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abklatschen V [h/s]
1. Vt de abweisen, zurückweisen
Er wurde abgeklatscht [Wahrscheinlich nach der bei Buchdruckern gebräuchlichen Bedeutung]
2. Vi 'beim Tanzen durch Klatschen zum Partnerwechsel auffordern' et lahti plaksutama (tantsupaari)
Bei dem Spiele, wo die Herren von den Damen und die Damen von den Herren herausgeklatscht wurden, rächten wir uns für die Ruthen dadurch, daß wir Jeder 6 6 Damen abklatschten und die 7te wählten [im Tanze, geschieht, um irgend eine Veränderung, einen Wechsel der Tanzenden vorzunehmen, wobei man in die Hände klatscht. Hoffmann erklärt: dem Vortänzer die Vortänzerin behmen und mit ihr forttanzen, wobei man in die Hände klatscht]
3. Vi 'keinen Erfolg haben' de scheitern; versagen
ich klatschte ab, war abgeklatscht 'mein Vorhaben missglückte'
2 Mal klatschte das Piston ab, sonst hätte ich noch geschossen
Na ja, auf die Ricke klatschte mir doch ab! 'Die eine Patrone seiner Doppelbüchse hatte, der Ricke zum Heil, versagt'
4. Vi de wegfahren, fortgehen
nach Petersburg abklatschen

QUELLEN

Gutzeit 1859, 9
abklatschen 1) Jemand. Er wurde abgeklatscht, abgewiesen, zurückgewiesen. Wahrscheinlich nach der bei Buchdruckern gebräuchlichen Bedeutung. 2) keinen Erfolg haben. Ich klatschte ab, war abgeklatscht, auf nicht angenehme Weise in meinem Vorhaben gescheitert.

Sallmann 1880, 79
abklatschen abweisen

Gutzeit 1886, 8
abklatschen 3) wegfahren, fortgehen. Nach Petersburg abkl. - 4) im Tanze, geschieht, um irgend eine Veränderung, einen Wechsel der Tanzenden vorzunehmen, wobei man in die Hände klatscht. Hoffmann erklärt: dem Vortänzer die Vortänzerin behmen und mit ihr forttanzen, wobei man in die Hände klatscht. s. Abklatsch.

Masing DBWB, 68
abklatschen, sw. (ápklač̄ən) 1. In Kurland klatschte die Flinte dem Jäger ab, in Deutschland versagte das Gewehr. Grotth. _Sp. … daß schon beim A. des vierten Zündhütchens das … Schußfieber… verschwunden war. Stillm. 36. _2. † in die Hände klatschen, um Tanzende zu einer Änderung der Weise ihres Tanzens zu veranlassen, vgl. Abklatsch. 2. Ich hatte … mehrere … Gesellschaften mitgemacht, auf denen … getanzt wurde. Eröffnet wurden sie stets mit einer Polonaise, die aber bald einen lustigeren Charakter annahm, indem abgeklatscht wurde, d. h. ... (s. Abklatsch 2.) CvKügelgen 81. _ 3. †┌ abweisen, zurückweisen. Er wurde abgeklatscht. Gtz. I, 9. Sallm. 79. _ 4. †┌ keinen Erfolg haben. Ich klatschte ab, war ab geklatscht, mein Unternehmen mißglückte. Gtz. I, 9. _ 5. †┌ abreisen, fortgehen. Nach Reval a. Gtz. N 1886, 8.
¤ abklatschen „Bei dem Spiele, wo die Herren von den Damen und die Damen von den Herren herausgeklatscht wurden, rächten wir uns für die Ruthen dadurch, daß wir Jeder 6 6 Damen abklatschten und die 7te wählten.” (J. Kolbe 29.III.1839).
¤ abklatschen „2 Mal klatschte das Piston ab, sonst hätte ich noch geschossen.” (J. Kolbe 18.IV.1837).
¤ abklatschen, „„Na ja, auf die Ricke klatschte mir doch ab!” – Das heißt: Die eine Patrone seiner Doppelbüchse hatte, der Ricke zum Heil, versagt.” (Deutsche Zeitung im Ostland. Riga, № 10/14. Aug. 1941. „Gemischtes beim Jagdfrühstück” von Herbert von Hoerner.)

Brettdroschke die
‣ Varianten: Bretterdroschke
'ungefedertes, langes, gepolstertes Brett, auf dem man im Quersitz saß'
vgl Brettwagen

QUELLEN

Sallmann 1880, 56

Gutzeit 1886, 178
Brettdroschke eine lange auf dem Lande gebräuchliche Droschke, deren Sitz ein längeres, mit einem Kissen bedecktes Brett bildet, auf dem die Männer oft rittlings sitzen.

Vegesack 1935, 56, 205

Baranow 1941, 95
Bretterdroschke = estn. Kriips.

Hueck-Dehio 1953, 48f.
... die alte Brettdroschke, die Wolf .. kutschierte. Er saß .. rittlings über dem polsterbelegten Brett. .. Hinter Wolf auf der Brett-Droschke, rittlings wie er, saß ein sehr schlankes Mädchen.

Hueck-Dehio 1955, 16
Brettdroschke = niedriger Jagdwagen mit einem federnden Brett als Sitz.

Vegesack 1963, 20


QUELLEN (Informanten)
Kruedener, Hella, Baronin: Kreis Wolmar; Hörschelmann, O. von: Livland
Brettdroschke Gefährt für Wald und Feldwege geeignet, für 3-4 Personen; ein langes Brett, vorne und hinten breiter mit aufgeschnalltem Polster, auf 2 Achsen ruhend.


Brettdroschke ungefedertes, langes, gepolstertes Brett, auf dem man im Quersitz saß.
Narwa, Kan(u?)dau, Allendorf (Kr. Wolmar), Paschlep (Kr. Hapsul), Riga, Dorpat, Reval, Südlivland (Wenden), Druween (Kr. Wenden), Gut Iggen (Kr. Talsen), Stadt Walk, Soosaar (Fellin), Kerjell (Kr. Werro), Pernau, Blumbergshof, Werro, Wolmar, Dago, Bixten (Kr. Teckem), Arensburg, Punen (Kr. Windau), Härdel, Gut Kackowa (Kr. Werro), Kattentack, Friedrichswalde (Kr. Wenden), Nömkull (Kr. Jerwen)

Fuhrmann der

QUELLEN

Gutzeit 1874, 125
Fuhrmann s. Kutsche II 125

Sallmann 1880, 55
Fuhrmann in Deutschland gegenwärtig nur noch den Frachtfuhrmann bezeichnend, heißt hier der Droschkenkutscher und sein Gefährt: sich auf den Fuhrmann setzen - eine Droschke besteigen.

Eckhardt 1896, 31
Droschke. Bd. Neubildung

Boehm 1904, 71, Sp. 102
Fuhrmann so allg. statt Droschkenkutscher, sogar statt Droschke, z.B. ich stieg in den Fuhrmann.
Im Gegensatz hierzu gab es Trinkbräuche der Belobigung und des Fuhrmanns, durch welche die verdienstliche Tat eines Fuchses beim Älteren ihre Anerkennung fand, ferner die "feurige Bombe" und das pro salute, durch welche ältere Burschen geehrt wurden. Sie alle waren von entsprechenden Liedern begleitet.

Seemann von Jesersky 1913, 119
Fuhrmann, Passagierdroschke. Wir setzten uns alle in einen Fuhrmann.

Mitzka 1923, 16
Fuhrmann - Droschke

Munier-Wroblewski 1927-1931, 139
"... kam von dort mit einem Fuhrmann“

Baranow 1941, 74
"... fuhr er „in dem Fuhrmann", wie man damals sagte“

Stegmann von Pritzwald 1951, 179
Immerhin bleibt ein Rest, der trotz des Siebungsprozesses bis in die Hochstufe der baltendeutschen „Schriftsprache“ gelangt ist (etwa „Pasteln“, „Gnide“ oder „in den Fuhrmann steigen“).

Sass 1963, 88
Man steigt in den Fuhrmann, fährt zum Tuckumer Bahnhof, seltener zum Dampfer, und rollt alsbald über die Eisenbahnbrücke dem Strande zu.

Sass 1963, 121
Fahrten im Morgengrauen erstehen, mit Philistern und Studenten in mehreren Fuhrmännern.

Sass 1963, 126
Damals hieß er mit Vornamen WANJA. Aber man rief gewöhnlich „iswóschtschik!“ Später nannte er sich JANIS, und man rief: „Fuuhrmann!“ Man rief es häufig, und er fuhr nicht schlecht dabei, in keiner Hinsicht, aller motorisierten Konkurrenz zum Trotz.

Nottbeck 1987, 31
Bezeichnung für Mietdroschke / E.K.L.R. Er stieg in den Fuhrmann und fuhr ins Theater.

Kobolt 1990, 108
(Droschken)kutscher; Kutsche, Droschke, z.B.: Wir stiegen in einen Fuhrmann. mnd. vôrmann Fuhrmann; lbg. Furmann, Formann.


QUELLEN (Informanten)
Lange, Harald: Riga, Südlivland
Fuhrmänner, Fuhrleute. Wenn es um den Fuhrmann ging, der Passagiere fuhr und an gewissen Strassenecken auf die Passagiere wartete, sagte man im Plural Fuhrmänner. Wenn es sich um den Rospuskenfuhrmann handelte, sagte man die „Fuhrleute“ (streikten z.B.)

Kerkovius, Martha: Riga; Kruedener, Hella, Baronin: Kreis Wolmar; Taube, Theodor: Riga, Westkurland; Weiss, Lis-Marie: Reval
Man stieg bei uns „in den Fuhrmann“! Man fuhr „im Fuhrmann“.


Droschkenkutscher, in der Stadt
Wolmar-Pernau, Narwa, Lamdohu, Ka(u)ndau Allendorf (Kr. Wolmar), Fellin, Riga, Libau, Reval, Südlivland (Wenden), Druween (Kr. Wenden), Dorpat, Mitau, Oesel, Goldingen, Talsen, Soosaar (Fellin), Neuerburg, Ligat, Waldeck (Kr. Wreck), Goldingen/Windau, Kerjell (Kr. Werro), Gulben, Blumbergshof, Werro, Hallist (Kr. Pernau), Gut Richholz (Kr. Wiek), Wenden, Karlsberg (Kr. Pernau), Wolmar, Kabillen (Kr. Talsen), Dago, Prohden (Kr. Illuxt), Tuckum, Neuhausen (Kr. Hasenpott), Härdel, Bauske, Walk, Gut Kachkowa (Kr. Werro), Pernigel (Kr. Wolmar), Ubia (b. Wesenberg), Wärnkull (Kr. Jerven)


Droschke, bes. in der Stadt
Reval, Dorpat, Tellin, Riga, Libau, Südlivland (Wenden), Oesel, Mitau, Talsen, Goldingen, Neuerburg, Ligat, Waldeck (Kr. Wreck), Hoppenhof (Kr. Walk), Wenden, Karlsberg (Kr. Pernau), Dagö, Härdel, Saara (Kr. Pernau), Tergeln (Kr. Windau), Kettentack, Pernau, Ubia (b. Wesenberg), Sagnitz (Kr. Walk)

Halbdeutsch

siehe auch Artikelgebrauch, Aussprache, bleiben, lassen, legen

QUELLEN

Revaler Bote 1919-1930, 1928 Nr. 157
Halbdeutsch ist ein Gemisch: halb Deutsch und halb aus anderem Element, sagen wir Estnisch oder etwas anders. Grasin's [??] Gedichte ... zeigen nur schlechtes, falsches Deutsch. Solch ein Deutsch ist auch Knotendeutsch genannt worden.

Krüger 1832, 335
... 10) ... gar nicht selten in den feineren Circeln; 11) mehr oder weniger ein Prärogativ der gemeineren Cle...n [?]

Riemenschneider 1858a, Sp. 74-75
Es wäre, wenn es darauf ankäme, nicht schwer, das hiesige Deutsch nach verschiedenen Stufen zu charakterisiren, welche durch gewisse stehende Redensarten sich sogleich kenntlich machen. Auf die unterste Stufe, bei welcher man aus einer Reihe verkehrt oder halb ausgesprochener Wörter nur mit Mühe den Sinn des Satzes errathen kann, folgt eine höhere, auf welcher man von Längde und Wärmde reden hört, wo man sich so selbig befindet, noch höher bedauert man das arme Kind, welches sich schon zum dritten Mal beim Fallen den Kopf abgeschlagen, noch höher geht man Licht fragen und legt den Leuchter auf den Tisch oder bleibt in einer Gesellschaft (so lange), bis man sich amüsirt; noch höher macht man das Fenster fest und die Thür los, ja selbst der Mund wird losgemacht und es gilt für eine Unbequemlichkeit, daß die Nase fest ist, noch höher schließt man jeden Satz mit würde und möchte, u.s.w. - Genug, schlechtes Deutsch kann man bei uns überall hören, von dem Undeutsch (oder Gesindedeutsch) und dem Halbdeutsch an bis zum Conversationsdeutsch und Salondeutsch: unten sind die Volkssprachen, oben die modernen Verkehrssprachen sehr bald herauszuhören.

Riemenschneider 1858b, Sp. 75
Gesindedeutsch Genug, schlechtes Deutsch kann man bei uns überall hören, von dem Undeutsch (oder Gesindedeutsch) und dem Halbdeutsch an bis zum Conversationsdeutsch und Salondeutsch.

Pantenius 1872, 29
die Halbdeutsche - Hier nur ein Elternteil deutsch und der andere lettisch

Sallmann 1880, 66f.
Halb- oder Kleindeutsche Esten, die sich eine gewisse deutsche Bildung angeeignet haben und ihrer Berufsstellung nach in den kleineren Mittelstand sich aufgeschwungen haben, keine Bauern mehr sind.

Gutzeit 1889a, 2
Halbdeutsche. Nach Bertram (470. IV. 24 [Gesammelte Schriften]) nennen die Deutschen die Halbdeutschen (heraufgekommene Esten oder heruntergekommene Deutsche) Pafulken.

Kiparsky 1936, 15
Anm. 1: Erster Beleg: Alt-Pernau, 1537; GU II, 432 „de halffwe Dudtschen“ bezeichnet werden kleine Handwerker (im Gegensatz zu den 'undeutschen' Fischern.

Lenz 1941, 35
19. Jh.: FW die Halbdeutschen, d.h. Letten, „die am Deutschtum ein wenig geleckt haben“, kommen neue Bezeichnungen auf. Sie werden Wacholder- oder Strüffeldeutsche genannt; beide Ausdrücke sind Übersetzungen aus dem Lettischen.

Kanakorv
‣ Varianten: Kanakorw
{estn. kanakorv 'Hühnerkorb'}
‣ Belege: Estland, Livland
'offener breiter Schlitten mit Holzgittern als Rücken- und Seitenlehne'
‣ Synonyme: Kressla

QUELLEN

Baranow 1941, 89
„Im Winter fuhr man im „Kanakorw“ (Hühnerkorb), einem offenen breiten Schlitten mit Holzgittern als Rücken- und Seitenlehne, ........"

Nottbeck 1987, 40
Kanakorv (est.) - Aufsatz für flachen Schlitten / E. mit Rücken- und Seitenlehne (wörtl. Hühnerkorb).


QUELLEN (Informanten)

Kanakorv (Hühner Korb) 'Arbeitsschlitten mit Rückenlehne, mit Strohsäcken ausgelegt als Sitzen, zur Personenbeförderung'
Narwa, Fellin, Dorpat, Reval, Stadt Walk, Soosaar (Fellin), Ligat, Waldeck (Kr. Wreck), Hallist (Kr. Pernau), Gut Richholz (Kr. Wiek), Karlsberg (Kr. Pernau), Pernau, Saara (Kr. Pernau), Sagnitz (Kr. Walk)

Korbwagen der

QUELLEN

Bergmann 1785, 39
Korbwagen ein Wagen, dessen Seiten von Ruthen geflochten sind. Jetzt hat man viele Korbwagen nach feinerem Geschmack gebaut.

Hupel 1795a, 123
Korbwagen ist ein kleines oben offenes Fuhrwerk das etwas bequemer und besser aussieht als der gewöhnliche Bauerwagen; daher sich deutsche Professionisten u.d.g. eines solchen bedienen.

Gutzeit 1874, 76
Korbwagen, Art sehr beliebter Wagen, die indessen sehr den Droschken Platz gemacht haben. So benannt, weil die Wände des Korbes Sprossen in Art eines Flechtwerks zeigen. Ein Korbwagen, rig. Brückenzolltaxe von 1762. Ein Korbwagen, 276. Korbwagen mit Sprossen, 172. 1783. 175. Ein Deichsel-Sprossen-Korbwagen, rig. Ztg. 1859. Korbwagen mit einer ledernen Schürze, 172. 1798. 208. Ein sog. Wendenscher Korbwagen auf Quetschfedern, rig. Ztg. 1871. 50; ein rigischer Korbwagen, 172. 1777. 127. — Ein- und zweispännig zu fahren. Hupel bemerkt, Korbwagen ist ein kleines, oben offenes Fuhrwerk, das etwas bequemer und besser aussieht als der gewöhnliche Bauerwagen; daher sich deutsche Professionisten und dgl. eines solchen bedienen. Bergmann sagt: ein Wagen, dessen Seiten von Ruthen geflochten sind; Itzt hat man viele Korbwagen nach feinerem Geschmacke gebaut.

Bienemann 1911, 236f.
[...] die Schiffe lagen alle, der Länge nach, längs dem Bollwerk und den beiden Seiten der Floßbrücke vor Anker, waren zugänglich auf Balken- und Bretterstegen und waren die Sammelpunkte der guten Gesellschaft. Auf vielen Schiffen waren Musikkorps, die abwechselnd fröhliche Weisen, zumeist Tänze, erschallen ließen. Das Wenditzsche Schiff, ein Lübecker Segelschiff, das auch Reisende nach und von Lübeck beförderte, lag gleich am Bollwerk an der Floßbrücke, als wir es bestiegen, fanden wir die Foelckersahms schon vor. Auf dem Schiffe war eine Militärmusikkapelle postiert, während die Gesellschaft sich auf dem mit Kränzen und Girlanden geschmückten Hinterdeck am Steuer aufhielt und mit Schokolade und Eis bewirtet wurde. Auf der Brücke, die für ein paar Stunden für Fahrzeuge abgesperrt war, drängten sich so gewaltige Volksmassen, daß die „Klappen“ der Brücke zu sinken begannen und ein paar Zoll hoch überflutet wurden.
Der Strom bot ein buntes, heiteres Bild; die zahlreichen Kauffartenschiffe, alles Segelschiffe, hatten in reicher Menge Flaggen und Wimpel gehitzt, und zwischen den Schiffen fuhren unzählige girlandengeschmückte Ruderboote, mit fröhlichen, festlich gekleideten Gesellen umher, aus welchen oft hübsche Gesänge erschallten. -
In dem damaligen Riga war das öffentliche Fuhrwesen nicht sehr entwickelt, weil die meisten Familien der zahlreichen Kaufmannschaft, der Rat und die höheren Krons- und Landesbeamten, selbst Equipagen hielten, denn Pferde, Heu und Hafer waren nicht teuer und der Lohn der Kutscher nicht hoch. Ein großes russisches Pferd aus den Gestüten der inneren Gouvernements konnte man für 150 Rubel S. erstehen. Bei den Privatequipagen sah man ausschließlich russischen "Chommut".Anspann und russisch gekleidete Kutscher; nur der Rat fuhr mit deutschem Geschirr, und seine Kutscher hatten deutsche Livree, die minder wohlhabenden Familien brauchten zu den Visitenfahrten und zu Ausfahrten aufs Land von Fuhrmannswirten des deutschen Fuhrmannsamtes gemietete Equipagen, die zu Stadtfahrten russisch, zu Landfahrten deutsch, mit Sielen bespannt waren. Jede Familie hatte ihren stehenden Fuhrherrn, wir Herrn Fuhrmann Töpfer, die Kleins Fuhrmann Philipp. Zu den Stadtfahrten stellten die Fuhrmannswirte viersitzige Wagen, später auch "Glaskaleschen"; zu den Landfahrten, die von größeren Gesellschaften gemeinschaftlich unternommen wurden, "Stuhlwagen", ohne Federn, mit 4-5 in Lederriemen hängenden Sitzbänken; diese Wagen wurden von Pferden langgespannt gezogen, die vom Sattel von dem Kutscher gelenkt wurden. In der Stadt fuhren die Lohnequipagen ohne, aufs Land hinaus stets mit Glocken. Kleinere Gesellschaften machten die Landfahrten in Kaleschen, in C-federn hängend und mit ledernem Ober- und Seitenverdeck, oder auch in viersitzigen „offenen Strauchwagen", ohne Federn. - Zum täglichen Verkehr dienten die Nummerwagen des Fuhrmannamtes, entweder federlose zweisitzige "Korbwagen" oder zweisitzige, in C-federn hängende "Chaisen", beide Arten zweispännig und ohne Verdeck. Städtische „Fuhrmannsstände“ gab es, soviel mir erinnerlich, nur zwei: auf dem Dünamarkt und auf dem Bastionsplatz zwischen der ersten und ersten und zweiten Sandpfortenbrücke. Der dritte mir bekannte Fuhrmannsstandplatz war jenseit der Düna auf der Kobernschanze, links von der Elephantenbrücke, und von „undeutschen“ Fuhrleuten, die nicht zum Amte gehörten, den sogenannten "Kasefuhrleuten" oder auch "Kaseliner" genannt, besetzt. Das Geschirr war deutsches Sielengeschirr, die Leinen waren einfache Hanfstricke und die Fuhrleute waren in Kragenmäntel gekleidet, mit Mützen auf dem Kopfe, und dem Nummerschilde hinter dem Kragen, mit einer Schnur um den Nacken befestigt. Im Winter fuhren die Standfuhrleute mit breiten, dreisitzigen, mit zwei Pferden bespannten Schlitten, die hinten gewöhnlich ein Trittbrett hatten. Einspännige Fuhrmannsfahrzeuge gab es damals nicht.

Masing 1926b, 11
Korbwagen Wagen mit Wänden aus Flechtwerk (opr. + bd.)

Vegesack 1935, 26
Korbwagen opr. + bd. Wagen mit Wänden aus Flechtwerk

Baranow 1941, 85
Oft werden Gäste in „Korbwagen“ von der Bahn geholt.

mustern
‣ Varianten: munstern

QUELLEN

Gutzeit 1887b, 260
munstern, ehemals f. mustern. Er munsterte sein Volk, 221. 46. Öfters in Russow's Chr.

???, 85
[Öhmann in Neuphilol. Mitt. 1941, 85]

Sehwers 1953, 103

Strich der

siehe auch bestrichen1

QUELLEN

Sallmann 1880, 130
zu Strich kommen zu Rande, zum Ziel kommen.

Boehm 1904, Sp.101
Recht mannigfach sind dagegen Ausdrücke für die Wirkung der Getränke: Ich nenne die harmlosen Wörter Strich, Schwips, Drän, Donner (bestrichen, beschwipst, angedonnert) sowie die Wendungen: er ist Bombe (Kluge: Kanone), „voll wie eine Unke, geladen, Leiche“, denen ich gleich die „Toten- oder Leichenkammer“ anreihe, in der man auf Kommerschen die Opfer zu betten pflegte.

Seemann von Jesersky 1913, 176
Strich, Rausch.

Baranow 1941, 85
Strich Brettdroschke
Doe große Droschke hat ihre Dienste getan, man [lekt ?] den „Strich“ selbst, eine ewiglange Brettdroschke.

Habicht 1956, 427
der Strich Rausch

Kobolt 1990, 263
Strich m leichter Rausch
plattd. 'n Strich häbben geistig nicht ganz normal sein; nhd. alltagsspr.: leichter Rausch.


QUELLEN (Informanten)

sich einen Strich anlegen 'sich betrinken', WL 8,39.

Schönfeldt, Alfred, Sen.: Riga, Petersburg, Estland; Tode, (Jo)hanna: Riga
[zu Sallmann]: bekannt

Lemm, Robert von: Reval, Dorpat
Strich, der, Schwips


Strich Schwips, WL 5,34; einen Strich haben.
Im lett. Sprachbereich ca 30mal belegt, im estn. auch ca 30mal.

Weinert, Paul: Riga
einen Strich haben einen Schwips haben
Er hatte gestern einen Strich, als er spätabends nach Hause kam.

Lange, Harald: Riga, Südlivland
in einem Strich in einem Zuge, ohne Unterbrechung, ununterbrochen.
Ich lief in einem Strich bis zum Meer.
Ich habe die Blumen in einem Strich gegossen.

Wasock
‣ Varianten: Wasok
et tõldsaan

QUELLEN

Baranow 1941, 29
Wasock geschlossenes Gefährt auf Schlittenkufen

Wasok der
‣ Varianten: Wasock, Wosok
{russ. возокъ 'Schlittenkutsche' Kiparsky 1936, 188}
‣ Belege: Estland, Livland, Kurland, Riga
'geschlossener Schlitten' de Kupee-Schlitten; et kattega saan; tõldsaan
Wenn di .. Prinzessinnen und Großfürstinnen in vergoldeten Karossen oder gewaltigen Wosoks thronten ..
Im Wasok fuhren wir die 20 Kilometer nach Jewe.
vgl Kibitka, Schlitten, Kutsche

QUELLEN

Lister Venables 1839, 230f.
A close carriage placed on runners instead of wheels, is called a Vasok; it is a very convenient vehicle for town use, and it is preferred by many people for winter travelling on account of its warmth; a vasok adapted for this purpose has no springs. It is not, however, consideres so safe when the roads are bad, and the snow worn into holes, as the ordinary winter vehicle calles a Kibitka; these are of various kinds, according to the taste or means of the owner; the best sort being a species of caliche, warmly fitted up, and placed on runners. The kibitka is closed with leather curtains instead of glass, and on each side near the ground projects a strong wooden elbow, so that the vehicle cannot easily be upset; the elbow being a necessary appendage for this purpose to all sledges intended for country use. The kibitka has shafts, and is driven troika, that is, with three horses abreast; the traveller inside is able either to sit up or to lie down, stretching himself out as if he were in bed, the vehicle being built long for this purpose. The price of a first-rate kibitka is from twenty to five-and-twenty pounds.

Sallmann 1880, 12, 56
Wasok geschloßener Schlitten
russ.

Vegesack 1935, 26, 255
grosse altertümliche Kutsche

Kiparsky 1936, 188
Wasok [vazók] m. 'geschlossener Schlitten' ‹ r. возокъ 'Schlittenkutsche'. E.L.K., veraltet. SALLMANN N. 12.

Baranow 1941, 29
Wasock geschlossenes Gefährt auf Schlittenkufen

Grosberg 1942, 15, 315
der Wosók, Pl. Wosóks 'großer Reiseschlitten mit Halboberdeck' (russisch)
er ließ .. die Stuten .. vor einen Wosok anspannen (15)
Wenn di .. Prinzessinnen und Großfürstinnen in vergoldeten Karossen oder gewaltigen Wosoks thronten .. (315)

Vegesack 1963, 41

Nottbeck 1987, 100
Wasok (rus.) - geschlossener Schlitten / E.K.L.R. Im Wasok fuhren wir die 20 Kilometer nach Jewe.


QUELLEN (Informanten)
Busch, Marie von: Reval
Wasók (rus.) verdeckter Schlitten

Vietinghoff-Scheel, Robert von: Groß-Jungfernhof Kreis Riga
Der Wasok (baltisch-russisch) - Kupee-Schlitten (hochdeutsch)


'eleganter, schmaler, geschlossener Schlitten'
Allendorf (Kr. Wolmar), Paschlep (Kr. Hapsul), Riga, Dorpat, Libau, Reval, Druween (Kr. Wenden), Oesel, Stadt Walk, Soosaar (Fellin), Reval, Waldeck (Kr. Wreck), Stoppenhof (Kr. Walk), Pernau, Gulben, Blumbergshof, Werro, Narwa, Fellin, Gut Rickholz (Kr. Wiek), Karlsberg (Kr. Pernau), Wolmar, Kabillen (Kr. Talsen), Dagö, Fellin, Härdel, Gut Kachkowa (Kr. Werro), Kliggenhof (Kr. Tuckum), Kattentack, Feldhof (b. Sassmacken), Werpel, Pernau, Ubia (b. Wesenberg), Hapsal, Wesenberg, Nämkull (Kr. Jerven)


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