann von den Brüdern in geheim, von Jeden, seine Stimme abfordern, und auf einer Tafel verzeichnen, 349. VIII. 4. Welche Erklärung ich (der Ältermann) zur Kammerbrachte, 349. XVII. 2, d. h. der Ältestenbank mittheilte, indem ich aus dem Gildesal mich in die Brautkammer begab. Der Bürger T. wurde, nachdem der Rathund die 'Altestenbank aus der Kammer ausgetreten, von dem Ältermann in der Stube als Dockmann proclamirt, rig. Ztg. 1869. 229. Die. Bedeutung Versammlungsraum der Altesten geht über in die von: Ältestenbank.
7) früher richteten in dieser Kammer die Gerdeleute die Gastereien aus, 274. Von ihr hatten die sog. Kämmerer ihren Namen. Von der Kammer abtreten, aufhören Kämmerer zu sein, 349 IV. I.
8) Eine ähnliche Bewandtniss hat es mit der Kammer u. dem Sal des Adelshauses. Gewönlich ist die Bedeutung: die Gesammtheit der livl. Landräte u. Kreisdeputirten. Entgegen dem: Sal, d. h. der Gesammtheit der im Adelssal versammelten Adeligen u. Landsassen. W. v. Bock sagt in 370. II. 2. 72: der ritterschaftliche Ausschuss (Konvent), bestehend aus der Kammer der (12 lebenslänglichen)Landräthe und der Kammer der (12 von drei zu drei Jahren wählbaren) Kreisdeputirten. — Durch Beschluss des livl. Landtags v. 1869 sind die Landsassen (adelige u. nichtadelige) zu allenA delsstellen wälbar; in die Kammer dagegen können nur immatriculirte livl. Edelleute gewält werden, d. h. zu Landräten u. Kreisdeputirten.

Gutzeit 1889a, 26f.
Kammer. In Besucher- und Liggerkammer, ein kleines Häuschen, bei den Ambaren.
Ein Carcer, od. die sogenannte schwarze Kammer, 351. 2. J. 1828. 3, für Sträflinge des Nikolai-Armenhauses in Riga.
Die Beschaffenheit der Kruge, und besonders ihrer „Deutschen Kammern“ (Gaststuben) für Reisende, die nicht Bauern sind, 176. 1831 18. Wol nur im Munde Einiger! s. Krüge.

Habicht 1956, 348
die Grosse Kammer Hier ist ein Raum in einem estnischen Bauernhofe resp. Bauernhause gemeint.

Krug2
‣ Varianten: Krög

QUELLEN

Bergmann 1785, 41
Krug, Schenke

Hupel 1795a, 129
Krug, der, bezeichnet 1) die Schenke, das Trink- oder Wirthshaus, 2) ein Trinkgeschirr, Maaß, 3) eine steinerne Flasche oder Büchse. In der ersten Bedeutung ist der Bauer-Krug die Stube wo Bauern trinken und herbergen; hingegen besteht der deutsche Krug gemeiniglich aus 1 oder 2 Zimmern wo Deutsche einkehren: beide befinden sich neben einander unter einem Dache. Ein nahe bey einer Stadt erbauete Krug wo Bürger sich belustigen, wird gemeiniglich Traktor genannt.

Ewers 1831, 189
Krug Schenke

Gutzeit 1874, 96
Krög, s. Krug. Nd. Ehemals oft. Im Kröge, 349. XXI. 1. J. 1620; Kröchvater, ebda. Daher der hier gew. Familienname Kröger.

Gutzeit 1874, 104
Krug, der, Wirtshaus u. Einkehrhof auf dem Lande und auch noch in kleinen Landstädten. Bei Hupel erklärt: Schenke, Trink- oder Wirtshaus; bei Bergmann: Schenke. — Die Krüge bestehen aus dem eigentlichen Krugshause, in welchem sich die Wirtschaft und das Gelass für Reisende befindet, und aus der Stadolle. In dem Krugshause unterscheidet man die sog. Krugstube von der sog. Gaststube und der sog. Schenkstube. Letztere steht durch den Schenktisch in Verbindung mit der Krugstube.
In Livland dürfen nur diejenigen einen Krug bauen, deren Krugstellen im schwed. Wackenbuch ausdrücklich angezeigt stehen, oder die nachher ein solches Recht erlangt haben, 182. I. — Außer den Krügen an Straßen und Wegen gibt es noch Dorfs-, Kirchen- und Winkelkrüge. - Adeliche Krüge, 180. III. 1. 80. — Bauerkrug, sagt Hupel, ist die Stube, wo Bauern trinken und Herbergen; der deutsche Krug besteht gemeiniglich aus 1 oder 2 Zimmern, wo Deutsche einkehren; beide befinden sich neben einander unter einem Dach. In diesen Bemerkungen Hupels ist Bauerkrug dasselbe was Krugstube, deutscher Krug das was Gast- oder deutsche Stube heißt. — vgl. Winterkrug und Bauerkrug.
In Zusammensetzungen mit andern Hauptwörtern bald Krug, bald Krugs, und zwar willkürlich und gleich üblich. In Krugstelle, Krugstock, Krugstube, Krugtag, Krugvater meist ohne Binde-s.
Ehemals 1) Wirtshaus in der Stadt Riga und Vorstadt. Ein Brauer, weiler den — im Kruge gefluchet, 849, XXI. 1. J. 1649/50; mutwillige Bettler, welche in den Krügen und Steinhäusern liegend mit Schwelgen und Gesöffe das gesammelte Almosen verprassen, 349. XVI. 2. J. 1694; wan dan in solchen Häusern (Krügen) gewönlich junge Möddern sein, mit welchen sie (die Krüger) ihr Bier desto besser ausschenken können, 349. XI. 1; keine Weinkeller, Bier-, Meht-, Brantweinkrüge nach 9 Uhr offenhalten, 349. XX. 1. J. 1592. — 2) Wirtshaus als Versammlungsort der Handwerker, Gesellenherberge. Wann ein fremder Gesell gewandert käme, der soll in den Krug ziehen und nach dem jüngsten Meister schicken, 255; ein Gesell — soll sich in den Krug verfügen und nach dem jüngsten Meister schicken, 257. Unrichtig ist in Grimms Wtb. Krug Sp. 2434. 1. c. die Erklärung: eine Art Gesellenverein, Bruderschaft, auf welche Deutung das Wtb. unter 3. c. zurückkommt, vgl. Krugvater. — 3) s. Poststation? Es sollen aber Krüge an den Landstraßen aufgerichtet werden, darin die Reisende Schießpferde für Bezahlung haben können, 349. XV. 1. J. 1662; die Freiheit, Krüge und Stadollen zusetzen, in einem Erlass v. 1670 und in 349. XIX. 5. J. 1735.

Sallmann 1880, 36
Krug Schenke, Gasthaus auf dem Lande und in den Landstädtchen. Gutzeit bemerkt: „Die Krüge bestehn hierzulande aus dem eigentlichen Krugshause, in welchem sich die Wirtschaft und das Gelaß für Reisende befinden, und aus der Stadolle. In dem Krugshause unterscheidet man die Krugsstube von der Gaststube, dem „deutschen“ Zimmer, und der Schenkstube, welche letztere durch den Schenktisch mit der Krugsbtube in Verbindung steht“. Der Wirt heißt Krüger oder Krugsvater. Davon Krugsweib, -magd, -hier etc

Sallmann 1880, 125
Krug. Bei den Krügen, den Bauerwirtshäusern, unterscheidet man, abgesehen von denen an Straßen und Wegen, landische und städtische, unter den landischen wiederum Dorfs-, Kirchen- und Winkelkrüge, jenachdem sie in einem Dorfe, nahe der Kirche oder einzeln liegen.

Pantenius 1907, 48
der Krug ländliche Gastwirtschaft
Nur die Krüge waren im Stil des niederdeutschen Bauernhauses gehalten.

Masing 1926b, 58
Krug 'Wirtschaft auf dem Lande' (mnd. krōch; Grimme, S. 159; Schumann, S. 21; Frischbier I, S. 435).
ebd. 12: opr. + bd.

Munier-Wroblewski 1927-1931, 23
im Kruge

Vegesack 1935, 30
der Krug bäuerliche Gastwirtschaft

Maltz 1955, 33
der Krug ländliche Gaststätte

Habicht 1956, 77
der Krug ländliche Gastwirtschaft

Pantenius 1959, 72
der Krug ländliche Gastwirtschaft

Vegesack 1963, 223
der Krug bäuerliche Gastwirtschaft

Nottbeck 1987, 49
Krug (rus.) - Runde (kruglye = rund) / R.
Gehen wir noch einen Krug mit dem Hund.

Kobolt 1990, 163
Krug m Wirtshaus
mnd. krôch, krûch Schenke, Wirtshaus; plattd. Krug, Krog, Kraug, Krouch Schenke, Wirtshaus; pr. Krug, Krog Schenke; nhd. Krug niederd. für: Schenke.


QUELLEN (Informanten)

der Krug 'das Gasthaus' 1. Seßwegen später Kl. Rorp / Kr. Wenden, 2. Riga 'Gastwirtschaft, verbunden mit der Post'

Kerkovius, Martha: Riga
Krug, der ländliches Gasthaus

Krugsstube die
‣ Varianten: Krugstube

QUELLEN

Gutzeit 1874, 105
Krugstube, Krugsstube. In Grimms Wtb. Schenkstube erklärt. In unseren Krügen unterscheidet man die sog. Krug(s)stube von der sog. Gaststube und der sog. Schenkstube. Letztere steht durch den Schenktisch in Verbindung mit der Krugsstube, 175. 1860. — Es ist die große Stube in einem Kruge für die Bauern und Fuhrleute; Krügersstuben sind die Wohnzimmer des Krügers.
Er schreit wie in einer Krugstube; es ging da her wie in einer Krugstube.

Pantenius 1880, 15
die grosse Krugstube die Gaststube

Pantenius 1959, 70
Krugstube

Lette die
de Theke; et lett

QUELLEN

Hoheisel 1860, 28
Lette = Ladentisch, z.B.: „Sie steht hinter der Lette.“

Gutzeit 1882, 167
Lette, die. Nach Gadebusch in Livland die Klappe an dem Tisch in einem Kramladen, sonst aber auch jeder Klapptisch, mensa pensilis. — In Riga: Ladentisch, Verkaufstisch, Tonbank in Buden. Die alte Frau, welche „hinter der Lette“ saß im Kruge), rig. Ztg. 1872. 13. — In den Buchstaben erinnert Lette an Letze, Vertheidigungsgang, Schutzwehr; doch kommt es in der Schreibung Lede in Riga schon beim J. 1467 vor: En yowelk knakenhouwer gift van synem lede alle jar 2 mk, 466. III. 145. Als Erklärung bemerkt dazu L. Napiersky: Let, Deckel, Lade, Verkaufstisch, hier Verkaufsstelle der Fleischerin den Fleischbänken. An das estn. laud, Brett, Tisch, ist nicht zu denken. Das brem. Wtb. (III. 63) hat nur Lid, kein Lede, in d. Bed. von Deckel, wol aber (ebda. 20/21) Laatje in der Bed. von Raum, Platz, etwas hinzulegen, vgl. ebda, leiten und laten.

Westermann 1887, 387
Lette, die 'Verkaufstisch'

Gutzeit 1889a, 57
Latte, die, sprechen in Riga Einige st. Lette, Ladentisch.

Gutzeit 1889a, 59
Lette, die, Tonbank u. dgl. An der Schranke des Kirchenchors befand sich ein Lesepult, lettum genannt zum Vorlesen der Evangelien, R. Guleke in 396. XXXI. 561. — Diese Gestaltung ist im Grimms Wtb. unter Lettner nicht angefürt u. entweder ein Lese- oder ein Schreibfeler. Sonderbar übrigens, wie es auch an deutsches Lette erinnert.
Das Wort schon in 466. III. 145. J. 1467 item en jowelk knakenhouwer, gift van synem lede alle jar 2 mk, Verkaufsstelle der Fleischer in den Fleischbänken, od. bestimmter Scharre Fleischbank, (wie es ehemals hieß).

ZdADS 1910, 395
Lette, die = Schanktisch des Wirts. [Im Leserbrief von E.R. aus Kraslau/Kurland zitiert, sonst nirgends belegt]

Seemann von Jesersky 1913, 144
Lette, Verkaufstisch, Ausschenktisch.

Mitzka 1923, 17
Lette Ladentisch

Masing 1926b, 60
Lette „Ladentisch; Buffet“ (mnd. lit, let „Deckel; Fensterladen, der aufgezogen als Verschluss und niedergelassen als Verkaufstisch dient“; Frischbier II, S. 31 Lit, Litt, pltd. Lött „Schenkbank, Ladentisch“)

Wiget 1927, 13
im Gegensatz zum Nd.: fem.!

Munier-Wroblewski 1927-1931, 124
an einer Lette voller Schnapsflaschen ...

HWbGA 1936, 202
Lette 'Ladentisch' aus mnd. lit, let 'Fensterladen, Ladentisch'

Grosberg 1942, 164
Eben steht der dicke Kirchenkrüger in Hemdsärmeln hinter der Lette. [= Theke]

Schiller 1951, 64
die Lette Theke

Hueck-Dehio 1955, 360
„Auf der 'Lette' standen große Glas-Dosen voller Fruchtbonbons.." [Anm.: Lette = Ladentisch]

Habicht 1956, 405
Lette Ladentisch

Hueck-Dehio 1959, 9
Die Schelle über der Tür klingelte, Herr Ploetz tauchte eilig .. aus den Hintergründen seiner Bude auf, nahm den vorschriftsmäßigen Platz hinter der Theke ein („Lette“ sagte man damals) und verneigte sich.

Sass 1963, 23
Was hier in fest gezimmerten Buden über die Tonbank hinweg feilgeboten wird, was uaf Dutzenden von Bügeln unter dicht gefugten Dächern zum Verkauf hängt oder hochgeschichtet auf der Lette liegt, ist neu, solide, dauerhaft. Wer nach etwas Handfestem für die Minna sucht oder für den noch immer höflichen Dwórnik* [=Hausmeister] zu Weihnachten oder für die alte Balod in Assern (bei der es die schönsten Erdbeeren gibt - das Pfund 600 Gramm -

Nottbeck 1987, 54
Lette - Tresen, Theke / E.K.L.R.
Er stand an der Lette und hob einen Schnaps.

Kobolt 1990, 172
Lette f. Ladentisch, Tresen
mnd. letten hindern, letsel, lettinge Hindernis; Br.Wb. Letting Hinderung; pomm. letten behindern; pr. Lit(t) Ladentisch, Schenkbank.


QUELLEN (Informanten)
Weiss, Lis-Marie: Reval
Lette, die Theke, Ladentisch, Schanktisch.


Lette Verkaufstisch, WL 1,23

Schmandkuchen der
‣ Varianten: Schmantkuchen

QUELLEN

Pantenius 1881, 6
[Käsekuchen?]

Gutzeit 1898, 140
bei Bäckern und Zuckerbäckern ein kleines rundes Gebäck, insbesondere auf dem Kaffeetisch; in den Kochbüchern auch im Sinne von Schmandpudding. In Grimms Wtb. nach Frischbier: Törtchen mit Schmandcreme. - Die Fülle zu dem Schmandkuchen, 155.2.321. die bei der jetzigen Station Pupe der Riga-Tuckumer Strandban gebackenen wurden von allen ehemaligen Strandfarern sehr geschätzt, viel gekauft und gaben jenem Kruge den Namen „Schmandkuchenkrug“.

Taube 1944, 57, 85
S. 57: "... die meiner Heimat eigenen Schmandkuchen, zu Hause bereitet ..."
S. 85: "... dazu noch die rasch herstellbaren schäumigen Schmandkuchen.“

Pantenius 1959, 36
[Käsekuchen]


QUELLEN (Informanten)

Festgebäck
Riga, Walk 1930, Mitau, Libau, Dorpat

Stadolle
‣ Varianten: Stadoll

siehe auch Krug2, Krügerei, Krugshaus, Krugsküche, vgl Krugsstadolle, Schießstadolle, Steinhaus

QUELLEN

Lindner 1762, 237
Stadolle, ein Krug, wo eingefahren wird, ist ein Polnisches Wort, Steinhaus aber eine Bierschenke, besonders in Kellern.

Bergmann 1785, 67
die Stadolle [vom veralteten Stadel ein Stall] der Schoppen an den Schenken.

Hupel 1795a, 224
Stadolle, die (Einige sagen Stadulle und noch häufiger Schtadulle) ist der große Stall- und Wagenraum oder Schoppen an Wirthshäusern. (Bergm. leitet es her vom veralteten Stadel oder Stall; aber noch jetzt heißt Stadel oder Stodel in etlichen Gegenden Deutschl. eine Scheune, und einer solchen sieht unsere Stadolle beynahe ähnlich.)

???, 123
Stadolle ... Fußnote: „Das ist ser bedeckte große Raum neben dem Kruge oder dem Wirthshause, wo Pferde und Wagen gemächlich untergebracht werden.

Petri 1802, 99
Stadolle, Statolle, Pferderaum in den Schenken und Wirtshäusern

???, 30
Stadolle 'Stall'

Sallmann 1880, 51
Stadól, Stadólle Scheune, Wagenremise am Bauernkrug, bair. u. östr. noch mundartlich für „Scheune“, ahd. stadal, ags. stadol Stätte, altn. stödúll Stall.

Arbusov 1910, 32
Die Livländische Landesordnung var 1668
S. 32 Quelle J.1647: alsz dasz die heerstraszen mit guten Stadollem und krügen versehen.

Seemann von Jesersky 1913, 174
Stadolle, fester Raum zur Unterkunft der Gefährte in den Krügen.

Kiparsky 1936, 183
Stadolle [štadólə] f., Stadol [štadól] n. 'Schuppen an den Krügen' ‹ r. dial. стодоля 'Scheune, Scheuer' (über die Herkunft [aus ahd. stadal] vgl. KIPARSKY Gemeinslav. Lw. 161). E.L.K. - BERGMANN 67, HUPEL 224, GUTZEIT II, 105, SALLMANN N. 36; 51, E. ECKHARDT ZsaDSprV. WB 11, 31 glauben irrtümlich, das bd. Wort sei die unmittelbare Fortsetzung des ahd. stadal.

Anderson 1938, 148
trotz der sonst für das Südgroßrussische und Weißrussische charakteristische Ersetzung des unbetonten o durch a dürfte das Wort nicht aus dem (bei den Polen entlehnten) russ. Dialektwort stodolja (oder -la) stammen, sondern direkt aus dem poln. stodoła; der Ausdruck scheint mit dem Einfluß der poln. Gutskultur zusammenzuhängen od. Talubbe neben Tolubbe f. 'Schafpelz' ‹ poln. tołub 'gefütterter Oberrock'."

Grosberg 1942, 211, 212, 320
die Stadoll, die Stadolle. Raum zum Unterbringen der Pferde und Wagen bei landischen Krügen.
[212] Die Stadoll links vom Kruge ist die Bauernstadoll, während die rechte, die sich an das deutsche Ende des Kruges anschließt, als die deutsche Stadoll bezeichnet wird.


QUELLEN (Informanten)
Transehe, N. von: Wolmar
Stadolle, die, der große Stallraum der landschen Krüge, in welchem die Pferde (meist mit dem Wagen) rasten/übernachten konnten. Das Wort ist der polnischen Sprache entnommen.


Stadolle 'Anbau an ländliche Krüge (?) zur Unterstellung von Wagen und Pferde der Besucher'
[Anmerkung; wahrscheinlich leichter Schuppen od. Überhängdach, wo die Besucher ihre Pferde u. Wagen drunter stellten.] [+ Illustration!] (Bellenhof bei Riga um 1930)


die Stadolle 'Abstellgebäude für Gespanne' 1. Popragger/Kr. Tuclsen, Gem. Erwuhlen; 2. Fihteets (?) Kurland, zuletzt Lettgalen 'Pferdestall des „Kruges“, meist zum Durchfahren eingerichtet'; 3. Goldingen (Kurl.) u, Kujen (Livl.) 'Das Gebäude, in demdie verschiedenen Wagen standen'; 4. Hoppenhof/Kr. Walk; 5. Riga; 6. Riga 'zum Abstellen der Wagen; auf Poststationen erholten sich auch die Pferde in der Stadolle'; 7. Riga, Hagensberg 'zum Abstellen der Wagen u. Pferde in den ländlichen Krügen'; 8. Riga, Oger; 9. Bellenhof by Riga bis 1920, dann Riga 'war an Landkrügen angeschlossen u. diente zum Abstellen der Pferde u. Rinderherden, die man zur Stadt trieb'; 10. Feldhof über Passmacken; 11. Reval 'Wagenschauer ohne Tür'; 12. Werro 'überdachter Raum zum Abstellen für Wagen u. Pferde'; 13. Libau 'Unterkunft für Pferd u. Wagen, a, ländl. Gasthof, langes Gebäude ohne Fenster, mit 2 gr. Toren (Ein- und Ausfahrt) und Ha....röse u. Wasser (?)
die Stadolle 'Pferdestall' 14. Riga; 15. Herbergen/Kurland, Riga; 3. Neuhausen/Kr. Hasenpott 'Einfahrt für Pferde'; 17. Tuckum ÄPferdestall im Krug'; 18. Baltischport, Petersburg, Fellin 'Remise, Wagenschauer'
die Stadolle 'zum Einstellen von Pferd und Wagen' (Riga um 1930)


die Stadolle 'der Stall' (Mitau um 1930)
die Stadolle 'der Pferdestall', 'Wagenschuppen'(Libau um 1930, Goldingen um 1925, Goldingen um 1925, Riga, Pernau, Reval, Dorpat)

verfließen

QUELLEN

Gutzeit 1889c, 12
verfließen. Ein Brauer, weil er den — im Kruge gefluchet, daß er nebst all den ihrigen verfliessen sollte, 349. XXI. 1. J. 1649/50 — Die Feistigkeit des Mists verfleusst mit dem Schneewasser in den Gestüten oder Gebrechten, 329. 22. — Lichte verfließen, verlaufen.


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