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britsch Interj
‣ Varianten: pritsch

vgl bratsch

DAZU:
siehe auch Interjektionen

QUELLEN

Gutzeit 1859, 153
britsch, (◡), was brietsch. Entsprechend unserm britsch und brietsch haben die Letten die Schallwörter brihksch und briksch.

Gutzeit 1886, 179f.
britsch (-), ein Schallwort, das in d. Bedeutung ganz verschieden ist von deutschländischem britsch od. pritsch, d.h. fort, weg. Unser britsch bezieht sich auf ein Geräusch, auf einen Schlag, welche mit Schnelligkeit erfolgen, entspricht daher mehr oder weniger dem ritsch u. riz u. wird, wie diese, durch Nebner mit a gern verbunden u. verstärkt: britschbratsch, rizraz, ritschratsch. Dem hochdeutschen britsch ist diese Verknüpfung fremd. Doch findet sie sich im Niederdeutschen. Berghaus (479) erklärt brits od. britsch verloren, von einem Schlage, der nicht recht getroffen hat; auch: kurz und klein, kaput, weg. Das Schiff ist brits; #t geit all britsch es geht alles verloren. Britsch bratsch erklärt Berghaus als Erneuerung des Schlages.
Grimms Wtb. deutet deutschländisches britsch als einen Imperativ von britschen, doch will die Bed. von britsch u. britschen nicht recht zusammenfallen. Nicht zweifellos ist auch die Ansicht derjenigen Forscher, welche deutschländ. britsch mit böhm. pryč zusammenfüren, wie dies z.B. Leo Meyer (408. 1873. 16) tut. Denn erstlich müsste erklärt werden, weshalb gerade aus dem Czechischen u. nicht dem Wendischen od. Polnischen die Entlehnung stattgefunden u. weshalb von dem gleichbedeutenden czech. pryč od. preč gerade ersteres Aufname erhalten haben sollte, da es sich doch mit seinem y von dem gleichwertigen Ausdrucke aller übrigen slaw. Sprachzweige entfernt, welche alle, mit Ausname des russischen, e aufwerfen. Sollte aber selbst das deutschländische britsch mit böhmisch pryč zusammenhängen, so kann das von unserem Schallwort britsch (-) durchaus nicht gelten. Im böhm. pryč findet weder unser brintschen Erklärung noch das in ders. Bed. begegnende britschen, in Verlust oder um etwas bringen. Unser britsch (-) steht offenbar im engsten Zusammenhang mit deutschländischen britschen u. Britsche Schlägel, Holz zum Schlagen, stellt sich aber auch wie ein Übergangswort zu lett. brihz, während das deutschländische britsch (◡) u. insbesondere heidibritsch wie ein Übergangswort zu lett. brisdubrasdu sich ausnimmt.
Unser britsch ist wie briz, brizen, britschen u. brintschen erst seit dem Ende vorigen Jahrh. zu bezeugen. Ebenso jung erscheinen auch die lettischen brihz und brisdu-brasdu, welche von Lange noch nicht, auch nicht von Hupel (444), sondern zuerst von Stender verzeichnet sind. Brihz stellt nach Stenders Erklärung den Schall einer Maulschelle vor, brisdubrasdu aber bedeutet über holl über boll, d.i. schnell, in großer Eile. Dass britsch lett. Abkunft, widerlegt sich schon aus dem Felen desselben im Lettischen; bei briz kann die Herkunft fraglich sein. Anders bei dem hierortigen britsch (-), welches undeutsch klingt u. im lett. briksch sich wiederfindet; es stellt „den Schall vor, wenn etwas unter den Händen zerbricht.“ Dieses briksch entspricht unserem britsch, ebenso wie d. lett. brikscheht unserem britschen, nach Stenders Erklärung: ans Ohr geben, daß es klatscht, nach Lange's: klatschend ans Ohr geben u. dgl. Es ist ein Schallwort wie unser britsch, britschen, brizen, ritschen, rippsrapps, rizraz, ritsch.

Gutzeit 1890, 394
pritsch oder britsch, weg, fort, verloren. Bei uns unbekannt oder wenigstens ganz ungebräuchlich. Der Ansicht, es sei entstandenaus cz. pryč, ist entgegenzustellen, dass pryč bur im Czechischen vorkommt, in den übrigen slaw. Sprachen selt. und daher eher dem viel verbreiteten deutschen pritsch-britsch seine Entstehung verdanken könnte, als dieses jenem. Man hat sich zu vergegenwärtigen, dass Wörter gleicher Bildung, welche auf tsch auslaufen, in Deutschland gewönlich sibnd und solche, wie britsch, bratsch, bratz u.s.w. etwas mit Geräusch Geschehendes und schnell Vorübergehendes anzeigen, und dass daraus die Bedeutung weg, verloren sich von selbst ergibt. Die Ableitung von cz. pryč hat daher ebenso wenig Wahrscheinlichkeit wie die von futt aus lat. fuit. Vgl. Wörterschatz d. deutsch. Spr. Livl., Nachträge zu A-F, unter britsch. - Verschieden in der Bedeutung von hd. britsch-pritsch ist unser britsch (-) oder britsch (◡), welch letzteres indessen selten oder kaum vorkommt. Es sind Schallwörter, welche etwas schnell und mit Geräusch Geschehendes bezeichnen (vgl. Wörterschatz I. 153), und denselben Begriff wie briz enthalten. Von diesen Schallwörtern bilden sich die Zeitwörter britschen (-), britschen (◡) und brizen.

Lehre die
et leer

QUELLEN

Hupel 1795a, 141
Lehre, die, heißt ausser der allgemeinern Bedeutung, besonders der Religionsunterricht junger Leute, welche zum ersten Male communiciren wollen, z.B. der Pastor hält Lehre, nun ist Lehrzeit.

Hoheisel 1860, 28
Lehre Confirmandenunterricht

Sallmann 1880, 70
die Lehre besuchen den Confirmationsunterricht genießen.

Gutzeit 1882, 160f.
Lehre. Eine der beschwerlichsten Arbeiten eines Predigers, äußert Hupel (182. II. 101), ist die Lehre oder der Unterricht derer, die zum ersten Mal zum Abendmal gehen. Aus einem volkreichen Kirchspiel finden sich im Winter mehr als 160 Lehrkinder. Vor dem öffentlichen Aufgebot muß sich das (bäuerliche) Brautpaar bei dem Prediger zur Lehre melden, welches man Beten nennt. Er prüfet, ob sie sich heirathen können, ob sie das Erlernte behalten und sich im Lesen geübt haben, katechisirt sie und ermahnt sie zur treuen Beobachtung der Ehepflichten. Nach dieser „Brautlehre“ sieht man sie als öffentlich Verlobte an, ebda. Der Pastor hält Lehre, gibt den Religionsunterricht. — Ebenso in Estland. Lehre nennt man in Estland den der Confirmation der estnischen wie auch der deutschen Jugend (Lehrkinder) zuvorgehenden sechswöchentlichen, in jedem halben Jahre sich wiederholenden, vom Prediger ertheilten Unterricht in der christlichen Religion und Moral, 176. 1837. 110. Lehre ist demnach, bemerkt Merkel zu dieser Stelle ebda. 137, Confirmanden- oder Confirmationsunterricht. vgl. 390 c. 70. — Sich zur Lehre einfinden, 176. 1837. 130; nach einmaligem Besuche der L. frei gesprochen werden, ebda. 110; die L. im folgenden Halbjahre zum zweiten Male besuchen, ebda.; zum dritten Mal in die L. kommen, ebda. — In Werro: Bei einem Pastor in die L. gehen; die L. besuchen oder anhören oder zuhören, in der Bed. von: Confirmationsstunden besuchen.
In Riga bis vor Kurzem dafür Confirmationsunterricht, neuerlichst auch Lehre und Confirmationslehre, durch Prediger in Gebrauch gekommen, die aus Livland nach Riga kamen. Doch klingt Lehre für Confirmationsunterricht den meisten Rigaern noch seltsam und ebenso die Zusammensetzungen Lehrkind, Lehrmädchen 2c.
Von Knaben, die zur Erlernung des Handels od. eines Handwerks verdungen werden, sagt man, „sie seien in die Lehre gegangen“.

Gutzeit 1892b, 31
Lehre, Confirmationsunterricht. Der Ausdruck Confirmation bei Lutheranern entspricht demjenigen der Katholiken: Firmung, der Bedeutung nach: Bekräftigung, Befestigung, (im Glauben). Dieser Bedeutung entspricht keineswegs der vom Lande her von einigen Predigern nach Riga gebrachte Ausdruck Lehre, welcher in Riga seltsam erscheint und nur für Handlungs- und Gewerkslehrlinge gilt, außerdem denjenigen Begriff nicht wiedergibt, der im Worte Confirmation oder in der „Erneuerung des Taufbundes“ enthalten ist. — Der in Deutschland vorkommende Ausdruck Katechumene für unser Confirmande ist hier ganz ungebräuchlich oder unbekannt.

Rige die

QUELLEN

Pantenius 1880, 169
der Rigi - der Rigifluss
Rigi hiess das Flüsschen, dass die Stelle umfloss auf der Riga erbaut wurde und nach ihm dann auch benannt wurde. Späterhin wurde der Rigifluss in Eichenbohlen gefasst und floss nun unterirdisch. Die Risingstrasse in der inneren Stadt war noch die letzte Erinnerung an den Rigi. [Paul Weinert]

Gutzeit 1887a, 39
Rige, die, Reihe, Ordnung, mnd. risse, häufiger rege. Die armen Schülerlein, da sie in ihrer Ordnung und riegen gangen, 195. Hennig Chr. 258.

Gutzeit 1887a, 39f.
Rige, die. Ehemals 1) ein in die Düna fallendes Flüsschen, an dem die Stadt Riga angelegt worden und von dem sie wahrscheinlich ihren Namen hat, da sich wol hier, wie in anderen Fällen die Tatsache offenbart, dass nicht der Name des Hauptstromes, sondern derjenige des Nebenflusses die Benennung des daran liegenden Ortes wird. vgl. 174. 1870. 241 u. 242. Diese Ansicht, dass der Name der Stadt Riga von dem Namen des Flüsschens Rige herrürt, findet sich zuerst bei Pistorius im J. 1548 ausgesprochen: ast alii Rigam dicunt de nomine Rige, exigui rivi praetereuntis eam; später bei J. B. v. Fischer in 447a. 155: Es ist dann wohl von dem Bach (Rige) — der Nahme der Stadt entstanden. In lateinischen Zeugnissen Riga u. Ryga, in plattdeutschen Rige, Righe, Ryge, Ryghe, Rie, Rye u. Rije. Diese nd. Wortgestalten, welche mit mnd. rie, rye, rije, ryge, rîge, d. h. Bach, kleiner Bach zusammenstimmen, lassen erklärlich erscheinen, dass die Benennung des Flüsschens als aus dem Niederdeutschen stammend für mehr od. weniger gewiss erachtet wurde. So vielleicht zuletzt noch von Ed. Pabst(192. III. 259): das plattd. ruje, rüje, d. i. Fluß, Bach, Graben, wovon unter anderm auch Riga und die Reuß ihren Namen haben, vgl. 194. IV. 22. Im Gegensatze dazu glaubte der frühere russische Lehrer Philemon Svätnoi in Riga, später in Reval, die Benennung im Slawischen — reka, kl.-russ. rika Fluß — wiederzuerkennen. Ich habe (196. X. 231) die Ableitung aus nd. rüje für ebenso gewagt und zweifelhaft ausgeben, wie von slaw. rika. Tatsache ist, dass keine inziges Flüsschen Deutschlands je Rige gehießen hat, der Ausdruck hat stets nur ein fließendes kleines Wasser bezeichnet. Da überdies alle Flüsse und Flüsschen Livlands, mit verschwindender Ausnahme, wie Aa, Schwarzbach u. Schwarzbek, einheimische und undeutsche Namen tragen, so ist, alles zusammengenommen, nicht zu bezweifeln, dass auch die Benennung Rige eine nichtdeutsche, eine einheimische ist. Will man anderseits auf slaw. reka — rika zurückleiten, — woran zu denken, die Verwandtschaft des Lettischen mit dem Slawischen Anlass geben könnte, so vergisst man die vielen Sprachen gemeinschaftliche Wurzel: gr. ρέω, lat. rivus u. rigare, altsächs. rîha, nd. rige, hochd. rinnen, rieseln u. s. w., spanisch rio Fluss u. s. w. Auch als lettisch ist die Benennung nicht anzusehen, da sie als lettisch überhaupt nicht zu bezeugen ist; bei den Letten könnte auch, wie ein Kenner der lett. Sprache in 176. 1831. 90 bemerkt, „das Flüsschen nicht Rige, sondern nicht anders als Rihga gehießen haben, wie das Diminutiv Rising d. i. rihsina unwiderleglich beweise.“ Die Benennung Rige ist also ebenso wenig eine lettische, wie die Benennung Düna, da letztere im Lettischen daugawa heißt,—ganz in Übereinstimmung mit den Nachrichten Heinrichs d. L., dass nicht Letten, sondern Liwen in der Umgebung Rigas sidelten; Liwen, welche, wie schon Arndt in 179. II. 110. Anm. sagte, sich von den Esten nicht sowol in der Sprache, als dem Lande nach unterschieden. — Zu erwänen ist noch, dass, wenn Rige das nd. rije oder rige Bach wäre, das Wort ein älteres Zeugniss liefern würde, als die Belege, welche das mnd. Wtb. von Schiller u. Lübben gewären; denn ihr ältester Beleg ist eine Hamburger Urk. von 1300. — Pastor Dr. A. Bielenstein(vgl. Dünazeitung 1891. 169: die Grenzen d. lett. Volks u. d. lett. Sprache 1891) leitet den Namen des auffallend sich krümmenden (?) Dünaarmes (Rige) von dem echt litauischen Worte ringotis sich krümmen ab. Das Litauische kommt aber hier ebensowenig wie das Lettische ins Spiel. Es fragt sich selbst, ob ringotis ein echt lit. Wort ist. vgl. sich ringen, ringeln, Ring. Und wie sollte sich Rige aus dem Zw. ringotis bilden? Zum Wenigsten wäre ein Hauptwort, wie das deutsche Ring, notwendig.
Unsere früheren Heimatsforscher sehen die Rige für ein selbstständiges Flüsschen an. So J. B. v. Fischer (447a. 167. J. 1745): „die Rige ist etwa anderthalb Meilen von der Stadt in einem Morast entsprungen.“ Indessen wird die Frage, ob die Rige ein selbstständiger Nach oder ein Flussarm gewesen, zuerst erörtert in 196. X. 243 und im ersteren Sinne entschieden. Eine spätere Untersuchung von C. Hennings im Notizblatt d. techn. Vereins v. 1866. S. 81 fürte zu der Behauptung, „daß die Sage von einem selbstständigem Rigebache kaum der Widerlegung bedürfe... Wenn auch unsere Vorfahren es 1580 ermöglichten, durch bedeutende Grabungen auf kurze Zeit vom Jägelfluss aus einen Wasserlauf in das Risingbassin zu führen, welcher im Stadtgraben vor der Sandbastion eine Mühle trieb, so wird doch nirgends eine Spur von einer alten, selbstgewählten Abströmung dieses Flusses in der erwähnten Richtung gefunden... Der Rigebach so wie die rothe Düna sind alte verlassene Rinnsale.“ — Bei diesen sehr zuversichtlichen Behauptungen wird übersehen, erstens dass die Herstellung einer Wasserleitung im J. 1580, ebenso wie später dahin zielende Versuche zu russischen Zeiten, nichts als Arbeiten zu einer Wiederherstellung od. Erneuerung des früheren Baches gewesen sind, welcher als Mülbach (flumen molendini) wiederholt schon im 14. und 15. Jahrh. erwänt wird, vgl. 174. 1870. 367 und 1871. 156. Dieser Mülbach, der später sog. Sandmülenbach, fiel in den Stadtgraben auf eine Müle (1449), vor welcher er durch einen Mülendeich bei der Sandpforte (d. h. nahe dem jetzt sog. Pulverturm) aufgestaut war. Berücksichtigen wir nun, dass der uralte Mülbach ebenso wie der spätere Sandmülenbach bei dem Sandturm (neben dem erwähnten Pulverturm) in den Stadtgraben fiel, also gerade da, wo der von den neueren Mauern abgesperrte spätere Rising seinen Anfang nahm; so ist die in 174. 1870. 368 ausgesprochene Vermutung, der Rigebach sei ursprünglich eine Fortsetzung des uralten Mülbachs gewesen, keinem Zweifel zu unterziehen, u. die Rige somit keim Flussarm, sondern ein selbstständiges Flüsschen gewesen, das vom Nordosten der Stadt kommend, beim Marstalltor in die Düna sich ergoss. Zweitens spricht gegen die Anname eines Dünanrmes der Lauf, die Richtung des Wassers in der Rige. In allen Flussarmen folgt die Richtung des Wasserlaufs derjenigen im Hauptstrom. In der Rige verfolgte er die ganz entgegengesetzte: die Düna fließt von S nachl N, die Rige floss von NO nach SW. Drittens erweisen alle Grundpläne des alten Riga Dünaarme nur im Bereiche der auf früheren Hölmern ruhenden Moskauer Vorstadt und im nordwestlichen Teil der Petersburger Vorstadt, genauer des ersten Quartals derselben nach d. polizeilichen Bezeichnung bis z. J. 1888; dagegen trennte dieses und die Moskauer Vorstadt ein Landrücken, — das 2. und 3. Quartal der Petersburger Vorstadt —, u. hier, dem Kubsberg vorbei, rechts oder südlich von demselben, lief der von NO kommende Mülbach, der spätere Sandmülenbach, der Oberlauf des Rigebaches u. spätern Risings Ein Flussarm wäre wol auch nicht zum Treiben einer Müle geeignet gewesen; ein Flussarm hätte auch nie einen eigenen Namen gehabt, auch nicht die Benennungen Rigemünde, Risingsmund, Rigemünder Straße u. ä. veranlasst. — Viertens spricht für die Eigenschaft eines selbstständigen Baches der Umstand, dass die Rige in allen ältesten Zeugnissen sich als Flüsschen erkennen lässt, auch — mit Ausnahme etwa in d. Urk. v. 1299, wo sie, vielleicht mit Absicht, ein kleiner Arm der Düna genannt wird — stets Fluss oder Hafen genannt wird, so z. B. in Urk. vom J. 1258: versus Rigam fluvium; so in Urk. v. 21. März 1801: ponte...constructo in flumine dicto Riga; so in Urk. von 1366, in der gesagt wird, die Stadt Righe sei an dem Fluss Righe gebaut. — Fünftens spricht für den Bach sein selbstständiger Namen, was bei keinem Dünaarm in der Nähe Rigas stattgefunden hat, noch stattfindet. Nur weil die Rige ein selbstständiges Flüsschen war, konnte auch der an ihr gebaute Ort seinen Namen erhalten, d. h. Rige, lat. Riga. vgl. 174. 1870. 241 u. 242. Endlich spricht für einen Bach die Benennung Rigeholm, der am Risingsmunde belegen war und entweder durch die Rige u. einen Rigearm, oder durch die Rige u. einen aus der Düna von SW ins Land tretenden Dünaarm gebildet wurde, vgl. 451. 1874. 42.
Die neueste Untersuchung darüber, ob die Rige selbständiges Flüsschen oder Flussarm gewesen, ist von dem rig. Stadtrevisor Stegman angestellt wor den (Vortrag, gehalten im rig. techn. Verein am 23. Febr. 1889 u. rig. Ztg. 1889. 51 u. 52). Seine Überzeugungen fallen mit denen C. Hennings zusammen; sie können ebenso wenig aufrecht erhalten werden, weil sie sich nur auf Plane des 17. u. 18. Jahrh. stützen, die älteren Zeugnisse der Geschichte außer Auge gelassen haben.
Seit 1500 wird die Bezeichnung Rige allmälig verdrängt von der neuen: Rising.
Behufs Reinigung von Schlamm und Erdmassen wurde die Rige im J. 1535 gepflügt. Sonst hieß das suvern, später:säubern.
2) Der plattd. Name der Stadt Riga; teils mit, teils ohne Geschlechtswort. Im nackenden Brief von 1330: Stadt von Rige; in Urk. v. 1336: Stadt tho der Rige; in Urk. v. 1353: Stadt tho Rige; von 1365: Stadt tho Righe; in Urk. d. röm. Kaisers v. 1481: Stadt Rigen; die Bischöfe zu Riga, 350. IV. Hiervon erhob sich großer Kummer und Jammer zwischen den Brüdern vom deutschen Hause u. der Stadt von der Ryghe, Bardewyks Chronik bei d. J. 1298—1301. (vgl. 174. 1840. 5); in der Stadt zur oder zu der Ryghe, ebda; die Brüder der Stadt zur Ryghe, ebda; der Erzbischof von der Righe, ebda; St. Jürgenshof, den die Brüder binnen der Stadt Righe hatten, ebda; der Rath zu Ryghe, ebda; ritten nach Ryghe, ebda; die Bürger von Ryghe, ebda; kam zu Ryghe der Bote, ebda; mitten des Weges zwischen Dorpat und Righe, ebda; der Rath von der Ryghe, ebda; zogen von der Ryghe nach —, ebda. In den Benennungen to oder to der, von der, zu der oder zur lässt sich erkennen, dass die Benennung der Stadt nach dem Flüsschen gedeutet wurde; in denjenigen ohne Geschlechtswort u. Vorwort, dass der Stadtname ohne Gedenken des Flüsschens dem Schreibenden vorlag. Ebenso wie bei Riga konmmt vor: Stadt to dem Padel (Walk) u. a. — Wenn einige Ausländer Riga nennen Rigau, so liegt dieser Sprachweise wol die häufige au-Endung (ow) der vielen in Nord- und Ostdeutschland ursprünglich slawischen Ortsnamen zu Grunde. Indessen ist zu bemerken, dass auch bei uns eine große Zahl von Ortsnamen auf au ausgeht, so in Kurland Bártau, Eckau, Hasau, Irmelau, Kandau, Rutzau, Würzau, Zirau, welche lettisch heißen Bahrtawa, Eezawa, Uschawa, Irlawa, Kandawa, Ruzzawa, Wirzawa, Zihrawa, obgleich einige, wie z. B. Windau und Libau, ursprünglich Winda (lett. Wente) u. Liva (lett. Leepaja) auf a auslaufen.

Gutzeit 1894, 32f.
Rige, die, ehemaliger Bach, nach dem aller Wahrscheinlichkeit nach die Stadt Riga ihren Namen fürt. Dr. A. Bielenstein (die Grenzen d. lett. B.) hat lit. ringoti krümmen, träufeln, als Ursprungswort der Benennung angegeben, „welches trefflich zu der absonderlich krumm sich windenden, ein- oder mehrfachen Wasserstraße passt, die den portus dictus Riga, einen Bach Riga, gebildet hat“, vgl. Hafen im Wörterschatz I. 467, Riga ebda III. 38 und Rige ebda S. 29.
Im Allgemeinen ist es ein missliches Ding, in dunkelen Benennungen der Vorzeit eine Bedeutung heraus erkennen zu wollen und beispielsweise in Düna— Rige eine Düncn-Aa zu sehen, in lett. daugawa eine Zusammensetzung aus daug (?) groß und awe Wasser, in Domesnes eine Zusammensetzung aus Dom (Kirche)und näs Vorgebirge. Zu solchen gewagten Vermutungen darf wol auch die Herleitung der Benennung Rige (Rigebach) aus lit. ringoti gerechnet werden; dazu habe „sich das echt litauische ringoti in lettischem Munde vocalisirt und habe sich lit. ring in lett. rîg verwandelt“.„Diese Vocalisirung des lit. ring in lett. rîg habe schon vor 1250 stattgefunden.“ In Bezug auf Rige und Riga ist diese Behauptung schon insofern unzutreffend, als die Benennungen Rige — Riga bereits in den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts ganz ausnamslos begegnen, niemals dagegen Ringe oder ringa. Bewiesen wird die Herkunft der Benennungen Rige — Riga auch nicht durch die Behauptung, dass die Semgallen „ziemlich bis an die Düna“ noch in historischen Zeiten gesessen und in vorgeschichtlicher Zeit vor den Liven das Land bis an die Meeresküste innegehabt haben. Denn als Tatsache ist nur anzusehen, wie aus Heinrich d. L. Nachrichten erhellt, „daß Liven auf dem Grunde des heutigen Riga und an der Düna aufwärts bis hinter Kirchholm die ortsansässige Bevölkerung gebildet haben. Somit hat die Angabe, dass ein angeblich litauischer Stamm ring schon vor 1250 von den Letten oder Semgallen zu rîg entennt worden, nichts für sich. Vorausgesetzt noch, dass ringoti und der angeblich litauische Stamm ring echt litauisch sind und eine Entennung desselben in lettischem Munde wirklich stattgefunden hat; und vorausgesetzt, daß der Bach Rige einen ganz absonderlich krumm sich windenden Lauf“ gehabt hat — was nicht zugegeben werden kann.
Wenn darauf hingewiefen wird, dass die Deutung der Benennung Rige — Riga aus dem litauisch-lettischen Stamm ri(n)g schon deshalb vor derjenigen aus mhd. rige den Vorzug verdiene, weil 1) das Appellativum rige (Bach) füglich nicht ohne Weiteres als Nomen prop.dienen konnte, namentlich 2) aber deswegen, weil die Gründer Rigas überhaupt nicht hochdeutsch, sondern niederdeutsch gesprochen haben, so ist darauf zu bemerken, daß 1) das Appellativum rige ebenso gut Nomen prop. warden konnte, wie die Bezeichnung Aa in Deutschland und auch bei uns geworden ist. vgl. Bach im Wörterschatz I. 92 und Nachträge von 1886. - Und 2) daß nicht das mhd. rige in Betracht zu ziehen ist, sondem das nd. rige oder rie. Da die Wenden auf dem alten Berge Rigas Slawen waren, so könnte selbst, wie der frühere Lehrer der russ. Sprache am rigaer Gymnasium, Ph. Svätnoi, es tat, das slaw. rika als Ursprungswort für das Flüsschen Rige in Anspruch genommen werden. Dieser Ansicht widerspricht aber die Tatsache, dass rika nur bei den Kleinrussen vorkommt, alle übrigen slawischen Sprachzweige dagegen e festhalten (reka). Es scheint aber auch, daß von nd. rige oder rie ganz abgesehen werden muß. Denn erstlich machten Liven dem Bischof Anzeige von dem Orte, welcher Riga genannt werde. Zweitens müssen wir den Umstand im Auge behalten, daß zur Zeit des ersten Auftretens der Benennung Rige und Riga, d. h. um 1200, Liven die ortsansässige Bevölkerung um Riga, wenigstens auf dem rechten Ufer der Düna bildeten. Diese Tatsachen legen die Anname nahe, daß Rige — Riga Benennungen livischen Ursprungs sind, und lassen ganz und gar bezweifeln, daß ein lit. Stamm ring von der lettischen Zunge jener Zeit in rig verwandelt worden ist, und dass ein litauisches ringoti, die Benennung Rige hervorgebracht hat. Findet sich auch in dem, was wir von der livischen Sprache wissen, kein Wort ähnlichen Geläuts wie Rige — Riga, so dürfen wir, wie schonEingangs erwänt, keineswegs immer ein Wort der neueren Zeit zur Deutung heranziehen, und felt ein solches, wie etwa bei Rige, den Ursprung aus der betreffenden Sprache zurückweisen, vgl. d. folg. [Rigemünde]


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