Kerl der
► QUELLEN
Hupel 1774-1782, 67
Junge Edelleute sahen sich aus Armuth öfters gezwungen, wie in Pohlen, bey ihren Reichen Mitbrüdern in Dienste zu treten, und manche harte Begegnung zu erdulden: in schwedischer Zeit war dieß sehr gewöhnlich. Nach etlicher Jahre Dienst machte sie ihr Herr, wie man es damals ausdrückte, zum Kerl, das ist, er gab jedem ein gesatteltes Pferd, ein Paar Pistolen und den Degen: nun gingen sie in Kriegsdienst und dienten von unten auf ...
Hupel 1795a, 108
Kerl, der, bezeichnet zwar einen erwachsenen Mann, doch gemeiniglich nur von geringem Stande.
Als Anhängesilbe drückt es einen Geschäftsträger auch ein niedriges Amt aus; z.B. Postkerl, st. Postbote, Kirchenkerl od. Glockenkerl st. Glockenläuter; Säekerl st. Säer oder Säemann; eben so Ringenkerl, Waagekerl, Wachkerl.
Krüger 1832, 124
Kerl oder Junge oft auch schlechtweg ein Mensch: die gewöhnlichem Benennungen des lettischen Hofgesindes.
Gutzeit 1874, 28
Kerl. 1) irgend ein Mensch geringen Standes, vgl. Grimms Wtb. Sp. 583. 7. e und f. Gew. und schon von Hupel angef. Krüger (319. 124) sagt: Kerl oder Junge, oft auch schlechtweg ein Mensch, sind die gewönlichen Benennungen des lett. Hofgesindes. — Die verordenten Kerlß, so zu Tische dienen, 309. 12. J. 1593. -
2) Knecht oder Bediensteter niederer Art. Er halt einen Kerl, Knecht. Häufig in Zusammensetzungen: Fußkerl, Postkerl, Wachkerl, Trosskerl, Hauskerl, Faselkerl, Holzterl, Kirchenkerl, Säekerl (Säer), Wagekerl n. s. w. Bei Petersen (321. 5): Ach und Wehkerle und ABCkerl. —
3) Ehekerl, Ehemann. Eine Erbdirne oder Weib würde ausgeheiratet in ein fremdes Gebiet, es begebe sich aber (l. es begäbe sich), daß ihr Kerl sterben würde, 350. XVII. 4. J. 1592. vgl. Ehekerl. Und noch jetzt: dies Weib hat einen Kerl. In schwedischen Zeiten war es noch gewönlich, dass junge arme Edelleute bei ihren reichen Mitbürgern in Dienst traten. Nach etlicher Jahre Dienst machte ihr Herr sie, wie man sich damals ausdrückte, zum Kerl, d. h. gab jedem ein gesatteltes Pferd, ein Par Pistolen und Degen, worauf sie in den Krieg zogen und von unten auf dienten, 182. II . 67.
Sallmann 1880, 50
Kerl in der altclev. Bedeutung „Dorfmann“, keineswegs verächtlich; in zahlreichen Zusammensetzungen, oft = nd. „Bursch“: Arbeitskerl, Eintags-, Fasel-, Fuß-, Grün-, Haus-, Hofs-, Holz-, Kirchen-, Kleten-, Los-, Milch-, Post-, Riegen-, Tross-, Vieh-, Wachtkerl.
Hahn 1911, 27
Der Ausdruck „Kerl“ wird in verschiedenen Zusammensetzungen zur Bezeichnung einer männlichen Person bäuerlichen Standes gebraucht: Freikerl, Riegenkerl, Wachtkerl, Dreschkerl usw.
Seemann von Jesersky 1913, 134
Kerl - Hausknecht.
Taube 1944, 40, 43, 94
[der Kerl als zweiter Bestandteil von Berufsbezeichnung.(ohne abschätzige Nuance) Die Riegen dienten auch als Getreide- und Strohspeicher. Ihre Aufseher, die Riegenkerle, ...
... dort die Kleete, so hießen bei uns zu Lande die Hauptgetreidespeicher. Sie unterstanden dem 'Kleetenkerl'
Ein wichtiger Mann im Hofe war der „Wachtkerl“. .. er fuhr nach Brennholz, ..., er war Nachtwächter, schlachtete, hatte noch tausend andere Verrichtungen. Sein Amt war ein besonderes Vertrauensamt.
Habicht 1956, 353
Kerle Bauern
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QUELLEN (
Informanten)
Schönfeldt, Alfred, Sen.: Riga, Petersburg, Estland
Zu Taube: in Riga nannte man den Mann, der Holz anfuhr oder in die Wohnung schaffte, „Holzkerl“.
Kerl 'Knecht' 1. Lesten (1918-27), Kliggenhof u. Riga (1927-39); 2. Reval (1918-39), vorher Südwierland (St. Simonis).